Presseschau vom 22. Januar 2013 – Simone Dede Ayivi argumentiert im Tagesspiegel gegen rassistischen Sprachgebrauch in Kinderbüchern
"Raus mit den kolonialen Altlasten!"
"Raus mit den kolonialen Altlasten!"
22. Januar 2013. In der seit Tagen andauernden Debatte um rassistischen Sprachgebrauch in Kinderbüchern hat sich am Wochenende im Tagesspiegel (19.1.2013) die Theaterregisseurin Simone Dede Ayivi, aktiv u.a. am Berliner Ballhaus Naunynstraße, zu Wort gemeldet. Unter der Überschrift "Wörter sind Waffen" argumentiert Ayivi für die Tilgung rassistischer Begriffe aus Kinderbüchern, weil sie in ihrer bisherigen Sprachform nicht-weiße Leser ausschließen.
Unhaltbar sei das Argument, mit rassistischen Wendungen in Büchern oder auch in Theaterstücken werde der Gesellschaft ein Spiegel vorgehalten: "Mit Gesellschaft ist dabei die weiße Mehrheitsgesellschaft gemeint. Eine Gruppe von Leuten, die sich gegenseitig irgendwelche Spiegel vorhalten wollen. Das können sie gern tun, aber in der Konsequenz heißt das, dass Theater sich nur an ein weißes Publikum wendet. Diese Gruppe bleibt unter sich und definiert für sich allein, was rassistisch ist und was nicht."
Die Autorin beschreibt auch eigene Diskriminierungserfahrungen und weist die implizit und explizit oft aufgestellte Forderung zurück, "(i)ch solle am besten niemanden darauf aufmerksam machen, dass er gerade ein rassistisches Wort benutzt, sondern mein Empfinden zu diesem Wort ändern."
Zur Frage der Intentionalität im Sprachgebrauch sagt Ayivi: "Die Worte tun ihre Wirkung, auch wenn sie nicht in böser Absicht ausgesprochen werden." Auch seien rassistische Begriffe früher nicht weniger rassistisch gewesen. "Es war so normal, dieses Wort zu benutzen, weil die abwertende Haltung gegenüber schwarzen Menschen vollkommen normal war. Das N-Wort war früher nicht weniger rassistisch. Rassismus war in Europa nur allgemein akzeptiert." Mit Aktivisten wie – im Theaterbereich – der Bühnenwatch-Initiative würde diese Form verbaler Gewalt heute deutlich zurückgewiesen. In diesem Sinne fordert Ayivi zum "Frühjahrsputz" auf: "Raus mit den kolonialen Altlasten!"
Mehr zu diesem Themenzusammenhang findet sich im nachtkritik.de-Lexikon im Eintrag zur Debatte um Blackfacing im Theater.
(Tagesspiegel / chr)
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Aus ebendiesem Grund müsste man meines Erachtens gerade andersherum argumentieren, jedenfalls mit Bezug auf die alte Literatur. Ich versuche einmal, das kurz zu begründen. Ich empfinde es als nicht dem Anliegen förderlich, Begriffe aus alten, vom historischen Kontext her möglicherweise rassistisch geprägten, Büchern auszulöschen. In der Wirkung wäre das für mich so, als würde man das Gedächtnis für die Gefahr eines diskriminierenden Sprachgebrauchs und Handelns auslöschen. Dieser Gefahr sollte sich jeder Mensch immer wieder bewusst werden, anstatt sie durch Sprachverbote vermeintlich ein für alle mal auszulöschen. Die Schwierigkeit bei Sprachverboten liegt ja auch darin, dass Menschen, welche ihren Sprachschatz ändern, noch lange nicht ihr Verhalten ändern müssen. Und genau darum geht es doch! Nicht um eine "gereinigte" Sprache.
Zeitgenössische Autoren von heute können und müssen darauf achten, welche Begriffe sie ganz bewusst verwenden. In Bezug auf schon geschriebene, vergangene Texte, erachte ich es als sinnvoller, wenn man die Begriffe darin belässt. Und Kindern BEIM VORLESEN erklärt, und gute Vorleser machen das permanent, warum man zum Beispiel den Begriff des "Negers" heute nicht mehr gebrauchen sollte: Weil man Menschen damit verletzt, weil man die Würde des Menschen damit missachtet.
Etwas anderes ist es, wenn ein Mensch, welcher selbst schwarz ist - und noch besser wäre es, wenn wir gar nicht erst in diesen Schwarz-Weiss-Mustern denken und leben würden, aber das entspricht wohl leider immer noch nicht den Realitäten -, sich dazu äussert. Siehe zum Beispiel folgendes Interview mit Samuel Jackson zum Tarantino-Film "Django Unchained":
www.berliner-zeitung.de/magazin/interview-mit-samuel-l--jackson-ich-haette-den-nigger-jim-nicht-ausgelassen,10809156,21490672.html
Dazu passt ein von mir mit angehörtes Gespräch zwischen jungen Türken, welche sich selbst mit dem Begriff des "Kanaken" bezeichneten und sich mit "Ey, du Opfer!" begrüßten. Was passierte da und warum? Versuchten sie, mit den verobjektivierenden, rassistischen Begriffen zu spielen und diese darüber als absurd zu entlarven?
Wenn ich einen anonymen Anruf bekommen würde, welcher von mir als "kleiner Fotze" spricht, dann würde mich das erschrecken, vor allem auch aufgrund der Anonymität. Gleichzeitig weiss ich, dass derjenige wahrscheinlich sowieso nicht bereit sein würde, seinen Sprachgebrauch zu überdenken. Und mich bewusst verletzen will. Warum auch immer. Wichtig ist also vor allem, sich im realen Alltagshandeln mit gegenseitigem Respekt zu begegnen.
Schließlich würde ich sagen, dass es wichtig ist zu erkennen, dass das, was man immer nur bei anderen sucht und in diesen ablehnt, immer auch in einem selbst steckt. Niemand ist nur gut. Vielmehr geht es darum, aus Fehlern zu lernen und sein Handeln danach auszurichten, offen aufeinander zuzugehen und mögliche Missverständnisse und Vorurteile aus dem Weg zu räumen. Dagegen empfinde ich Vorverurteilungen, egal welcher Art, als der Sache nicht angemessen. Ich gehe immer erstmal davon aus, dass mein Gegenüber selbständig denken kann. Auch aufmerksame Kinder können das.
Viele Kinder gehen auch schon in die Oper. Deshalb muss Monostatos ein weißes Gesicht kriegen - warum soll Papageno nicht mal vor einem Weißen erschrecken?! Osmin darf natürlich auch kein Türke mehr sein, das ist rassistisch! Wir machen einen entsprungenen Nervenheilanstaltsinsassen draus (das Wort "Irrer" ist auch bäh!), der sich nur für einen Türken hält.
Und wo wir schon mal dabei sind: Raus mit den antisemitischen Altlasten! Die verschlagenen Juden bei Charles Dickens müssen in stammesfreie Schwarz... sorry: Weißhändler umgeschrieben werden.
Wann hört die Kindheit auf? Nie! Darum muss auch Shylock dran glauben - dass er ab jetzt ein Borg sein muss. Die dürfen keinen Rassismusschutz genießen, sonst wären auch Orcs am Ende noch gesellschaftsfähig.
In einer Gesellschaft von Patchworkfamilien muss endlich auch mal aufgeräumt werden mit den bösen Stiefmüttern, die bei den Grimms ihr Unwesen treiben. Vorläufig könnte man sie durch humanoide herzlose Roboterinnen ersetzen, bis jemandem noch was Blöderes einfällt. Die Diffamierung der in Wäldern im Schweiße ihres Angesichtes Magie ausübenden weiblichen Ich-AGs muss endlich auch aufhören. Wir wollen saubere Kinderbücher, superpädagogisch, langweilig und verblödend. Die Kids lesen sie brav und nicken und legen sich dann nachts heimlich die spannenden DVDs von Mama und Papa in den Recorder.
Irgendwie erinnert mich der Vorschlag von Frau Ayivi an die Bemühungen der Nazis um eine reine deutsche Sprache. "Viertopfzerknalltreibling" konnte sich jedoch selbst bei fundamentalistisch-deutschen viertopfzerknallgetriebenen Straßenverkehrsteilnehmern dann irgendwie nicht so gut durchsetzen. Aber es passt gut auf den fundamentalistischen Kinderbüchersturm, der in Berlin verlangt wurde. Man sieht förmlich die Funken springen.
