Medienschau: FAZ – 6 Jahre Haft für russische Theaterfrauen

Neuer Maßstab für politische Repressionen

Neuer Maßstab für politische Repressionen

23. August 2024. In der FAZ beleuchtet Kerstin Holm noch einmal eingehend den Moskauer Prozess gegen die Theatermacherinnen Schenja Berkowitsch und Swetlana Petrijtschuk, der jüngst mit sechs Jahren Haft für die beiden Künstlerinnen endete.

"Das Urteil setzt einen neuen Maßstab für politische Repressionen in Russland: Erstmals wurden Künstler wegen des Inhalts eines Kunstwerks mit Gefängnis bestraft – oder genauer: wegen dessen angeblichen Inhalts“, schreibt Kerstin Holm im Politik-Teil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 21. August 2024. Zeugen der Anklage seien teils nur anonymisiert mit ihren Anschuldigungen und Interpretationen des Stückinhalts aufgetreten; diverse Stimmen zur Verteidigung der beiden Künstlerinnen hätte der Richter Jurij Massin als "nicht wesentlich" beiseite gewischt.

"Bei dem Exempel, das an Berkowitsch und Petrijtschuk statuiert wurde, dürfte das Theaterstück indes nur als Vorwand gedient haben. Das Ziel der Strafjustiz war vermutlich Berkowitsch, die auch eine starke Poetin ist und nach Beginn von Russlands Großinvasion in die Ukraine in den sozialen Medien Gedichte gegen den Krieg postete, die vor allem das jüngere Publikum beeindruckten und viral verbreitet wurden", schreibt Kerstin Holm.

Die FAZ-Korrespondentin rekonstruiert auch den Vorlauf der Anklage: "Nach Informationen des Exilsenders Doschd hat der putintreue Regisseur und Publizist Nikita Michalkow schon 2022 den Leiter des Fahndungskomitees der Staatsanwaltschaft, Alexandr Bastrykin, gedrängt, wegen Berkowitschs Gedichten tätig zu werden. Die Logik des Systems erlaubt freilich nicht, Autoren von gegen Putin gerichteten Gedichten anzuklagen, weil das diesen Texten mehr Publizität bescheren würde. So wurde ersatzweise 'Finist – Heller Falke' kriminalisiert", so Holm.

(Frankfurter Allgemeine Zeitung / chr)

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