Tanz die Aufmerksamkeits-Misere!

von Anne Peter

Berlin, 5. Januar 2008. Dieser Theaterabend beginnt genau genommen eine halbe Stunde zu früh. Um halb acht, und damit dreißig Minuten bevor der Gong zur monochrom-blauen Weltkarte ertönt und das Abendritual so vieler Bundesbürger einläutet: Die Tagesschau.

"Ein Tagesschauspiel" versprechen Helgard Haug und Daniel Wetzel vom Dokutheaterkollektiv Rimini Protokoll dem Publikum mit dem Untertitel ihrer Nachrichten-Collage "Breaking News", die sie im Berliner Hebbel am Ufer vorstellen. Aufgemerkt!, sagt uns schon das kleine Wortspiel: Was wir allabendlich zu sehen bekommen, ist nicht die reine Wahrheit, sondern durchaus auch Fiktion.

Womit der Abend beinahe seine ganze Erkenntnis schon im Untertitel ausplappert. Dass dies nicht nur für die ARD, sondern auch anderswo gilt, zeigen etwa südamerikanische, isländische, pakistanische, russische oder arabische Fernsehsender, wobei Aljazeera zu den ganz Schlimmen gehört. Dort nennt man die Selbstmordattentäter nämlich Märtyrer, was ein besonders deutliches Zeichen von Parteilichkeit ist. Aha!

Kollektive Glotz-Verordnung

Das erzählt uns der aus Kurdistan-Syrien stammende Djengizkhan Hasso, einer der "Experten des Alltags", die Rimini Protokoll wie immer versammelt haben. Vier Journalisten sind dabei, drei Dolmetscher und eine Cutterin. Ausgestattet mit Headsets beschreiben und übersetzen sie simultan, was sich auf den ihnen jeweils zugeteilten Fernsehapparaten abspielt, die gleich dutzendweise die Metallregale auf der Bühne füllen und zunächst auf Live-Empfang eingestellt sind.

Überall laufen die Abendnachrichten, aus allen erdenklichen Winkeln der Erde berichten sie. Das russische Fernsehen zeigt Putin beim Skifahren, in Südamerika vermeldet man die Eröffnung einer spanischen Cellulose-Fabrik in Uganda, in Indien die Cricket-Ergebnisse. Überall kommt die Wahl in Georgien und die Krise in Kenia vor, in Deutschland außerdem der Lokführer-Streik und die CDU. Wenig erstaunlich.

Die Spontan-Übersetzungen der Akteure schrumpft den ohnehin geringen Informationsgehalt der Schnipsel auf das Minimum, was manchen Aberwitz befördert und die Phrasendrescherei der zum O-Ton-kommenden Politiker in ihrer ganzen Banalität ausstellt. Das ist allein nicht abendfüllend, doch an anderweitiger Unterhaltung lässt es diese kollektive Glotz-Verordnung über weite Strecken fehlen.

Aerobic gegen Afrika

Eine Ausnahme ist die Aerobic-Nummer, in der die Rimini-Spieler den Mädels auf Pentagon-Channel, ein Ami-Sender für die Soldaten im Auslandseinsatz, nachturnen. Währenddessen erzählt der bekannte ARD-Korrespondent Hans Hübner von Afrika, von wo er in den 90ern berichtete und dort mit einem Kollegen für 42 Länder zuständig war. "Es ist alles so viel wichtiger als Afrika", beklagt er ernsthaft, und das Rimini-Theater gelingt für einen Moment, weil diese Aufmerksamkeits-Misere anschaulich wird: Man sieht auf das Aerobic-Gehampel, ist amüsiert und unweigerlich abgelenkt. Afrika geht buchstäblich unter.

Hübner darf zudem bisweilen aus einem Reclam-Heft Passagen aus den Aischyleischen "Persern" vorlesen (er war auch mal Theaterkritiker), der einzigen überlieferten griechischen Tragödie, die einen aktuellen Fall der Zeitgeschichte verhandelt. Botenbericht und Mauerschau erscheinen als Vorläufer heutiger Nachrichtenformate, mit dem Unterschied, dass die Zuhörer damals – "Aiaiaiai!", klagt der Chor – noch ordentlich mitgelitten haben. Allerdings wirken die sporadischen Antiken-Einsprengsel insgesamt eher gewollt bedeutungsaufblähend.

Medienkritischer Kopfstand

Die persönlichen Erzählungen der Theaterlaien, in ihrer Suggestion des Authentischen, des Echten und Erlebten typisch für das riministische Theater, treten hier eher in den Hintergrund. Hier ist man viel zu sehr mit dem Übersetzen der Belanglosigkeiten beschäftigt, als von sich reden zu können. Dabei könnte man wetten, dass ihre Geschichten viel spannender wären, als das, was sie dem Bildschirm nachhaspeln.

Gern hörte man außerdem mehr von den Spitzen, die Walter van Rossum gegen die Nachrichten-Geflogenheiten loslässt, während er im Kopfstand einen "Perspektivwechsel beim Betrachten der Tagesschau" fordert. Ihm verdankt der Abend noch die interessantesten Informationen: z.B. dass 90 Prozent der Tagesschau-Meldungen ob der Voraussehbarkeit der Ereignisse schon eine Woche früher feststehen oder dass die Zuschauerquote ihren Höhepunkt beim Wetterbericht erreicht. Demonstrativ wird der "Medienkritiker" schließlich abgewürgt – der Holzhammer muss es plastisch machen.

Mit diesem Abend ist es wie beim Zappen: Er macht kaum klüger. Rimini Protokoll produziert damit wahrlich keine Breaking News.