Was einmal gedruckt ist, zensiert keiner mehr.
Mir ist es im Übrigen egal, aus welchen - immer ehrenhaften - Motiven zensiert wird. Das verstümmelte Resultat fasse ich nicht mit der Kneifzange an.
"MONOSTATOS
Alles fühlt der Liebe Freuden,
Schnäbelt, tändelt, herzt und küsst;
Und ich soll die Liebe meiden,
Weil ein Schwarzer hässlich ist.
Ist mir denn kein Herz gegeben?
Bin ich nicht von Fleisch und Blut?
Immer ohne Weibchen leben,
Wäre wahrlich Höllenglut!
Drum so will ich, weil ich lebe,
Schnäbeln, küssen, zärtlich sein!
Lieber guter Mond, vergebe,
Eine Weisse nahm mich ein.
Weiss ist schön! Ich muss sie küssen;
Mond, verstecke dich dazu!
Sollt es dich zu sehr verdriessen,
Oh, so mach die Augen zu!"
Die Musik ist so bezaubernd, dass sie den Text dekonstruiert.
Was machen wir damit?
Das ist mal ein Kommentar, der es wert ist komplett auseinandergenommen zu werden:
"Sprache konstruiert Bedeutungszuschreibungen, sie verweist auf Realität, sie IST aber keine Realität. Ebenso wenig wie Bilder Realität SIND, sondern Welt-Bilder konstruieren. "
Sprache UND Bilder haben REALE AUswirkungen auf die Realität von ALLEN Menschen und zwar ökonomische, politische, soziale, gesundheitliche etc. Ich Empfehle hierzu mal Toni Morrison, bell hooks, Patricial Hill-Collins oder sonst irgendeine nicht normative Kulturwissenschaftlerin zu lesen.
"Ich empfinde es als nicht dem Anliegen förderlich, Begriffe aus alten, vom historischen Kontext her möglicherweise rassistisch geprägten, Büchern auszulöschen. In der Wirkung wäre das für mich so, als würde man das Gedächtnis für die Gefahr eines diskriminierenden Sprachgebrauchs und Handelns auslöschen. Dieser Gefahr sollte sich jeder Mensch immer wieder bewusst werden, anstatt sie durch Sprachverbote vermeintlich ein für alle mal auszulöschen."
Genau,1.) es geht hier nämlich eben mal NICHT um Sie und Ihre Anliegen in erster Linie, sondern um die zahlreichen Schwarzen KINDER, die di Textes auch lesen möchten. 2.) Eine Reproduktion von Rassismus kommt noch lange keiner Auseinandersetzung gleich. 3.) Eine Auseinandersetzung hat offensichtlich nicht stattgefunden, sonst würden Sie dies hier nicht schreiben. 4.) Es geht nicht um Sprachverbote, sondern um ein respektvolles Miteinander in einer von Diversität geprägten Gesellschaft. Seltsamerweise scheinen ausschließlich Weiße Menschen rassistische Begriffe in Kinderbüchern zu benötigen, um sich an deren Schrecklichkeit zu erinnern. Andernorts verwies ich auf diese Seite, auch der Sie einige Kinderbücher finden, die Sie ihren Kindern ganz sicher nicht mehr vorlesen möchten, und vermutlich dennoch nicht um die Gefahr antisemitischer Tendenzen vergessen haben: members.aon.at/zeitlupe/werbung/propaganda2.html
"Die Schwierigkeit bei Sprachverboten liegt ja auch darin, dass Menschen, welche ihren Sprachschatz ändern, noch lange nicht ihr Verhalten ändern müssen. Und genau darum geht es doch! Nicht um eine "gereinigte" Sprache."
Auch Menschen, die ihren Sprachschatz nicht ändern, verändern ihr Verhalten nicht. Wenn die Sprache sich verändert, müssen wir, als Schwarze Menschen uns aber zumindest nicht mit den unschönen Ausscheidungen dieser Leute in unseren Kinderbüchern und auch sonst überall herumärgern.
"In Bezug auf schon geschriebene, vergangene Texte, erachte ich es als sinnvoller, wenn man die Begriffe darin belässt. Und Kindern BEIM VORLESEN erklärt, und gute Vorleser machen das permanent, warum man zum Beispiel den Begriff des "Negers" heute nicht mehr gebrauchen sollte: Weil man Menschen damit verletzt, weil man die Würde des Menschen damit missachtet."
ganz abgesehen davon, dass dies in den seltensten Fällen geschieht, die Geschichten, um die es hier geht, haben keinerlei kritischen Mehrwert in Bezug auf Rassismus und Kinder lernen die Wort-Bild VErknüpfung eben dennoch. Wie oben schon erwähnt: Bilder beeinflussen unser halnden jenseit über unsere Rationalität hinaus. Leider kein Platz hier um das im Detail zu erklären, wenn Sie es nicht selber wissen. "
Etwas anderes ist es, wenn ein Mensch, welcher selbst schwarz ist - und noch besser wäre es, wenn wir gar nicht erst in diesen Schwarz-Weiss-Mustern denken und leben würden, aber das entspricht wohl leider immer noch nicht den Realitäten -, sich dazu äussert. Siehe zum Beispiel folgendes Interview mit Samuel Jackson zum Tarantino-Film "Django Unchained": "
Schon wieder dieser Sauel-L.-Jackson Link: 1.) Mein Gott, erstens geht es hierbei nicht um die Rehabilitierung des N-Wortes sondern um die unreflektierte Beziehung WEIßER Menschen zu diesem Wort. Die Aufforderung ist nicht, das Wort grundlos und überall zu wiederholen, sondern sich selbst gegenüber ehrlich zu sein, was das Wort mit einer/m als weißer Person macht:Weiße Überlegenheits- und Herrschaftsfantasien triggern, Scham bezüglich der eigenen Verstricktheit in eine gewaltvolle Geschichte un Gegenwart etc. 2. ) Samuel lebt in den USA; wo eine derartige Debatte auch schon vor 10 Jahren vollkommen unmöglich gewesen wäre. Bitte versuchen Sie nicht den erbärmlichen Stand von Deutschlands Auseinandersetzung mit seiner eigenen Rassismusgeschichte damit zu vergleichen. Versuchen Sie doch mal, den Schwarzen Menschen zuzuhören, die in diesem, ihrem Land leben, Grada Kilomba? Maisha Eggers? May Ayim?
"Dazu passt ein von mir mit angehörtes Gespräch zwischen jungen Türken, welche sich selbst mit dem Begriff des "Kanaken" bezeichneten und sich mit "Ey, du Opfer!" begrüßten. Was passierte da und warum? Versuchten sie, mit den verobjektivierenden, rassistischen Begriffen zu spielen und diese darüber als absurd zu entlarven?"
Ein von ihnen gehörtes Gespräch auf einem Schulhof, wirklich? Das setzen sie jetzt den direkten Erfahrungen Schwarzer Kinder in Deutschland entgegen? Am besten lesen Sie wirklich den sehr guten Artikel zum Thema auf Metalust: "Der Unterschied ums Ganze ist halt, dass von den Rassismus Betroffenen SELBST diese Versuche unternommen wurden und das Wort einen fundamentalen Bedeutungswandel erfährt, je nachdem, von wem es verwendet wird, von einem Markierten oder einem Unmarkierten."
"Wenn ich einen anonymen Anruf bekommen würde, welcher von mir als "kleiner Fotze" spricht, dann würde mich das erschrecken, vor allem auch aufgrund der Anonymität. Gleichzeitig weiss ich, dass derjenige wahrscheinlich sowieso nicht bereit sein würde, seinen Sprachgebrauch zu überdenken. Und mich bewusst verletzen will. Warum auch immer. Wichtig ist also vor allem, sich im realen Alltagshandeln mit gegenseitigem Respekt zu begegnen. "
Dieser Vergleich hinkt vorne und hinten. Ob Einzelne Sie aus welchen Gründen auch immer persönlich beleidigen oder nicht hat erstmal nichts mit der strukturellen Diskriminierung zu tun, der sich Schwarze Menschen in Deutschland ausgesetzt sehen. Und zwar schon einmal ganz einfach deshalb weil Sie nicht Schwarz sind.
