Presseschau vom 4. März 2013 – Die TAZ über eine Podiumsdiskussion zum politischen Theater in Köln

Ist Dokumentartheater noch politisch?

Ist Dokumentartheater noch politisch?

4. März 2013. Bolat Atabayev, politischer Theatermacher aus Kasachstan, war zu Gast auf einer Podiumsdiskussion in Köln, von der Christoph Zimmermann für die TAZ (4.3.2013) berichtet. Wegen seiner Parteinahme für streikende Ölarbeiter im Schanaosen war Atabayev 2012 inhaftiert worden, kam aber auf internationalen Druck nach 20 Tagen wieder frei (wie hier gemeldet). Mit seinem Stück "Die Lawine", mit dem er in Köln gastierte, war er bereits zuvor regimekritisch aufgetreten.

Auf der Podiumsdiskussion spendete Atabayev "kritisches Lob für die deutsche Zivilgesellschaft", doch habe sich auch "Frage nach der abnehmenden politischen Relevanz des Theaters in der Demokratie" gestellt, so berichtet die TAZ. Kölner Theatermacher berichteten über die geringe Publikumsreichweite und die Ignoranz der Politik gegenüber provokanten Stücken.

Unterschiedliche Ansichten gab es über das boomende Dokumentartheater. Inken Kautter, Leiterin des Kölner Freien Werkstatt Theaters, habe "ein Lanze" dafür gebrochen: "Die Auseinandersetzung mit Inhalten ist ein wichtiger Teil des politischen Theaters." Dagegen meinte Sven Schlötke vom Leitungsteam des Mülheimers Theaters an der Ruhr: "Ich halte das nicht mehr für politisches Theater." Schlötke plädiere, angesichts der "ins Innerste des Menschen eingreifenden gesellschaftlichen und ökonomischen Strukturen" für "ästhetische Formen, die neue Bereiche der Erfahrung im Zuschauer aktivieren".

(chr)

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