Breaking News – ein Tagesschauspiel
von Rimini Protokoll
Inszenierung: Helgard Haug und Daniel Wetzel (Rimini Protokoll), Recherche und Dramaturgie: Sebastian Brünger, Bühne: Marc Jungreithmeier, Helgard Haug, Daniel Wetzel, Video und Licht: Marc Jungreithmeier. Mit: Martina Englert, Marion Mahnecke, Sushila Sharma-Haque, Símon Birgisson, Djengizkhan Hasso, Carsten Hinz, Hans Hübner, Andreas Osterhaus, Walter van Rossum.

www.hebbel-am-ufer.de

 

Kritikenrundschau

Am 9.1. und 10.1.2008 schreibt Rainald Goetz in seinem "Klage" genannten Blog für Vanity Fair: "Der Anfang war sofort riminimäßig toll". Leider ahme die Inszenierung später "allzu mimikrihaft den Live-Schalte-Irrsinn des echten Fernsehens nach". Und die "im Zuschauerraum hervorgerufene Heiterkeit signalisierte: wissen wir, kennen wir, ist ja witzig, ha ha. Aber genau das hätte man doch jetzt gerne genauer erklärt bekommen von den informierten Benutzern: was das Nichtgleiche, das Besondere, Andere der jeweiligen Nachrichtensendung ist". Goetz zitiert Walter von Rossum, der meinte, die Tagesschau verkaufe nur einen "Schrebergarten des Realen" anstatt "die Realität selbst" zu präsentieren. "Die Intervention dagegen kam von der Poesie der Bühne: der Chor der Stimmen aller Dolmetscher". Das fand Goetz "schön". "Ich wurde ein bisschen müde. Es war jetzt halb neun, der Theaterabend war genau an seiner Mittelstelle. Irgendein Break müsste jetzt kommen. Und welche neuen ARGUMENTE waren vorgesehen für den zweiten Teil?"

Ganz interessiert, aber nicht wirklich beeindruckt hat Petra Kohse im Auftrag der Frankfurter Rundschau (8.1.2008) diesen Abend verfolgt. Sie sah klugen Menschen beim Befolgen der Gesetze des Nachrichtenflusses zu. "Routine wird vorgetanzt, und manchmal schunkeln sie dazu." Als einzige Erfahrung nimmt sie die Erkenntnis mit, "dass es einem leichter fällt, sich auf die Menschen vor den Fernsehern zu konzentrieren, wenn acht verschiedene Programme flimmern, als wenn 22 Bildschirme gleichzeitig ein einziges Bild zeigen" und schliesst daraus: "Das Plurale lässt sich leichter ignorieren als das Chorische." Als bloße Feststellung scheint ihr das im Ergebnis dann aber doch eher dünn zu sein.

Für Doris Meierhenrich rangieren Produktionen von Rimini Protokoll, wie sie in der Berliner Zeitung (8.1.2008) schreibt, eigentlich jenseits der Kritik. Man könnte sie "nie einfach schlecht nennen": "Denn das Theater hat sich genau den Zwischenräumen verschrieben, die glatte Zuweisungen hinter sich lassen, und durch die die Zuschauer selbst zur Denkarbeit gerufen werden." Und so findet sie den "Stimmensalat" aus 22 Monitoren und den davor stehenden Experten denn zwar nicht in erster, wohl aber in zweiter Linie gewinnbringend. Zum einen werde im Gegensatz dazu die "je einzelne Situation" wichtiger, zum anderen komme einem irgendwann alles fragwürdig vor: "Das Misstrauen gegenüber den Boten zu wecken, ist der wichtigste Akt in diesem Hexenritt durch die Nachrichtenkanäle."

Eine irritierende Erfahrung" hat Peter Laudenbach gemacht, nachzulesen in der Süddeutschen Zeitung (7.1.2008). Die auf zwei Dutzend Monitoren "nach dem Zufallsprinzip vermischten Nachrichten scheinen einander zu kommentieren und zu parodieren, bis sich im Bilderstrom jedes Gefühl, es mit etwas Realem zu tun zu haben, auflöst." Trotzdem werde – dank der "Kopplung des Theaters der Politik an die Realität" – das Publikum davor bewahrt, "es sich in der banalen These gemütlich zu machen, das Fernsehen reproduziere nur selbstreferenziell seine eigene Wirklichkeit". Der Zuschauer komme sich irgendwann so vor "wie Niklas Luhmanns berühmter 'Beobachter zweiter Ordnung': Man sieht dem Fernsehen dabei zu, wie es die Welt beobachtet und in den eigenen Kommunikationsmodus übersetzt."

"So schlicht wie überzeugend", findet Christine Wahl im Berliner Tagesspiegel (7.1.2008) die Idee, die Haugs und Wetzels Versuchsanordnung zugrunde liegt: "Das Theater als Spiel- und Illusionsmedium par excellence knöpft sich die vollmundig aufs Faktische abonnierten Nachrichten vor und verrückt mittels Kontextwechsel die Perspektive." Der moderne Informationssucher bekomme in "Breaking News" "eine Alltagserfahrung in gesteigerter Dosis verabreicht – und erkennt, dass Marshall McLuhans These immer noch stimmt: Das Medium transportiert keinen Inhalt, sondern ist selbst die Botschaft." Frau Wahl vermutet aber auch, dass Rimini Protokoll "mehr wollte als ... Flimmern und Rauschen als postmoderne Kollektiverfahrung." Vom Nachrichten-Live-Empfang würden die Alltagsexperten jedoch "fast abendfüllend" zur Improvisation gezwungen, und so lebe die Inszenierung vor allem "vom Charme des Chaotischen".

