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Unsere auswahl ist subjektiv

Presseschau vom 11. Juni 2015 – Die Zeit berichtet aus Bukavu von Milo Raus Kongo-Tribunal

Tiefe Einblicke

11. Juni 2015. Das Budget für Milo Raus Theater- und Filmprojekt beträgt eine Million Schweizer Franken, legt Andreas Tobler in seiner Reportage vom "Kongo Tribunal" in der Zeit offen und berichtet von den dreitägigen Verhandlungen: "Jean-Louis Gilissen, ein Anwalt, der eigentlich Bürgerkriegsopfer am UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag vertritt, führt als Vorsitzender des Schauprozesses ein strenges Regime." Dennoch nutzten die politischen Gruppierungen das symbolische Gericht für ihre Zwecke: "Man weiß auch hier um die Macht der Bilder."

Presseschau vom 10. Juni 2015 – Florian Malzacher über das Festival Impulse, Stadttheater-Freie-Szene-Unterschiede und Bernd Stegemanns Thesen zur Frage der Repräsentation

Die Anmaßung des weißen Mittelklasse-Intellektuellen

10. Juni 2015. André Mumot hat für Deutschlandradio Kultur mit Florian Malzacher gesprochen, dessen Freie-Szene-Festival Impulse morgen in Mülheim an der Ruhr beginnt. Sehr stark gehe es diesmal um die "Kernfrage" des Theaters – und von Demokratien: "Wer repräsentiert wen, wie, auf welche Weise? Wer wird nicht repräsentiert? Wer hat das Recht zu repräsentieren?" Entsprechend übt Malzacher an Bernd Stegemanns Thesen in seinem neuen Buch "Lob des Realismus", dass gerade die Verkäuferin die am wenigsten geeignete Person sei, um die Entfremdung der Arbeit darzustellen – eine Kritik am Laien- und Expertentheater der Marke Rimini Protokoll und Co. –, seinerseits scharfe Kritik, indem er sagt: "Genau die Haltung, dass man als weißer Mittelklasse-Intellektueller das Recht hat, über andere zu reden und diese zu erklären, ist das, was wir und die Künstler, die wir einladen, nicht abbilden. Diese Anmaßung, immer über andere zu sprechen und deren Probleme zu erklären, ist ja genau ein Problem unserer Gesellschaft und ein Problem unserer Kunst."

Presseschau vom 5. Juni 2015 – Die Süddeutsche Zeitung porträtiert Sewan Latchinian

"Macht Spaß"

5. Juni 2015. In der Süddeutschen Zeitung porträtiert Thomas Hahn den Rostocker Intendanten Sewan Latchinian, der jetzt wieder als Chef des Volkstheaters amtiert. "Jetzt geht es nur um die Zukunft der vier Sparten", wird Latchinian zitiert, "und es stört ihn nicht, dass er seine Widersacher damit aufs Neue reizt. Im Gegenteil. 'Macht Spaß.'" Latchinian wolle zeigen, dass er die Kraft des Theaters mit den knappen Kassen versöhnen könne.

Presseschau vom 2. Juni 2015 – Die FAZ über den prekären Beruf des Schauspielers

Und wer ist schuld?

2. Juni 2015. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung setzt sich Jonas Herrmann mit den prekären Verhältnissen von freien (Film-)Schauspieler*innen auseinander. "Nur eine Minderheit der Schauspieler hat ein pralles Bankkonto", schreibt er. "Der Rest pendelt zwischen Castings, Dschungelcamp und Arbeitsamt. Rund die Hälfte der deutschen Schauspieler verdient nicht mehr als 20.000 Euro brutto im Jahr. Viele halten sich mit Zweitjobs über Wasser, andere beziehen Hartz IV oder verarmen im Alter."

Presseschau vom 19. Mai 2015 – Nicolas Stemann bezieht Stellung zu den Rassismus-Vorwürfen gegen "Die Schutzbefohlenen"

Auf dem Rücken der Flüchtlinge

19. Mai 2015. Nicolas Stemanns Inszenierung Die Schutzbefohlenen war beim Theatertreffen keineswegs unumstritten. Wagner Carvalho von der Künstlerischen Leitung des Berliner Ballhaus Naunynstraße verließ die Inszenierung frühzeitig, weil er das darin praktizierte Blackfacing als rassistisch empfand. Stemann äußerte sich nun auf Cicero online zu den Vorwürfen.

