Fadjr International Theatre Festival Iran – Hinfahren oder protestierend wegbleiben? Jörg Karrenbauer von Rimini Protokoll war mit "Remote X" beim Festival
Site Specific auf Teherans Straßen
von Jörg Karrenbauer
25. Januar 2018. Wenn man das Programm des Fadjr International Theatre Festivals in Teheran online anschauen will, erfährt man auf den ersten Blick nicht viel mehr, als dass es die 36. Ausgabe ist und vom 18. bis 29. Januar stattfindet. Es gibt keinen Programm-Reiter, den man anklicken könnte. Stattdessen taucht irgendwo das Wort Schedule auf, und dann lassen sich zwei pdf-Dateien runterladen, die den Programmüberblick der Berlinale im Vergleich nahezu übersichtlich erscheinen lassen. Unmöglich, die genaue Zahl der Vorstellungen und Veranstaltungen zu ermitteln. Es sind viele. Sehr viele. Es ist das größte Theaterfestival in Iran. Irgendwo steht, es sei sogar das größte im Mittleren Osten.
Theaterbrief aus Iran – Bericht vom 32. Fadjr-Festival
Die Morgenröte hinter dem Smog
von Ralf-Carl Langhals
Teheran, 27. Januar 2014. "Das Kopftuch bleibt!" Für das Gastspiel des Nationaltheaters Mannheim in Teheran hat Nicole Heesters diesen eigentlich gestrichenen Lorca-Satz wieder aufgenommen. Sie spielt die Titelrolle in Calixto Bieitos Mannheimer Inszenierung "Bernarda Albas Haus". Nirgends passt er besser als hier, gilt er doch auch für die neun Schauspielerinnen und ihre Kolleginnen der NTM-Abteilungen, die mit zum Fadjr-Festival in den Iran gereist sind. Es ist das einzige deutsche Gastspiel dieses 32. Festival-Jahrgangs und seit Jahren auch wieder der erste Festivalbeitrag aus Deutschland.
Eindrücke vom Teheraner Fadjr-Festival 2006
Regimekritik unter Fußballfans
von Dorothea Marcus
Teheran, Februar 2006. Warum gab es in Teheran letztens eine Wasserknappheit? Der Präsident hat endlich ein Bad genommen! Warum gab es Cholerafälle, als Ahmadinedschad an die Macht kam? Weil er zur Feier des Tages seine alten Socken in den Kanal warf! Das Erste, wovon uns Iraner erzählen, sind die Witze. Sie kursieren in 90 Prozent aller SMS-Botschaften. Nun versucht der iranische Präsident, ein Kontrollsystem für Mobiltelefone zu entwickeln - aber er hat genug damit zu tun, das Internet zu kontrollieren und die NGOs zu bespitzeln. Im Iran werden immer neue Webseiten blockiert, allein 90 Prozent der feministischen Seiten - während wir da waren, kam die persische BBC-Seite dazu.
Glauben Sie, dass alle Iraner Terroristen sind? Das Fadjr-Festival 2005
Hotdogs und Hamlet
von Dorothea Marcus
Teheran, März 2005. Rauchschwaden ziehen durch das Theatercafé, als gäbe es in der verschmutztesten Stadt der Welt nicht schon genug Staub in der Luft. Anfang Januar hat die Stadtregierung die Kindergärten wegen Smog geschlossen. Nichts, was jemanden abhalten würde, am Wochenende auf die Skipiste in den nahen Bergen zu gehen - und das süße Leben der jeunesse dorée zu feiern, so westlich aussehend, als hätte es nie eine Revolution gegeben. Wenn man dagegen nach unten in den armen Süden fährt, ein U-Bahn-Ticket kostet 7,5 Cent, erstrecken sich kilometerweit die Gräber der „Märtyrer“ im Iran-Irak-Krieg. Zehntausende junge Männer mit Samtblicken, jeder hat ein Foto in einem Schränkchen unter einem Areal von Wellblechdächern. Die gleichen, die noch vor sechzehn Jahren als Kanonenfutter dienten, stürmen heute das Theater in Teheran.
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