Der ununterdrückbare Geist der Darstellung

27. März 2014. Heute ist Welttheatertag. Er ist eine Erfindung des Internationalen Theaterinstituts (ITI) und wird weltweit mit Bepreisungen, Theaterfesten und anderen Aktionen begangen. Außerdem verleiht das deutsche Zentrum des ITI seit 1985 einen Preis, "mit dem herausragende Persönlichkeiten des Theaterlebens in Deutschland ausgezeichnet werden" – in diesem Jahr geht er an Johan Simons.

Und eine alljährliche Botschaft gibt es auch, 2014 verfasst von dem südafrikanischen Regisseur Brett Bailey:

{denvideo http://www.youtube.com/watch?v=iGB5KMLMPII}

Die ITI Zentren haben die Botschaft jeweils von einer "Theaterpersönlichkeit ihres Landes verlesen lassen", die Version auf Deutsch liest Thomas Oberender, Intendant der Berliner Festspiele, unter deren Dach u.a. das Berliner Theatertreffen sowie das Festival "Foreign Affairs" stattfinden, bei dem Brett Bailey 2013 mit seiner umstrittenen Performance Exhibit B zu Gast war:

{denvideo http://www.youtube.com/watch?v=6_DBYxxhUog}

Brett Bailey spricht in seiner Rede vom "ununterdrückbaren Geist der Darstellung" und fragt: "Was wollen wir wirklich unbedingt offenbaren? Lässt sich in dieser Welt ungleich verteilter Macht, wo verschiedene Hegemonialsysteme uns davon überzeugen wollen, dass eine Nation, eine Rasse, ein Geschlecht, eine sexuelle Orientierung, eine Religion, eine Ideologie, ein kultureller Rahmen allen anderen überlegen sei, lässt sich in einer so eingerichteten Welt tatsächlich die Auffassung vertreten, dass die Künste von sozialen und politischen Themen befreit werden sollen? Passen wir, die Künstler ..., uns den keimfreien Marktanforderungen an? Oder ergreifen wir die Macht, die wir haben, um Freiräume in Geist und Herz der Gesellschaft zu eröffnen, um Menschen um uns zu versammeln, zu inspirieren, zu verzaubern und zu informieren und eine Welt voller Hoffnung und offenherziger Zusammenarbeit zu erschaffen?"