"Schließlich würde ich sagen, dass es wichtig ist zu erkennen, dass das, was man immer nur bei anderen sucht und in diesen ablehnt, immer auch in einem selbst steckt. Niemand ist nur gut. Vielmehr geht es darum, aus Fehlern zu lernen und sein Handeln danach auszurichten, offen aufeinander zuzugehen und mögliche Missverständnisse und Vorurteile aus dem Weg zu räumen. Dagegen empfinde ich Vorverurteilungen, egal welcher Art, als der Sache nicht angemessen. Ich gehe immer erstmal davon aus, dass mein Gegenüber selbständig denken kann. Auch aufmerksame Kinder können das."
Rassismus ist kein Pingpongspiel, bei dem jeder mal gewinnt oder verliert und mal oben oder unten steht. Es gibt in Deutschland keine strukturelle, staatlich und gesellschaftlich als auch ökonomisch etablierte Unterdrückunsstruktur, die Weiße Menschen benachteiligt. Leider haben indoktrinierungen bei Kindern und Erwachsenen schon immer funktioniert. Es gibt keine kritische Masse in Deutschland, die ein tieferes Verständnis über Rassismus bestitzt. Somit richten diese Begriffe und Bilder in den meisten Fällen heute den gleichen Schaden an, wie damals."
Im Übrigen weiß ich nicht, warum man Kindern eine Geschichte erzählen sollte, um ihnen zu erklären, dass sie teilweise Mist ist. Schlechte Literatur liest man in Schreibkursen, um zu lernen, wie es nicht geht, aber man liest sie nicht Kindern vor.
Ein letztes: Schon Jules Verne, der Antisemit war, wurde "gesäubert". Es werden seit Jahr und Tag gekürzte und bearbeitete Fassungen von Jugendbüchern veröffentlicht. Das alles ist nicht neu. Neu ist nur, dass rassistische, sich gegen Schwarze richtende Worte entfernt und, damit ist nicht Preussler gemeint, rassistische Handlungen als solche benannt werden. Das erzürnt Deutschlands Intellektuelle. Ich kann nur sagen, dass ich mich dafür schäme. Wie zB die angeblich linksliberale Zeit versucht, mit ihrem angstbeißerischen Titel ihre Leser auf ihr untergehendes Schiff der Ignoranz zu ziehen, ist einfach nur peinlich.
Und dass Sie das Wort "Fotze" nicht hinterfragen wollen, empfinde ICH wiederum als ignorant, unabhängig davon, ob es strukturell diskriminiernd ist oder nicht. Ich plädiere hiermit für ein Zusammendenken von race, gender und class, was allein einer offenen Gemeinschaft zwischen allen Mitgliedern einer Gesellschaft förderlich wäre.
Und gerade in Bezug auf die deutsche Asyl- und Flüchtlingspolitik sollte man mitbedenken, dass nicht nur Schwarze davon betroffen sind.
Es geht hier aber nicht um Asyl- und Flüchtlingspolitik, sondern um Deutsche schwarzer Hautfarbe, die nicht ständig im Alltag, u.a. auch in Kinderbüchern, mit Rassismen konfrontiert werden wollen. Was ist dagegen einzuwenden, das N-Wort oder auch andere Worte in Büchern, die in einer Zeit geschrieben wurden, in der man es durchaus schon hätte wissen können, dass diese diskriminierend wirken, zu ändern? Zumal die Verlage von Astrid Lindgren und auch Otfried Preußler dem ja nun auch zugestimmt haben. Es stellt nicht unbedingt einen zwingend beizubehaltenden Zeitkolorit dar, wenn in der „Kleinen Hexe" von einem „Negelerlein“ gesprochen wird. Eher konfrontativ sehe ich da die Tatsache, dass der Verlag von Otfried Preußler sich nun einer Wortkampagne übelster Art ausgesetzt sieht, in der von sehr vielen weißen Deutschen vehement ihr Recht auf das „kleine Negerlein“ eingeklagt und dem Verlag sogar mit Boykott gedroht wird. Eine Gesellschaft, die auf ihre Gewohnheiten pocht und dabei glattweg übersieht, dass sich die Welt weiter dreht und wir schon lange nicht mehr „Unter uns“ sind, wie es viele vielleicht immer noch gerne wären, ist mir mittlerweile fremder, als ein Mensch anderer Hautfarbe je war. Und alle Weißen sind nun mal alle weiß und eben nicht schwarz. Oder was gibt es da noch für Kategorien von weiß? Der weiter oben gescholten Zeitartikel von Ulrich Greiner, der übrigens jetzt auch online zu lesen ist, hat aus der Zeit-Online-Redaktion einige Erwiderungen bekommen, über die man durchaus diskutieren kann, was dort auch viel reger und differenzierter getan wird als hier. Hier die Links:
www.zeit.de/kultur/literatur/2013-01/kinderbuecher-kommentar
www.zeit.de/2013/04/Kinderbuch-Sprachgebrauch
Ihre Gender-Race-Debatte geht da so ziemlich am Thema vorbei.
Und so hat eben jeder einzelne, innerhalb einer gesellschaftlichen "Teilgruppe" und/oder innerhalb des gesellschaftlichen Gesamtzusammenhangs seine individuellen Interessen und seine individuelle Meinung. Es ging mir vor allem auch darum, das zu berücksichtigen und nicht in das Klischee zu verfallen, "der Weisse" hätte per se eine kolonialistische Grundhaltung. Ich bin die Letzte, welche nicht für den Versuch eines friedlichen Miteinanders zwischen den Menschen und kulturellen Gruppen einer offenen Gesellschaft einstehen würde. Als überlegene Intelligenz, ohne jede Leidenschaft über allem stehend, betrachte ich mich deswegen noch lange nicht. Im Gegenteil, auch mir unterlaufen Fehler. Es geht dabei um Zwischenmenschliches, nicht um pauschale Verallgemeinerungen.
Bezüglich der Kategorien von weiss kann ich nur gegenfragen, ob "wir" uns nun der Hautfarbe oder anderer, vermeintlich kategorisierender Merkmale folgend gegenübertreten oder nicht vielmehr vom einzelnen Individuum ausgehen sollten. Und anonsten würde ich gern eine weitere Frage stellen: Sind Menschen mit sogenanntem "Migrationshintergrund" nicht von ähnlichen strukturellen Unterdrückungsmechanismen betroffen wie Schwarze? Und haben diese Menschen nicht auch eine weisse Hautfarbe? Das lenkt den Fokus auf eine meines Earchtens viel wichtigere Frage, nämlich die kritische Thematisierung des Weiss-Seins. Es ist eben schon lange nicht mehr der westliche, weisse, heterosexuelle Mann, welcher "die gesellschaftliche Norm" bestimmt. Und da wären wir dann auch wieder bei der Berichtigung von Kinderbüchern. Ich frage mich bloß, ob man da wirklich alle diskriminierenden Bücher erfasst. Deswegen auch mein Vorschlag, sich einfach auf neue und zeitgemäßere Bücher zu verlegen.
hier ein Entgegnung zu Ihrer, wie ich denke, etwas abenteuerlichen These, die "bezaubernde Musik" würde den "Text dekonstruieren".
Monostatos. Zweiter Aufzug. Siebenter Auftritt.
Schikaneder und Mozart bemühen sich nicht sonderlich darum, Monostatos Tiefe zu verleihen. Sie geben ihm zwar im Ansatz dramatische Züge, zerstören diese jedoch gleichzeitig, indem sie ihn oberflächlich halten und nicht weiter verfolgen. So verweisen die ersten drei Strophen des Librettos auf die Einsamkeit der Figur. Monostatos klagt über seinen Status im Reich Sarastros: Selbst eine Partnerin wird ihm verweigert, „weil ein Schwarzer häßlich ist.“ Die vierte Strophe setzt dieser mühsam aufgebauten Tragik jedoch ein jähes Ende und läßt sie ins Bestialische abstürzen. Lustvoll und ebenso schamlos wie selbstverständlich kündigt Monostatos die Vergewaltigung Paminas an (-- ich muß sie küssen;/Mond! verstecke dich dazu! --/Sollt es dich zu seh'n verdrießen,/O so mach' die Augen zu!)
