Not schweißt zusammen

19. November 2013. Mecklenburg-Vorpommerns Theaterintendanten schließen sich zusammen. Am Montag gründeten sie die Intendantenkonferenz Mecklenburg-Vorpommern, die angesichts der prekären Finanzlage ein gemeinsames Sprachrohr gegenüber der Landespolitik sein will. Trotz aller Maßnahmen zum Personalabbau und zur Einnahmensteigerung reiche das Geld nicht aus, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, die Schwerins Intendant Joachim Kümmritz als Gastgeber des Treffens verlas. Die Stimmung in den Häusern werde zunehmend unerträglich, die Sparten und Künstler fühlten sich aufeinandergehetzt.

Das Theaterkonzept der Landesregierung, das auf einem Gutachten der Beratungsgesellschaft Metrum basiert, bezeichnen die Intendanten als gescheitert. Das Ziel, mit gedeckelten Landeszuschüssen bis 2020 das Fortbestehen der Theater und Orchester im Land zu sichern, könne nicht mehr aufrechterhalten werden, "die Berechnungen bestehen aus Annahmen". Die Intendanten betonen in ihrer Erklärung, dass die Theater keine Sanierungsfälle seien. "Sie trügen mit hoher Verantwortung zur ästhetischen Bildung durch darstellende Kunst und Musik bei." In Schwerin waren am Montag alle Intendanten zusammengekommen, mit Ausnahme des Intendanten der Theater- und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz, Wilhelm Denné, der aus terminlichen Gründen absagen musste. 

Ihre Erklärung lautet wie folgt:

1. Wir haben heute (11.11.2013) die ständige Intendantenkonferenz des Landes Mecklenburg-Vorpommern gegründet. Wir bieten uns als direkten Kontakt als Fachleute für die Landesregierung an. Diese Gründung basiert auch darauf, dass insbesondere, trotz aller, an den Theatern durchgeführten Maßnahmen wie Personalabbau und Einnahmesteigerungen, kein Ende der Probleme in Sicht ist.

2. Die Lage an den Theatern wird für Theaterleiter und Mitarbeiter immer unerträglicher. Sparten, Künstler fühlen sich aufeinander gehetzt! Die künstlerische Arbeit leidet darunter.

3. Wir brauchen eine neue demokratische theaterpolitische Debatte für dieses Land, gemeinsam mit den Kommunen, die nicht von statistischer Zahlenspielerei sondern durch inhaltliche Debatten geprägt sind.

4. Das bisherige Metrum Gutachten ist gescheitert. Das Ziel mit gedeckelten Landeszuschüssen bis 2020 das Fortbestehen der Theater und Orchester im Land zu sicher, kann nicht mehr erreicht werden. Die Berechnungen bestehen aus Annahme. Grundsätzliche Betrachtungen werden nicht besprochen. Insellösungen helfen nicht weiter.

5. Theater sind keine Sanierungsfälle. Sie tragen mit hoher Verantwortung ihren Teil zur ästhetischen Bildung durch darstellende Kunst und Musik bei.

6. Wir bieten deshalb unseren Sachverstand zur inhaltlichen Debatte weiterhin an, wie bisher. Die Landesregierung möge ihn mehr als bisher zur Vorbereitung von Entscheidungen nutzen. Desweiteren empfehlen wir mehr als bisher den Sachverstand des Deutschen Bühnenvereins zu nutzen. Neue Gutachten helfen uns nicht weiter.

7. Theater brauchen Klarheit, zwischenzeitlich anerkannt. Ständige Insolvenzbedrohungen schaden dem Ansehen der Kulturpolitik des Landes, seinem Kommunen und den Theatern enorm. Alles andere wird scheitern.

(Volkstheater Rostock/sik)

mehr meldungen

Kommentare  
Intendantenkonferenz MV: sinnvoll
Auf jeden Fall ist so eine Aktivität sinnvoller als Intendanten durch Aktionen von Personal und Facebook-Seiten "Treten Sie zurück..." zu schwächen, wenn es - wie gerade jetzt in Wien - um Festlegungen von Theaterbudgets und Wahrnehmung durch die Politik (Ministerium oder Staatsekretariat oder Zusammenlegung oder???) geht.
Intendantenkonferenz MV: Daumendrücken
ich finde das auch sehr gut. diese aktion setzt gemeinsamkeit gegen die versuche der (kultur)politik, zu teilen und zu herrschen.
ich drücke allen theatern in mv die daumen.
Theaterintendanten MV: abgeschottet gegen Einfluss von außen
Wie sieht es aus mit der Programmgestaltung? Gerade an diesem Punkt sind die Möglichkeiten ganz auf der Seite der Häuser. Außer in den Kritiken der Regionalpresse, steht nirgendwo geschrieben, dass die Häuser einen vor allem nostalgisch selbstreferenziellen Ansatz zu vertreten haben. Dass sich die Theater, wie das Land selbst, derart erfolgreich gegen einen zeitgemäßen Ansatz abschotten, ist eine freie Entscheidung. Das betrifft nicht nur die Auswahl der Stoffe, sondern auch die Besetzungen. So ist es in MV Theateralltag, dass Dramaturgen lieber selber inszenieren, als Sprachen und Formen von außen zuzulassen. Das Theater in der Opferrolle. In MV ist es Teil der Einrichtung.
Intendantenkonferenz MV: ihr seid alleine
ist euch schon mal der gedanke gekommen, dass euch eure häuser krank machen. dass sie euch euren kritischen blick auf die tatsächliche situation nehmen. dass ihr euch habt einlullen lassen von euren intendanten. von eurer einzigen zeitung, die immer schon gegen euch war. dass niemand in diesem land eurer bemühen erkennt. dass euch keiner liebt. dass ihr ganz und gar alleine seid. dass keiner an eurer seite steht. dass es nicht einen einzigen gibt, der für euch sein wort ergreift. dass niemand über eure inszenierungen spricht. dass sich alle wegdrehen, wenn ihr klagt. dass ihr keinen namen habt. dass ihr abhängig seid von anderen. dass ihr ganz und gar alleine seid mit euch.
Intendantenkonferenz MV: vielleicht eine Chance
Großartig!! Endlich eine Maßnahme!! Kompetenz gegen Ignoranz!! Vielleicht hat MV ja doch noch eine Chance!!! Schön, dass endlich Leute mitreden, die vom Fach sind!! Dieser ignorante Diletantissmus in der Politik der letzten Jahrzehnte muss ein Ende haben! Und dann kann ich auch wieder in "mein" Volkstheater gehen!
Intendantenkonferenz MV: gegen Zynismus
SO EIN QUARK DEN SIE DA POSTEN @alle. DER WIRD GETRETEN AUCH NUR BREIT, STATT STARK.
HUNDERTTAUSENDE ZUSCHAUER, TAUSENDE UNTERSCHRIFTEN, HUNDERTE MEDIENBERICHTE BEWEISEN DAS GEGENTEIL IHRES ZYNISMUS.
Intendantenkonferenz MV: komm in Theater
an @alle, du schreist nach liebe, dann komm in´s theater, dann bist du nicht mehr so allein.
Intendantenkonferenz MV: richtiger Schritt
Solche Art von traurigem Zynismus und Frust ( @alle ) entstehen, wenn die Kultur nicht gepflegt, gewertschätzt und gefördert wird...also nochmal: ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung! Bravo an die Intendanten!
Kommentar schreiben