Kein Geld, aber Ehre 

München, 23. November 2007. Seit 2006 hat auch Deutschland einen Theaterpreis, über den nicht von Kritikern, sondern von Theatermachern entschieden wird, und an diesem Freitag wurde Der Faust in München nun zu zweiten Mal vergeben.

Insgesamt hatten die Bühnen mehr als 400 Vorschläge eingereicht. 24 Regisseure, Sänger, Schauspieler, Tänzer, Choreografen und Ausstatter wurden für die Endrunde nominiert. In den acht Kategorien siegte schließlich Stephan Kimmig als beste Regieleistung Schauspiel (für "Maria Stuart" am Thalia Theater). Andrea Schraad erhielt einen "Faust" für die Ausstattung von Kriegenburgs "Drei Schwestern" an den Münchner Kammerspielen.

Frank Panhans wurde ausgezeichnet für Regie Kinder- und Jugendtheater ("Cengiz & Locke" am Grips Theater Berlin). Beste Regie Musiktheater ging an Dietrich Hilsdorf ("Die Liebe zu den drei Orangen" am Städtischen Theater Chemnitz). Brigitte Hobmeier erhielt den Preis für die beste darstellerische Leistung im Schauspiel (in "Glaube Liebe Heimat" nicht mehr am Münchner Volkstheater, sondern an den Kammerspielen). Angela Denoke gewann in der Kategorie Beste Sängerleistung (als Salome an der Bayerischen Staatsoper München). Beste tänzerische Einzelleistung: Katja Wünsche in "I Fratelli" am Stuttgarter Ballett. Beste Choreographie: Stephan Thoss ("Giselle M." ebenfalls, wie Hilsdorf, am Städtischen Theater Chemnitz).

In die Kategorien hat man Rimini Protokoll wohl schlecht einordnen können, so erfand man für sie noch einen Sonderpreis für ihre "außergewöhnliche Theaterform". Der Preis fürs Lebenswerk, den im vergangenen Jahr George Tabori erhielt, ging an den Dirigenten Michael Gielen.

Es hatte mehrere Anläufe gebraucht, bis sich der Deutsche Bühnenverein, die Kulturstiftung der Länder und die Akademie der darstellenden Künste auf ein Konzept für den "Faust" verständigt hatten. Als es dann im vergangenen Jahr endlich zur Verleihung kam, wurde kritisiert, dass die Inszenierung der Veranstaltung allein auf die Tauglichkeit als Fernsehübertragung abzielte. Norbert Lammert sprach in der Wochenzeitung Die Zeit von "der Selbstabdankung des Theaters zugunsten des Fernsehens". Kein Wunder, dass es in diesem Jahr rund um den Preis merklich ruhiger blieb.

(sik)

 

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