Musikalisch könnte diese extrem kurze Da-capo-Arie (ABA‘ – 49 Takte) kaum einfacher sein C-Dur (A) geht auf die Dominante G-Dur (B) und kehrt wenig bereichert auf C-Dur (A‘) zurück. Tempo: Allegro. Die Musik wirkt hastig und verstohlen; die fehlende Differenzierung in bezug auf Tempo und Dynamik gibt ihr geradezu etwas Mechanisch-Ausdrucksloses oder auch Unmenschliches. Es kann also nicht davon ausgegangen werden, daß es hier um ein Klagelied handelt. Vergleichen Sie doch bitte hierzu die G-Moll-Arie der Pamina. Zweiter Aufzug. Achtzehnter Auftritt. Oder auch Papageno im Neunundzwanzigsten Auftritt des Zweiten Aufzugs. Die allergrößte Empfindung die sich gerade die ausgewiesen „Komische Figur“ dieses Werkes durch die Komposition zu eigen machen kann, kommt in der mollgefärbten Verzweiflung seines Arioso „Nun, wohlan, es bleibt dabei“ stark, ja weltabschiedstraurig zum Ausdruck. Nichts davon bleibt für Monostatos. Der rasche 2/4 Takt und der punktierte hastige Rhythmus des Themas und die Sechzehntel der Bässe erzeugen eher den Eindruck der Hektik und sollen auf die sexuelle Erregtheit hinweisen. Das Mozart offensichtlich kein wirkliches Interesse an, keine Empathie für „seinem/n“ Monostatos hatte, zeigt auch die Tatsache, daß er zwei verschiedene Inhalte auf dieselbe Melodie singen läßt: Das oben erwähnte „weil ein Schwarzer häßlich ist“ (Klage) und das „eine Weiße nahm mich ein“ (Hoffnung). (unter Verwendung von „Können Neger blond sein?“ […] von Daniele Galiby-Daude, erschienen in Forum Modernes Theater, Bd.24/1 – 2009, 19-30. Gunter Narr Verlag Tübingen)
"Weil ein Schwarzer hässlich ist" sowie
"Eine Weisse nahm mich ein".
Hierüber wird "der Schwarze", versteckt unter der Haltung einer narzisstischen Mitleidsmoral, schwach bzw. in einem nur vermeintlichen gesellschaftlichen Opferstatus gehalten. Dass er dagegen auch aufbegehren kann bzw. dass er in allen gesellschaftlichen Milieus zu finden ist, das kommt in der "Zaubertröte" nicht vor. Schade.
"In solch einem Krieg ist es christlich und ein Werk der Liebe, die Feinde getrost zu würgen, zu rauben, zu brennen und alles zu tun, was schädlich ist, bis man sie überwinde. Ob es wohl nicht so scheint, dass Würgen und Rauben ein Werk der Liebe ist, weshalb ein Einfältiger denkt, es sei kein christliches Werk und zieme nicht einem Christen zu tun: so ist es doch in Wahrheit auch ein Werk der Liebe."
1. Die Verteidiger des Wortes "Negerlein" bei Preußler verweisen darauf, dass die klassichen Texte auch nicht angepasst würden.
2. Die Luther-Bibel ist ein klassischer Text und sie ist vielfach angepasst worden.
3. Die Verteidiger des Wortes "Negerlein" irren also.
Dann fragen Sie nach, was das mit dem Thema zu tun hätte und zitieren Ihrerseits völlig zusammenhanglos aufgelesene Luther-Tiraden? Geht's noch? Auch wenn Sie das gleich wieder gegen mich wenden werden: Lassen Sie es sich gesagt sein, dass Sie keine Diskussionskultur haben, weil Sie gar nicht lesen, was gesagt wird, sondern nur assoziativ in die Diskussionen hineinlabern.
"Und verrichte das Gebet an den beiden Tagesenden und in den Stunden der Nacht, die dem Tage näher sind. Wahrlich, die guten Taten tilgen die bösen. Das ist eine Ermahnung an die Nachdenklichen." (Sure 11, 114)
Die beiden Zitate habe ich aber auch nur geklaut, das heisst verinnerlicht. Glauben ist eine innere Einstellung, keine Unterwerfung unter einen zum autoritären Idol erkorenen Gott.
Ich berufe mich nicht auf die Bibel, Inga. Ich verwende sie als Beispiel für einen Text, der verändert worden ist. Als ein Beispiel, Inga. Verstehen Sie, Inga? Ein B-E-I-S-P-I-E-L!
Ich zitiere jetzt auch mal, und zwar doch die Bibel: "Da lief Philippus hin und hörte, dass er den Propheten Jesaja las, und fragte: Verstehst du auch, was du liest?" Das frage ich auch Sie: Verstehen Sie, was Sie lesen?
(Liebe Kontrahenten, wir schlagen vor, die Diskussionskultur zu überschlafen. Und dann ohne gegenseitige Vorwürfe weiterzumachen. die nachtkritik.de-Redakion)
"Dass er dagegen auch aufbegehren kann bzw. dass er in allen gesellschaftlichen Milieus zu finden ist, das kommt in der "Zaubertröte" nicht vor. Schade."
Doch, Monostatos führt im vorletzten Bild der Oper die Revolution der Königin der Nacht gegen Sarastro an. Bis dahin diente er dem Hofstaat Sarastros. Er ist also in beiden gesellschaftlichen Milieus zu finden. Nur nicht unter den Vogelfängern.
Es gibt übrigens die Interpretation, werter Kolja, dass der Schwarze bei Mozart/Schikaneder gar kein Afrikaner sei, sondern ein Vertreter jener katholischen Kuttenträger, die 1789 aus Angst vor "den Jakobinern" (Franz. Revolution) die josephinischen Reformen wieder rückgängig machten und bürgerliche Karrieren zerstörten. Mozart/Schikaneder hatten also allen Grund, "schlechte", nämlich metaphorische Texte zu schreiben. Sie wollten nicht auf dem Hohenasperg landen. Nicht nur in Sarastros Reich lauerten überall Spitzel. Allerdings brauchen Metaphern "gute" LeserInnen. Die Methode Eulenspiegel (Wörtlichnehmen) führte nicht nur bei ihrem Erfinder zu skurrilen Ergebnissen.
Wenn Sie sich anschauen, wie in der Inszenierung die Königin der Nacht dargestellt wurde (Fuß auf der Mondsichel, noch bei Schinkel zu sehen) und wie die Madonnen in österreichischen Kirchen, ahnt man, wer gemeint ist.
Übrigens war meine "abenteuerliche These" Ironie. Die "extreme Einfachheit" der Ariette sagt natürlich etwas aus, ist allerdings nicht eindeutig auf eine Bedeutung festzunageln. Uneindeutigkeit gehört zum Prinzip der Camouflage. Vielleicht wollte Mozart die bösartige Einfalt der Mucker und Pfaffen-Anbeter ironisieren. Es gibt im Barocktheater und in der Barockoper die Tradition des "fidelen Bösewichts". Das finden Sie noch bei Richard III., bei den Mördern in Richard II., bei Don Pedro in Love's Labour's Lost usw. Man versucht das Skandalon des Bösen auf dem Theater so darzustellen, dass sich die Zuschauer nicht gleich aus Verzweiflung den Strick nehmen. Man macht es gut plebejisch (Bachtin) lächerlich und entzaubert es dadurch.
(...)
"... dann bin ich für die Gleichberechtigung aller Religionszugehörigkeiten innerhalb einer Gesellschaft..."
sie widersprechen sich:
Idioten, Leibzig,64. ..."oder bist du vielleicht einer dieser Idiotenchristen, welcher andere für irgendwas bestrafen will?
die spinnen doch. Echt." - also bitte, auch Gleichberechtigung für die Idiotenchristen, die spinnen, und für Idioten überhaupt,
auch atheistische - oder wie steht es da mit der Wahrheit bei ihnen?
Ein anderes, aber trotzdem passendes Thema: Schauspielerin Katrin Sass Auftritt im ZDF. Mehr dazu z.B. hier: www.horizont.net/aktuell/medien/pages/protected/TV-Ausraster-Katrin-Sass-macht-Dschungelkoenig-Peer-Kusmagk-rund_112630.html und www.youtube.com/watch?v=kBM2qYe31LY
@ Uschi: Ach, Uschi. Ja, ich respektiere einen Christen, solange er seinen Glauben nicht dazu verwendet, Menschen anderen und/oder atheistischen Glaubens und Lebens dafür zu bestrafen, dass sie anders denken und leben als er. In dem Fall wäre der angebliche Christ nämlich nicht besser als die, welche er kritisiert. Ich bin für eine humanistische Religiosität ohne "Religion", ohne Dogmen und Institutionen.
