"Ich bin kein Siegelwahrer"

von Christian Rakow

Bochum, 5. November 2008. Das Treffen findet im Malersaal des Bochumer Schauspielhauses statt. Zwischen halbfertigen Requisiten tritt Elmar Goerden hervor, in unfitted Jeans und weißem T-Shirt, die Hände sind noch mit Farbe befleckt. Sein Lächeln ist entspannt: "Wenn es die Zeit erlaubt, bin ich gern hier und arbeite an meinen Bildern." Eines sehen wir uns an. "transport of summer/verpackungsplan", eine Ferienerinnerung an Italien, 2 mal 3 Meter groß, in flächigem Weiß, durch das an manchen Stellen der rote Grund hervorbricht. "Ich arbeite auf Holz, weil es grob ist. Ich brauche beim Malen einen Widerstand." Es sind abstrakte, expressive Künstler, mit denen er sich auseinandersetzt: Cy Twombly, Mark Rothko oder Anselm Kiefer. Wir wechseln in einen kleinen Aufenthaltsraum. Nein, "nachtkritik" habe er selbst noch nicht besucht. "Aber unsere jüngeren Schauspieler lesen sie viel und erzählen davon."

Herr Goerden, vor drei Jahren kamen Sie vom Münchner Residenztheater nach Bochum. Wie heimisch sind Sie in der Stadt geworden?

Es ist nicht leicht, vom Theater aus Tuchfühlung mit einer Stadt aufzunehmen. Man guckt gewissermaßen durch ein Bullauge, und ich weiß nicht, ob das Bild, das man dadurch erhält, einen realen Eindruck von der Stadt vermittelt. Anders herum haben die Bochumer ein fast nahrungsmittelhaftes Verhältnis zum Theater. Sie kommen auf einen zu, im Positiven wie Negativen (im Ruhrpott-Slang): "Du, hömmah, wat war dat da wieder!" Das Schauspielhaus ist keine rein bildungsbürgerliche Einrichtung, sondern im besten Sinne ein Stadttheater, wo sich das Publikum mischt.

Inszeniert man da für einen Durchschnittszuschauer?

Es gibt nicht das homogene "Bochumer Publikum". Neben einer grundlegenden Neugier, gibt es ganz unterschiedliche Ausrichtungen. Auch äußerst grenzgängerische Unternehmungen ziehen ihre Zuschauer. Da bildet sich schnell eine eigene Gemeinde, die das untereinander weitererzählt. Nehmen Sie Wohnen unter Tage (Kristo Šagor), die Theaterinstallationen von Auftrag/Lorey, oder unser "Ohne Alles"-Festival.

Was ist ortsspezifisch für die Theaterarbeit in Bochum?

Die Bochumer haben ein Bedürfnis, vom Theater aus weit zu reisen. Stücke über arbeitslose Opel-Arbeiter interessieren sie wenig. Sie wollen nicht den Spiegel vorgehalten bekommen. Als Castorf 2004 die Ruhrfestspiele geleitet hat, baute er diese Westernstadt auf. Das können Sie im Ruhrgebiet nicht machen. Da sagen die Leute: Das sieht aus wie bei uns zuhause auf der Kirmes, und Plastikstühle haben wir im Garten.

Muss es schicker sein?

Nein, verwandelt! Deshalb ist das Bochumer Schauspielhaus immer ein sehr bildmächtiges Theater gewesen, ein Ort, von dem aus man auf andere Kontinente kommt.

In Ihrer eigenen Arbeit heben Sie stark auf gegenseitiges Vertrauen und den Ensemble-Gedanken ab. Gleichzeitig wurden Ihre Inszenierungen oft als "kalt" und "anämisch" beschrieben. Wie geht das zusammen?

Diese Frage würde ich gern zurückgeben. Ich habe das Gefühl, dass es Module gibt, die einem aufgedrückt werden. In Stuttgart hieß es immer, ich sei "der Spezialist für unspielbare Stücke". Dann galt ich eine zeitlang als "werktreu", bzw. "neokonservativ" und "intellektuell elitär". Und jetzt werde ich für meinen Kaufmann von Venedig als Regietheater-Ahn reklamiert.

