Leiden an Düsseldorf

von Andreas Wilink

Düsseldorf, 29. November 2012. Völlig überraschend kommt diese Amtsaufgabe. Zumindest einen Moment lang. Dass Staffan Valdemar Holm die Gesundheit – sein Ausgebrannt-Sein – als Ursache für das Ende seiner kurzen Düsseldorfer Intendanz angibt, ist ehrlich und ehrenwert und spiegelt das, was man an dem 1958 geborenen Schweden als so angenehm empfindet: dass er offen, sympathisch und unprätentiös ist. Aber diese persönliche Stärke korrespondiert nicht mit dem, was am Gründgens-Platz und im Central am Hauptbahnhof über die Bühne geht. 

So lässt sich der sinnige Titel einer Gesprächsreihe, die programmatisch von ihm initiiert wurde: "Gebrochen Deutsch", als Friktion deuten. Holm wurde nicht warm mit Düsseldorf, Umgang und Miteinander befremdeten ihn. Etwa in den unschönen Querelen mit Oberbürgermeister und Kulturdezernent über Kürzungen im Etat, die er so nicht akzeptieren wollte.

Holm trat an mit dem Konzept – und dem Auftrag seitens der Landeshauptstadt und des Landes NRW – das Theater zu internationalisieren. Das war bereits das erste große Hindernis auf dem Weg zu einem Erfolg, denn regional war damit kein Alleinstellungsmerkmal gewonnen. Das Schauspielhaus in Bochum mit seinem Motto "Boropa" und Köln mit Karin Beiers Theater von Katie Mitchell bis Signa hatten ähnliche Positionen – früher – besetzt. Und anders als diese beiden traditionellen Theaterstädte tut sich Düsseldorf seit jeher schwer mit Neuerungen und ästhetisch radikalen Positionen, die Holm freilich dann gar nicht oder doch nur höchst fragwürdig zur Ansicht brachte. Nicht umsonst gilt die Stadt unter Theaterleuten als extrem schwierig. Einen Intendanten der ersten Liga für das finanziell immer noch sehr gut aufgestellte Düsseldorfer Haus zu finden, ist ein Kunststück. Dass Holms mit dem Terrain besser vertraute Dramaturgie ihn offenbar nicht auf die Gefahren und Untiefen einer Düsseldorfer Intendanz aufmerksam machte, muss sie sich als Vorwurf gefallen lassen.

Zieht man eine Bilanz der insgesamt nur 15 Monate währenden Holm-Spielzeiten, fällt diese nahezu komplett negativ aus. Angefangen bei seinen eigenen Regie-Arbeiten. Mochte sein Hamlet zum – durch Baumaßnahmen verzögerten – Auftakt diskussionswürdig sein, sein Richard III. war nicht souverän geführt, ohne rhythmisches Gefühl, mit einem trostlosen Hauptdarsteller und nie frei und verrückt genug für die avisierte offene Form. Inwiefern seine grundlegend anderen Vorstellungen von Theater mit deutschem Regietheater kollidierten, wäre noch genauer zu betrachten.

Desweiteren hakte es beim Ensemble, das sich in kaum einer Position mit Köln, Hamburg, München, Berlin messen lassen kann. Die feste Bindung an die Hausregisseure Nurkan Erpulat, Falk Richter, Nora Schlocker hat nicht die erhofften Markierungen gesetzt. Selbst die Erwartungen, die in Andrea Breth gesetzt worden waren, als sie Isaak Babels Marija inszenierte, erfüllten sich nur halb und halb. Breths glänzende Aufführungen laufen in Wien.

Und um auf das Projekt Internationalisierung zurückzukommen, das scheiterte exemplarisch mit dem Russen Andrej Mogutschi und dessen Vision von Kafkas Prozess, die sich in opulenten Bühnenbildern und hydraulischem Hochkultur-Tingeltangel erschöpfte.

Als Interimschef wird der Geschäftsführer der Schauspielhauses, Manfred Weber, fungieren. Die für Anfang März 2013 angekündigte "Peer Gynt"-Inszenierung von Holm soll stattfinden.

