Hat Sachsen-Anhalt überhaupt ein Theaterkonzept?

22. September 2013. Auf einer Sondersitzung des Aufsichtsrates haben sich die Träger der Landesbühne Eisleben für eine Fusion mit dem Nordharzer Städtebundtheater im Jahre 2018 ausgesprochen. Jedoch befürchten der Landkreis Mansfeld-Südharz und die Stadt Eisleben als Träger des Landestheaters, dass das Aus für die Bühne politisch längst entschieden sei, schreibt der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) auf seiner Website.

Auf der Sondersitzung wurde ein Theatervertrag bis zum Jahre 2018 mit garantierten Zuwendungen durch das Bundesland Sachsen-Anhalt gefordert. So sollten in den "kommenden fünf Jahren je 750.000 Euro an Zuschüssen" fließen. Anschließend, so schreibt der MDR, solle die Fusion mit dem Nordharzer Städtebundtheater vollzogen werden.

Nach dem Willen des Kultusministeriums soll das Theater für 2014 und 2015 jeweils 750.000 Euro bekommen, ab 2016 sollen es dann nur noch 400.000 Euro sein. Bislang zahlt das Land rund eine Million Euro. Um die Landesbühne zu retten, hatten der Landkreis Mansfeld-Südharz sowie die Städte Eisleben und Hettstedt als Träger der Bühne ihre finanziellen Zuschüsse aufgestockt. Schließlich könnten 60.000 jährliche Besuche der Landesbühne und 600 Vorstellungen in Schulen der Region im Jahr nicht einfach per Federstrich weggewischt werden.

Dagegen verlangt das Kultusministerium, dass die Fusion der Eislebener Landesbühne mit dem Nordharzer Städtebundtheater in Halberstadt und Quedlinburg bereits Anfang 2015 vollzogen werden solle. Die Verhandlungen darüber, so der MDR, dauerten bereits drei Jahre.

Anfang der vergangenen Woche habe auch der Halberstädter Bürgermeister Andreas Henke den Fusionstermin 2015 "in Frage gestellt". Nachdem die Landesregierung ihre Zuschüsse für das Eisleber Theater drastisch gekürzt habe, sei er in Sorge, "ob die Harz-Region allein ihre Theater noch finanzieren könne".

In einer gemeinsamen Presseerklärung äußerten die Bühnen Halle, das Anhaltische Theater Dessau und die Landesbühne Sachsen-Anhalt Lutherstadt Eisleben am vergangenen Freitag (20.9.2013) den Verdacht, dass das Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt überhaupt keinen Plan für die Theater des Landes besitze.

Während das Ministerium den Kommunen und Landkreisen vorwerfe, sie besäßen kein tragfähiges Konzept für die Theaterfinanzierung, habe das Land die für kommende Woche angekündigte Vorstellung seines Kulturkonzeptes mittlerweile abgesagt. Der Grund für die Verschiebung sei Zeitmangel, das Konzept werde zum ursprünglich vorgesehenen Termin schlicht nicht fertig.

Diese Nachricht sei deshalb alarmierend, weil der Haushaltsentwurf mit den angekündigten Kürzungen von sieben Millionen Euro bei den Theatern in Eisleben, Dessau und Halle bereits am 2. Oktober im Kulturausschuss des Landtages diskutiert werden solle – also vor dem neuen Termin für die Präsentation des Kulturkonzeptes am 9. Oktober. Das Ministerium nehme den Abgeordneten damit die Möglichkeit, die Pläne des Landes für die Zukunft der Kultur mit den in diesem Bereich geplanten Sparmaßnahmen zu vergleichen und die Ziele in die eine oder andere Richtung zu korrigieren.

Auch acht Monate nach dem Abschlussbericht des Kulturkonvents, der mehr als ein Jahr an seinen Empfehlungen gearbeitet habe, sei Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) noch immer nicht in der Lage, die Schlussfolgerungen seines Hauses aus diesem Papier zu präsentieren.

Der Kulturkonvent habe in seiner 158-seitigen Analyse die Erhöhung des Landes-Kulturetats um rund 15 auf insgesamt 100 Millionen Euro gefordert. Diese Empfehlung werde durch die geplanten Kürzungen bei den Theatern und Orchestern in ihr Gegenteil verkehrt wird.

(MDR / jnm)

 

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