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Unsere auswahl ist subjektiv

Presseschau vom 20. Juni 2015 – Das Deutschlandradio findet beim Impulse-Festival Argumente gegen Bernd Stegemann

Abenteuerliches Argument

20. Juni 2015.Tobi Müller besucht für das Deutschlandradio Kultur das Festival Impulse (hier die Festivalübersicht) und sammelt dabei Argumente gegen die Thesen in Bernd Stegemanns Buch Lob des Realismus. "Natürlich gibt es auch künstlerische Moden im Freien Theater, aber die Vielfalt der Formen ist deutlich größer als im Stadttheater". Das Festival sei bislang ein "Kunstgebiet, das sich zum Stadttheater wie eine Parallelgesellschaft verhält. Mehr Ausländer, mehr Reibung, mehr vorgetragene Kritik, auch an den eigenen Formen, die man wählt".

Presseschau vom 20. Juni 2015 – Der Deutschlandfunk über den Wandel der europäischen Theaterlandschaft

Gefangene der Gegenwart

20. Juni 2015. Im Deutschlandfunk setzt sich Eberhard Spreng mit dem Wandel der Theaterlandschaft in Europa weg von festen Ensembles hin zu Produktions- und Kooperationshäusern auseinander. "Zugunsten von Cross-Media-Formaten, vorzugsweise von Tanz und Performance. Hier entscheiden nun in der Regel nicht mehr die Dramaturgie und Intendanz autonom über Stücke, Spielzeitthemen, über Bühnenbilder und Raumkonzepte. Stattdessen wird sich ein Verbund aus Koproduzenten und gegebenenfalls öffentlichen Förderinstitutionen im Voraus über die Projekte einigen – auf der Basis von Projektbeschreibungen auf Papier."

Presseschau vom 19. Juni 2015 – Die NZZ zur Diskussion um die mangelnde Diversität an Frankreichs Schauspielhäusern

Warum weiß?

Nach der Süddeutschen Zeitung berichtet nun auch Marc Zitzmann für die Neue Zürcher Zeitung (17.6.2015) über jüngste Diskussionen in Frankreich zu der Frage: "Warum sind die Bühnen der institutionellen Häuser im ganzen Land fast nur von weissen Schauspielern bevölkert?"

Presseschau vom 18. Juni 2015 – Autor und Dramaturg John von Düffel im rbb über die Autorentheatertage am DT Berlin und den Eklat bei der Eröffnung

Krise im Subtext

18. Juni 2015. Im Interview mit Fabian Wallmeier für den rbb (17.6.2015) spricht John von Düffel über seinen Beruf als Dramatiker und Dramaturg und stellt die Autorentheatertage vor, die derzeit am Deutschen Theater Berlin stattfinden.

Presseschau vom 17. Juni 2015 – Die FAZ über das Bagdader Theaterfestival gegen Terorrismus

Die Kräfte der Finsternis zerschlagen

17. Juni 2015. Für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (16.6.2015) berichtet Joseph Croitoru vom "ersten irakischen Theaterfestival gegen den Terrorismus" in Bagdad. Fast alle irakischen Provinzen hätten Produktionen in die Hauptstadt geschickt. Das Festival sei als "als offenes Gedankenlabor" inszeniert worden, "mit eigener Zeitung, Vorträgen, Diskussionsrunden und Preisvergaben“.

Presseschau vom 11. Juni 2015 – Die Zeit berichtet aus Bukavu von Milo Raus Kongo-Tribunal

Tiefe Einblicke

11. Juni 2015. Das Budget für Milo Raus Theater- und Filmprojekt beträgt eine Million Schweizer Franken, legt Andreas Tobler in seiner Reportage vom "Kongo Tribunal" in der Zeit offen und berichtet von den dreitägigen Verhandlungen: "Jean-Louis Gilissen, ein Anwalt, der eigentlich Bürgerkriegsopfer am UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag vertritt, führt als Vorsitzender des Schauprozesses ein strenges Regime." Dennoch nutzten die politischen Gruppierungen das symbolische Gericht für ihre Zwecke: "Man weiß auch hier um die Macht der Bilder."