 

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Kommentare  
Rücktritt Holm: voreingenomener Kritiker?
Es wäre wünschenswert, dass Nachtkritik sich noch mal ein paar andere Meinungen einholen würde als die von (...) Andreas Wilink, der von der ersten Sekunde da unfair und ausschließlich negativ über alles, was am Düsseldorfer Schauspielhaus seit dem Weggang von Frau Niermeyer gelaufen ist, berichtet hat. (...) es kann ja sein, dass er sich gut mit Frau Niermeyer verstanden hat und sie persönlich so sehr geschätzt hat, dass er ihren Weggang nicht verkraften konnte - aber ein Kritiker hat eben auch einen gewissen Auftrag, halbwegs fair zu berichten, zumindest so, dass ein Leser noch halbwegs erkennt, was denn nun eigentlich auf der Bühne stattgefunden hat (...)
Rücktritt Holm: unehrenhafter Kommentar
gute nacht herr wilink

sie schreiben, dass sie die ehrliche benennung der gründe für den rücktritt - ausgebranntheit und gesundheitliche probleme - als ehrenwert empfinden. um dann ihren artikel mit einer generalverurteilung dieser intendanz zu schließen - und somit die eben noch zugesprochene würde wieder zu zerstören. um in ihren begrifflichkeiten zu sprechen: das ist unehrenhaft und so mutig, wie einem strauchelnden lächelnd ein bein zu stellen. ich habe mir viele inszenierungen an dem haus angeschaut - und habe ein ehrliches ringen um inhalte, positionen und relevanz sowie ästhetisch sehr entschiedene produktionen gesehen, das gegenteil von beliebigkeit also oder, wie sie sagen, tingeltangel. da kann ich nur sagen: ihr beitrag scheint mir klingelklangel.
Rücktritt Holm: Kritikerdruck verhindert Kreativität?
Wenn Köln die Internationalisierung des Theaters durch das Engagement von Regissuerinnen aus dem Ausland geschafft hat, dann müsste es nach obiger Definition von Herrn Wilink auch schon reichen, Shakespeare in Düsseldorf zu spielen, um international zu sein. Zudem würde ich Herrn Willink gern mal nach Wien schicken, um sich dort die schlechten Inszenierungen von Andrea Breth anzuschauen. Die konnte nämlich dort auch keine magische Intendantenhand verhindern. Das Hitparaden-Denken, das Herrn Willink beim Verfassen dieses Textes wohl geleitet haben muss, verurteile ich auf der ganzen Linie. Es entbehrt nicht nur der Kenntnis, wie die Praxis einer Theaterleitung funktioniert, (denn wer will wissen, wann und warum eine Breth Inszenierung gut oder schlecht wird) sie erzeugt darüberhinaus einen Druck, der, so möchte ich behaupten, Kreativität gerade verhindert und die Intendanten der Häuser so stark belastet, dass es mich nicht wundert, wenn der eine oder andere dem nicht standhalten kann.
Rücktritt Holm: tödliche Anspruchshybris
Vorweg:
ich habe nur wenige Inszenierungen gesehen, die mir allerdings nicht gefallen haben.

