Ohne inhaltliche Debatte

9. Juli 2012. Die umstrittene Besetzung der vakanten Regieprofessur des Wiener Max-Reinhardt-Seminars mit der Regisseurin Anna-Maria Krassnigg hat zu heftigen Protesten der Studierenden geführt. Das geht aus mehreren Medienberichten hervor, unter anderem auf der Internetseite des Senders ORF.

Eine Berufungskommission, die Studierenden selbst und auch Institutsleiter Hans Hoffer hatten sich dem ORF zufolge für den Regisseur Stefan Bachmann ausgesprochen, der 2013 die Intentendanz des Kölner Schauspiels übernimmt. Werner Hasitschka, der Rektor der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, zu der auch das Max-Reinhardt-Seminar gehört, hatte dem ORF zufolge die Notwendigkeit einer permanenten, persönlichen Präsenz für die Regieprofessur hervorgehoben, und die künftige Kölner Intendanz Bachmanns mit diesem Anspruch für nicht vereinbar gehalten.

Studierende, Lehrende und Institutsvorstand haben, so der ORF weiter, die Berufung von Krassnigg in einer ersten Stellungnahme vehement abgelehnt. Sie seien "fassungslos über die Art der Bestellung der für das MRS äußerst wichtigen lebenslangen Regieprofessur über alle Empfehlungen der Expertenkommission, einer Nobelpreisträgerin und die Wünsche der Studierenden und Lehrenden des Seminars hinweg, ohne inhaltliche Debatte, in einer anachronistischen, unverständlichen 'Herrschaftsgeste'", wird aus der Erklärung zitiert.

Auf der Homepage des Max-Reinhardt-Seminars ist ein Statement der österreichischen Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek zur Causa nachzulesen: "Dermaßen autoritär kann man, meiner Meinung nach, nicht über demokratisch erarbeitete Vorschläge zur Besetzung eines Hochschul-Postens hinweggehen. Das ist finsterstes 19. Jahrhundert (oder womöglich noch finsterer)."


(ORF / sle)

 

Siehe auch die Presseschau vom 9. Juli 2012

 

 

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