Dennoch sieht Ihr "Kaufmann" mit den Umarbeitungen, eigenen Texteinschüben und den Jenny-Holzer-Slogans im Video weniger nach "Werktreue" aus.

Ich glaube, es geht in der Debatte nicht wirklich um "Werktreue". Die Wasserscheide verläuft dort, wo sich ein Regisseur als Autor versteht. Es gibt Leute, die eine bestimmte Formensprache sprechen, die überzeugend aufgeht, egal ob sie die "Orestie" machen oder einen Ibsen. Bei mir ist das anders. Für mich ist Regie-Interpretation und "Stil" nicht unabhängig vom Gegenstand zu denken.

Was verbindet dann Ihren "Kaufmann" etwa mit dem traditioneller angelegten "Rosmersholm"?

"Rosmersholm" hat mich in seiner Buchstäblichkeit interessiert, in seiner ornamentalen Verschlungenheit. Und ich wusste, um das zu transportieren, braucht es die klare bürgerliche Behauptung, mit den miefigen Tapeten und dem peniblen Umgang mit der Sprache. Beim "Kaufmann" ist das organische Ganze als solches gar nicht mehr auffindbar. Der Text ist durch die Rezeptionsgeschichte in Deutschland ein solcher Fetzen geworden, dass er per se einen anderen Zugriff braucht. Zunächst wollte ich die Schauspieler von dem Gefühl entbinden, bei jedem Satz Bergen-Belsen mitdenken zu müssen. Es ging mir vor allem um die Frage: Wieso heißt das Stück "Der Kaufmann von Venedig" und nicht "Shylock"?

Da rückt man stückbedingt in die Autorenrolle?

Ja, bei dieser Partitur war das die schlüssige Haltung. Es war völlig klar: Wir machen das Stück mit dem historischen Bewusstsein, das wir jetzt haben. Auf den Resonanzraum haben Sie ohnehin keinen Einfluss. Für meine Mutter klingt der Satz "Ich bin ein Jude" anders als für meine 22jährige Hospitantin. Und dann geht es eben eher darum, wie sich die Figuren in Kapitalterminologien beschreiben, wie es ständig um Wert und Gegenwert geht. Und wie letztlich alle auf einer ganz dünnen Schicht tanzen, auf der es irgendwie lustig ist, aber das Spaßhaben auch Mühe kostet.

Sie werden oft als Musterschüler dargestellt, der eine Tradition von Peter Stein oder auch Dieter Dorn, bei dem Sie in München Oberspielleiter waren, fortsetzt. Stehen Sie für ein Erbe?

Nein, ich sehe mich selbst nicht als Siegelwahrer. Ich bin da völlig undogmatisch. Es gibt Leute wie Armin Petras oder Jan Bosse, die ich sehr schätze, die aber völlig anders arbeiten. Wenn Stein über solche Sachen redet, wird einem ja klamm ums Herz. Bei ihm klingt das immer nach dauerabonniertem Königsweg. Ich kann nur sagen, für mich sind Texte wichtig. Ich brauche sie als sprechendes Gegenüber.

"Ich gehe vom Text aus", so etwas würde Stefan Pucher auch sagen.

Absolut. Auch der erklärte Verzicht auf den literarischen Text kann einen großen Theaterabend machen. Nehmen Sie Schlingensief mit seiner Kirche der Angst. Der verzichtet fast vollkommen auf theatrale Texte – und das ist phänomenal. Schlingensief ist für mich einer der größten lebenden deutschen Künstler, ein Originärgenie. Andersherum ist allerdings auch die Berufung auf einen dramatischen Text noch kein kunstfernes Roll-back. Regisseure lassen sich da im Übrigen viel eher gelten, als die Berufskritik nahe legt.

In Ihrer Rücktrittsankündigung sagten Sie: "Ich werde als Regisseur den Intendanten nicht los" und umgekehrt. Wie ist das zu verstehen?