Dann:
welche Kriterien gibt es für das Scheitern?
1. Düsseldorf war nie auf dem Niveau von Berlin, Hamburg, München. Ja, hallo? Düsseldorf ist auch nicht Berlin, Hamburg oder München. Und Herr Wilink schreibt ja schließlich auch nicht für die FAZ. Hier ist tödliche Anspruchshybris seitens der Kritik am Werk.
2. Düsseldorf ist nicht so gut wie Köln.- Mag sein, mag nicht sein. Das ist der Konkurrenzkampf zweier benachbarter Städte, der mal in die eine, mal in die andere Richtung ausfällt. Kein Grund zum Verdammen.
3. Alleinstellungsmerkmal und Beliebigkeit. Heutzutage verfügt keine einzige Bühne über Allenstellungsmerkmale, sondern nur noch über gute oder schlechte Aufführungen. Dass Holm sein Theater internationalisiert, spricht weder für noch gegen ihn, sondern nur dem Zeitgeist. Wenn man Wilinks Fordwerungen ernst nimmt, ist Anselm Webers "Boropa" Konzept gescheitert, weil es außer Marketingkonzeptionalismus nichts von Bedeutung hervorgebracht hat. So gesehen ist Karin Beier gescheitert, weil ihr "Internationalismus" ausschließlich darin besteht, daß sie eine angelsächsische Regisseurin engagiert hat.
4. Das Ensemble ist nicht gut genug. Falls dies stimmt, ist dies sehr sehr ernst zu nehmen. Und ein realer Sargnagel für die Intendanz von Holm.
5. Damit zusammen hängt die entscheidende Frage jenseits aller Konzepte: Steht das Theater in einer produktiven Spannung zu der Düsseldorfer Stadtgesellschaft? Falls dies so wäre, wäre Holm nicht zurückgetreten. Dies aber ist eine Kategorie, die sich nicht durchs Feuilleton erfassen läßt. Diese Frage muß sich z.B. auch Sebastian Hartmann stellen in Leipzig. Er ist ja nicht gescheitert, weil alles scheiße ist, sondern weil sich niemand für das, was er tut, interessiert.
Das Schicksal des Theaters entscheidet sich nicht in Nachtkritik oder in der Berichterstattung, sondern an jedem einzelnen Abend.

Drama:
Es ist nicht interessant herumzurechten.
Da ist ein offenbar integrer Mensch, der sagt: ich schaffe es nicht. Das ist sympathisch und offen und ernst zu nehmen.
Auf der anderen Seite stehen viele Menschen, die sich mit ihm verbunden haben: Sie haben Wohnung genommen, Kinder eingeschult, Lebenspartnern gerasten, sich in der Region Arbeit zu suchen etc. Das ist ebenfalls ernstzunehmen.
Und da ist ein Publikum, das von der Unstetheit der Theaterleute enttäuscht wird. Auch das ist ernst zu nehmen
Wie soll man diesen "dramatischen Konflikt" ohne Bösewicht lösen?

Marketing:
Wahrhaft in Mißstimmung bringt das Mode- und Zauberwort "Burn out", Medizinisch ist es nichts anderes als eine Variante von Depression. Diese muß man ernst nehmen und respekteren und es verbietet sich darüber zu richten.
Wenn jemand in diesem Zustand aber glasklar entscheidet, er könne nicht mehr Intendant sein, wohl aber in wenigen Wochen Regisseur, kommt zurecht das Mißtrauen auf, daß hier ein modischer Allerweltsbefund für etwas anderes herhalten muß.
Und dies wiederum erklärt den bissigen Artikel von einem Journalisten wie Andreas Wilink, der sich mit medizinischen Totschlagargumenten um die Wahrheit betrogen fühlt - zu recht.
Rücktritt Holm: Something is rotten
Sehr genau Herr Wilink und sehr sachlich. "Something is rotten in the state of Denmark", ahem Düsseldorf.
Rücktritt Holm: Lob
Toller Kommentar von Christoph von der Wolke.
Rücktritt Holm: chinesische Verhältnisse
wieso werden wilink-kritische kommentare hier nicht veröffentlicht ? zensur ? chinesische verhältnisse ?

(Die nicht veröffentlichten Kommentare sind nicht kritisch, sondern enthalten Unterstellungen und verletzen auch anderweitig die Regeln zivilisierter Auseinandersetzung. Freundliche Grüsse von der Redaktion, Esther Slevogt)
Rücktritt Holm: auf den Kopf
@christoph von der wolke: Da haben sie in dieser doch komplexen sache einige nägel auf den kopf getroffen (vielleicht auch mehr als herr wilink, der (...) schnell reagieren musste und weniger zeit zum nachdenken hatte...) Vielen dank dafür.
Rücktritt Holm: unterirdisch
welche unterstellungen? dass der kommentar von wilink unterirdisch ist? oder dass für viele menschen herabwürdigungen von krankheit als "mode/zauberwort" burn out, "modischer allerweltsbefund", "medizinisches totschlagargument" (was soll das sein?) menschenverachtend ist? nach ihren prämissen hätte der ganze wilink artikel nicht erscheinen dürfen.

