Wenn man in Berlin in einer Theaterpremiere sitzt und sich umdreht, dann sitzt in der Regel Christoph Hein hinter einem. Na ja, vielleicht ist das eine Übertreibung, sicher aber ist, dass kaum ein deutschsprachiger Schriftsteller von Rang so rege am Theaterleben Anteil nimmt wie Christoph Hein. Und das begann früh, sehr früh. Hein, der bereits als 14-Jähriger aus dem Osten nach West-Berlin floh, um sich am Tag des Mauerbaus durch einen unerlaubten Dresden-Besuch unversehens als DDR-Bürger wieder zu finden, ging zunächst als Regieassistent zu Benno Besson ans Deutsche Theater und folgte ihm später als Dramaturg an die Volksbühne.

christophhein 2012 thomasholbach uChristoph Hein © Thomas HolbachDamals war Hein von dem Glauben (der zugleich eine Hoffnung war) beseelt, dass die direkte Verbindung der Autoren mit dem Theater diesem zu seinen größten Glanzzeiten verholfen habe (Shakespeare, Molière). Hein hat dann zwar auch viel fürs Theater geschrieben – großartige politische Parabeln wie "Die wahre Geschichte des Ah Q" oder "Die Ritter der Tafelrunde" – und wäre 2006 beinahe Intendant des Deutschen Theaters geworden (schade eigentlich, dass nicht), seine größte Wirkung jedoch hat er als ungemein genau die Regungen seiner beschädigten Figuren protokollierender Erzähler und Romancier entfaltet. Wobei seine Romane längst wieder auf den Bühnen angekommen sind. Heute wird Christoph Hein 70 Jahre alt. Wir gratulieren herzlich!

(wb)