Katrin Bettina Müller
merkt in der taz Berlin (7.1.2008) an, dass Performance noch "weniger wie eine Medienanalyse, sondern eher wie eine ungeordnete Materialsammlung" wirke. Vor allem technisch kämpfe der Abend "noch mit vielen Schwierigkeiten, sodass die Bilder dauernd ihren Kommentatoren weglaufen und zu viele Sätze im Lärm untergehen". Aber "trotz aller Lücken, die der skizzenhafte Abend bei der Premiere hatte", sei "eines schon überraschend deutlich": Indem Rimini Protokoll "über Nachrichten erzählen, also jenes Kerngeschäft der Massenmedien, das weit entfernt von der Öffentlichkeit des Theaters zu sein scheint, erzählen sie auch über das Theater selbst". Und schließlich erfahre man "viel über einseitige Perspektiven, darüber, wie die Auswahl der Nachrichten die Weltsicht steuert, und über verblüffend banale Strickmuster der TV-Inszenierung".

In der Zeit (10.1.2008) merkt Roland Müller über die technische Ausrüstung der Aufführung an: "Wer die 2000 Sender, die sich mit dieser Apparatur empfangen lassen, rund um die Uhr durchzappen müsste ... würde unweigerlich Geist und Seele ruinieren und als Wrack enden." Aber so weit, kritisiert Herr Müller, reichten die Gedanken dieses Schauspiels nicht. Es sei weder auf Erhellung von Inhalt und Machart des internationalen Nachrichtenwesens noch auf Rettung aus dem Infostrom aus. Dieses "Fernsehspiel" begnüge sich damit, "mit der Reizüberflutug zu kokettieren und die Fernsehrealität zu verdoppeln".

Kommentare  
Gegen Bionade-Biedermeier im HAU I
Gegen das Bionade- Biedermeier der Avantgarde!
(zu "Breaking News" im HAU Berlin) 1. Teil:

Anne Peter hat schon ausführlich das Scheitern des Abends von Rimini Protokoll beschrieben. Ich möchte hier die erste Premiere im HAU im neuen Jahr zum Anlass nehmen, etwas zu Matthias Lilienthals postulierter Liebe zu den unter 35-Jährigen zu bemerken. Das HAU, das Berlins Supermarkt für Off-Theater geworden ist, möchte Theater für die 20- bis 35-Jährigen machen (Macher wie Rezipienten).
Was bei Rimini Protokoll, die von den Jahren her sicherlich am Endpunkt der Lilienthalischen Protektion stehen dürften in soweit passt, dass sie hier ihre müde Referenz für den Stadt- und Staatstheaterbetrieb abgegeben haben. Als Koproduktionspartner taucht keines der etablierten Off-Netzwerke mehr auf, nur noch die Schauspielhäuser von Hannover, Düsseldorf und Frankfurt sowie die Wiener Festwochen.
Das lässt vermuten, dass das Budget prächtig ist, was zu einer wirklich beeindruckenden teuren technischen Performance im Ergebnis aber zu nichts führte.
Vielleicht sind sie in die gängige Falle der geliebten Theaterschätzchen gelaufen, zu viele Aufträge, zu viele Dramaturgen (wie beim Film, wenn der Hauptanteil der beteiligten TV Sender in der Vernichtung von Relevanz besteht) zu viel Geld, Technik versus Inhalt etc.. Selten hat die folklorehafte Zurschaustellung von Experten in den Real-Life-Formaten zu mehr Müdigkeit beim geneigten Theatergänger geführt.
Der Wunsch, dieser Veranstaltung den Saft abzudrehen und statt dessen sich mit den Experten nur zu unterhalten wurde übermächtig (die neue Zuschaueragilität sich mit Tränengas u.a. bemerkbar zu machen, ist vielleicht ein zukunftsträchtiger Ansatz für das Theater 2.0 im Kampf gegen das Bionadebiedermeier der Avantgarde).
Unterhalten als Unterhaltung, die wahrlich immer noch resistenteste Methode der Wissensvermittlung versus Propaganda und Verblödung. Schade, dass der Sexus des Detailwissens der Experten in der Nachrichtenaufbereitung sich in einem Kopfstand erschöpfte, das Niveau einer Magazinsendung auf RTL II selten überschrittten wurde. Allerdings macht die Vermutung Spaß, dass die ausgefuchsten Insider der Medienbranche die Theatermacher ausgeknocked haben und eben genau das machen, was sie am besten können: mit viel Aufwand nichts zu verraten.)
Vielleicht sollte mal diskutiert werden, ob Off-Theater tatsächlich bei 35 Jahren der Macher an eine natürliche Grenze stößt. Ob Lebenswissen und ästhetische Ausdrucksformen nicht mehr zu einem Mehrwert zusammengefügt werden können. Zumal wenn sie sich am politischen Statement versuchen. Ausnahme scheint hier HW Kroesinger zu sein, der aber bereits in seinen ersten Arbeiten so erwachsen war, dass von einer Bewegung von Jugend in andere Sphäre keine Rede sein kann. Ob Lilienthal also Recht hat mit seiner Krippenförderung oder an Geistesarmut leidet wäre zu fragen. Pikant, dass die Subventionen, von denen das Off-Theater lebt, überwiegend von den über 35-Jährigen aufgebracht werden, die dann aber nicht mehr gemeint sind.
Gegen Bionade-Biedermeier im HAU II
Gegen das Bionade- Biedermeier der Avantgarde!
(zu "Breaking News" im HAU Berlin) 2. Teil

