Presseschau vom 11. Juli 2013 - Die Mitteldeutsche Zeitung interviewt den sachsen-anhaltischen Kultusminister Stephan Dorgerloh

"Kultur ist mehr als Theater"

"Kultur ist mehr als Theater"

11. Juli 2013. Im Interview mit Andreas Montag von der Mitteldeutschen Zeitung sagt Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) zu den Protesten gegen sein sparpolitisches "Kulturkonvent" für Sachsen-Anhalt: "Es gibt für die Proteste, wie ich sie erlebe, ganz unterschiedliche, legitime und vielfach nachvollziehbare Gründe." Er erlebe existenzielle Betroffenheit, "die einen auch selber betroffen macht". Gelegentlich höre er auch die Schwierigkeit heraus, sich der Realität der Veränderung zu stellen.

Dann geht er zur Verteidigung über: Nur zwei von den 163 Empfehlungen des Konvents beträfen Finanzen, die anderen Inhalte. "Den Konvent jetzt auf die Forderung nach mehr Geld zu reduzieren, ist verständlich, wird ihm aber nicht gerecht."

Natürlich müsse "allen im Land klar sein, dass Kultur einen Wert hat – nicht nur, aber auch im ökonomischen Sinne." Sie erzeuge einen Mehrwert für die Gesellschaft, weil sie zu den Lebensgrundlagen von Menschen gehöre. "Deshalb ist Kultur auch kein weicher, sondern ein harter Standortfaktor."

Hinzu komme die Verpflichtung, das Erbe zu pflegen, "mit dem wir in Sachsen-Anhalt sehr reich gesegnet sind - und zugleich gefordert und gelegentlich auch überfordert werden."

Im Übrigen gelte: "Kultur ist mehr als Theater."

Man wolle ja auch "die großen, national bedeutsamen Themen wie das Reformationsjubiläum oder das Bauhaus lebendig und zeitgemäß gestalten". Auch das gehöre zu Sachsen-Anhalt.

Das Nachbarland Thüringen, das seinen Kulturetat unlängst erhöht hat, habe eben "in manchen Dingen eine andere Tradition – etwa im Blick auf ein Staatstheater." Thüringen könne sich auch mehr leisten, "weil es zum Beispiel nicht so hoch verschuldet ist wie Sachsen-Anhalt."

Nach den Jahren 2018/19, wenn der Solidarpakt ausgelaufen ist, werde es finanziell noch schwieriger werden. "Auch deshalb setze ich darauf, dass wir den Problemen nicht wieder ausweichen, sagt Dorgerloh, und: "Wir müssen jetzt mit den Theatern Perspektiven entwickeln, was die Zahlen, aber auch die Inhalte betrifft." Das sei die Aufgabe dieses Sommers. "Der finanzielle Rahmen ist erst einmal gesteckt."

(sd)

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