Als Regisseur stellt man einen ausschließlichen Konzentrationsraum um sich herum her, mit dem Sie die Truppe und das Stück umwölben. Eine Intendanz muss dagegen alles im Auge behalten, sich allem öffnen. Das sind eigentlich zwei diametral entgegen gesetzte Tätigkeiten. Für mich zumindest.

Spricht das für die Auflösung der Einheit von Regie und Intendanz, gemäß dem Erfolgsmodell von Frank Baumbauer oder Ulrich Khuon?

Nein, warum? Es ist die Beschreibung eines Widerspruchs. Daran kann man sich aufs Schönste abarbeiten. Die Bochumer Tradition eines regieführenden Intendanten finde ich absolut verteidigenswert. Meine Kämpfe erheben ja keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit.

Sie sprachen mit Bedauern davon, dass "der starke andere Regisseur" am Haus nicht etabliert werden konnte, Jan Bosse zum Beispiel.

Jan wohnt mit seiner Familie fest in Berlin und ist nur noch begrenzt auf Reisen. Aber wir werden jetzt eine Zusammenarbeit mit dem Maxim-Gorki-Theater starten, mit Gastspielen und gemeinsamen Produktionen.

Wen hätte man sich noch vorstellen können?

Die Leute, die mich künstlerisch interessieren, sind selber in Amt und Würden. Michael Thalheimer hätte ich liebend gerne hier gesehen. Thalheimer hat eine Pranke, Text wie Kohlenstoff so lang zusammenzupressen bis sie durchsichtig werden. Auf der anderen Seite haben wir aber auch hier Regiehandschriften wie Lisa Nielebock wachsen und gedeihen lassen. Die sind mir übrigens nicht aus dem Himmel auf den Kopf gefallen oder für teures Geld abgeworben.

Welchen Einfluss hat Kritik auf Theaterarbeit?

Es gibt starke theaterpolitische Strömungen, die man mit Kritik befeuern kann. Schon 2001, als ich zu Dieter Dorn ging, hat man mir halb zynisch, halb spaßhaft prognostiziert: "Damit schießt Du Dich aus einem bestimmten Diskursorbit." Wenn Sie bei Dorn sind, sind Sie auf der falschen Straßenseite, für einen ganz maßgeblichen Teil des Feuilletons. Trotzdem und noch einmal gesagt: Ich möchte nicht, dass der Eindruck entsteht, ich wurde von missliebigen Kritikern daran gehindert, mich zu entfalten. Das wäre Quatsch.

Wie sähen positive Effekte der Kritik für den Theaterdiskurs aus?

Es ist immer wieder interessant, wenn Kritik etwas entziffert an einem Abend, es vertieft und zur Besichtigung freigibt. Martin Krumbholz zum Beispiel hat "Wie es euch gefällt" mit Tocotronic-Songs verglichen. Und das Verrückte war, dass wir bei den Proben wirklich viel mit Tocotronic gearbeitet hatten. Später trat die Band dann ja auch bei uns auf.

Kann Kritik Regiearbeit beeinflussen?

Das kommt darauf an, wie kontinuierlich ein Kritiker einen begleitet und in welchen Dialog man tritt. Ich glaube schon, dass es Effekte gibt, natürlich nicht im Sinne von "Aha, so hätte er es gerne, so mache ich's dann auch". Es geht eher darum, dass man eine Positionslampe erhält, um sich in Relation zu anderem abschätzen zu können. Ich bin in den Genuss dessen noch nicht gekommen oder nur periodisch, in Stuttgart mit Peter Kümmel. Der war engagiert und manchmal sehr hart, aber er hat gut getan.

Das klingt so, als hielten Sie die Theaterkritik in NRW in dieser Hinsicht für etwas schwachbrüstig?

Ja, wir haben hier einige Herrschaften, die sich hauptberuflich langweilen und so liest es sich denn auch. Bei Kritikern wie bei Theaterleuten will ich schon wissen, wofür die eintreten. Da stellt man sich natürlich noch mal selbst zur Disposition, und das ist nicht sonderlich gefragt.