Im Zusammenhang damit gab es ein Meyerbeer-Symposion, wo u.a. folgender Vortrag gehalten wurde:
Prof. Dr. Christoph Fasbender, Prorektor der TU Chemnitz,
ez gît ein mörinne / vil süeze minne – Versuch über die Liebe der Afrikanerinnen in der Vormoderne
Neuer Stoff für ein menschlicheres Umgehen mit einander.
www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2013/0124/elend.php5
(Sehr geehrte/r Ahas, die Hinweise in allen Ehren, aber das führt jetzt sehr weit weg vom Thema. Mit freundlichen Grüßen aus der Redaktion, Christian Rakow)
Und bei Pippi Langstrumpf, zum Beispiel, ist es doch eigentlich vom Inhalt her betrachtet viel wichtiger, dass sie Anarchistin ist. Sie pfeift auf von oben = über nur einen Einzelnen bzw. einen einzelnen Gott gesetzte Ordnungen und macht sich ihre Welt, wie sie ihr gefällt: bunt. Sie denkt nicht in bürokratischen Schwarz-weiss-Schemen. Und muss sich folglich auch nicht als Stellvertreterin Gottes betätigen, indem sie Handlungen von Menschen nur überwacht, anstatt selbst mitzumischen.
Ich würde sagen, das Hauptproblem liegt bei Bühnenwatch darin, dass der Kunstkontext nicht als solcher wahrgenommen wird, sondern als Abbildung von Realität. Kunst verweist aber immer nur auf Realität, um diese als gestalt- und veränderbar wahrnehmen zu können, nicht aber, um diese als "gut" oder "böse" in Schubladen zu stecken.
Band I "Pippi Langstrumpf" (Hamburg 1986 (1949)
S.8: " (...) Pippi war ganz sicher, dass (ihr Vater) eines Tages zurückkommen würde. sie glaubte überhaupt nicht, dass er ertrunken sein könnte. sie glaubte, dass er auf einer Insel an Land geschwemmt worden war, wo viele N***r wohnten, und dass ihr Vater König über alle N***r geworden war und jeden Tag eine goldene Krone auf dem Kopf trug. (...)
"(irgendwann) kommt er und holt mich, und dann werde ich eine N***rprinzessin. Hei hopp, was wird das für ein leben!"
S.16: " (...) Lügen ist sehr hässlich", sagte Pippi (...) "aber ich vergesse es hin und wieder, weißt du, wie kannst du überhaupt verlangen, dass ein kleines Kind, das eine Mama hat, die ein Engel ist, und einen Papa, der N***rkönig ist, und das sein ganzes Leben lang auf dem Meer gesegelt ist, immer die Wahrheit sagen soll? Und übrigens", fuhr sie fort, und sie strahlte über ihr ganzes sommersprossiges Gesicht, "will ich euch sagen, dass es in Kenia keinen einzigen Menschen gibt, der die Wahrheit sagt. Sie lügen den ganzen tag. Sie fangen früh um sieben an und hören nicht eher auf, als bis die Sonne untergegangen ist. Wenn es also passieren sollte, dass ich mal lüge, so müsst ihr versuchen, mir zu verzeihen und daran zu denken, dass es nur daran liegt, dass ich zu lange in Kenia war (...)"
S. 160: "wenn meine Rosa (gemeint ist eine "Hausangestellte") wenigstens sauber wäre", sagte Frau Berggren, "dann würde ich sie vielleicht behalten. Aber sie ist ein richtiges Ferkel."
"Da hätten sie Malin (die " Hausangestellte " von Pippis Großmutter)sehen sollen", fiel Pippi ein "Malin war so dreckig, dass es eine richtige Freude war, sagte Großmutter. Lange Zeit hatte Großmutter geglaubt, dass sie eine N***rin wäre, weil sie eine so dunkle Haut hatte, aber das war wahrhaftig nur der allerwaschechteste Dreck. (...)"
Band 2: "Pippi Langstrumpf geht an Bord" (Hamburg 1986 (1950)
S.117: "Setzt euch hierher und lernt (sagte Pippi); dann bleibt vielleicht auch an mir ein bisschen Gelehrsamkeit hängen. Nicht, dass ich das Gefühl hab, dass ich welche brauche, aber man kann vielleicht keine feine Dame werden, wenn man nicht lernt, wie viele Ho***nto***n es in Afrika gibt. (...)
aber (...) wenn ich (jetzt) gerade gelernt habe, wie viele Ho***nto***n es gibt, und einer davon bekommt Lungenentzündung und stirbt – dann war das ja alles umsonst, und ich sitze da und bin kein bisschen eine-wirklich-feine-Dame." Sie überlegte. "Jemand müsste den Ho***nto***n mal sagen, sie sollen sich so benehmen, dass in euren Schulbüchern keine Fehler stehen", sagte sie."
Teil 2 folgt ...
S.174: "Stellt euch mal vor – N***rprinzessin!" sagte Pippi träumerisch. "Es gibt nicht viele Kinder, die das werden. Und fein werde ich sein! In allen Ohren werde ich Ringe haben und in der Nase einen noch größeren Ring." "Was wirst du sonst noch anhaben?" fragte Annika.
"Nichts weiter", sagte Pippi. "Nicht eine Spur mehr! Aber ich werde einen eigenen Diener haben, der mir jeden morgen den ganzen Körper mit Schuhcreme putzt. Damit ich genauso schwarz werde wie die anderen. Ich stell mich jeden Abend zum putzen raus, zusammen mit den Schuhen."
S.202: Pippi, endlich entschlossen, doch lieber in Schweden zu bleiben (vorerst...): "Wie es auch sei, Papa Efraim", sagte Pippi, "für ein Kind ist es doch wohl am besten, ein
ordentliches Heim zu haben und nicht so viel auf dem Meer herumzufahren und in N***rhütten zu wohnen. Meinst du nicht auch?"
"Du hast wie immer Recht, meine Tochter", sagte Kapitän Langstrumpf (...)."
Band 3:."Pippi in Taka-Tuka-Land" (Hamburg 1986 (1951)
S.88: "N***rprinzessin, das ist kein schlechter Beruf für jemand, der so wenig Schulbildung hat wie ich."
S.99: "Die ganze Bevölkerung der Taka-Tuka-Insel bestand nur aus Einhundertundsechsundzwanzig Menschen (…) das ist ungefähr die richtige Anzahl von Untertanen", sagte König Efraim. "auf mehr kann man nicht aufpassen. (…) Sie wohnten alle in kleinen gemütlichen Hütten zwischen Palmen. Die größte und feinste Hütte gehörte König Efraim.(...) Eine sehr feine, neugebaute kleine Hütte war für Pippi bestimmt."
S.103: "Unterdessen näherten sich die kleinen schwarzen Taka-Tuka-Kinder Pippis Thron. (...) Sie bildeten sie sich ein, dass weiße Haut viel feiner sei als schwarze, und deshalb waren sie voller Ehrfurcht, je näher sie an Pippi und Thomas und Annika herankamen. Pippi war ja außerdem Prinzessin. Als sie ganz nah an Pippi herangekommen waren, warfen sie sich alle zu gleicher Zeit vor ihr auf die Knie und senkten die Stirnen auf die Erde."
Und das sind längst nicht alle Beispiele für "individuelle und dialogische Handlungen bzw. Handlungsverläufe" in dieser Trilogie ...
"das WORT stellt den Maßstab dar für unsre Ohnmacht,
für unsre Trennung vom Wirklichen"
(Artaud, "Das Theater und sein Double")
Liebe nk-Redaktion, warum der Begriff des "Beweismaterials"? Das klingt mir zu sehr nach dem Begriffszusammenhang "beweisen - verurteilen". Besser wäre da meines Erachtens: Erkenntnismaterial. Denn die Möglichkeit von Erkenntnis liegt immer nur im Erkennenden selbst.
- Die Stelle mit dem Lügen. Worum geht es da eigentlich? Gibt es denn dieses klare Gegensatzpaar "Lüge vs. Wahrheit" überhaupt? Bzw. wer legt fest, was Lüge und was Wahrheit ist? Kann Wahrheit nicht immer nur über den Dialog zwischen Menschen hergestellt werden? Und ist das nicht völlig unabhängig von der vermeintlich ein für alle Mal kategorisierenden Hautfarbe von Menschen?
- Die Stelle mit der Hausangestellten als "Ferkel". Na, ist das nicht toll, so ein kleines Ferkel? Kinder ferkeln auch gern rum. Und lasst sie doch einfach mal machen. Lasst sie doch einfach mal die Tapeten anmalen - alternativ geht auch Packpapier. Dann wird's bunt und lebendig in den Wohnungen, siehe auch Pippis Villa Kunterbunt. Mir sind übrigens eher Menschen suspekt, deren Wohnungen penibel geordnet und gleichsam saubergeleckt sind.