(Lieber kränk, was sie zitieren, ist nicht von Andreas Wilink verfasst, sondern von einem unter dem Namen "Christoph von der Wolke" postenden Kommentator. Die Veröffentlichung des "Wolke"-Kommentars finde ich auch vertretbar, da sie nachvollziehbar argumentiert. Man muss dennoch diese Meinung nicht teilen. Vielleicht lesen Sie auch noch einmal etwas gründlicher, was Wilink tatsächlich geschrieben hat. Freundliche Grüsse aus der Redaktion, Esther Slevogt)
Rücktritt Holm: prominente Position
Mit Verlaub, einen "chronischen Burn Out" (wenn man das denn glaubt in Anbetracht seiner schon angekündigten nächsten Regiearbeit) fängt man sich nicht in eineinhalb Jahren ein.
Herr Holm traf schon zu Anfang seiner Düsseldorfer Episode eine Fehlentscheidung.
Die trafen aber auch die Leute, die ihn - doch sehr überraschend - damals hierher berufen haben.
Mich würde interessieren, welche Gründe sie auf dieser prominenten Position - größtes Haus in NRW - damals zu der überraschenden Wahl bewogen haben.
Rücktritt Holm: anmaßend
Lieber KlausD,
ein Burnout-Syndrom verläuft von Patient zu Patient anders, eine Behauptung wie "das fängt man sich nicht in eineinhalb Jahren ein" ist deswegen so anmaßend, dreist und dumm, dass es mir einfach ein Bedürfnis ist, Ihnen das zu schreiben.
Ich bin fassungslos!
Rücktritt Holm: seltsames Signal
Ich erachte es für ein sehr seltsames Signal an die Mitarbeiter aller Abteillungen, wenn Holm sein Amt aus Krankeitsgründen niederlegt, mit gleicher Post aber signalisiert, er sei vermutlich in vier Monaten wieder fit genug zum Regieführen. Die eine, die leitende Verantwortung abgeben, als Künstler aber bestehen wollen. Das ist gegenüber denen, die ihre Leben auf eine mehrjährige Intendanz abgestimmt haben, eine Ohrfeige.
Und warum eigentlich gleich ganz das Amt aufgeben? Warum nicht sich für eine lange Zeit krankschreiben lassen? Das waere ein ganz anderes Signal gewesen.
Ich vermute, da steckt noch mehr dahinter. Ist Holms Familie eigentlich mit nach Dd gekommen?
Rücktritt Holm: schwer zu akzeptieren
Burn Out ist eine sehr ernst zu nehmende Erkrankung - es ist auch nicht einfach eine modische Umschreibung für Depression - enorm viele Menschen leiden unter Burn Out - ich wundere mich, dass die Forumsteilnehmer sich hier so schwer tun, diese Krankheit als Krankheit zu akzeptieren, und stattdessen Holm irgendetwas unterstellen wollen - als sei das eine Ausrede. Ein Künstler kann sich natürlich darüber, dass er künstlerisch arbeitet, wieder mit Energie und Kraft aufladen - die Kunst ist ja seine eigentliche Energiequelle - das Herumschlagen mit Politikern und reaktionären Theaterkritikern, die ja leider in Düsseldorf oft in der übelst denkbarsten reaktionärsten und kunstverachtensten Form auftauchen (frustrierte Provinzkritker, die es eben nicht weiter als bis zum Rhein geschafft haben und dann so größenwahnsinnige Fantasien entwickeln, dass ein Intendant nur dann nicht gescheitert ist, wenn er dreimal pro Jahr beim Berliner Theatertreffen eingeladen wird und der Lieblingsregisseur des FAZ Feuilletons geworden ist) ist natürlich keine Kraftquelle, sondern Burn Out befördernd. Insofern ist es veständlich, dass Holm weiter als Künstler arbeitet und den Kampf mit den reaktionären Betonköpfen bei Politik und den entsprechenden ideologisch geprägten Kritikern aufgibt - dieser Kampf kostet einfach zu viel Kraft, er tötet den Künstler. Man sollte dieses Konzept des Intendanten, der eigentlich künstlerisch arbeiten will, und sich dann nur noch unter Beschuss von allen Seiten sieht, grundsätzlich in Frage stellen: Ein Leitungsteam, oder nicht regieführende Intendanten, die interessanten Künstlern gute Arbeitsmöglichkeiten schaffen können, sind da sicher interessanter. (...)