Magazinrundschau Mai 2015 – Die Theaterzeitschriften fahnden nach der Wahrheit übers Theatertreffen, nach kommenden Theaterleuten und nach neuen Textformaten

Esst nicht von dem Egokäse!

von Wolfgang Behrens

13. Mai 2015. In Berlin läuft gerade das Theatertreffen, und natürlich spielt diese Selbstvergewisserung einer ganzen Branche auch in den Mai-Heften der Theatermagazine eine tragende Rolle und wird auch als solche thematisiert. Außerdem geht's im Mai um die Verdummung von Schauspielern, um denkfaule Realitätseffekte und um Konzepte kollaborativer Autorschaft.

Presseschau vom 7. Mai 2015 – In der Zeit wünscht Clemens Meyer sich was fürs „Provinztheater“

Den OBM Feuer unterm Arsch machen

7. Mai 2015. In der Zeit bricht der Leipziger Schriftsteller Clemens Meyer, dessen Roman "Im Stein" unlängst von Sebastian Hartmann am Stuttgarter Staatsschauspiel uraufgeführt worden ist, die Lanze für die Theater-Provinz. Unter den sehr unterschiedlichen Eindrücken stehend einerseits einer Götz!-Vorstellung in Dessau, wo am Ende selbst "die Rentnergruppe aus Delitzsch" applaudiert hätte, andererseits einer Kaputt-Vorstellung in Berlin in einer fast leeren Volksbühne, schüttelt Meyer die Faust gegen die Kulturpolitiker*innen, wo auch immer sie den Theatern die Mittel kürzen und pflaumt z.B. die Rostocker an:

Presseschau vom 30. April 2015 – Die Zeitschrift Spex spricht mit Annemie Vanackere, der Künstlerischen Leiterin des HAU in Berlin

Konkurrenz belebt das Geschäft

29.4.2015. Für die Zeitschrift Spex hat Jennifer Beck mit Annemie Vanackere, der künstlerischen Leiterin des Berliner HAU über die Volksbühne, Frank Castorf, Chris Dercon und die Straight White Men gesprochen.

Presseschau vom 30. April 2015 – Mülheim-Jurorin Christine Wahl stellt im Tagesspiegel der Gegenwartsdramatik ein Gütesiegel aus

Politisch und mit hoher Diskursfitness

Berlin, 30. April 2015. Der hohen Anteil an neuen Stücken in der diesjährigen Auswahl des Berliner Theatertreffens ist Christine Wahl vom Tagesspiegel (30.4.2015) Anlass für ein Loblied auf die deutschsprachige Gegenwartsdramatik und ihre Welthaltigkeit. Die Kritikerin und derzeitige Auswahljurorin des Mülheimer Dramatikerpreises (der wichtigsten Auszeichnung für neue Dramatik im deutschsprachigen Raum) kann eine Wendung ins Private, die der neuen Bühnenliteratur so oft (klischeehaft?) attestiert wird, in den aktuellen Stücken nicht erkennen.

Presseschau vom 26. März bis 3. Juni 2015 – Zur Berliner Kulturpolitik, zum Streit zwischen Claus Peymann und Tim Renner, zu den Spekulationen um Chris Dercon sowie zur Zukunft der Volksbühne

Berliner Kulturkampf

Berlin, März/April/Mai 2015. Die Diskussion um die Berliner Kulturpolitik, die Intendanten Claus Peymann und Frank Castorf, den Kulturstaatssekretär Tim Renner und die Zukunft der Berliner Volksbühne ist in vollem Gange. Der Abschied von Castorf ist inzwischen beschlossene Sache, angeblich soll Ende April ein Nachfolger präsentiert werden. Im Gespräch ist Gerüchten zufolge, die zuerst der Berliner Tagesspiegel ausplauderte, der Tate-Modern-Chef Chris Dercon, dessen potentielle Berufung unter den Berliner Kommentatoren höchst umstritten ist. Die Protagonisten haben sich in den letzten Wochen jeweils mit eigenen Beiträgen und Interviews zu Wort gemeldet – hier die Zusammenfassungen der Interviews mit Frank Castorf (Die Zeit), Chris Dercon (Frankfurter Allgemeine Zeitung) und Claus Peymann (Die Zeit) sowie des Beitrags von Tim Renner (Die Zeit). Auch der Regisseur Leander Haußmann (Die Welt) hat sich eingemischt. Und hier die Zusammenfassung der wichtigsten Pressestimmen:

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