... Natürlich muss das Theater immer wieder bei der Jugend anfangen, schwierig wird es bei einer so monopolartigen Stellung, die das HAU in Berlin innehat. Es gibt außer dem anderen Korrektiv, den Sophiensaelen, die aber zur Zeit hoffentlich nur an einem Aufmerksamkeitsdefizit kranken und der Volksbühne, dem OFF-Theater von Staats wegen (schön das Plädoyer von Frau Gysi, Castorf solle für seine Verdienste um das deutsche Theater quasi eine Pension von Fürstengnaden auf Lebenszeit bekommen) die mit den bekannten Problemen unsere und ihre Zeit vertrödelt - keine relevante Freie Theaterszene in Berlin mehr.
Ausnahmen wie das Ballhaus Ost bestätigen die Regel. Einzig Jochen Sandig, scheint mir, hat exemplarisch einen Weg zurückgelegt, der harmonisch mit dem Heranwachsen einhergeht. Von der wilden zu besetzenden Off-Schmiede Tacheles, dem gepflegteren Off in den Sophiensälen, einer Interimszeit als Mitintendant an der Schaubühne bis zum erwachsenen RadialSystem, das sich an neugierige Erwachsene richtet und neue Wege der Zusammenarbeit wie Präsentation von Kulturformen erprobt. Wofür steht also das HAU und wird es seiner Machtposition und der damit einhergehenden Verantwortung in Berlin gerecht? Nicht nur Migration der Formen und Migranten sondern vielleicht auch Forum der verschiedenen Altersgruppen in der Stadt. Jugend trifft Wissen. In diesem Sinne auf weitere aufregende 100 Jahre.
Rimini Protokoll: Authentisch bin ich selbst
Ein schwacher Abend. Und ich frage mich - nicht zum ersten Mal bei Rimini Protokoll -, worin liegt der Mehrwert? Echte Menschen, die echte Sachen machen, alles wahnsinnig authentisch... Aber authentisch bin ich selbst, dafür zahle ich kein Geld.
Rimini Protokoll: Nicht zappen, ausstellen!
Auch ich kann nur warnen. Das Ganze ist eine Versuchsanordnung. Interessantes Konzept, aber gescheitert. Ich wünschte, ich hätte meine Fernbedienung dabei gehabt - nicht zum Zappen, zum Ausstellen! Vielleicht war das ja die entscheidende "Nachricht". Raffiniert...
Rimini Protokoll: Der Tagesspiegel irrt
Im Tagesspiegel stand, die Leute hätten vor Lachen am Boden gelegen - davon kann nun wirklich keine Rede sein. Dass sich allgemeines Gähnen breit machte, trifft die Wirklichkeit viel besser. Weder war der Abend amüsant, noch gab's was zu lernen. Letztlich war es ein ungutes Geschnipsel, dekoriert mit aufwendigem technischem Gerät, dessen Beherrschung die nuschelnde Laienspielschar heillos überforderte. Und die Kakophonie als Botschaft der modernen Medienwelt - dies ist nun wirklich keine Breaking News.
zu Robert Jehlichs Rimini-Kommentar im Forum
ich finde robert jehlichs beitrag hier im forum sehr lesenswert und richtig. auch weil er hier endlich mal ausspricht, was sich anscheinend sonst keiner traut: dass nämlich das hau kein freies theater, sondern ein supermarkt ist. eine zutiefst neoliberale einrichtung, die ihre eigene ausbeuterische verstrickung in das system kapitalistischer kunstproduktion mit der pose des rebellentums zu übertünchen versucht. und dass hier endlich mal einer gemerkt hat, dass es in berlin kein freies theater mehr gibt, das ist ja nun trauriger weise auch mehr als richtig... was bismarck für die sozialisten im 19. jahrhundert war, ist lilienthal für die freie szene heute...
Rimini Protokoll: spannende Versuchsanordnung
Das ist ja eben gerade das tolle, dass eben das Authentische auf der Bühne gezeigt wird. Wobei natürlich auf der Bühne nie eine Authenzität erzeugt werden kann. - Für mich war es ein sehr unterhaltsamer Abend, der eben genau ein Problem aufzeigt und das bearbeitet, es geht eben um die Problematik unser übermedialen Welt und wir dürfen in andere Kulturen schauen. Das ist spannend und funktioniert eben gerade, weil es nicht super-inszeniert ist, weil es ein Versuchsaufbau ist, der eben auch scheitern darf. Also das Scheitern von Menschen in einem Medium zeigt und trotzdem nicht droht, dass Theater das Einzige ist. - Ich saß gespannt da, habe gelacht und das Belanglose sind die Nachrichten, denn in ihnen sollte es um Menschen gehen und Rimini-Protokoll stellen gerade diesen in den Vordergrund, weil sie über ihre Arbeit und auch über sich reden dürfen.
Rimini News: oberlehrerhafte Wichtigtuerei
Ich lach auch, wenn ich raus aus dem Fenster guck, Herr Brause. Aber als ich rein in die Riminispekulation geguckt hab, hat mich nur eine oberlehrerhafte Wichtigtuerei angeguckt. Als ob wir nicht alle wüssten, wie zusammen geschustert und relativ die News sind. Wiederholungen und Mätzchen! Eine Freundin, mit der ich da war, meinte danach: "Theater ist eine mir unbekannte Parallelwelt, der es offenbar so schlecht geht, dass sie es nötig hat, sich so etwas unter den Nagel zu reißen." Oder um mit der Inderin auf der Bühne zu sprechen, die einfach früher gegangen ist: Ich muß jetzt ins Bett. Gute Nacht!
Rimini News: Was erleben wir als authentisch?
Lieber Timo Brause,
