Schlingensief, Christoph

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Schlingensief, Christoph

Christoph Schlingensief, geboren 1960 in Oberhausen und 2010 in Berlin gestorben, war Filmemacher, Theater- und Opernregisseur sowie Gesamtkunstwerkserarbeiter.

Zu Beginn der 80er Jahre begann Schlingensief, erste Kurzfilme zu drehen, wurde einer breiteren Öffentlichkeit jedoch erst Anfang der 90er Jahre durch seine "Deutschlandtrilogie" bekannt. Als  Theaterregisseur gab Schlingensief mit "100 Jahre CDU – Spiel ohne Grenzen" 1993 sein Debüt an Frank Castorfs Volksbühne und erarbeitete dort in den darauf folgenden Jahren als Hausregisseur. Zur Bundestagswahl 1998 gründete Schlingensief die Partei "Chance 2000" und experimentierte in verschiedenen TV-Formaten wie etwa dem Nicht-Behindertenmagazin "Freakstars 3000".

Für "Ausländer raus!" ließ Schlingensief vor der Wiener Staatsoper einen Big-Brother-Container mit eingesperrten Asylbewerbern aufstellen, mit ausstiegswilligen "Neonazis" inszenierte er in Zürich "Hamlet" (2001). Seine "Atta-Trilogie" umfasst "Atta Atta" an der Volksbühne (2002), "Bambiland" am Burgtheater (2003) und "Attabambi – Pornoland" in Zürich (2004). 2003 nahm Schlingensief mit seiner "Church of Fear" außerdem an der 50. Biennale in Venedig teil. 2004 inszenierte er mit Wagners "Parzifal" in Bayreuth seine erste Oper. Mit seiner Volksbühnen-Inszenierung "Kunst und Gemüse, A. Hipler" entwirft Schlingensief "Theater ALS Krankheit" und wird zum Berliner Theatertreffen 2005 eingeladen.

Seit 2008 wurde Christoph Schlingensiefs Arbeit vor allem durch seine eigene Krebserkrankung bestimmt, mit der er sich auf der Bühne offensiv auseinandersetzt, u.a. in seiner zum Theatertreffen eingeladenen Inszenierung Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir.

Im November 2008 verkündete Schlingensief seinen Plan, ein Festspielhaus in Afrika zu errichten. Im Frühsommer 2009 entschied sich die Bundeskulturstiftung, das Projekt finanziell zu fördern, was Esther Slevogt veranlasste, sich im Redaktionsblog an ihren Onkel auf der Sänfte zu erinnern. Ihr Beitrag wurde von den nachtkritik-Usern über 400 Mal kommentiert – auch Christoph Schlingensief selbst schaltete sich ein (Nr. 14, 18, 32) – und führte u.a. auch zur Auskopplung eines Librettos für eine imaginäre Afrikanische Oper Schlingensiefs, zu dem die Kommentatoren den Sommer 2009 über immer wieder Neues beitrugen. Im Februar 2010 wurde in der Nähe von Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, der Grundstein für das Festspielhaus gelegt. Am 21. August 2010 erlag Christoph Schlingensief einem Krebsleiden.


Nachtkritiken zu Inszenierungen von Christoph Schlingensief:

Szenen aus dem Leben der Heiligen Johanna an der Deutschen Oper Berlin (4/2008, Inszenierung: Anna-Sophie Mahler, Carl Hegemann und Søren Schuhmacher nach einem Konzept von C.S.)

Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir auf der Ruhrtriennale in Duisburg (9/2008, eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2009, wozu es auch einen Redaktionsblog gibt)

Der Zwischenstand der Dinge am Maxim Gorki Theater Berlin (11/2008)

Mea Culpa. Eine ReadyMadeOper am Burgtheater Wien (3/2009)

Unsterblichkeit kann töten. Sterben lernen! (Herr Andersen stirbt in 60 Minuten) am Theater Neumarkt in Zürich (12/2009)

Via Intolleranza II in der Koninklijke Vlaamse Schouwburg in Brüssel (5/2010)

  

Andere Beiträge zu Christoph Schlingensief:

Presseschau: Christoph Schlingensief mag das Theater nicht mehr (1/2008)

