medienschau
Unsere auswahl ist subjektiv
Presseschau vom 27. August 2015 – Der Cicero porträtiert den soeben als "Stückeschreiber des Jahres" ausgezeichneten Dramatiker Wolfram Lotz
Dem Stottern abgerungen
27. August 2015. Soeben wurde sein Stück "Die lächerliche Finsternis" zum Stück des Jahres in der Kritiker*innenumfrage von Theater heute gekürt. Zum bestmöglichen Zeitpunkt also erhält der Dramatiker Wolfram Lotz in der aktuellen Ausgabe des Cicero ein Porträt, in dem ihn die Journalistin Katrin Ullmann als Mann von großer "Ernsthaftigkeit" vorstellt, "vertieft in sein Nachdenken".
Presseschau vom 23. August 2015 – MDR FIgaro zur Thüringer Theaterstrukturdebatte
Macht Thüringen zu viel Theater?
23. August 2015. In einem Debattenbeitrag, nachzulesen auf der Website des MDR, stellt MDR Figaro-Redakteur Stefan Petraschewsky die Frage, welche Ziele die derzeit diskutierte Strukturreform der Theater- und Orchesterlandschaft Thüringens eigentlich anpeilen könnte.
Presseschau vom 18. August 2015 – Rüdiger Schaper meditiert im Tagesspiegel zwischen den Volksbühnen-Kriegs-Fronten
Das West-Berlin des Ostens
18. August 2015. "Im heißkalten Volksbühnen-Krieg sind Freundschaften zerbrochen und lange Arbeitsbeziehungen. Hate-Mails wurden verschickt, geistige Bunker errichtet", konstatiert Rüdiger Schaper heute im Tagesspiegel, und: "Es gibt eine Mauer zwischen denen, die noch an Castorf glauben, an seine ewige Regenerationskraft, und denen, die seinen finsteren, sechsstündigen Kulturschuttplatzpartys nicht mehr viel abgewinnen können, ob es nun um Brecht geht oder Malaparte oder Dostojewski. Die sich unbehaglich fühlen in diesen Endmoränen der Theaterkunst oder sich einfach langweilen."
Presseschau vom 17. August 2015 – Der Künstler Wolfgang Müller über die Aktionskunst vom Zentrum für politische Schönheit und Christoph Schlingensief
Wer beruft die Berufenen?
17. August 2015. In einem Essay für die Berliner Gazette (10.8.2015) analysiert der Künstler Wolfgang Müller eingehend die Aktionskunst des Zentrums für politische Schönheit (ZpS) im Vergleich mit der Aktionskunst von Christoph Schlingensief. Der Fokus liegt auf dem ästhetischen Profil und der Logik des künstlerischen Auftritts. Das "Weißsein“ der Aktionskünstler wird vermerkt ebenso wie der dezidiert nicht queere Look ihrer Auftritte: "Die Aktivisten und die Aktivistinnen wirken insgesamt sehr smart, sehen gut aus und könnten genauso gut einem Prospekt der Sparkasse, der Jugendgruppe der Liberalen oder der Grünen entstammen. Sie wirken jedenfalls kein bisschen queer."
Presseschau vom 17. August 2015 – Regisseur Nicolas Stemann im Deutschlandfunk über seine Arbeit mit Flüchtlingen und seine Form des politischen Theaters
Man darf sich nicht gemein machen mit der Tagespolitik
17. August 2015. In einem langen Gespräch mit Natascha Freundel vom Deutschlandfunk (online 16.8.2015) beschreibt Regisseur Nicolas Stemann noch einmal ausführlich seine Arbeit mit Flüchtlingen für die Umsetzung des Elfriede Jelinek-Textes "Die Schutzbefohlenen". Ziel sei es gewesen, die Flüchtlinge selbst sichtbar und ihre Probleme hörbar werden zu lassen. Gleichzeitig erforderte die Stückumsetzung die "Experten des Theaters", also die Schauspieler. Das Repräsentationsverhältnis des Theaters dabei selbst einer Reflexion zu unterziehen, hebt Stemann als eine der Stärken seiner Arbeit hervor.
Presseschau vom 12. August 2015 – Zwei Meinungen zur Anti-Blackfacing-Entscheidung der New Yorker Metropolitan Opera
Othello bleibt weiß
12. August 2015. Die New Yorker Metropolitan Opera hat Anfang August bekanntgegeben, in einer Neuinszenierung der Verdi-Oper "Othello" im September den Sänger der Titelrolle nicht schwarz zu schminken. Othello soll von dem lettischen Tenor Aleksandrs Antonenko gesungen werden, der in einem Promotiontrailer im Frühjahr noch mit stark bronzierter Haut zu sehen war.
Presseschau vom 9. August 2015 – 5 Thesen des Münchner Kunsthistorikers Wolfgang Ullrich zu einem taz-Interview mit ZpS-Frontmann Philipp Ruch und ein Twitterduell
Kunstfreiheit vs. Meinungsfreiheit
9. August 2015. Philipp Ruch, der Frontmann des Zentrums für Politische Schönheit hat am 1. August der taz ein Interview gegeben (hier unsere Zusammenfassung). In seinem Blog hat ein paar Tage später der Kulturwissenschaftler Wolfgang Ullrich darauf mit fünf Thesen reagiert. Dem war noch am Erscheinungtag des Interviews ein kurzes, polemisches Twittergefecht zur Frage des vom ZpS vertretenen Kunstbegriffs vorausgegangen, als dessen Ergebnis man die Thesen betrachten kann. Ullrich hat sich in seiner Arbeit wiederholt mit der (totalitären) Aufrüstung des Kunstbegriffs in der Moderne auseinandergesetzt.