Sie benennen die zentrale Frage der Authentizität bei Rimini-Protokoll. Das Tolle sei, "dass eben das Authentische auf der Bühne gezeigt wird. Wobei natürlich auf der Bühne nie eine Authenzität erzeugt werden kann." Das scheint mir doch ein Widerspruch zu sein. Oder nicht? Wenn 'Authentizität' auf der Bühne nicht'erzeugt' werden kann, worin besteht dann das 'Authentische', das uns gezeigt wird? Was erleben wir da also als 'authentisch' und warum ist das (auf dem Theater) automatisch 'toll'? 'Echte Menschen' sehen wir doch tagtäglich um uns her. Nur da interessieren sie uns wenig. Letztlich scheint mir das Prinzip Rimini ziemlich simpel, was natürlich nichts über sein unbestreitbares Potential aussagt (dabei sind schon gute Theaterabende herausgekommen), sie stoßen mit ihrem 'Authentizitäts'versprechen offenbar in eine Markt- bzw. Bedürfnislücke.
Rimini News: wie "von der Stange"
Das konnte man schon bei Riminis "Besuch der alten Dame" in Zürich sehen: dass hier eine Methode an ihre Grenzen gekommen ist, weil sie Masche wurde. Authentizität kann auch bloß eine Rolle sein. Ein Verkleidung, die sich jemand überstülpt und sein eigener Darsteller wird. Das Denken und Reflektieren über den Stoff kann das nicht ersetzen. So wirken sie Rimini-Produktionen in letzter Zeit auf mich auch etwas "von der Stange" und damit antiauthentisch.
Rimini News: Unterhält der Abend sein Publikum?
"Nachrichten sind inszenierte Fakten"
Das wissen wir - das muss ich nicht einen ganzen Abend lang bewiesen bekommen.
Informationen sind langweilig, Emotionen spannend.
Herr Brause, was ist denn die "Problematik unserer übermedialen Welt"?
Die Frage die mich beim Lesen von Kritiken und Meinungen interessiert ist: unterhält der Abend sein Publikum? Und wenn sie sich amüsiert haben, Herr Brause, dann ist das doch toll! Warum würden sie die Inszenierung weiterempfehlen? (Die "Bebildung" ausgenommen.) Worüber kann ich lachen, wenn ich Geld für eine Eintrittskarte ausgebe?
Rimini News: Verblödete, vereinigt Euch bei der Nachtkritik!
Die meisten sind einfach blöde und sollten sich besser im Supermarkt eine DVD kaufen.
Ich fand, es war ein gelungener Abend. Soviel dazu! Begründen will ich das hier in diesem Forum nicht, Perlen vor die Säue werfen, dazu habe ich keine Lust. Ihr seid ja alle so gebildet! Denkt doch einfach einmal! Ich gehe doch nicht ins Theater, um mich zu amüsieren!!! Hier will ich als Zuschauer arbeiten und verstehen, will Zusammenhänge erkennen. Das Theater ist das Medium, das mir das bietet. Ich gebe zu, nicht immer gelingt es. Aber dazu kenne ich mich ein wenig aus. Und diejenigen, die keine Ahnung haben, sollten auch einmal demütig das Maul halten. Dieses Geschwätz der Blödheit kann ich nicht mehr ertragen. Gut, ihr Großfresse, die ihr alle so authentisch seid, ich muss mir das ja nicht antun und eure gequirlte Scheiße (Zitat Biermann, gefällt mir im Allgemeinen, nicht auf das, auf das er es bezieht) durchlesen. Tu ich auch nie mehr, versprochen! Verblödete dieser Nation, vereinigt euch im Kommentarbereich der Nachtkritik. Schlimmer gehts nicht!
Rimini News: Hallo Olaf, wo sind die Argumente?
Hallo Olaf,
keine Begründung in diesem Forum? Warum nicht?
Gerade die Beiträge hier zu "Rimini Protokoll", zumindest die meisten, drehen sich doch relativ sachlich um die Sache. Es würde auch wirklich interessieren, warum es ein gelungener Abend war (wie ja z.B. auch Timo Brause fand, dessen Argument allerdings u.a. die Unterhaltsamkeit ist, die du ja partout abzulehnen scheinst). Darüber kann man ja streiten. Produktiver als so ein polemischer Rundumschlag gegen alle wäre es doch, wenn du mal erzählen würdest von dem durch diesen Abend 'Verstandenen', den 'erkannten Zusammenhängen'. Wie soll man ohne 'Begründungen' und Argumente denn dem "Geschwätz der Blödheit" entkommen? Schweigen, Nichtlesen, Augenzumachen, Mundverschließen, Dialogverweigerung ist auch eine Antwort, klar - aber selbst eine ziemlich blöde, oder?
Rimini News: Hallo Olaf, super!
Mit Olaf hat dieser Blog endlich seinen Höhepunkt erreicht! Super! Vielleicht macht Rimini mal was über Blogs, dann können sie gleich den Olaf engagieren.
Rimini News: Hallo Olaf, warum sich nicht amüsieren?
Ich finde ihren Anspruch, "Theater als Bildungsanstalt" berechtigt. Allerdings kann man sich auf hohem Niveau amüsieren - Humor, Poesie, Geist und Witz - wenn es das in Supermarktregalen gäbe - nicht schlecht! "Hier will ich als Zuschauer arbeiten und verstehen, will Zusammenhänge erkennen. Das Theater ist das Medium, das mir das bietet." - Es war nicht zu allen Zeiten so, dass das Publikum von diesem Anspruch getrieben ins Theater rannte - was bringt sie so grundsätzlich auf die Palme, bei dem Gedanken, dass man sich im Theater amüsieren könnte?
Breaking News: Theater als Lehranstalt
"Nun, wir können eigentlich nur sagen, daß der Gegensatz zwischen Lernen und sich Amüsieren kein naturnotwendiger zu sein braucht, keiner, der immer bestanden hat und immer bestehen muß."