Rücktritt Holm: Kopf herhalten
Also das ist ja wohl wieder der alte Unsinn von wegen "Wer A sagt, muß auch B sagen" - wieso sollte Holm nicht als Regisseur arbeiten können, nur weil er seine Intendanz nicht mehr packt? Ich finde das mehr als nur einleuchtend, daß eine solche Leitung mit all ihrem Druck und der Verantwortung für die gesamte Linie des Hauses einen Menschen kaputtmachen kann - daß derselbe Mensch aber natürlich einer Arbeit nachgehen kann, bei der er deutlich weniger Verantwortung trägt für die Arbeit anderer. Wenn Holm 'ne Inszenierung macht, ist er nur für eben diese eigene Inszenierung verantwortlich. Ist er jedoch der Intendant des Hauses, muß er seinen Kopf herhalten für alle vermeintlichen oder tatsächlichen Reinfälle, die an diesem Haus über die Bühne gehen.
Rücktritt Holm: schaler Geschmack
Ja, Thomas und genau das meine ich. Wie würden Sie es finden, wenn der Intendant, wegen dem Sie die Stadt gewechselt haben, sagt: "Ich bin krank, ich kann nicht mehr"? Genau: Sie sagen, dass er ein armer Kerl ist, der sich schonen soll und haben Respekt vor seiner Entscheidung. Ich auch.
Wenn er aber im nächsten Satz sagt, dass er schon im März als Regisseur zurückkehren wolle, dann bleibt bei mir als Mitarbeiterin ein mehr als schaler Geschmack.
Rücktritt Holm: Erschöpft von Intendanz
Portia, ich vestehe ja deine Wut. Aber das Erschöpftsein gilt ganz offensichtlich dem Intendantenjob und den entsprechenden Belastungen da - und nicht der künstlerischen Arbeit.
Rücktritt Holm: nicht mein Begriff
Nr. 11. ist nicht von mir. Den Begriff "anmaßend" würde ich nie verwenden.
Rücktritt Holm: nicht korrekt zitiert
Außerdem hat mich die falsche Inga (unter Nr. 11) nicht korrekt zitiert. Vielmehr hat sie einer Aussage, die ich so gar nicht gemacht habe, so heftig widersprochen. Und das dazu unter der angeeigneten Namen der von uns allen geschätzten Inga.
Darum wiederhole ich noch einmal meine eigentliche Frage: was hat wen bewogen, Holm - der, wie es aussieht, diese Aufgabe nicht überblicken konnte - überhaupt auf dieses große Haus zu setzen?
Rücktritt Holm: Politik in der Verantwortung
Ganz klar, als schwedischen Theatermacher, der kaum Erfahrung mit dem deutschen Stadttheater hatte, wird Holm nicht genau gewusst haben, was da auf ihn zukam. Ein wichtiger Teil der Verantwortung bleibt darum bei den Politikern, die ihn berufen haben.
Rücktritt Holm: Politik ohne Bezug
Die Politik hat noch nie eine Verantwortung getragen. Ihre einzige Aufgabe besteht darin, die Zeit der Entscheidung mit Debatten, Referaten und Gutachten auszufüllen. Weder wirkt sie regulierend, noch nimmt sie direkten Bezug auf die Situation der Menschen
Rücktritt Holm: Quatsch
@20: was für ein quatsch.
Rücktritt Holm: gründliche Analyse
Mit Nurkan Erpulat, Falk Richter, Nora Schlocker und Andrea Breth als Regisseure an einem Haus: Wie kann man da scheitern? Wie geht das ?