- Die Stelle mit der Gelehrsamkeit. Was ist denn Wissen überhaupt? Geht es da um das Auswendiglernen von Zahlen? Um theoretisches Wissen? Oder nicht vielmehr um angewandtes bzw. praktisches Wissen? Also nicht darum auswendig zu lernen, wieviele unterernährte Kinder in Afrika jede Sekunde sterben. Sondern etwas dagegen tun, und zwar am Besten über Hilfe zur Selbsthilfe, nicht über abhängig haltende, sogenannte "Entwicklungspolitik".
- Die Stelle mit den Ringen in Ohren und Nase und der Schuhcreme im Gesicht. Pippi ist Punk. Sie will so sein wie Schwarze, welche sich gegen weisse Bevormundung wehren. Denken Sie an die Worte Martin Luther Kings.
- Die Stelle mit dem "ordentlichen Heim für Kinder". Zieht das nicht eher die Frage nach sich, ob bzw. warum ein Vater immer Recht hat?
- Die Stelle mit dem Wohnen in Schweden statt in Afrika. Kann man auch im Rahmen einer Kritik an der westlichen Konsumhaltung interpretieren. Und auf dem Meer herumzufahren und in "Negerhütten" zu wohnen, ist vielleicht immer noch besser und horizonterweiternder für ein Kind als einerseits in verwahrlosten Sozialwohungen oder andererseits in wohlstandsverwahrlosten Lofts der Upper Classes zu wohnen. Entscheidend ist die Eltern-Kind-Bindung, die Wärme und Fürsorge, nicht die Wohnform allein.
- Die Stelle mit der Schulbildung. Kommt es denn allein auf die Schulbildung drauf an oder nicht vielmehr vor allem auch auf die Schule des Lebens?
- Die Stelle mit den "Untertanen". Stimmt es denn nicht, dass politische Gemeinschaften vielleicht nur im kleineren Rahmen wirklich funktionieren? Oder anders gefragt: Warum funktioniert die Demokratie, welche allein im Rahmen des Nationalstaates gedacht wird, möglicherweise nicht (mehr)?
- Die Stelle mit der Unterwerfung vor der Prinzessin. Das kann man einerseits als Bild für eine funktionierende Monarchie lesen, in welcher sich ein König tatsächlich für "sein Volk" einsetzt. Auch Hölderlin sprach von der Zeit der Könige, welche nicht mehr sei. Denn heutige Politiker missbrauchen ihre Macht möglicherweise häufiger, als dass sie sie für ein funktionierendes Gemeinwesen einsetzen würden. Und andererseits, wer sich unterwirft, kann trotzdem innerlich frei sein und gerade aus dieser Haltung heraus eine enorme Stärke entwickeln. Judith Butler zum Herr-Knecht-Verhältnis: "Sie erinnern sich doch, der Knecht schockiert den Herrn, indem er zu ihm zurückschaut und damit ein Bewusstsein bezeugt, von dem nicht vermutet wird, dass er (oder sie) es hat, und zeigt so dem Herrn, dass dieser sich selbst zum Anderen geworden ist. Der Herr hat sich vielleicht nicht mehr unter Kontrolle, aber für Hegel ist dieser Selbstverlust der Anfang von Gemeinschaft [...]".
Hieran sehen Sie, dass es ganz entscheidend nicht auf den buchstabengetreuen Text drauf ankommt, sondern auf den Leser. Man kann Texte auch gegen den fixierten Glauben an deren letzte, bedeutungsgebende Instanz lesen. Ob Kinder das auch können, ist eine andere Frage. Dass in "Pippi Langstrumpf" subversive Anarchie drinsteckt, das habe ich allerdings schon als Kind bemerkt.
Mit Verlaub, aber was Sie da in Ihrem Kommentar Nr.35 schreiben, ist Unsinn. Und das meine ich nicht überheblich, - in der Bedeutung, Ihnen mangele es an Intellekt und Bildung, sondern ich fürchte, es mangelt Ihnen im vorliegenden Falle an Empathie. Und bitte beachten Sie: Ich mache Ihnen das nicht zum Vorwurf. Wir sind alle "Kinder" der Erziehung/Konditionierung (oder, um auf Foucault zu verweisen: "Zurichtung"), die wir erfahren haben. Und es ist anstrengend, vielleicht auch unmöglich, sich von früh Gelerntem zu emanzipieren. (Sie schreiben selbst, daß Sie bereits „als Kind bemerkt haben, daß in ‚Pippi Langstrumpf‘ subversive Anarchie drinsteckt.“)
Gelernt haben Sie, offensichtlich als weißes Kind in einer weißen hegemonialen Welt, daß es legitim ist, Ihre Gedanken, Ihr Empfinden über die Gedanken und Empfindungen Schwarzer Kinder, Schwarzer Menschen zu stellen. Ich nehme an, daß Sie nicht erst als erwachsener Mensch auf diese Idee gekommen sind. Nicht anders kann ich mir erklären, wie Sie sonst folgende Zeilen zu schreiben in der Lage sind: „Nach dem zweiten Lesen erscheinen mir Ihre Einwände doch wieder in einem zu einfachen Licht. Ich präsentiere Ihnen im folgenden einen Vorschlag des Gegen-den-Strich-Lesens.“ – Ich lese: Meine Gedanken sind einfach, schlicht, zu schlicht – Ihre hingegen profund, weil : „Gegen den Strich gelesen“. - Zu bemerken ist an dieser Stelle noch einmal dringend, daß das, was ich unter 32 und 33 einstellte, weder meine Gedanken noch meine „Einwände“ zu oder gegen Ihrem/n Kommentar 31 sind, sondern schlicht (!) Zitate aus den deutschen „Pippi-Langstrumpf“-Fassungen von 1949 bzw. 1986 (der vorletzten Übertragung aus dem Schwedischen ins Deutsche). Fassungen, so behaupte ich, die dem Original von Astrid Lindgren folgen.
Sie schreiben: (Verkürzung!) „Es komme auf den Leser an.“
Ich lese in „Pippi Langstrumpf“ eine Emanzipations-Utopie für ein weißes Mädchen: „Pippi“ – omnipotent, gegen Regeln stehend, eigene Regeln aufstellend, regellos, ohne oppositionelles Korrektiv – Eltern z.B. sind nicht (wirklich) anwesend. „Pippi“ ist die handlungstragende Figur (ohne sie gäbe es keine Geschichte_n). Weitere weiße Figuren geben entsprechenden Support („Annika“ und „Thomas“). Schwarze Kinder, Schwarze Menschen sind handlungsabhängig, werden nicht individualisiert. Kolonialhistorische, rassistische Muster werden perpetuiert.
Sie schreiben: (Verkürzung!) „Kunst ist kein Abbild der Realität, sondern ein Verweis auf Realität.“
Ich sage: „Pippi Langstrumpf“, obgleich Literatur, ist nicht Kunst, mehr Pädagogik, in den schlimmsten Fällen: Rassistische Propaganda! Kontextualisiert, kanonisiert, perpetuiert! Realität!
Ich fürchte, das Judith-Butler-Zitat ist aus dem Zusammenhang gerissen. Aber da darin Hegel erwähnt wird …: Georg Wilhelm Friedrich Hegel läßt uns durch seine ‚Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte an folgendem „Wissen“ teilhaben: „Bei den N****n ist nämlich das Charakteristische gerade, daß ihr Bewußtsein noch nicht zur Anschauung irgendeiner festen Objektivität gekommen ist, wie zum Beispiel Gott, Gesetz, bei welcher der Mensch mit seinem Willen wäre und darin die Anschauung seines Wesens hätte. [ … ] Der N***r stellt, wie schon gesagt worden ist, den natürlichen Menschen in seiner ganzen Wildheit und Unbändigkeit dar: von aller Ehrfurcht und Sittlichkeit, von dem, was Gefühl heißt, muß man abstrahieren, wenn man ihn richtig auffassen will; es ist nichts an das Menschliche Anklingende in diesem Charakter zu finden.“
Ich denke, werte Inga, unsere divergente Positionierung, Sie: eine weiße Frau, - ich: ein Schwarzer Mann, bestätigt den Antagonismus. Es bleibt unauflöslich.
-absolut! Gerade in der Diskussion mit älteren Menschen höre ich oft das Argument, der Gebrauch gewisser Begriffe sei ja nicht 'böse gemeint' - das mag in der Ansicht auch stimmen, dennoch findet in solcher Sprachlichkeit immer die Definition eines 'Anderen' statt, sei es nun mit Rassismen, Sexismen etc.