Ich bin gerade über das Brecht-Zitat aus der nichtaristotelischen Dramatik gestolpert und finde es wunderbar passend für die hiesige Diskussion. Natürlich gehe ich in das Theater, weil ich mir erhoffe Denkanstöße zu bekommen und - im weiteren Sinne - etwas zu lernen. Ich gehe aber eben auch deshalb in das Theater, weil es eine Form der Unterhaltung ist, die mir diese Denkanstöße bietet. Ich frage mich, warum "Unterhaltung" immer negativ konnotiert sein muss und warum viele Menschen offenbar immer noch ein schlechtes Gewissen plagt, wenn sie sich im Theater amüsiert haben. Das rhetorische Lehr-Theater-Modell, Theater als Lehranstalt, hat seit der Aufklärung eine gewisse Tradition in Deutschland, an der wir uns immer noch abarbeiten...
Breaking News – schildert eure Erfahrungen!
Danke, Tim, für das an dieser Stelle obligatorische Brecht-Zitat. Vielleicht könnten wir trotzdem wieder konkret zu "Breaking News" zurückkommen und der leider in sein angedrohtes Schmollen verfallene Olaf oder ein anderer, dem dieser Abend gelungen schien, mal ihre positiven Erfahrungen schildern (und vielleicht sogar begründen)?
Rimini News: Riminis kritisches Potenzial ist verpufft
Vielleicht könnten wir uns darauf einigen, daß im Theater etwas passieren sollte. Sei es durch einen Vorgang auf der Bühne, sei es zwischen Bühne und Zuschauerraum (in der postdramatischen Variante). Beides ist hier nicht der Fall.
Bemerkenswert an diesem Abend war für mich nur das groteske Mißverhältnis zwischen dem Nichts auf der Bühne und dem Status, den die Macher genießen. Riminis Innovationskraft scheint verpufft.
Am Tag darauf brachte die Nachtausgabe der Tagesschau einen lobenden Bericht über Riminis "Tagesschow". Kein Wort davon, daß die Tagesschau da kritisiert wurde, und es ist tatsächlich unerheblich. Die Geschwindigkeit, mit der die Kulturindustrie sich dieses Phänomen Rimini einverleibt und damit sein kritisches Potenzial beerdigt hat ist ungeheuer.
Walter von Rossum, der auch bei Rimini auftritt, hat übrigens ein Radiofeature über die Mechanismen beim erstellen einer Tagesschau gemacht, das in fünfzehn Minuten weitaus mehr transportiert als der ganze Rimini-Abend. Nachzulesen unter:
http://www.dradio.de/download/69581/
Rimini News: Warum lässt sich Rimini so vereinnahmen?
In der Nachtausgabe der Tagesschau kommt kurz auch eine der MacherInnen zu Wort, die sich damit selbst der von ihr doch eigentlich angeprangerten Verkürzung und Vereinfachung anheim gibt. O-Ton Helgard Haug: "Ich finde Nachrichten erstmal extrem wichtig, aber man muss sich ja immer fragen: wer ist der Bote der sie bringt? Also mit welcher Färbung bringt er sie? Mit welchem Interesse wird welche Nachricht auf welchem Kanal gezeigt?"
Die Tagesschau konnte denn die 'Botschaft' des Abends außerdem schön knapp zusammenfassen: "Ohne Hintergründe und Einordnung senden die Nachrichten ins Leere, so die Aussage des Stücks."
Der Tagesschau-Beitrag ist selbst Beispiel dafür, was der Abend uns vermeintlich zeigen will. Man fragt sich dabei schon: Warum lässt sich Rimini Protokoll so vereinnahmen? Wie kann man sich ausgerechnet von dem promoten lassen, den man kritisieren will?
Rimini News: Olaf antwortet und erklärt
Ich denke doch, dass ich noch etwas sagen will, was mir nach dem Lesen der Kommentare auch nicht schwer fällt. Ich versuche, meinen Frust zu stoppen und inhaltlich etwas zu dem zu schreiben, was ich gesehen und empfunden habe. So, nur so wird man den Rimini gerecht, die etwas Wunderbares geleistet haben!
Ich fand den Versuch oder besser die Idee, mir dem Konsumenten der Nachrichten, die jeden Abend auf mich einstürzen, im Theater in 2 Stunden die Weltsicht unterschiedlicher Fernsehstationen, die politisch gesteuert werden, nahe zu bringen, äußerst interessant und unterhaltsam. Ich gebe zu, ich sehe kaum fern, dafür aber lese ich Zeitungen, beginnend mit dem Feuilleton, Politik, Regionales, Sportteil jedoch meidend(!). Dort habe ich dann die Wahl, mich zu informieren, indem ich einfach weiter blättere. Im Fernsehen bin ich gezwungen, das wahrzunehmen, was mir vorgekaut wird. Nicht neu! Was blieb denn von der Tagesschau. Politische Welteindrücke 7 Minuten und Sportnachrichten 8 Minuten, Kultur fast null. Politik spielt in anderen Kulturen eine größere Rolle. Rimini versuchte das zu zeigen. Das war für mich ein Aspekt dieses Abends. Sie versuchten noch mehr zu zeigen, aber es gab technische Probleme, aber sie versuchten es immerhin, was mir gut tat, weil es mir in meinem Denken und Verständnis dieser Welt half. Sie versuchten unterschiedliche Sichtweise auf unsere Welt in zwei Stunden zu präsentieren. Die Leienschauspieler taten dabei etwas, was ich nicht genug schätzen kann, sie brachten ihre Weltsicht ein und damit entstand für mich ein Abend des inneren Dialogs.