Wie geht es demnächst weiter mit dem Künstler Elmar Goerden?

Ich will auf der Bühne erzählen, und es gibt Menschen, die das ermöglichen wollen. Die meine Arbeit über die Jahre verfolgt haben und jetzt anfragen. Aber erst einmal gilt die Konzentration dieser Saison, und die fühlt sich richtig gut an. Im Haus nimmt keiner die Füße hoch. Alles andere wird man sehen. Im Moment erlebe ich das selbst verordnete Nicht-wissen nicht als Zukunftsangst, sondern als Möglichkeit.

Ein Festival "Mind blowing" ist in Planung?

Ja, so eine Art Energieattacke am Ende der Spielzeit. Es wird Hochkarätiges und Entdeckungen aus dem europäischen Ausland geben und einige neue, eigene Arbeiten mit unserem Ensemble. Nomen est omen. Wir haben jetzt zweimal "Ohne Alles" gemacht, jetzt folgt "Mit Allem"!

 

Elmar Goerden wurde 1963 in Viersen bei Mönchengladbach/NRW geboren. Nach Assistenzjahren an der Berliner Schaubühne unter Peter Stein ging er 1995 an Friedrich Schirmers Stuttgarter Schauspielhaus, gastierte 2000 am Hamburger Thalia Theater und unterrichtete am Salzburger Mozarteum. 2001 wechselte er als Oberspielleiter zu Dieter Dorn ans Residenztheater in München (Bayrisches Staatsschauspiel). Seit der Spielzeit 2005/2006 ist Elmar Goerden Intendant des Bochumer Schauspielhauses. Er wurde zwei Mal zum Berliner Theatertreffen eingeladen: mit den Stuttgarter Arbeiten "Blunt oder der Gast" von Karl Philipp Moritz (1996) und "Iwanow" von Anton Tschechow (1997).

Im Mai 2008 kündigte Elmar Goerden auf einer Pressekonferenz seinen Rücktritt an. Wir kommentierten und veröffentlichten seine Erklärung im O-Ton.

Mehr zum Regisseur Goerden? Von unseren Lesern kommentiert wurden besonders Wie es euch gefällt, Geschichten aus dem Wiener Wald und Der Kaufmann von Venedig. Außerdem haben wir noch seine Inszenierungen Besuch bei dem Vater, Der Alptraum vom Glück und Maria Stuart besprochen.

