Zwischenruf - Presseschau vom 21. November 2012
Saalverschiffung mit Stefan
Wir lesen heute in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (21.11.2012), dass Sir Simon Rattle, Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, den Großen Saal der Historischen Stadthalle in Wuppertal nach einem Gastspiel mit seinem Erste-Sahne-Orchester als einen "der besten Konzertsäle in der Welt" gepriesen hätte. Sir Simon habe die Wuppertaler Örtlichkeit gar mit dem Goldenen Saal des Musikvereins in Wien in einem Atemzug genannt. Man höre!
Weiters weist die FAZ darauf hin, dass man in München seit Jahren um einen neuen Konzertsaal streite. Sir Simon habe den Münchnern nun empfohlen, traurig nach Wuppertal zu äugen, weil sie selbst nichts Gleichwertiges besäßen.
Gut. Uns fällt dazu auch noch etwas ein.
Könnte Wuppertal nicht seinen ganzen famosen Konzertsaal wie er liegt und steht an München verkaufen? München hat Geld, Wuppertal hat keines, München braucht einen Saal, Wuppertal hat einen. Also bitte!
Und dann setzen die Ingenieure, die beim Bau des Berliner Potsdamer Platzes den Kaisersaal aus der Ruine des alten Hotels Esplanade in Glas fassten und kurzerhand paar und siebzig Meter in das Sony Center verschoben haben, setzen also diese Ingenieure oder ihre Erben diesen ganzen Großen Saal mit oder ohne Historische Stadthalle auf Rollen und rollen ihn haste was kannste durch die halbe Republik in die bayerische Hauptstadt hinein.
Nicht nur, dass Wuppertal auf diese Weise seine klamme Stadtkasse aufbessern könnte, München endlich seinen Saal bekäme, mit Akustik in einem Atemzug mit Wien, gell, man könnte obendrein aus der monatelangen Saalverschiffung über Land auch noch ein gebührenpflichtiges Event mit Stefan Raab als Zeremonienmeister und Franz Beckenbauer als Organisationschef machen.
Da sollten sich doch schon ein paar Milliiönchen für Wuppertal erlösen lassen oder etwa nicht? Und wer braucht in Wuppertal hinkünftig denn noch einen Konzertsaal? Ohnehin wolle man im Armenhaus im Bergischen Land den städtischen Betriebskostenzuschuss für die Historische Stadthalle von 885 000 Euro um 100 000 Euro kürzen, schreibt die FAZ. Streicht ihn doch ganz! Verkauft den Saal, vielleicht lässt sich auf diese Weise wenigstens die Wuppertaler Schwebebahn sanieren.
(jnm)
Wir bieten profunden Theaterjournalismus
Wir sprechen in Interviews und Podcasts mit wichtigen Akteur:innen. Wir begleiten viele Themen meinungsstark, langfristig und ausführlich. Das ist aufwändig und kostenintensiv, aber für uns unverzichtbar. Tragen Sie mit Ihrem Beitrag zur Qualität und Vielseitigkeit von nachtkritik.de bei.
mehr debatten
meldungen >
- 28. März 2024 Berliner Theatertreffen: 3sat-Preis für Jenaer Arbeit
- 28. März 2024 Berlin/Bremen: Geschäftsführer Michael Helmbold verstorben
- 28. März 2024 Neues Präsidium für Deutsche Akademie der Darstellenden Künste
- 26. März 2024 Günther-Rühle-Preise vergeben
- 26. März 2024 Mülheimer Theatertage: Preisjurys berufen
- 26. März 2024 Theatertreffen der Jugend 2024: Auswahl steht fest
- 26. März 2024 Schauspieldirektor Maik Priebe verlässt Neustrelitz
- 25. März 2024 Dramatikerpreis für Correctiv-Autor:innen L. Lax und J. Peters
neueste kommentare >
-
Chico Citrone, Schwerin Warnung!
-
hildensaga, Berlin Karger Männerblick
-
Preisjury Mülheim Um Himmels Willen
-
Auswahl Mülheim Liste?
-
Auswahl Mülheim Erwartbar + bieder
-
3sat Preis Frage
-
Reise des G. Mastorna Wahnsinn
-
Reise des G. Mastorna, Heidelberg Bildgewaltig
-
Medienschau Volksbühnen-Chance Basel-Modell statt nur Namen
-
Medienschau Volksbühnen-Chance Dreamteam
und dann kann Wuppertal möglicherweise auch sein Schauspielhaus behalten. Träume ! Denen vom Kosice-Ufer dürfte das leider kaum helfen..
Orthographie ? "Fitzcarraldo" heißt der Film. Richtig. Auch wenn Sie darauf garnicht angespielt haben dürften. Und, daß Ihnen, Herr Rothschild, Humor abgesprochen wird, sehen Sie so; eigentlich ging man aber vielleicht nur davon aus, daß sie nicht nur einen solchen haben, sondern dieser sich so und so äußern müßte. Gut, da mag man sich getäuscht haben; aber wenn ich mir so vor das Auge rufe, wie nachtkritik de. über Wuppertal berichtet hat, so kann ich von jenem Hochmut, den Sie ansprechen, hier nichts erkennen.