Ihr könnt das verstehen, müsst es aber auch nicht!
In einer Welt, in der es nur noch um den Spaß geht, um das einfache Verstehen der Probleme, verlieren wir die Kenntnis über die wahren Zusammenhänge. Schaut einmal Nachrichten und ihr verzweifelt an dem, was da gezeigt wird und an dem, was sein wird. Ich habe es gestern getan Tagesthemen und Frontal 21 und ich war geschockt! Sieben Negativnachrichten und nur eine Positivmeldungen. Und das streift hauptsächlich unsere Interessen, unsere verfetteten Kinder und das miserale Schulessen, die Migration, das Rentenproblem, Nokia...
Anna P., wie wäre es mit einem Blogtreffen bei Rimini, was hast du zu sagen??? Ich hoffe, du fängst an, nachzudenken, wirst wacher und nicht ...
Es bleibt am Ende nur die Möglichkeit einer Insel oder der Tanz auf dem Vulkan. Versuche einer Darstellung, die dem Theater mitunter fern sind, aber es dennnoch erreichen. Mit Houellebecq hat sich Johan Simons beschäftigt, und auch der geschmähte Grönemeier brachte es mit Wilson zu einem Theaterprojekt. Verbindungen, die vielleicht nicht unbedingt treffend sind, die aber theaterrelevant sein können oder es schon wurden, was ich bei aller Unterhaltung sehr, sehr begrüße!
Was ich sagen will, ist, dass Theater, wenn es Theater ist, und es ist sehr häufig gutes Theater (Gosch, Rimini, Castorf, Thalheimer, Peymann, ja auch der, Müller, Brecht, Aischylos, blödes Aufzählen weiterer Namen erspare ich mir), zwingt mich nicht zum Abschalten, zum Ausblenden. Ich denke, ich denke nach, ich unterhalte mich und ich erfahre etwas. Dieser Abend mit den Nachrichten hat mir mehr Informationen über das Zeitgeschen gegeben als die Berieselung durch die Tagesschau. Ist das nicht etwas, was man unbedingt loben muss.
Freue mich über jede Antwort meiner Kritiker!
Olaf
Rimini News: die Macher werden ihre Konsequenzen ziehen
mein gott, wie naiv bist du denn, mein lieber (gutgläubiger) thomas, dass du meinst, "die riminis" könnten verhindern, dass (und was) über sie berichtet wird. ob nun in der tagesschau oder in der bildzeitung oder sonstwo...
des weiteren werde ich bei einigen der postings den eindruck nicht los, dass ein nicht geringer teil der kritik an diesem abend sich aus der tatsache speist, dass er "so teuer und technisch aufwändig" ist. das geld, das die da aber verbraten, haben sie sich in anderen sehr schönen und/oder relevanten theaterabenden im wahrsten sinne des wortes "verdient". dass die dann auch mal eine nicht so tolle inszenierung machen, ist doch nicht weiter tragisch. die macher von breaking news werden schon ihre lehren und konsequenzen aus ihrer arbeit ziehen und diese in die kommenden einfließen lassen...
Rimini News: ach ja, der Feuilleton lesende Gegenwartsmensch
Achgott, da ist er wieder, der feuilletonlesende Mainstreamuser aus der neuen Mitte. Natürlich: das böse Fernsehen manipuliert und entmündigt den "ernsten" Gegenwartsmenschen ("In einer Welt, in der es nur noch um den Spaß geht"). Wie ich dieses "ich schaue ja selber ganz wenig Fernsehen, nur Videos manchmal"-Gesülze hasse. Du bist gut bei den Theaterwissenschaftsanwendern aus Gießen in ihrem "kritisch"-verbildeten Paralleluniversum aufgehoben...
Rimini News: des Kaisers neue Kleider
Richtig, Herr Wurst,
in einer Kreuzberger Hinterhofgarage wäre einem der Mist nicht weiter aufgefallen, und wenn, dann hätt ich gesagt: tolles WG-Kollektiv, da sind bestimmt Studierte drunter, aber wir haben es hier mit des KAISERS NEUEN KLEIDERN zu tun. (...) Macht doch auch mal solche POSITIVEN POSTINGS! Mehr POPOS!
Rimini News: zensiert die Redaktion die Kommentare?
Liebe Nachtkritik,
wenn schon zensieren, dann sollte das kenntlich gemacht werden. Dann sollte am Ende nicht was Unverständliches dastehen. (...)