Presseschau vom 10. Juni 2015 – Florian Malzacher über das Festival Impulse, Stadttheater-Freie-Szene-Unterschiede und Bernd Stegemanns Thesen zur Frage der Repräsentation

Die Anmaßung des weißen Mittelklasse-Intellektuellen

10. Juni 2015. André Mumot hat für Deutschlandradio Kultur mit Florian Malzacher gesprochen, dessen Freie-Szene-Festival Impulse morgen in Mülheim an der Ruhr beginnt. Sehr stark gehe es diesmal um die "Kernfrage" des Theaters – und von Demokratien: "Wer repräsentiert wen, wie, auf welche Weise? Wer wird nicht repräsentiert? Wer hat das Recht zu repräsentieren?" Entsprechend übt Malzacher an Bernd Stegemanns Thesen in seinem neuen Buch "Lob des Realismus", dass gerade die Verkäuferin die am wenigsten geeignete Person sei, um die Entfremdung der Arbeit darzustellen – eine Kritik am Laien- und Expertentheater der Marke Rimini Protokoll und Co. –, seinerseits scharfe Kritik, indem er sagt: "Genau die Haltung, dass man als weißer Mittelklasse-Intellektueller das Recht hat, über andere zu reden und diese zu erklären, ist das, was wir und die Künstler, die wir einladen, nicht abbilden. Diese Anmaßung, immer über andere zu sprechen und deren Probleme zu erklären, ist ja genau ein Problem unserer Gesellschaft und ein Problem unserer Kunst."

Presseschau vom 5. Juni 2015 – Die Süddeutsche Zeitung porträtiert Sewan Latchinian

"Macht Spaß"

5. Juni 2015. In der Süddeutschen Zeitung porträtiert Thomas Hahn den Rostocker Intendanten Sewan Latchinian, der jetzt wieder als Chef des Volkstheaters amtiert. "Jetzt geht es nur um die Zukunft der vier Sparten", wird Latchinian zitiert, "und es stört ihn nicht, dass er seine Widersacher damit aufs Neue reizt. Im Gegenteil. 'Macht Spaß.'" Latchinian wolle zeigen, dass er die Kraft des Theaters mit den knappen Kassen versöhnen könne.

Presseschau vom 2. Juni 2015 – Die FAZ über den prekären Beruf des Schauspielers

Und wer ist schuld?

2. Juni 2015. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung setzt sich Jonas Herrmann mit den prekären Verhältnissen von freien (Film-)Schauspieler*innen auseinander. "Nur eine Minderheit der Schauspieler hat ein pralles Bankkonto", schreibt er. "Der Rest pendelt zwischen Castings, Dschungelcamp und Arbeitsamt. Rund die Hälfte der deutschen Schauspieler verdient nicht mehr als 20.000 Euro brutto im Jahr. Viele halten sich mit Zweitjobs über Wasser, andere beziehen Hartz IV oder verarmen im Alter."

Presseschau vom 19. Mai 2015 – Nicolas Stemann bezieht Stellung zu den Rassismus-Vorwürfen gegen "Die Schutzbefohlenen"

Auf dem Rücken der Flüchtlinge

19. Mai 2015. Nicolas Stemanns Inszenierung Die Schutzbefohlenen war beim Theatertreffen keineswegs unumstritten. Wagner Carvalho von der Künstlerischen Leitung des Berliner Ballhaus Naunynstraße verließ die Inszenierung frühzeitig, weil er das darin praktizierte Blackfacing als rassistisch empfand. Stemann äußerte sich nun auf Cicero online zu den Vorwürfen.

Magazinrundschau Mai 2015 – Die Theaterzeitschriften fahnden nach der Wahrheit übers Theatertreffen, nach kommenden Theaterleuten und nach neuen Textformaten

Esst nicht von dem Egokäse!

von Wolfgang Behrens

13. Mai 2015. In Berlin läuft gerade das Theatertreffen, und natürlich spielt diese Selbstvergewisserung einer ganzen Branche auch in den Mai-Heften der Theatermagazine eine tragende Rolle und wird auch als solche thematisiert. Außerdem geht's im Mai um die Verdummung von Schauspielern, um denkfaule Realitätseffekte und um Konzepte kollaborativer Autorschaft.

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