Presseschau vom 3. August 2015 – Die FAS über die Droge Realismus und die Lage des Theaters
Finger weg vom Realismus!
3. August 2015. Das "Theater als Institution" habe für viele "seine Selbstverständlichkeit verloren", schreibt Simon Strauss in seiner Bestandsaufnahme zur Lage des Theaters in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (2.8.2015). Dessen "Coolnessfaktor liegt weit hinter dem Galeriewochenende, einer 'Game of Thrones'-Session oder der Wagneroper." Allerdings sei Theater "nie ein Massenvergnügen" gewesen und "sein Status schon immer gefährdet. (...) Der Druck, unter dem das Theater heute durch konkurrierende Erzählmedien steht, ist also nicht neu. Aber die Chance, darauf wagemutig und radikal zu reagieren, war vielleicht nie so groß wie jetzt." Allerdings habe das Theater vielerorts nicht nur den "Gestus des Widerstandes" verloren und kämpfe mit der Tatsache, dass viele Zuschauer nicht mehr verstünden, warum sie sich "an feste Orte und Zeiten des Kulturkonsums" halten sollten.
Presseschau vom 1. August 2015 – Philipp Ruch erklärt in der tageszeitung das "gesellschaftliche Schauspiel" des Zentrums für politische Schönheit
Das nobelste Ziel des Theaters
1. August 2015. In einem langen, lesenswerten Interview mit Martin Knaul in der tageszeitung erklärt Philip Ruch, Gründer des Zentrums für Politische Schönheit, das "gesellschaftliche Schauspiel", das das ZPF zu inszenieren versuche: "Ein klassischer Bildhauer versucht sein Werk zu reinigen. Aktionskunst versucht das nicht. Bei uns laufen massenhaft Politiker mit zweifelhaften Überzeugungen ins Werk, die nicht mal bei ihrem Abgang die Scheinwerfer entdecken. [...] Sie rennen mitten ins Stück und merken gar nicht, dass die Rolle, die sie einnehmen, auf sie zugeschnitten war. Wenn Sie so etwas wie den Marsch der Entschlossenen betrachten, der gegen die Inhumanität der deutschen Abschottungspolitik auf die Straße gegangen ist, werden Sie irgendwann erkennen, dass im Medium der Kunst das stattfinden kann, was wir eigentlich 'Gesellschaft' nennen. Das war zu allen Zeiten das oberste und nobelste Ziel des Theaters."
Außerdem stellt er die ZPS-Aktionen in Zusammenhang mit denen von Christoph Schlingensief: "Es gibt Menschen in dieser Republik, die haben nicht erwartet, dass sich die CDU von Kunst und Theater noch mal so aus dem Häuschen locken lässt. Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass die Zeiten für solche Dinge vorbei sind, dass diese Reaktionen vielleicht mit Christoph Schlingensief in den Neunzigerjahren möglich waren, dass die Politiker aber heute zu abgeklärt sind, um auf Theater zu reagieren. Sagen wir es so: Unser Theater zwingt die Politik, zu reagieren."
(geka)
Presseschau vom 22. Juli 2015 – Die Süddeutsche Zeitung legt noch einmal zur "Baal"-Debatte nach
Das Regietheater hat sich zu Tode gesiegt
22. Juli 2015. Nachdem die Theaterkritikerin der Süddeutschen Zeitung Christine Dössel vor einigen Tagen den Urheberrechtsstreit um Frank Castorfs "Baal"-Inszenierung noch einmal aufrollte (hier die Presseschau), legt heute der Literaturkritiker Christopher Schmidt an selbigem Ort zu selbiger Causa nach. Anders als Dössel, die sich für eine Reform des Urheberrechts im Geiste des neuen Regietheaters aussprach, kümmert sich Schmidt um die Autorenrechte.
Presseschau vom 19. Juli 2015 – die SZ rollt die Urheberrechtsdebatte um Castorfs "Baal" noch einmal auf
Wer die Schwächeren sind
19. Juli 2015. "Im Fall von Castorfs 'Baal' hat die Kunstfreiheit eine schwere Niederlage erlitten", konstatiert Christine Dössel in der Süddeutschen Zeitung. "Mal davon abgesehen, dass Brecht selber ein großer 'Remixer' und Fremdtext-Sampler war", müsse die Frage gestellt werden, warum "das Urheberrecht eines weltberühmten, fast 60 Jahre toten Autors" eigentlich so viel mehr wiege als "die Freiheit eines nicht minder großen Regisseurs, sich als Künstler damit auseinanderzusetzen". "Zumal er dies ja ernsthaft tut, ohne Verballhornung und Zersetzungswut."
Presseschau vom 18. Juli 2015 – Die New York Times berichtet über sexistische Diskriminierung in der US-amerikanischen Theaterwelt
Hoffnung auf Schockwirkung
18. Juli 2015. Nur ein Fünftel der in den USA auf Theaterbühnen zur Aufführung gebrachten Stücke stammen aus der Feder von Frauen. Das zeigt eine Studie, von der Cara Buckley in der New York Times vom 15. Juli berichtet.
Presseschau vom 15. Juli 2015 – Der Trierer Volksfreund über den Ersten Musical Award Trier für junge Regie
Jesus Christ Nachwuchsstar
Trier, 15. Juli 2015. Das Theater Trier hat den ersten "Musical Award Trier" für junge Regie und Bühnengestaltung ausgelobt. Das berichtet der Trierer Volksfreund. Eine Nachwuchsregisseurin oder ein Nachwuchsregisseur samt Team (Altersbeschränkung 35 Jahre) dürfen sich mit eigenen Konzepten für eine Umsetzung der Andrew Lloyd Webber-Rockoper "Jesus Christ Superstar" bewerben.
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