Wer da nicht hellwach wird in der Politik, den kann man kaum noch verstehen. - Das ein Künstler aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt als Intendant zurücktritt ist nachvollziehbar. Das er nach einer Genesung weiter als Künstler arbeiten will, ist absolut nachvollziehbar.

Eine gründliche Analyse der Ursachen für dieses "Scheitern" sollte nun allem voran stehen. Und danach sieht man weiter. Eventuell ist es ja möglich den Intendanten zurückzugewinnen. Einfach eine Stelle neu zu besetzen, kann nicht die Lösung sein.
Rücktritt Holm: Erfolge auch im ersten Jahr
lieber martin, die einzelnen künstler am haus und das gesamte künstlerische team sind ja auch nicht gescheitert. herr holm ist krank. er tritt als leitender intendant zurück. nach nur einem jahr kann man überhaupt keine aussage über eine künstlerische gesamtleistung treffen, das ist zu kurz. baumbauer sollte in hamburg nach einem jahr rausgeschmissen werde, das hat niemand für einen künstlerischewn erfolg gehalten, bachler am burgtheater hatte in seiner ersten spielzeit das gleiche problem. es gibt in düsseldorf sehr gut besuchte, sehr erfolgreiche aufführungen, die auch von der presse, sowohl der regionalen und überregionalen presse sehr gut besprochen wurden, und die sich sehr lange im spielplan halten und auf gastspielreisen gehen - nach paris, berlin, amsterdam, belgrad. es ist also eben nicht so, dass das theater schlecht laufen würde. herr holm hat in seinen interviews doch erstaunlich ehrlich über seine hauptsächlich privaten probleme gesprochen, die der auslöser für den rücktritt waren gekoppelt mit einer völlig unsinnigen spardebatte, die ihm aufgezwungen wurde - ihm wurden gelder weggenommen, die ihm bei vertragsunterzeichnung zugesagt waren.
Rücktritt Holm: ruhige Worte
@22 - Dankeschön für diese ruhigen Worte, Herr Baucks. Im Sturm dieser biederen Hysterie sehr angenehm.
Rücktritt Holm: nicht gedankenlos vermischen
ich halte es für fatal, den rücktritt und die arbeit am haus gedankenlos miteinander zu vermischen. dass staffan holm zurückgetreten ist, heißt doch noch lange nicht, dass deshalb die gesamte künstlerische arbeit am haus automatisch für gescheitert erklärt werden kann. überhaupt, was ist das für ein kriterium: scheitern? was ist damit gemeint?
Rücktritt Holm: The real Inga zitiert
Nr. 20. ist nicht von mir. Wer und warum schreibt hier eine/r permanent in meinem Namen? Ich, Inga Stade, zitiere hier aber auch gern noch was Schönes zum Thema Kultur bzw. Kunst und Politik:

"Für Politiker aller Parteien ist Kultur das, worüber sich trefflich in Sonntagsreden schwadronieren läßt. Als Kulturfreund kann man sich das schöne Mäntelchen des Aufgeklärten, des Toleranten, des Fortschrittlichen, des Alternativen, des Konservativen umhängen, je nachdem, was man gerade gerne trägt. Aber wenn man dann wieder unter seinesgleichen ist, wird Tacheles geredet. Dann hat man ein abrgundtiefes Mißtrauen der Kultur gegenüber, dann will man Strukturen schaffen, dann muß in der Kultur etwas passieren. Was sich unterschiedlich anhören mag, meint aber doch dasselbe: Kultur ist eigentlich überflüssig.
Und es ist verständlich, daß ein Politiker Mißtrauen, ja manchmal sogar regelrecht Angst gegenüber der Kultur und ihren Machern empfindet. Der Parteipolitiker ist daran gewöhnt, für seine Meinung nach Mehrheiten zu suchen und Entscheidungen nach Mehrheitsfähigkeit zu beurteilen: Pragmatismus nennt man das. Kompromisse schließen ist sein Geschäft, Individualismus weniger gefragt. Er verdient sein Geld sauer.
Kulturmacher dagegen, Künstler, wollen dafür auch noch bezahlt werden, daß sie ihren Individualismus, ihre Kreativität ohne Rücksicht auf Mehrheitsfähigkeit ausleben. Sie lassen sich nicht in Schemata einordnen. Sie sind nicht berechenbar."
(Ulrich Roloff-Momin, "zuletzt: kultur")
Rücktritt Holm: Kunst will Ihnen nicht gefallen
Inga, wer Autoritäten zitiert, benutzt sein Gedächtnis, jedoch nicht seinen Verstand. Die Kultur kommt nach der Kunst. Sie ist ergebnisorientiert, weshalb es unter anderem Kultusminister gibt, Kulturkreise und Kritiken. Kunst lässt sich nicht ausleben und auch nicht in eine Form bringen oder für die gute Sache gebrauchen. Sie steht weder über etwas, noch daneben, noch darunter. Sie will nicht in einen Diskurs mit Ihnen treten, sie will Ihnen nicht gefallen, sie will überhaupt nichts von Ihnen. Sie ist vorhanden wie das Atmen selbst.
Rücktritt Holm: das Recht auf den Namen Inga
liebe zitate-inga,
ich weiß, nicht wirklich on-topic aber auch nicht völlig off, denn schließlich nutzen wir doch alle gemeinsam dieses formum, deshalb meine bitte:

hören sie doch endlich mal auf mit diesem "ich-bin-das-nicht"-geschwurbel! bitte! als ob sie die einzige auf der welt mit diesem namen wären und niemand sonst den anspruch darauf hätte ihn (den namen) zu tragen. das ist völlig ermüdend und deplatziert. wenn auch manchmal etwas komisch, zugegeben. trotzdem, bitte: get over it!
Rücktritt Holm: meine unverwechselbare Haltung
@ 27.: Ihre Unterstellung klingt abgedroschen und billig, dass, wer zitiere, den Zitierten gleich als Autorität betrachten müsse. "Die Kultur kommt nach der Kunst". Na, und wie meinen Sie das jetzt? Ich habe Sie nicht ganz verstanden. Und kommen Sie jetzt nicht mit dem (abgewandelten) Brecht-Zitat: Erst kommt das (große) Fressen (vor allem der Banker und Fondsmanager), dann kommt die Moral (eher selten der Banker und Fondsmanager). Zum Kotzen ist das!

Und wovon leben Künstler eigentlich, wenn die Kunst das ist, was vorhanden ist? Von Luft und Liebe oder was? Ha ha ha. Schlechter Scherz. Jeder Künstler ist abhängig von öffentlichen Geldern. Diese dürften meines Erachtens allerdings nicht von der Haushaltspolitik einer Gemeinde, einer Stadt, eines Landes abhängen, sondern müssten prozentual festgeschrieben und am Besten über einen kuratierten, öffentlichen Fonds verwaltet werden. Auf jeden Fall müssten sie unabhängig von Regelungskompetenz und Klientel- bzw. Parteienpolitik verteilt werden.

@ Maxim Gorki: Haben Sie irgendwie ein Problem? Jeder andere, der hier in den Kommentaren schreibt, würde Wert darauf legen, dass er sich vom Nickname her von den anderen Kommentatoren abhebt. Das heisst, es geht mir hier weniger um den Namen "Inga", sondern vielmehr um den Menschen "Inga" bzw. um meine unverwechselbare Haltung zu den Dingen. Diese Piraten mit ihrem Boykott des Rechts auf geistiges Eigentum haben doch echt ne Meise!
Rücktritt Holm: jeder kann nur sich selber outen
Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass die falsche Inga einer oder eine ist, der oder dem das Prinzip der anonymen Kommentare auf Nachtkritik nicht gefällt. Vielleicht, weil sie oder er selbst Theatermacher ist (sind das nicht die meisten hier?), und sie oder er sich schon einmal geärgert hat über die Kommentare. Darum versucht sie, durch gezielte Provokation einer der beliebtesten und profiliertesten Kommentatorinnen hier eine Debatte auszulösen, die irgendwann zur Aufhebung der Anonymität führt. Ich finde die Idee interessant, glaube allerdings, dass jeder nur sich selber outen kann, weshalb ich dir, falsche Inga, hiermit schon einmal mit gutem Beispiel voran gehe. Gib dir einen Ruck und tu es mir nach, nur wer Vertrauen säet, wird es auch ernten.
Rücktritt Holm: Dorf an der Düssel
jede stadt hat das theater, das zu ihr passt bzw. das es verdient. und so auch das dorf an der düssel, einem nebenflüsschen des rheins ...
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