Medienschau: Die Welt – Abrechnung mit der Spielzeit am DT-Berlin

Von Gedankenblässe angekränkelt

Von Gedankenblässe angekränkelt

11. August 2024. Die Intendantin Iris Laufenberg hat ihr erstes Jahr an der Spitze des Deutschen Theaters Berlin hinter sich. In der Welt macht sich Jakob Hayner Gedanken, "wie es zur künstlerischen Selbstverharmlosung und -angleichung kommt".

Es sei zwar keineswegs so, "dass man sich in Laufenbergs Haus nicht unterhalten oder informiert fühlen würde," wie Jakob Hayner schreibt. "Das Problem ist, dass man selten wirklich herausgefordert wird. Das meiste ist von einer ästhetischen Harmlosigkeit, die zum reformistischen Geist mehr Diversität! passt, als sei man in der Abteilung darstellendes Spiel der benachbarten grünennahen Heinrich-Böll-Stiftung gelandet." Insbesondere die Regie wirkt aus Hayners Sicht "des Öfteren wie von des Gedankens Blässe angekränkelt". Das Beste, was man in der zurückliegenden Spielzeit am Deutschen Theater sehen konnte, seien die Puppentheaterabende von Nikolaus Habjan.

"Von Laufenberg ist nicht zu erwarten gewesen, dass sie an dem finanziell am besten ausgestatteten der großen Berliner Sprechtheater ein wildes Experiment startet wie Frank Castorf einst an der Volksbühne. Das ist auch nicht der Auftrag, den sie von der Kulturpolitik erhalten hat. Im heutigen Berlin, wo sich der politische Betrieb, die mediale Meinungsführerschaft und der "Bionade-Biedermeier" gute Nacht sagen, ist womöglich gar nicht sehr viel mehr gewünscht als eine solide linksliberale Theatergrundversorgung. Wer Eigentumswohnungen hat, braucht auch keine ästhetischen Aufbrüche mehr."

(Die WElt (€) / sle)

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