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Unsere auswahl ist subjektiv

Presseschau vom 3. Juli 2015 – Die Perlentaucher-Debatte Literaturkritik im Netz

Retrograde Fantasie oder das nächste heiße Ding

3. Juli 2015. Am 24. Juni hat Wolfram Schütte, in anderen Zeiten der big shot für Literatur- und Filmkritik in der Frankfurter Rundschau (als die noch die berühmte FR war) im Perlentaucher seinen Vorschlag veröffentlicht, eine Zeitung für Literaturkritik im Netz zu etablieren. Seither gab es eine Reihe von Beiträgen zu dieser Idee. Wir fassen zusammen.

Presseschau vom 3. Juli 2015 – In der Zeit macht Hanno Rauterberg sich Gedanken über die Fallen des Artivismus

Die Verneinung der Geistesfreiheit

3. Juli 2015. "Ein erstaunlicher Drang ins Politische erfasst weite Teile der Gegenwartskunst", stellt der Kunstkritiker Hanno Rauterberg in der aktuellen Ausgabe der Zeit fest, mal gebe sie sich "agitatorisch" wie bei Philipp Ruch und dem Zentrum für politische Schönheit, mal sei sie "nüchtern dokumentarisch" wie bei Milo Rau. Stets aber versuche sie, sich der Welt zu öffnen, "so dass manche bereits von einem 'Artivismus' sprechen". Allerdings gerate "die Kunst, die den Käfig der Selbstzweckhaftigkeit verlässt, nur zu leicht in andere, weit perfidere Formen der Gefangenschaft". Sie stelle sich selbst die größten Fallen, und zwar diese fünf (in der Reihenfolge):

Presseschau vom 2. Juli 2015 – Jonathan Meese wettert im Freitag gegen Kulturschleimer, die Bayreuther Festspiele und alle Ich-Mönche

Ich will diese Kackzeit wegpennen

2. Juli 2015. Der Freitag veröffentlicht den Mitschnitt eines Gesprächs, das der Sammler Harald Falckenberg im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe "Aus dem Maschinenraum der Kunst" (im Roten Salon der Berliner Volksbühne) mit dem Künstler Jonathan Meese geführt hat. Wie gewohnt wettert Meese wortgewaltig gegen alle "Kulturschleimer", gegen die "ganzen Ich-Mönche“ und "Ich-Versauten“ und läuft zu ganz großer Form auf, als beide auf Meeses Ausladung aus Bayreuth (wo er eigentlich den "Parsifal" inszenieren sollte) zu sprechen kommen.

Presseschau vom 20. Juni 2015 – Das Deutschlandradio findet beim Impulse-Festival Argumente gegen Bernd Stegemann

Abenteuerliches Argument

20. Juni 2015.Tobi Müller besucht für das Deutschlandradio Kultur das Festival Impulse (hier die Festivalübersicht) und sammelt dabei Argumente gegen die Thesen in Bernd Stegemanns Buch Lob des Realismus. "Natürlich gibt es auch künstlerische Moden im Freien Theater, aber die Vielfalt der Formen ist deutlich größer als im Stadttheater". Das Festival sei bislang ein "Kunstgebiet, das sich zum Stadttheater wie eine Parallelgesellschaft verhält. Mehr Ausländer, mehr Reibung, mehr vorgetragene Kritik, auch an den eigenen Formen, die man wählt".

Presseschau vom 20. Juni 2015 – Der Deutschlandfunk über den Wandel der europäischen Theaterlandschaft

Gefangene der Gegenwart

20. Juni 2015. Im Deutschlandfunk setzt sich Eberhard Spreng mit dem Wandel der Theaterlandschaft in Europa weg von festen Ensembles hin zu Produktions- und Kooperationshäusern auseinander. "Zugunsten von Cross-Media-Formaten, vorzugsweise von Tanz und Performance. Hier entscheiden nun in der Regel nicht mehr die Dramaturgie und Intendanz autonom über Stücke, Spielzeitthemen, über Bühnenbilder und Raumkonzepte. Stattdessen wird sich ein Verbund aus Koproduzenten und gegebenenfalls öffentlichen Förderinstitutionen im Voraus über die Projekte einigen – auf der Basis von Projektbeschreibungen auf Papier."

Presseschau vom 19. Juni 2015 – Die NZZ zur Diskussion um die mangelnde Diversität an Frankreichs Schauspielhäusern

Warum weiß?

Nach der Süddeutschen Zeitung berichtet nun auch Marc Zitzmann für die Neue Zürcher Zeitung (17.6.2015) über jüngste Diskussionen in Frankreich zu der Frage: "Warum sind die Bühnen der institutionellen Häuser im ganzen Land fast nur von weissen Schauspielern bevölkert?"

Presseschau vom 18. Juni 2015 – Autor und Dramaturg John von Düffel im rbb über die Autorentheatertage am DT Berlin und den Eklat bei der Eröffnung

Krise im Subtext

18. Juni 2015. Im Interview mit Fabian Wallmeier für den rbb (17.6.2015) spricht John von Düffel über seinen Beruf als Dramatiker und Dramaturg und stellt die Autorentheatertage vor, die derzeit am Deutschen Theater Berlin stattfinden.

Presseschau vom 17. Juni 2015 – Die FAZ über das Bagdader Theaterfestival gegen Terorrismus

Die Kräfte der Finsternis zerschlagen

17. Juni 2015. Für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (16.6.2015) berichtet Joseph Croitoru vom "ersten irakischen Theaterfestival gegen den Terrorismus" in Bagdad. Fast alle irakischen Provinzen hätten Produktionen in die Hauptstadt geschickt. Das Festival sei als "als offenes Gedankenlabor" inszeniert worden, "mit eigener Zeitung, Vorträgen, Diskussionsrunden und Preisvergaben“.

Presseschau vom 11. Juni 2015 – Die Zeit berichtet aus Bukavu von Milo Raus Kongo-Tribunal

Tiefe Einblicke

11. Juni 2015. Das Budget für Milo Raus Theater- und Filmprojekt beträgt eine Million Schweizer Franken, legt Andreas Tobler in seiner Reportage vom "Kongo Tribunal" in der Zeit offen und berichtet von den dreitägigen Verhandlungen: "Jean-Louis Gilissen, ein Anwalt, der eigentlich Bürgerkriegsopfer am UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag vertritt, führt als Vorsitzender des Schauprozesses ein strenges Regime." Dennoch nutzten die politischen Gruppierungen das symbolische Gericht für ihre Zwecke: "Man weiß auch hier um die Macht der Bilder."

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