Ein 'Normalfall' wird kreiert und selbstreferentiell unterstützt, das 'Andere' ins Abseits gedrängt. Dabei spielt die individuelle Absicht keine Rolle, da sie sich innerhalb eines Systems bewegt, das sich in sich selbst bekräftigt und die so geschaffenen Randgruppen bestenfalls 'duldet'.
Umso bezeichnender, wenn derartiges in Kinderbüchern stattfindet, da somit ja nur eine neue Generation herangezogen wird, die es 'nicht so meint'.
Ich habe als Kind Pippi Langstrumpf gelesen, aber nie in der Weise, dass ich dabei meine Gedanken, mein Empfinden über die Gedanken und Empfindungen schwarzer Kinder, schwarzer Menschen gestellt hätte - wie Sie schreiben. Vielmehr habe ich diesen Text damals überhaupt nicht im Hinblick auf das Thema der "Rassentrennung" gelesen, sondern im Hinblick auf das Thema der Anarchie. Die Anarchie der Kinder gegen das konventionelle und kategorisierende Leben ihrer Eltern. Dass Sie diesen Text viel sensibler im Hinblick auf die Rassentrennung lesen bzw. lesen müssen, das ist mir vollkommen bewusst.
Mein heutiges Gegen-den-Strich-Lesen meint demnach auch keine Abwertung Ihrer Haltung, sondern vielmehr, dass ein Text von jedem einzelnen Leser immer wieder neu gelesen werden muss, indem ihm immer wieder neue Bedeutungen zugeschrieben werden. Ich lese den Text aus meiner biografischen Perspektive heraus, Sie aus Ihrer. Und das ist mein und Ihr gutes Recht. Sie sollten mir dann aber auch meine Perspektive lassen, so wie ich Ihnen die Ihre lasse.
Empathie, an welcher es mir im Übrigen nicht mangelt, ist zudem nicht in jedem Fall das beste Heilmittel. Vielmehr geht es darum, beim anderen den Willen zur Selbstverantwortung herauszufordern. Und ich würde sagen, dass gerade die Kunst ein Katalysator für eine solcherart verstärkte (Selbst-)Reflexion auf Seiten jedes einzelnen und unterschiedlichen Zuschauers sein kann.
Zudem müsste man erst einmal die Situation klären, das heisst, was man selbst aussagen will und auf welchen anderen man sich bezieht. Beispielsweise ist das Thema Hilfe zur Selbsthilfe für die Länder Afrikas ein ganz anderes Thema als der Kampf gegen Ausgrenzung in den sogenannten entwickelten Ländern. Lokal entstandene Kunst und Literatur sind meines Erachtens vor allem dazu da, Fragen aufzuwerfen, nicht ein für alle Mal richtige Antworten zu geben. Denn Menschen ziehen es vor, Ihre eigenen Schlussfolgerungen ziehen zu dürfen und dann auch danach zu handeln, als wenn sie das Gefühl haben, dass ihnen eine Predigt gehalten wird oder sie in eine Schuldfalle gestoßen werden.
Schließlich möchte ich bezweifeln, dass das Judith Butler-Zitat aus dem Zusammenhang gerissen ist. Denn Judith Butler plädiert damit für ein die Disziplinen übergreifendes, zwischen der Abstraktion und der Konkretion hin- und herpendelndes Denken. Warum sollte beispielsweise ein Schwarzer Hegels Dialektik von Herr und Knecht nicht in seinem Sinne lesen und die Geschichte damit in seinem Sinne umschreiben?
Schauen Sie sich den aktuellen Film "Django Unchained" an. Hier ordnet sich ein schwarzer Sklave zunächst einem weissen Kopfgeldjäger unter, aber nicht dienend, sondern innerlich frei und sich seiner selbst bewusst, um über diese Kooperation die Lage der Sklaven entscheidend zu verändern. Es gibt allerdings auch einen schwarzen Sklaven, der sich nicht befreien lassen will und lieber devot und ergeben seinem weissen Plantagenbesitzer dient. Am Ende dieses Films sprengt sich dann auch der weisse und vermeintlich geschichtssetzende, amerikanische Regisseurs-Cowboy Tarantino selbst in die Luft und lässt den schwarzen Helden seine eigene Geschichte zu Ende erzählen. Der Schwarze bemächtigt sich also selbst der Herrschaft über die Geschichte der Sklaven in Amerika. Kein "schöner" Film, dieser Rachefeldzug, aber er führt meines Erachtens vielleicht doch mehr zum Nachdenken als immer nur mitleiderheischende Filme über "die armen Schwarzen".
Und diesen universellen Schwarzen, den gibt es sowieso nicht, ebenso wenig wie es den universellen Weissen gibt, auch darauf verweist Judith Butler. Schwarze sind nicht immer nur die Schwachen und in der Opferposition, und das müssten doch auch Sie unterschreiben können. Ich als Frau könnte dazu übrigens auch so einiges sagen. Und einen Gott, welcher nur dazu da ist, mir zu gebieten bzw. zu verbieten, was angeblich richtig oder falsch ist, so einen Gott brauche ich nicht. Brauchen Sie so einen Gott? Ich schaue lieber das göttliche Prinzip, welches in der erhabenen Schönheit der Natur, auch in meiner eigenen, inneren Natur, liegt. Und die IST nicht gut, sondern SCHAFFT Gutes.
vielleicht erlauben Sie hier einen Veranstaltungshinweis für Kurzentschlossene? (Absolut im Kontext der Debatte) >>> www.ballhausnaunynstrasse.de/index.php?id=21&evt=791&L=
Nun ist er tot, der große Autor der "Kleinen Hexe". Zu seinem Vermächtnis wird sicher nicht nur sein umfangreiches literarisches Schaffen gehören, sondern auch, daß er gestattete, Teile seiner Werke überarbeiten zu lassen und daß er damit eine wesentliche Debatte unterstützt/ ermöglicht hat.
Die geplante Jubiläums-Ausgabe der "Kleinen Hexe" zu seinem 90. Geburtstag wird in mehrerer Hinsicht eine bedeutende sein ...
machen wir ein gedankenspiel. Lesen sie sich meinen kommentar bitte durch. sie schlugen vor, dass sie sich von fotze nicht gestört fühlen würden - weil sie ihre privilegierte situation JETZT beschreiben. DAS ist NICHT vergleichbar mit dem n-wort. eine fotze sein, das wäre vielleicht eher so:
inga, wären sie auch total entspannt wenn alle menschen ihrer familie oder ihres nachnamens oder ihrer religion seit mehr als 200 jahren als fotzen tituliert wurden und weil sie eben "fotzen sind" hat man sie für wertlos oder nicht menschlich gehalten, sie versklavt, vernichtet und gehasst? wären sie noch entspannt würden sie in einer gesellschaft leben, die sagt sie wäre tolerant aber sie und alle ihnen ähnlichen noch immer fotze nennen will und sie wissen, dass fotzen schlechtere jobs bekommen, dass es keine fotzen im tv gibt(oder nur fotzen die entweder sklaven, dealer oder andere kriminelle, asylsuchende, opfer von sog. fotzenfeindlichkeit oder einfach irgendwie als dumm dargestellt werden), dass es sehr wenig fotzen in universitäten oder hohen jobs gibt, dass man fotzen grundsätzlich erstmal als kriminell ansieht und sie weil sie eine fotze sind eine höhere gefahr haben opfer von polizeigewalt und willkürlichen kontrollen aufgrund ihres fotzenstatus zu werden (weil fotzen nunmal durchschnittlich häufiger kriminell werden sagt man ihnen), dass fotzen viel häufiger arm und ausgegrenzt werden und nicht deutsche bürger sind, sondern eben fotzen, dass sie als fotze viel häufiger opfer von gewalt durch antifotzisten werden oder sie generell nicht ernst genommen werden weil sie eben eine f... sind? wenn man davon ausgeht, dass, weil sie etwas machen, alle anderen fotzen genauso sein müssen oder sie müssen so sein wie die weil sie sind eine fotze und "wir wissen ja wie die sind,..", dass fotzen als nicht vertrauenswürdig, als dumm, emotional, unbeherrscht, sexualisiert und dienerhaft submissiv angesehen werden? wären sie entspannt wenn sie wüssten und TÄGLICH eingebläut bekämen, dass diese gesellschaft oder besser die menschen die niemals im leben selbst fotzen waren oder als solche gelesen wurden, sondern das privileg haben eben nicht als fotze angesehen zu werden, eben dafür kämpft das recht sie als fotze zu titulieren bloß nie aufgeben zu müssen.