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Kommentare  
Goerden-Interview: Everybody's Darling hat nichts zu sagen
Jemine, das Problem von Goerden ist wohl: Er hat gar nichts zu sagen. Er will in diesem Interview Everybodys Darling sein und wirkt gleichzeitig total weltfremd. Dass der als Bochumer Intendant eine Fehlbesetzung war, ist nach diesem Interview ja wohl klar. Brilliant ist anders.
Goerden-Interview: Billant oder Brillantine
Wenn brillant mal nicht als Brillantine auftritt haben manche Leute wirklich Probleme sie zu erkennen.Das Substanz und Parole 2 verschiedene Schuhe sind wird nach Goerdens Abgang wohl noch etwas mehr in Vergessenheit geraten.
Goerden-Interview: Man muss eine Meinung haben!
Du kannst weder Intendant noch Regisseur sein, wenn du keine Meinung hast! In dem Interview lässt dieses Schlingern Goerden vielleicht sympathisch wirken - auf der Bühne führt es regelmäßig zu Ausrutschern der peinlichsten Sorte (Erinnert sich jemand an den Tageslichtprojektor in Rosmersholm? Bitte nicht!).
Goerden-Interview: Untergang
Wenn das Bochumer Theaterschiff schon gegen einen Eisberg gefahren ist, sollte man jetzt bitte nicht Armin Holz zum neuen Intendanten machen, wie bereits in der WAZ vorverkündet wird. Dann geht das Schauspielhaus endgültig unter. Ich habe jedenfalls gewarnt!
Goerden-Interview: Bochum wird es noch kapieren
Ich danke Euch herzlich für das sehr gute Goerden Interview. Man kann das nur in tiefer, bornierter Ahnungslosigkeit so kommentieren wie die oben aufgeführten stets anonymen Herrschaften "Holm" & "Volle Ruhr". Das ist so präpotent und unnachahmlich voreingenommen. Bochum hat überhaupt noch nicht kapiert, wer da dem Haus verlustig geht (und mit ihm welche Schauspieler!). Gestern war in der Kammer ein Gorki/Thalia Gastspiel (Smilla); daß Goerden so etwas auch noch immer hinkriegt, chapeau! Und jetzt? Bachmann, Oberender, Weber: nun ja ...
Goerden-Interview: kollektiver Bankrott
Das ist eine Schreckensnachricht, und man darf nur hoffen, dass die WAZ irrt (was heißt das in der WAZ-Meldung überhaupt: "Wenn man den Auguren glauben darf", wer sind hier die Auguren?). Holz hat doch kräftigen Anteil an dem Desaster, das das Schauspielhaus gerade erlebt. "Der einsame Weg" war nicht nur ein Scheitern, wie es auch größeren Theatermachern gelegentlich passiert. Es war eine künstlerische Bankrotterklärung. Und wann und von wem wurde eigentlich der alte Hut gefertigt, dass Holz ein "Theatergenie" ist?
Goerden-Interview: ein großer Auftritt von 5 Minuten
Hat jemand Goerden bei der Peter Weiss Preisverleihung an Gotscheff gehört? Das war ein knapp fünfminütiger Auftritt und seine wenigen Worte über Sinn und Aufgabe von Theater waren mit das Beste was ich seit langem von Theaterleuten zum Stand der Dinge gehört habe.
Goerden-Interview: kein Desaster
Lieber Herr Hölzenbein,
was für ein Desaster? Gehen Sie doch mal hin und dann sagen Sie mir wann es etwas wie die diesjährige Eröffnung mit Kaufmann von Venedig, Trauer muss Elektra tragen, Uraufführungen etc bei Hartmann gegeben hat! Oder etwa bei Haußmann? Wie lange gehen Sie eigentlich hier schon ins Theater. ich seit Zadeks Wirken hier, ich darf mir also ein gewisses Maß an Vergleich gönnen. Das angebliche Desaster ist eine Erfindung und das wird man in Bochum noch merken. Hand drauf!
Mit herzl. Grüßen,
Franz Vorbeck (Essen)
Goerden-Interview: Kommt die nächste Goerden-Debatte?
Kommt jetzt die nächste Goerden Debatte? Spart doch Gift und Galle für den nächsten Kandidaten, den müßtet Ihr doch nun wirklich durchhaben. In Theaterkreisen spricht man übrigens vom Theaterpolit-Opfer Goerden (durchaus mit Leuchten in den Augen einiger Kritiker, die sich "rühmen", Goerden abgeschossen zu haben). Jedenfalls duzt er, wie angenehm!, keine Kritiker (im Gegensatz zum umtriebigen, sehr alerten Dr. Oberender). Konnte man schön beim Empfang zur Peter Weiss Preisverleihung im Schauspielhaus beobachten! Die Auguren der WAZ sind schlicht depperte Adabeis und Gerüchteköche!
Z.Z.
Goerden-Interview: warum sind die Kritiker anonym?
Ich finde es übrigens auffällig, daß die sogenannten Goerden "Kritiker" sich hier durchweg anonym betätigen. Schwaches Bild!
M. Stenzel
Goerden-Interview: akzeptabler "Kaufmann"? Anonyme Kritiker?
Werter Franz Vorbeck,
mir ging es zwar eher um die Personalie Armin Holz (was halten Sie vom „Einsamen Weg“?), aber bitte. Den „Kaufmann von Venedig“ schätzen Sie also. Ich frage mich, wieso vergrößert der Regisseur Goerden dort genau die Textpassagen, die er selbst für läppisch hält? Betrachten Sie die Kästchenwahl Portias: Schon das zwitschernde Vögelein, das Portias Schwester zu Beginn der Szene kreisen lässt, macht die Offensichtlichkeit der dann folgenden Pointe deutlich: Bassanio blickt nicht auf das Herz, sondern auf den schnöden Mammon, und das ist ziemlich albern. Diese mehr oder weniger schlichte Einsicht wird in unsäglichen zehn oder mehr Minuten ausgespielt, wie ein Kaugummi breit gezogen. Und, wie gesagt, das Schlimme ist, dass man schon am Beginn der Szene ihre Moral begreift. Witz aber braucht Überraschung.
Von solchen Beispielen ist der „Kaufmann“ leider voll. Deshalb wird auch die, an sich ja interessante Interpretation, die Goerden hier in seinem Interview anbietet (es geht um den Geldhandel), so dünn, fallen die tausenden mechanischen Spielchen so schwer ins Gewicht und verdecken sein Anliegen (ganz schlimm sind die rampensäuischen Einlagen des Dieners Lanzelot, wenn dieser z. B. nach dem Attribut für Antonio „der ehrenwerte, der große usw.“ sucht und sich dabei unendlich toll vorkommt). Es gibt interessante Momente, sicherlich. Alle hängen sie mit der charismatischen Renate Becker als Shylock zusammen. Aber im Ganzen wollen sie diesen „Kaufmann“ wirklich als akzeptabel darstellen? Nun ja.

