Deckungslücke

Wuppertal, 23. November 2012. Das Festival Impulse hat für die Ausgabe im nächsten Jahr noch keine ausreichende Finanzierung, und angesichts der ungeklärten Finanzlage fragt das Kultursekretariat NRW nun in einer Pressemitteilung: "Droht das Aus?" Bislang sei für 2013 nur eine Förderung von weniger als 600.000 Euro gesichert – 150.000 Euro unter dem notwendigen Mindestbudget und gut 300.000 Euro weniger als für die Ausgabe 2011 zur Verfügung standen. 

Die Programmierung des Festivals ist aber bereits in vollem Gange. Dem ersten Open Call in der Geschichte der Impulse folgten mehr als 300 Einsendungen. Ein halbes Jahr vor dem Festival, das vom 27. Juni bis 7. Juli 2013 stattfinden soll, werde die Arbeit des neuen Leitungsteams Florian Malzacher und Stefanie Wenner grundsätzlich infrage gestellt, heißt es in der Mitteilung. 

Die Impulse Theater Biennale in Nordrhein-Westfalen präsentiert seit mehr als 20 Jahren die wichtigsten Produktionen des freien Theaters in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Unter der künstlerischen Leitung von Tom Stromberg und Matthias von Hartz hatten sich die Zuschauerzahlen seit 2007 mehr als verdoppelt.

Die letzten drei Festivals waren jeweils mit mindestens 800.000 Euro ausgestattet, zuletzt sogar mit über 900.000 Euro. Nach dreimaliger Beteiligung kann nun die Kulturstiftung des Bundes dem Gesamtfestival aus formalen Gründen keine weitere Förderung mehr gewähren, ein Projektantrag für die Realisierung von ortspezifischen Arbeiten des britischen Performance-Duos Lone Twin, der israelischen Künstlerin Yael Bartana, der indischen Künstlergruppe Raqs Media Collective und des kolumbianischen Mapa Teatros wurde von der Jury für offene Förderung nicht berücksichtigt.

Um jedoch die Festivalausgabe 2013 auf einem Mindestniveau veranstalten zu können, müsse eine Deckungslücke von wenigstens 150.000 Euro geschlossen werden. Damit würde das Budget mit 750.000 Euro allerdings noch immer deutlich unter dem Etat der vergangenen Festival-Ausgabe in Höhe von über 900.000 Euro liegen.

(www.nrw-kultur.de / www.festivalimpulse.de / sik)

 

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Eigenen Angaben des Festivals zufolge soll IMPULSE diesmal "in einem thematischen Schwerpunkt seine eigene Aufgabe hinterfragen". Es erstaunt nicht, daß angesichts solcher ins Absurde gesteigerten Kuratoren-Ideen die Geldgeber ausbleiben. Die Kuratoren und Festivalchefs, die sich sowas ausdenken, sind natürlich abgesichert mit Verträgen. Auf der Strecke bleiben die Künstler - von deren Phantasie und Kreativität der gesamte Kunstbetrieb (noch) lebt.
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Die „freie“ Szene ist alles mögliche, aber bestimmt eins nicht: frei. Vielleicht sind es eher die, die durchs Netz gefallen sind, und in der fatalen Situation eines Ertrinkenden nach letzten Konturen greift – ein Betrunkener, der im Sturz nach der basalen Tischkante greift, die nicht immer mehr da ist. Die Romantik, in der das Phänomen „freie Szene“ von den Institutionen – und Impulse ist auch eine – gefeiert wird, ist bigott. Seit Grimms Märchen kämpft die Gesellschaft gegen ihre Wölfe, Theater sind Zähmungsmechanismen, um so höher der suggerierte Anspruch, um so zufriedener schläft auch das Publikum am Abend nach der Vorstellung. Bloß nicht die Konturen zur Sprache bringen, bloß nicht die Mäzenen auf der Bühne auftreten lassen. Das irritiert den Traum im Tiefschlaf des postmodernen Kulturliebhabers. Wenn die Ausschreibung für Impulse 2013 genau drauf abzielt, unterläuft sie diesen so heiß geliebten Anspruch. Und den brauchen die Töpchen-Verwalter, um den Traum einer demokratischen Kunst in der Schwebe des Traumzustands zu balancieren.
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