Archetypischer, allgemeingültiger Fall

8./10. Januar 2013. Bis zur Lösung des Konflikts um die Verwendung des biografischen Materials über den einstigen Nationaltorwart Robert Enke in Fritz Katers am vergangenen Samstag uraufgeführtem Stück Demenz Depression und Revolution wird der strittige Mittelteil der Trilogie nicht gezeigt. Das teilte das Maxim Gorki Theater mit.

demenzx  280 bettinastoess uAenne Schwarz und Michael Klammer in "Depression" © Bettina Stoeß"Dem Maxim Gorki Theater ist es ein wichtiges Anliegen alle durch das Theaterstück entstandenen Probleme und Fragen einvernehmlich mit Frau Enke zu klären und zu einer Lösung beizutragen", heißt es in der Erklärung. Teresa Enke war nicht um Zustimmung zur Verwendung der Tragödie ihrer Familie im Kontext des Stücks gebeten worden. "Sollten durch unsere Aufführung die Gefühle von Frau Enke verletzt worden sein, bedauern wir dies außerordentlich", so das Maxim Gorki Theater in seiner Stellungnahme.

Dem Team um den Regisseur Armin Petras sei es ausschließlich darum gegangen, "an dieser Stelle das persönliche Schicksal Enkes und seines Krankheitsbildes in einen archetypischen und damit allgemeingültigen Fall zu überführen und sich auf diesem Weg mit der Krankheit Depression künstlerisch auseinanderzusetzten und das Ergebnis zur Diskussion zu stellen. Den an einer Depression Erkrankten wird in unserer Inszenierung Hochachtung und Respekt entgegengebracht, wie sich auch der Premierenberichterstattung entnehmen lässt."

Im zweiten Teil des Abends, der mit "Depression" überschrieben ist, wird die Geschichte der Depression eines Fußballtorwarts thematisiert, in die Facetten des in der Öffentlichkeit mit großer Anteilnahme diskutierten Lebens- und Leidensweges von Robert Enke eingearbeitet worden sind. Dagegen erwägt Teresa Enke, die Witwe Robert Enkes nun rechtliche Schritte (siehe Meldung vom 7.1.2013.) Das Stück verwendet allerdings lediglich bereits publiziertes Material, unter anderem aus einer 2010 im Piper-Verlag erschienenen Robert-Enke-Biografie (Ronald Reng: "Ein allzu kurzes Leben"). Auf diesen Sachverhalt weist auch Armin Petras (bzw. Fritz Kater) in seiner Danksagung am Ende des Stücktextes hin.

"Vor Erscheinen des Buches wurden die Rechte für eine mögliche Verfilmung bzw. Theater-Aufführung ausdrücklich ausgeklammert", hatte gestern Enke-Berater Jörg Neblung erklärt. "Sie liegen, entgegen der Darstellung des Maxim-Gorki-Theaters, nicht beim Verlag, sondern bei Teresa Enke, die damit von Anfang an verhindern wollte, dass der Stoff ungefragt inszeniert wird."

Der Berliner Henschel Schauspiel Theaterverlag will das Stück nach eigenem Bekunden weiter herausbringen. Im Deutschlandradio sagte der Geschäftsführer des Verlags am 9. Januar, dass ein Vergleich mit Enke zwar naheliege, aber nicht explizit sei.

(Maxim Gorki Theater / sle / Deutschlandradio / sd)

 

Hier der nachtkritik-Kommentar zur Causa.

 

 

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