Werte Mascha Stenzel,
ein Vor- und Zuname in einem Forum ohne Registrierung sagt nicht viel aus. Er ist eine rhetorische Geste, suggeriert ein ernstes Anliegen, mehr nicht. Schauen Sie sich doch mal die Foren zu den Bochumer Inszenierungen an. Eine ganze Reihe von Pro-Beiträgen unter unterschiedlichsten Namen stammt anscheinend aus dem Haus selbst. Da Elmar Goerden, wie es hier steht, Nachtkritik „nicht liest“, dürften das wohl seine „jungen Schauspieler“ besorgen. Das Argument, Lisa Nielebock (immer wieder Nielebock!) sei „nicht für teures Geld abgeworben“ konnte man fast wortwörtlich hier schon lesen.
Goerden Nachfolge: Anselm Weber
Und jetzt wirds Anselm Weber. Diese Entscheidung ist an Langweile garnicht mehr zu toppen. Wer hat diesen Sauerlandkulturdezernenten eigentlich so überblind beraten? Bochum war mal eine allerste Adresse. Es war einmal.....
Goerden-Interview: Gotscheff abdrucken
Apropos Peter-Weiss-Preis: als vor zwei Jahren Ingo Schulze den Preis erhielt druckte die SZ seine Dankesrede nahezu komplett ab. Wäre es nicht möglich, nachdem nun ein Theatermann den Preis bekommen hat, dass "Nachtkritik" Gotscheffs Dankesrede oder auch die Laudatio von Canaris abdruckt? Man würde gerne wissen, was Gotscheff an seiner ehemaligen Wirkungsstätte zu sagen hatte.
Intendanz Bochum: ernsthaft Anselm Weber?
Ernsthaft Anselm Weber? Goerden ist, die Intendanz mag unglücklich gelaufen sein, ein ernsthafter, erster Regisseur. Was bitte ist Anselm Weber?
Goerden-Interview: Keine Verunglimpfungen bitte!
Sehr geehrter Herr "Hölzenbein",
ich halte das für schlechten Stl, die Pro-Goerden -Beiträge als "anscheinend aus dem Haus selbst" kommend abzutun. Warum? Ich komme beispielsweise nicht daher. Ich unterstelle Ihnen ja auch nicht, ein frustrierter Regisseur, Schauspieler oder Autor zu sein, der sich erfolglos am Haus beworben hat. Bleiben Sie doch bei Ihren Argumenten und verunglimpfen Sie nicht im Rundumflug diejenigen, die anderer Meinung sind. Könnten wir uns darauf einigen?
M. Stenzel
Anselm Weber? Ein hervorragender Intendant!
lieber bobo,