Meldung: Christoph Schlingensief schwer erkrankt (1/2008)

Meldung: Christoph Schlingensief legt Opernregie nieder (2/2008)

Meldung: Christoph Schlingensief inszeniert wieder (7/2008)

Meldung: Christoph Schlingensief plant Festspielhaus in Afrika (11/2008)

Meldung: Christoph Schlingensief erneut erkrankt (12/2008)

Meldung: Christoph Schlingensief wird Berlinale-Juror (1/2009)

Meldung: Christoph Schlingensief zum Professor berufen (4/2009)

Bericht: Eröffnung des Berliner Theatertreffens mit Christoph Schlingensiefs Kirche der Angst (5/2009)

Blog: Der Onkel auf der Sänfte (6/2009)  (Im Kommentarthread gibt es auch Wortmeldungen von Schlingensief)

Blog: Afrikanische Oper. 1. Teil  (7/2009)

Meldung: Helmut-Käutner-Preis 2010 für Christoph Schlingensief (11/2009)

Nachtkritik: Calvinismus Klein – René Pollesch debütiert in Zürich und trifft Christoph Schlingensief (11/2009)

Meldung: Grundstein für Schlingensiefs Operndorf gelegt (2/2010)

Meldung: Christoph Schlingensief soll deutschen Pavillon auf der Biennale Venedig 2011 bespielen (5/2010)

Presseschau: In der Süddeutschen Zeitung wird Christoph Schlingensiefs Festspielhaus-Projekt Remdoogo und sein Architekt Francis Keré vorgestellt (6/2010)

Meldung: Christoph Schlingensief ist gestorben (8/2010)

Nachruf: Zum Tod von Christoph Schlingensief (8/2010)

Presseschau: Zum Tod von Christoph Schlingensief (8/2010)

Meldung: Architekt Stephan Braunfels arbeitet an Theater-Entwurf nach Idee von Christoph Schlingensief (8/2010)

Buchkritik: Tara Forrest/Anna Teresa Scheer (Eds.) – Christoph Schlingensief. Art Without Borders (9/2010)

Nachtkritik: METANOIA – über das denken hinaus. Schlingensiefs Erben mühen sich redlich um die Uraufführung einer Oper Jens Joneleits (10/2010)

Meldung: Christoph Schlingensief posthum mit einem Bambi geehrt (11/2010)

Meldung: Christoph Schlingensief erhält postum den Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis (3/2011)

Bericht: Der Gesamtkünstler Christoph Schlingensief – ein Wiener Symposium versucht zu verstehen (4/2011)

Meldung: 3sat-Preis des Theatertreffens 2011 für Christoph Schlingensief (5/2011)

Meldung: Christoph Schlingensief Preis aus der Taufe gehoben (1/2012)

Filmkritik: Knistern der Zeit – Ein Dokumentarfilm von Sibylle Dahrendorf über Christoph Schlingensief und sein Operndorf in Burkina Faso (6/2012)

Buchkritik: Ich weiß, ich war's – Christoph Schlingensiefs posthume Autobiographie (10/2012)

Ausstellungskritik: Christoph Schlingensief – Die Berliner Kunst-Werke versuchen sich an einer ersten Gesamtschau seines Schaffens (11/2013)

Meldung: Christoph Schlingensief erhält posthum Konrad-Wolf-Preis 2015 (8/2015)

Laudatio: Georg Seeßlen über Christoph Schlingensief anlässlich der posthumen Verleihung des Konrad-Wolf-Preises (10/2015)

Presseschau: Sibylle Lewitscharoff erzählt in der NZZ, wie die einzige Ohrfeige ihres Lebens an Christoph Schlingensief ging (12/2016)

Filmkritik: In das Schweigen hineinschreien – Christoph Schlingensief filmisch dokumentiert von Bettina Böhler (8/2020)

Nachtkritik: Schlingensief 2020 am Theater Oberhausen (10/2020)

Interview: Gesprächsrunde zur Arbeit des Operndorfs in Burkina Faso, das Christoph Schlingensief 2010 gründete - u.a. mit Aino Laberenz (6/2021)


Links
:

www.schlingensief.com

www.festspielhaus-afrika.com