So geht das nicht

Rostock, 12. November 2010. In einem Interview mit der in Rostock erscheinenden Ostsee-Zeitung hat Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos) angekündigt, den Geschäftsführer der Volkstheater GmbH Kay-Uwe Nissen wegen Misswirtschaft abberufen zu lassen. Außerdem erhebt Methling schwere Vorwürfe gegen Rostocks Kultursenatorin Dr. Liane Melzer (SPD). Sie habe als Aufsichtsratsvorsitzende der vor einem halben Jahr gegründeten Volkstheater Rostock GmbH versagt. Sie hätte deutlich früher auf den fehlenden Wirtschaftsplan und das angeblich 1,2 Millionen Euro betragende Defizit aufmerksam machen müssen. "Dass sie immer noch den Mut hat, in der Öffentlichkeit zu sagen, sie könne nichts dafür, geht so nicht!", zitiert das Blatt Methling. Ihre Aufgabe sei es gewesen, die Arbeit des kaufmännischen Geschäftsführers zu kontrollieren.

Das Defizit, so der Oberbürgermeister weiter, sei keineswegs überraschend gekommen, sondern habe sich bereits im Dezember 2009 abgezeichnet. "Dass der Wirtschaftsplan erst eine Woche nach Beendigung des Wirtschaftsjahres vorgelegt wurde, ist ein Unding", sagt Methling. So lasse sich nicht seriös planen. Immerhin sind im laufenden Haushalt 18 Millionen Euro für das Theater vorgesehen, 15 Millionen Euro davon werden durch die Personalkosten verursacht. "Die jetzt fehlenden Mittel werden wir mit Sicherheit nachschießen", sagt Methling. Denn die künstlerische Bereicherung durch das Volkstheater stehe außer Frage.

Auch am Ziel, den Schauspielern bis zum 800. Stadtgeburtstag am 24. Juni 2018 ein neues Haus zu bauen, halten Oberbürgermeister und Rostocker Bürgerschaft fest; der B allerdings unter der Bedingung, dass die Stadt bis 2018 einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen könne. Derzeit hat Rostock Altschulden in Höhe von 190 Millionen Euro, die den städtischen Haushalt jährlich mit 10 Millionen Euro Schuldentilgung belasten.

Anmerkung der Redaktion: Die Sache mit dem ausgeglichenen Haushalt kann aus Sicht des Oberbürgermeisters aber nur gelingen, falls sich die Stadt von verbliebenen Vermögenswerten trennt. Der Oberbürgermeister will, gegen den Willen der Mehrheit im Stadtparlament, städtische Wohnungen verkaufen. Offenbar knüpft er sein Versprechen, ein neues Theater zu bauen, an die Verwirklichung dieser Privatisierungspläne. Die Grünen wollen dagegen den Neubau durch eine "Kulturförderabgabe" finanzieren, die CDU nach "alternativen Möglichkeiten" der Finanzierung suchen.

(dip/ jnm)

 

Norddeutsche Neueste Nachrichten, 11.11.2010

Ostsee-Zeitung, 12.11.2010

 

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