Hoffnung in Heidelberg

Heidelberg, 22. November 2008. Überall, so scheint's, waltet die Finanzkrise und wollen Einzelne, die hoch gepokert haben, von Eigenverantwortung nichts wissen. In Heidelberg läuft das erfreulicherweise gerade andersrum: Dort siegt das Einzelengagement für die gemeine Sache und macht eine Sanierung des Theaters für über 50 Millionen Euro möglich.

Wie Martin Geiger im Mannheimer Morgen (22.11.) berichtet, kann die Sanierung der Städtischen Bühne, die bereits beschlossen war und dann ob der Verteuerung des Projektes wieder auf der Kippe stand, nun voraussichtlich wie geplant im nächsten Sommer beginnen – dank eines "edlen Spenders".

Zunächst hatte der Heidelberger Gemeinderat lediglich 35 Millionen Euro zugebilligt; kosten sollte die Sanierung nach dem "als besten und günstigsten ausgewählten Entwurf" des Darmstädter Architektenbüros Waechter + Waechter, trotz diverser Abstriche, jedoch 52,9 Millionen Euro. In einer vorentscheidenden, nicht öffentlichen Sondersitzung von Kultur-, Bau- sowie Haupt- und Finanzausschusses kamen am Donnerstagabend (20.11.) nun die Verantwortlichen zusammen und hatten am Ende positive Nachrichten zu vermelden.

Dass die Differenz von rund 17,9 Millionen anderweitig aufgebracht werden kann, ist zu einem großen Teil dem Heidelberger Unternehmer Wolfgang Marguerre (Besitzer des Blutplasma-Herstellers Octapharma) zu verdanken, der sich bereit erklärt hatte, seine bereits zugesagte Spende von einer Million auf 13 Millionen Euro zu erhöhen. 25 Millionen Euro soll die Stadt zahlen, 3,9 Millionen Euro das Bürgerkomitee zur Rettung des Theaters, das zahlreiche Aktionen veranstaltet und tausende Einzelspender gewonnen hat. Der Rest wird über Steuervergünstigungen finanziert, die zum Tragen kommen, weil das Theater im Rahmen einer Stiftung saniert wird. Endgültig sollen die Sanierungsmaßnahmen vom Gemeinderat voraussichtlich am Dienstag (25.11.) beschlossen werden.

"Was Marguerre zu diesem großzügigen Schritt bewogen hat, konnte er selbst gestern nicht erklären", schreibt Geiger, "da er derzeit auf Geschäftsreise unterwegs ist. Aus seinem Umfeld hieß es jedoch, er sei seiner Heimatstadt sehr verbunden, liebe die Musik und das Theater."

Der Heidelberger Intendant Peter Spuhler und sein Team seien überglücklich, so meldet das Theater, "dass die Liebe der Heidelberger zu Ihrem Theater es jetzt möglich macht, das Theater für die nächsten Jahrezehnte zu sichern. Das Bekenntnis von Stadt, Großspendern und Bevölkerung in Zeiten der Finanzkrise ist einzigartig!"

Dafür engagiert hatten sich vor allem Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner, der die Großspender überzeugen konnte und "das tolle bürgerschaftliche Engagement" in einer Presseerklärung nach der Sitzung als den "eigentlichen Motor, Impulsgeber und Garanten für die Theatersanierung und sicherlich bundesweit einmalig" bezeichnete, Kulturbürgermeister Joachim Gerner und das "Bürgerkomitee zur Rettung des Theaters". Das Theater dankt überdies namentlich auch Manfred Lautenschläger, der sich als erster Millionenspender zum Theater bekannt habe.

Baubeginn soll im Sommer 2009 sein. Bis zur geplanten Wiedereröffnung des sanierten Theatergebäudes 2012 wird das komplette Theater für drei Jahre als Ersatzspielstätte das Zelt an der alten Feuerwache beziehen.

(ape)

 

Kommentare  
Spenden für Heidelberg: Mäzene, hoch!
Wow! Wunder gibt's wirklich! Hoch sollen sie leben, die Mäzene! Die großen wie die kleinen.
Kommentar schreiben