schön, daß sie nachfragen. ich sag ihnen gerne, was anselm weber ist: ein hervorragender und verantwortungsbewusster intendant.
Bochum: Pseudointellektualität macht noch kein Theater
Ob man Goerden nun seine Betroffenheit über sich selbst glaubt oder nicht. Ob die eine oder andere Inszenierung nun gefallen hat, oder ob man Herrn Holz für einen Künstler oder einen Beutelschneider hält, das wird zum Glück bald nicht mehr zählen. Endlich ist das leidige Thema bald Vergangenheit.
Aber unbeirrt wiederholt Herr Goerden seine Platitüden, solange man ihn noch lässt, und die werden dadurch auch nicht besser. Das ist schon langsam nicht mehr der Veröffentlichung wert. (...) (Dieser Mann ist) scheinbar selbstkritisch, aber am Ende bleibt nichts übrig von all dem hohlen Gerede. Es hört auf wie es anfing: Schauspieler tragen bedeutungsschwer Wasser unter ein gestrandetes Boot auf dem Vorplatz. Mehr ist nicht passiert. Tja, es kam nun mal keine Welle, die es nach vorne getragen hat. Die Leitung dieses Hauses, da kann man getrost auch mal eine nicht vorhandene Dramaturgie erwähnen, die völlig unfähig zu sein scheint, ist schon am ersten Tag gestrandet. Phrasendreschende Pseudointellektualität macht noch kein Theater. Theaterverbot nicht unter zehn Jahren sollte es dafür geben, aber die Theaterpolizei hat dieses Haus ja bekanntlich schon lange nicht mehr betreten... Die besten Wünsche für den neuen Intendanten! Er kann nur gewinnen! Und ich denke, er wird es auch. Bochum hätte es verdient!
Goerden-Interview: Theaterpolizei?
ähm, obwohl ich mit einigen punkten durchaus einverstanden bin:
aber wer ist denn die "theaterpolizei"?!?
Goerden-Interview: Verantwortlich für die Misere
"Theaterpolizei"? Das ist natürlich nicht ganz so ernst, sondern mehr metaphorisch gemeint: diese Herrschaften zieht nach dieser Misere, die dem Theater regional und überregional extrem geschadet hat, niemand zur Verantwortung, das ist für mich das Schlimmste daran. Irgendein nichtsahnender Kulturpolitiker wird diese Leute wieder in Amt und Würden heben; dabei sollten Goerden und Weimar (sein Chefdramaturg) möglichst so schnell keinen Job mehr bekommen!
Weber nach BO: BO soll wieder erste Adresse werden!
Auf den ersten Blick hat die Berufung Anselm Webers auch bei mir keine Freudensprünge ausgelöst. Ich hatte dem Haus eigentlich einen "fertigen", national bekannten Intendanten gewünscht, der das Haus per se erst einmal wieder zurück in die Schlagzeilen bringt. Weber ist das bestimmt erst einmal nicht.

Aber sei's drum: Prominenz kommt und geht und ich bin gespannt, wie sich der von den Kritikern ach so hochgejazzte Weber nun auf der "großen Bühne" machen wird. Eine faire Chance hat er verdient; mein Anspruch an ihn ist jedenfalls klar: Das Schauspielhaus BO wieder zu einem der großen, beliebten und beachteten Theaterleuchttürme des Landes zu machen. Dafür hat er, gerade bedingt durch das Kulturhauptstadtjahr, eigentlich die besten Karten...
Goerden-Interview: im Dickicht des Metiers
Joss von Heymann: Theaterpolizei! Theaterverbot!!! Jawoll! Wenn man ihren Beitrag liest, weiß man doch wieder, was einem im Dickicht des Metiers seit je zum Kotzen war!
Weber nach BO: Kannibalen an der Ruhr
Der Bochumer Kulturdezernent benimmt sich wie ein Kannibale: Er frühstückt seiner direkt angrenzenden Nachbarstadt den Intendanten weg. Ein Verhalten, dass es der Sau graust.
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