Lieber Herr Banane,
die Redaktion redigiert alle Kommentare und behält sich - aus Gründen des Personenrechtsschutzes - vor, diffamierende resp. unsachliche Passagen zu streichen.
Mit freundlichen Grüßen, die Red.
Rimini News: Goetz' Blog
"Deshalb kommt einem alles so schrebergartenhaft bekannt vor", zitiert nachtkritik Rainald Goetz, als würde er so über Rimini urteilen. Tut der Rainald aber nicht. Er bezieht sich da nämlich auf die tagesschau, nicht auf das Riminiversagen. Der Rainald kann nämlich auch drei Stunden auf ne Kreuzung gucken und seine Gedanken werden ihm dabei immer noch nicht langweilig. Beneidenswert!

Lieber Herr Banane,
Sie haben Recht, wahrscheinlich bezieht sich Rainald Goetz an dieser Stelle eher auf die Tagesschau. Ich habe das Zitat geändert.
Mit freundlichen Grüßen, D. Pilz
Rimini News: glatt gebügelt
Herr Wurst: Ja, die Riminis mögen keinerlei Einfluss darauf haben, wer was über sie berichtet. Dass die Tagesschau jedoch die ihr gegenüber kritische Haltung von "Breaking News" in ihrer Berichterstattung überhaupt so gänzlich übersehen konnte, sagt aber doch etwas über die Kritikverpuffungsmisere aus, in der sich dieser Abend befindet. Mit einer solch verharmlosenden Integration wird das Theater - schwuppdiwupp - mundtot gemacht. Dass die Einverleibung des vergeblich Kritischen so gut funktioniert, liegt jedoch vielleicht auch ein ganz bisschen daran, dass es in diesem Fall nicht genug widerständig, kratzbürstig ist und deshalb so schön tagesschau-glatt gebügelt werden kann.
Rimini News: Kunst als Antifiktion
Authenzität kann niemals auf der Bühne hergestellt, das ist klar. Nicht einmal im Leben ist das möglich, aber es gibt Schnittmengen, in denen das auf der Bühne sich Authenzität annähert und das macht dieser Abend für mich. In Gedankenfolgung zu Odo Marquards "Kunst als Antifikion". - Die Problematik unserer übermedialen Welt ist doch ganz klar, ich verstehe eine das als Omnipräsenz für Überangebot über Nachrichten durch Medien. Entweder man sucht sie selbst was aus oder wird eben durch die Nachrichtensendungen gelenkt und das zeigt doch diese Arbeit wunderbar, oder?
Rimini: Verselbstständigter Hype wie bei Pollesch
rimini protokoll sind komplett überwertet, da hat sich so ein hype verselbstständigt, den sich nun niemand mehr wagt, zu hinterfragen - so wie bei pollesch, der mittlerweile auch jeden müll auf die bühne bringen kann und keiner merkt mehr irgendwas - alle prenzlbergler und alle kritiker findens supi und sind sich einig: ja, das ist echt schön, das ist so wie die bücher, aus denen wir so gerne während des studiums zitiert haben. darauf eine bionade mit holundergeschmack!
Rimini: was haben sie dem Theater gegeben?
Ja, diese Leute sind überbewertet, eine Mode eben, aber man sollte schon genauer hinsehen. Warum fand das so großen Anklang, als sie noch unbekannt waren? Wo liegt ihre Kraft? Was haben sie dem Theater gegeben? Die Mühe sollte man sich machen, sonst bleibt alles so sehr im Ungefähren wie "der prenzlberger".
Diese Künstler haben irgendwann nur noch sich selbst reproduziert, gewissermaßen das Klischee bedient, dessen lebendiges Original einmal Erfolg hatte. Wir sollten es ihnen durch unser Denken nicht gleich tun.
Rimini: was hat uns Otto Banane gegeben?
was hatte uns otto banane nicht alles zu geben, als er noch unbekannt war!?
Otto Banane: eine Art Gegenöffentlichkeit
Otto hat zum Beispiel den Vorschlag, diesen Blog nicht als Müllhalde für dumme Sprüche zu benutzen, sondern sich über etwas auseinander zu setzen. Ich finde viele Beiträge hier spannend, da findet wirklich was statt, eine Art Gegenöffentlichkeit, und es kann auch mal polemisch zugehen. Es gibt ja auch inhaltlich interessante Polemik, aber manche rotzen hier einfach nur anonym herum. Diese "Bühne" bietet ganz andere Möglichkeiten. Wie wärs mit Inhalt, lieber "un- oder man kann auch sagen"?
An Otto Banane
lieber otto banane, im prinzip bin ich vollkommen ihrer meinung, wundere mich aber ein wenig über den moralischen unterton, den ausgerechnet sie hier anschlagen. schließlich schreiben sie ja selbst nicht mit offenem visier, sondern verbergen sich sorgsam hinter karibischem obst.
schönen gruss, esther slevogt
Sind Pseudonyme unmoralisch?
Liebe Esther Slevogt, sind Pseudonyme denn unmoralisch? Und ging es hier nicht einmal um Rimini? Aber wie schön, auf der anderen Seite, diese Gruppe einfach zu vergessen!
Rimini: Warum diese Sehnsucht nach Authentizität?
Nein, Rimini nicht vergessen! Das wäre dann doch fatal, wenn es hier jetzt mehr um Karibik als um Adria ginge. Is ja noch weiter weg. Kehren wir doch zurück nach Berlin zu den Protokollanten. Also, Herr B., was haben Sie uns gegeben? Warum diese Sehnsucht nach Authentizität? Kann es sein, dass wir im echten Leben so blind sind fürs Echte, das wir's im Theater lechzend suchen? Dass wir kaum in Kontakt kommen mit anderen Realitäten als der kleinen unseren?
Rimini: seid selber echt!
Ach, ihr Sucher nach der Blauen Blume der Authentizität mit euren falschen Namen. Seid doch erst mal selber echt.
Rimini: Theater ist Kunst, nicht Können
Wo ist das neue, das andere Theater bei Rimini? Immer nur Dekonstruktion soweit das Auge reicht. Wo sind die Schauspieler? Ich sehe nur Laien. Aber keine Darsteller. Ich sage es in aller Entschiedenheit: Theater ist Kunst, nicht Können.
Hartmann an Diotima
@Diotima: Es gibt keinen richtigen Namen im falschen.
nachtkritik rules
hallo redaktion - könntet ihr das theatertreffen auch für autoren und stücke als gegenentwurf bzw zusatzentwurf zu mühlheim machen? ich weiß, dass hier ist nicht der richige ort, aber hab keinen anderen gefunden - besides: nachtkritik rules! ihr werdet theater heute ablösen!
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