Presseschau vom 10. Februar 2014 - Neues aus den Kassastuben des Burgtheaters
Schenk mir doch ein kleines bisschen Kohle, Kohle ....
10. Februar 2014. Die österreichische Nachrichtenagentur apa meldet am 10.2.2014 (16:26 Uhr) auf ihrer Website erste Ergebnisse der Aufsichtsratssitzung des Burgtheaters, die zu diesem Zeitpunkt noch im Gang ist. Demnach soll der Zwischenbericht zur wirtschaftlichen Lage einen "voraussichtlichen" Verlust von 8,3 Mio. Euro voraussagen [darin enthalten die von Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann als Begründung für einen möglichen Verlust genannte geänderte Abschreibungsmethodik mit 5,6 Mio. Euro]. Außerdem stünden Steuernachzahlungen in Höhe von bis zu 5 Millionen Euro wegen "formaler Versäumnisse der kaufmännischen Direktion im Raum".
Der Untersuchungsbericht für die letzten drei Geschäftsjahre des Theaters enthalte "deutliche Indizien für gefälschte Belege und die Vorspiegelung falscher Tatsachen", die den Verdacht gegen die ehemalige kaufmännische Direktorin Silvia Stantejsky "vollinhaltlich bestätigten." Es sei zu nicht nachvollziehbaren Ein- und Auszahlungen gekommen. Der Endbericht der sogenannten "forensischen Untersuchung" werde Ende Februar vorgelegt werden. Nun werden Frau Stantejsky "die Möglichkeit zur Stellungnahme eingeräumt".
"Ungeheuerlich!"
Auf der Website des Österreichischen Rundfunks ORF (orf.at, 10.2.2014) bezeichnete Silvia Stantejsky die Vorwürfe, dass sie Belege gefälscht haben soll, als "ungeheuerlich". Sie habe niemandem Informationen über die finanzielle Situation des Burgtheaters vorenthalten.
Nicht eine Frau alleine
Der Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl, forderte die "komplette Offenlegung der Kosten und der Verbindlichkeiten des Burgtheaters und der Bundestheater Holding". Das Defizit habe nicht eine Frau zu verantworten, die Kontrollorgane hätten "rechtzeitig etwas bemerken müssen".
Einzelheiten
Auf dem Online-Portal der Wiener Tageszeitung Die Presse hatte Judith Hecht bereits am Vortag (09.02.2014, 18:30 Uhr) über die Vorwürfe gegen Stantejsky anhand von Beispielen berichtet, dass der Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG für die drei Geschäftsjahre (1.9. 2010 bis 31.8. 2013) die ehemalige Kaufmännische Direktorin schwer belaste.
Demnach dürfte Stantejsky immer wieder Löcher [in der Burgtheater-Kasse] zu "bestimmten Stichtagen" zu stopfen versucht haben. In den letzten drei Jahren habe es jeweils am 30. und 31.8. hohe Einzahlungen von ihr selbst oder "anderen Mitarbeitern der Burg" in die Kassa gegeben. Offenbar habe Stantejsky versucht, "mithilfe von gefälschten Belegen die Burgtheater GmbH besser dastehen zu lassen, als das tatsächlich der Fall war".
Das Heikle sei, dass "manche dieser Mitarbeiter" bestritten, überhaupt solcherlei Transaktionen getätigt und die Unterschriften auf den vorgelegten Belegen selbst geleistet zu haben. Laut Stantejskys Unterlagen sollen die etwa für das Jahr 2012 in Rede stehenden Beträge im Oktober und November fast vollständig wieder an die betroffenen Mitarbeiter zurückgezahlt worden ein. Die Betroffenen allerdings könnten sich daran nicht erinnern.
Bleibe die Frage, was der Aufsichtsrat und der Künstlerische Direktor Matthias Hartmann von all dem "bemerkt haben oder zumindest hätten bemerken können". Der Untersuchungsbericht solle bescheinigen, dass Stantejsky "mit Auskünften sparsam umgegangen" sei. Ihr "System" habe es den Beteiligten schwer gemacht, ein "wirksames internes Kontrollsystem in Unternehmen zu verankern".
(www.ots.at / wien.orf.at / diepresse.com / jnm)
Mehr zur Causa Stantejsky:
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