Gespräch zwischen Hamburger Kultursenator und Schauspielhaus ergebnislos
Was passiert da gerade in unserer Stadt!
Hamburg, 24. September 2010. Nachdem ein Gespräch zwischen der Interims-Leitung des Deutschen Schauspielhauses und dem Hamburger Kultursenator Reinhard Stuth (CDU) am Nachmittag ohne Ergebnis verlaufen war, hat der Leiter der Jugendsparte des Schauspielhauses Klaus Schumacher die Hamburger und Hamburgerinnen in einem offenen Brief um Solidarität gebeten. "Wir werden für die Werte, die das Theater verkörpert und die wir hier mit jeder Vorstellung mit Kindern und Jugendlichen (er)leben, streiten. Kultur und Bildung sind kein Luxus. Sie sind lebensnotwendig."
Zuvor hatte der Kaufmännische Direktor des Schauspielhauses Jack Kurfess mitgeteilt, "mit Enttäuschung" nähme man zur Kenntnis, dass die 1,2 Millionen Euro Kürzung ungeachtet der "ganzen Tragweite der Folgen" nicht zurückgenommen worden seien.
(Deutsches Schauspielhaus Hamburg / sle / jnm)
Hier finden Sie eine ausführliche Chronik zur Debatte um das Deutschen Schauspielhaus.
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Wo ist eigentlich das große Schirmer Interview in der Zeit oder sonstwo, welches uns seinen Rücktritt plausibel macht?
alles richtig bis auf "polnischer abgang".....
Schirmer trat 2005 mit einem Fünf-Jahres-Vertrag an. Ohne Not wurde dieser Vertrag 2008 von der amtierenden Kultursenatorin Karin von Welck um weitere fünf Jahre bis 2015 verlängert, eine absolut unnachvollziehbare Entscheidung, hatte Schirmer doch zu diesem Zeitpunkt keinen einzigen künstlerischen Erfolg vorzuweisen. Nach Alternativen zu Schirmer wurde damals von Frau von Welck erst gar nicht gesucht – und da hätte man als sensibler Beobachter der Kulturlandschaft aufhorchen müssen: diese unmotivierte Vertragsverlängerung konnte nur bedeuten, dass das Deutsche Schauspielhaus von den Stadtvätern und -müttern aufgegeben wurde. Schirmer hat in seiner „Ära“ zahllose Fremdveranstaltungen und Vermietungen geduldet und dadurch ein mögliches Zukunftsszenario geprobt. Dass es dahin aber nicht kommen darf, muss jedem klar sein, jedem, auch dem ärgsten Schirmer-Gegner. Dieses Haus darf nicht zur Veranstaltungs- und Eventhalle verkommen! Dieses Haus war und ist eine Kathedrale der Theaterkunst, dagegen konnte nicht einmal Schirmer anstinken. Die Strahlkraft dieses Hauses reicht über die zugegeben künstlerisch armseligen letzten Jahre weit hinaus. Rettet Euer Schauspielhaus, liebe Hamburger Bürgerinnen und Bürger, liebe Theaterschaffende und Theaterliebhaber, lasst nicht zu, dass aus Eurer Kathedrale eine Messehalle wird. Verlangt von euren politischen Vertretern, dass Sie sich schleunigst und mit Verve um eine gute, ach was, um die beste Schirmer-Nachfolge kümmern! Verlangt, dass die im Senat beschlossene Kürzung um 1,2 Millionen sofort zurückgenommen wird! Und lasst niemals im Leben zu, dass die derzeitigen Interims-Herrschaften auch nur daran denken, die sogenannt kleinen Spielstätten zu schließen, um ihren Arsch zu retten! Die Kathedrale Deutsches Schauspielhaus besteht ganz wesentlich auch aus ihren Kapellen Malersaal, Rangfoyer und Kantine!
die fakten sprechen doch eine ganz andere sprache. die letzte spielzeit war eine der erfolgreichsten der letzten 20 jahre. die auslastung des hauses lag bei 80%, was für ein haus dieser größe ein sehr guter wert ist. schirmer ist ein großer theaterschaffender, der seinen mitarbeitern immer treu zur seite stand. ich weiß das, denn ich habe jahrelang mit und für ihn gearbeitet. wer so vergiftete reden schwingt ist wohl selber wegen mittelmässigkeit irgendwann im fahrwasser der kulturbetriebs untergegangen, man könnte fasst meinen hier spricht ein verbitterter tom stromberg (aus seinem landexil).
aber ... darum geht es doch inzwischen gar nicht mehr. es geht um die rettung des hauses und nicht darum einen großen theaterschaffenden mit dreck zu bewerfen.
Mit den besten Wünschen
Ihr 123
"Und lasst niemals im Leben zu, dass die derzeitigen Interims-Herrschaften auch nur daran denken, die sogenannt kleinen Spielstätten zu schließen, um ihren Arsch zu retten!"
Was ist denn das für ein Schwachsinn? Bis dahin fand ich ihr Geschreibsel gar nicht schlecht, aber diese Aussage ist vollkommen unsachlich und ahnungslos.
Der Interimsintendant Jack Kurfess war übrigens schon zu Strombergs Zeiten der Geschäftsführer, das ist kein Schirmer Zögling.
Und wie würden sie die (reel) 1,8 Millionen einsparen um "ihren Arsch zu retten" Herr Williams?
Erste Frage: Wieso wird das Arbeitsplatzargument bei Kulturinstitutionen nicht benutzt? Da arbeiten doch tausende.
Zweite Frage: Hat schon mal jemand gehört, daß eine Kulturinstitution in ein Billiglohnland abgewandert ist? Ich nicht. Vielleicht ist das der Grund - siehe erste Frage -?
Die Arbeitsplätze sind aber in jedem Fall auch futsch, wenn eine Institution platt gemacht wird.. Und kosten Geld, weil ALG I/II. Aber die kriegen ja jetzt 5 Euro mehr. ..
Alles sehr traurig und nicht nachvollziehbar.
übrigens kann man natürlich auch mit 16 Mio noch ordentliches Theater machen. Wenn man es denn für das Theatermachen ausgeben kann. Die Tarifsteigerungen werden von den Länderchefs ausgehandelt und dann den Theatern aufgebürdet. An Dutzenden von Theatern gibt es Hausverträge, wo die Mitarbeiter auf Geld verzichten. Und ja: auch um ihren Arbeitsplatz zu sichern. ist das verwerflich?
Wenn die Tendenz sich fortsetzt, werden wir irgendwann nur noch Eventpaläste für die Reichen haben. Und das vielbeschworene angeblich Elitäre der Kunst: woher kommt denn das? Vielleicht liegts an der Bildung? Meine Oma hatte nicht mal einen Hauptschulabschluss, ist aber durch die damals existierenden Arbeiterbildungsvereine zum Theater, zu Büchern, Konzerten etc. gekommen und hat das ganz normal als Grundbedürfnis wahrgenommen. Daß das was Elitäres (das Wort kannte sie gar nicht) sein soll, wäre ihr nie in den Sinn gekommen. Und mit Event-"Kultur" hätte man ihr nicht kommen dürfen. Die wollte Schiller, Goethe, Shakespeare sehen. Je mehr, desto besser. damals gabs aber auch billige Volksbühnenanrechte...