Presseschau vom 6. September 2014 – Das Monatsmagazin Cicero schaut sich in der kriselnden deutschen Theaterlandschaft um
Stagione-Prinzip als Krisenlösung?
Stagione-Prinzip als Krisenlösung?
6. September 2014. Der stellvertretende Chefredakteur des "Magazins für politische Kultur" Cicero, Alexander Marguier, ist für die September-Ausgabe des Blattes ein wenig durch die deutsche Theaterlandschaft gereist.
Dessau und Wuppertal
Er war in Dessau (Krise), wo er das Anhaltische Theater von André Bücker als Haus der Bundesliga anspricht, er war in Wuppertal (Krise), wo das Sinfonieorchester immer noch spielt, das Opernensemble indes aufgelöst ist und SängerInnen stückweis' engagiert werden und wo ihm der der langjährige kaufmännische Geschäftsführer Enno Schaarwächter gesagt hat, dass man sich die Struktur mit festen Ensembles einfach nicht mehr leisten könne und angesichts des "breiten Repertoires des Orchesters" eigentlich gar nichts anderes möglich sei, als jeweils GastsängerInnen zu engagieren [auch ein interessantes Argument – jnm].
Theater Hagen
Er war in Hagen (Krise), wo auch noch Orchester und Opernensemble, ein Kinder- und Jugendtheater, Ballettensemble und eine Schauspielsparte ohne feste Schauspieler existieren und wo es "noch in den achtziger Jahren kaum eine Chance" gegeben habe, "überhaupt ein Theater-Abo zu ergattern", aber schon in der darauffolgenden Dekade sei das nicht mehr so gewesen. Heute seien, obschon SängerInnen und Orchester beim "Don Quichotte" von Jules Massenet "erstklassige Arbeit" geleistet hätten, die Zuschauerreihen allenfalls zu zwei Dritteln besetzt und der Altersdurchschnitt des Publikums hoch gewesen. In Hagen besäße jeder zweite Jugendliche einen Migrationshintergrund und "Migranten für's Theater zu gewinnen" sei laut Intendant Norbert Hilchenbach "ganz, ganz schwierig". Trotzdem verliere die Stadt Hagen, so der Intendant, nur weiter an Attraktivität, wenn nun auch das Theater zusperre.
Theater an der Rott in Eggenfelden
Eine Lösung für viele Probleme des Stadttheaters findet Marguier offenbar in Eggenfelden, wo ihn der Intendant Karl M. Sibelius empfängt und stolz aufklärt, mit wie geringen Mitteln hier anspruchsvolles und streitbares Theater gemacht werde. Der Altersdurchschnitt habe sich während Sibelius' Wirken um fast 20 Jahre auf knapp über 40 Jahre verjüngt, bei nur 13.000 Einwohnern, betreibe das Theater dennoch einen Saal mit 400 Plätzen, spiele 18 Premieren in der Saison und das Ganze für schlappe 2 Millionen Euro. Wie das geht? Mit einem konsequentem Stagione-Prinzip: Außer zehn ständigen Mitarbeitern gebe es im Theater an der Rott kein festes Ensemble. "Sämtliche Künstler werden für das jeweilige Stück als Gäste geholt, Proben und Produktionsarbeit geschehen vor Ort. Dann wird das Ergebnis in kurzen Abständen sechs bis neun Mal hintereinander aufgeführt; danach gehen Schauspieler, Sänger und Musiker wieder ihrer Wege".
Den ganzen Artikel finden Sie beim Zeitschriftenverkäufer Ihres Vertrauens (seit Dezember 2014 auch online nachzulesen).
(jnm)
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