von Hartmut Krug
Havixbeck, 12. August 2016. Das Publikum sitzt in der Ecke eines weiten, u-förmigen Raumes mit mächtigen Balken und einem Sandboden. In dieser "Vorburg" mag einst Vieh gestanden haben, hier, wo der Ort für die einfachen Leute war, von denen Annette von Droste-Hülshoff in ihrer Novelle "Die Judenbuche" von 1842 erzählt. Irgendwo im weiten Halbrund hackt jemand Holz oder es wird der Sand gerecht, - Anspielungen auf Ereignisse in Lebensgeschichten von einzelnen Figuren. Aus einer kleinen Schauspielerinnenschar heraus treten immer wieder einzelne Darstellerinnen vor das Publikum. Sie erzählen mit dem Text der Droste zum Beispiel vom Leben des Friedrich Mergels, der vielleicht zu einem Mörder geworden ist. Das tun sie oft, indem sie den Text der Autorin als Erzählerinnen vortragen, manchmal aber auch, indem sie einzelne Figuren unaufgeregt spielerisch gestalten. Dieser beständige Übergang von nacherzählter zu nachgespielter Geschichte, wobei das Zitieren vor jedem Verkörpern kommt, schafft eine ganz eigene, zugleich realistische wie unwirkliche Poesie von hoher Künstlichkeit. Wozu außerdem ein Orchester aus Kindern und Jugendlichen mit seinen Blas- und Streichinstrumenten wunderbar beiträgt, das sich immer wieder durch den Raum bewegt.