von Ulrich Fischer
New York, 16. November 2010. Neil LaBute gestaltet die Exposition für sein neues Stück "The Break of Noon" (auf deutsch vielleicht: "Am hellichten Tage") knapp, haarsträubend und unglaublich. John Smith (!) tritt auf, ein amerikanischer Jedermann im besten Alter, mit einem Hemd voller Blut. Im New Yorker Lucille Lortel Theatre, einer kleinen, schäbigen Off-Broadway-Bühne, die schon lange Jahre mit Neil LaBute zusammenarbeitet, vertraut er uns, dem Publikum, an, ihm sei Unglaubliches widerfahren. In seiner Firma habe ein Irrer wild um sich geschossen. Er, John, habe darauf gewartet, dass der Amokläufer auch zu ihm käme. Zwar war die Polizei schon im Anmarsch, aber es war ganz klar, dass der Schütze ihn noch vorher ermorden könnte und würde. Da habe er, John, plötzlich, ganz klar eine Stimme gehört, die ihm sagte, er solle sich still verhalten, er werde gerettet. John lässt keinen Zweifel: Er hat die Stimme Gottes vernommen.