Theatertreffen 2015 – Schlussdiskussion mit der Theatertreffen-Jury und Tweetsammlung

Männer in der Wagenburg - und eine Frau

von Georg Kasch

18. Mai 2015. Nun ist es vorbei, das 52. Theatertreffen. Im Rückblick erscheint mir dessen Auswahl ziemlich okay: Ein bisschen Experiment (Atlas der abgelegenen InselnWarum läuft Herr R. Amok), ein bisschen Schauspieler-Glamour (John Gabriel Borkmandie unverheiratete), etliche tolle Gesamtkonzepte (Common GroundDie lächerliche FinsternisDas Fest) und ein bisschen Vergangenheit (BaalWarten auf Godot), vor allem aber aktuelle politische Debatten (Die Schutzbefohlenen), das Ganze mit drei Frauen und fünf Newcomern, mit Neuer Dramatik, politischem Theater – das wirkt wie eine Mischung, die die deutschsprachigen Stadttheatertrends in der 1. und 2. Liga einigermaßen gut abbildet. Klar, aus vielen Häusern, wo sich gerade was tut, ästhetisch oder strukturell oder bei beidem, war nichts dabei, Darmstadt oder Dortmund zum Beispiel. Aber wenn einige Juroren darauf bestehen, dass das Theatertreffen ein Elitefestival sein will – bitte.

Wer sind wir in einer weißen Welt? - Diskussion über "Theater und Postkolonialismus" beim Theatertreffen 2015

In den Kulissen: die Gewalt

von Leopold Lippert

Berlin, 14. Mai 2015. Der Theatertreffen-Themennachmittag zu Theater und Postkolonialismus – "Wer sind wir in einer weißen Welt?" – eröffnete mit einem Screening von Göran Hugo Olssons Dokumentarfilm "Concerning Violence". Eine ambivalente Strategie. Der Film handelt von den Dekolonialisierungskämpfen in mehreren Ländern Afrikas während der 1960er und 1970er Jahre. Einerseits ermöglicht die historische Distanz der Thematik die emotionale Distanzierung der Zuschauer*innen: "Concerning Violence" verwendet grobkörnige und farbstichige Filmaufnahmen, hat mit portugiesischen und britischen (statt mit deutschen) Kolonialherren zu tun, und deren zeitweise Bloßstellung vor der Kamera bringt einige im TT-Camp sogar erleichtert zum Lachen. Andererseits ist die Doku aber auch eine Hommage an den gleichnamigen Text von Frantz Fanon, der diese "violence" durchaus physisch versteht, und für den auf die Gewalt der Kolonialmächte die Gegengewalt der Kolonisierten folgen muss. Erst dann kann, so Fanon, in einer Art dialektischen Auflösung eine neue Menschlichkeit entstehen.

Theatertreffen 2015 - Dogma-Videokritik zum Gastspiel "Das Fest" in der Regie von Christopher Rüping aus Stuttgart

"Wir werden uns nicht einig!"

von Georg Kasch und Sophie Diesselhorst

12. Mai 2015. Das Gastspiel von Christopher Rüpings Stuttgarter Adaption des Dogma-Klassikers Das Fest hat unser Mobiles Kritiker-Duo Sophie Diesselhorst und Georg Kasch zu einem Kritiker-Selfie-Video im Dogma-Stil inspiriert. Motto: Gestritten wird nicht nur auf Familienfesten.

 

 

Hier gehts zur Nachtkritik der Stuttgarter Premiere.

Unsere Theatertreffen-Festivalübersicht mit Nachtkritiken und Kritikenrundschauen zu allen Premieren sowie aktuellen Texten unseres mobilen Kritiker-Duos zu den TT-Gastspielen.