sie als kleiner teil der bevölkerung (ich muss garnicht erwähnen dass 50+X% der unfotzen sie eh niemals als teil ihrer gemeinschaft ansehen werden)merken das, weil mindesten 2,3 leute die woche oder den monat sie fotze nennen obwohl diese wissen, dass fotzen gehasst, verfolgt und ausgegrenzt wurden obwohl sie genauso mensch sind wie alle anderen auch und dass der begriff beledigend ist, weil er immer ein instrument war klarzumachen dass Sie nicht wie DIE sind - sondern weniger bis gar nichts wert(je nach historischer periode), diese menschen werden sie also natürlich trotz besseren wissens als fotze bezeichnen oder auch nur mumu oder pussy. Zur rede gestellt von ihnen sagen diese, sie meinten es nicht so, aber jedes mal wenn sie sich dagegen verwehren auf ihre fotze reduziert zu werden, sagt die mehrheit die historisch und real niemals opfer der situation war und die nicht tagtäglich das ertragen, was sie sich anhören müssen und die nie die nachteile und gefahren ertragen müssen, die sie durchleben ...
diese privilegierten die ihren kaffe geniessen der von dienerfotzen(als maskottchen) serviert wird und die in dem haus in der Fotzenknechtraße leben sagen also, sie sollten sich nicht anstellen, eine fotze wäre nur ein körperteil, der begriff wäre also rein deskriptiv und ausserdem wären fotzen ja wichtig und nett und deshalb muss die bevölkerung die nie in dem ausmaß über die historie von den privilegierten nichtfotzen so diskriminiert, misshandelt und niedergemacht wurde natürlich das recht haben sie, ihre kinder und alle ihnen ähnlichen menschen als fotze zu nennen, sie in büchern als fotzen (mit all den attributen wie sexualisert, dumm hysterisch unfähig etc) zu bezeichnen....
natürlich können sie ihren fotzenkindern dann ja erklären dass nur böse leute menschen wie sie fotzen nennen. dann wissen die wenigstens was sie sich in 30% ihrer lebenszeit anhören dürfen wenn sie in der nichtfotzengesellschaft (ergo: alle außer ihnen, sie sind unerwünscht wie sie ja auch an der nichtrepresentation im tv merken. oder an der tatsache dass medizin oder alltägliche produkte nur für nichtfotzen designt wurden oder dass sie egal worum es geht immer zuerst als fotze indetifiziert werden und ihre persönlichkeit absolut irrelevant sind – sie sind fotze, das genügt.) leben wollen.
die nämlich bestimmt: das ja alles okay. rein deskriptiv, stell dich nicht so an fotze, wir haben dich schon immer so genannt, dich, deine mutter, deine ururururvorfahren und deine kinder werden wir natürlich auch so nennen. das ist unser recht als priveligierte mehrheit - WIR nonfotz entscheiden wann sich DIE Fotzminderheit beleidgt fühlen darf.
und überhaupt, fotze is ein körperteil, seins halt nich so sensibel.
(und denis scheck ist dann in fleischrosa, nackig und wälzt sich vorm auftritt zuerst in mastix und dann in schamhaaren um das recht zu verteidigen sie weiterhin fotze nennen zu dürfen. )
sry, die vorstellung kann ich mir nicht verkneifen - das wäre lächerlich -aber auch das Blackface lebte von dem Lächerlichmachen, von dem sich lustig machen - weil schwarze nicht ernst genommen wurden - und auch heute, z.b in der debatte ja auch nicht.
daher wäre das kostüm passend - fotzen werden in der idee auch nicht ernst genommen und jeder nichtfotz darf sich als fotz verkleiden - aber wehe, eine fotze versucht als nichtfotze durchzugehen - schon weil das nicht gehen würde, wäre das zum scheitern verurteilt - denn man ist und bleibt fotze.
sinn für die interessen anderer, neugier, wissbegier .... das sind dinge die kinder dazu befähigen sich nicht rassistisch zu verhalten.
was wortklauberei an im alltag,in der realität zwischen menschen auftretendem rassismus ändern soll, habe ich immer noch nicht verstanden.
wenn die nazis vor der dönerbude stehen könnt ihr ja mal mit euren gesäuberten kinderbüchern wedeln. ich fänd es toll wenn in so einer situation mein sohn hoffentlich den mut hat zu helfen. praktisch. bitte.
Schließlich, Sie identifizieren sich mit dem Unterdrücker, Sie kleben an dem alten Identitätsbegriff fest, indem Sie sagen: Man ist und bleibt Fotze. Ich aber sage: Nein, man wird, was man ist, ein MENSCH. Metamorphosen. Omnia mutantur, nihil interit.
@ politisch?: Das klingt - entschuldigung - wie Bush' "wer nicht für uns ist, ist gegen uns". Genau diese Schwarz-weiss-Malerei versuchte ich aber zu hinterfragen. Es geht nicht um vorgängige Horizontverschmelzung, diese große Wabbelwahrheit gibt es nicht (und das ist geklaut), sondern es geht um den Durchgang durch den Aufstand, um Gutes bzw. bessere Lebensverhältnisse FÜR ALLE zu schaffen. Es geht nur gemeinsam, und Sie versuchen hier immer noch, mich auf meine angeblich privilegierte Situation zu reduzieren. Ich aber habe einen Traum.
"I have a dream that one day this nation will rise up, and live out the true meaning of its creed: 'We hold these truths to be self-evident: that all men are created equal.'
I have a dream that one day on the red hills of Georgia the sons of former slaves and the sons of former slave owners will be able to sit down together at a table of brotherhood."
(Martin Luther King)
Und wo sehen Sie da bei mir Abwehrmuster? Können Sie das konkretisieren? Ich bin doch nicht automatisch schuldig - und mit dem Begriff der Schuld hat das alles hier thematisch meines Erachtens auch überhaupt nichts zu tun -, nur weil ich weiss bin. Ich muss mich hier auch nicht für ein Bild rechtfertigen, das Sie auf mich projizieren.
Ich meinte übrigens nicht, dass "wir alle" von Rassismus betroffen sind, sondern dass "wir alle" von den (kapitalistischen) Strukturen betroffen sind, welche Ausgrenzung und Rassismus befördern bzw. reproduzieren.
Was müßte dann aber in dieser "Klammer ()" oder dieser "Fußnote" stehen? Wer sollte das festlegen?
Sie könnten, um eine Antwort dafür zu finden, damit beginnen, sich selbst zu fragen, was Sie über Rassismus, die Entstehung von Rassismus, dessen Wirkabsicht und dessen Wirkmechanismen wissen. Sie können sich fragen, was Sie über Rassentheorien, Rassenideologien und deren Wirkabsichten und Auswirkungen wissen. Als nächstes können Sie sich fragen, was Sie über rassistische Propaganda in Wort und Bild wissen.
Wenn Ihre Antworten zu diesen Überlegungen auf einen Notizzettel von der Größe einer Visitenkarte passen, dann müssen Sie, sofern Sie tatsächlich immer noch auf Ihrem "Recht nach Einsicht in diese Geschichte" bestehen, "Die kleine Hexe", "Pippi Langstrumpf" und Co. zur Seite legen, sich eine warme Jacke anziehen (Ja, draußen ist es immer noch kalt, trotz Sonne.) und eine gute Bibliothek aufsuchen. Dort fragen Sie dann nach Büchern unter den entsprechenden Schlagwörtern. Fangen Sie an zu lesen! Wenn Sie nach, schätzungsweise, sechs Monaten (Sie sind erstaunlicherweise nicht verdurstet und verhungert.) die Bibliothek wieder verlassen, wissen Sie viel. Falls Ihre Kinder Sie noch wiedererkennen, dann herzen Sie sie kurz, essen Sie eine gute Suppe und trinken Sie viel, denn - es hilft nichts - Sie müssen noch einmal zurück in die Bibliothek! Jetzt fragen Sie nach Büchern über die Beteiligung der deutschen und deutschsprachigen Staaten/Länder an der Kolonialisierung der außereuropäischen Welt und der Auswirkung auf die kolonialisierten Menschen, Sprachen, Kulturen und auf die Auswirkung auf die kolonialisierenden Menschen mit ihren Sprachen und Kulturen. Das wird voraussichtlich wieder sechs Monate dauern. Zum Abschluß empfehle ich Ihnen, Frantz Fanon und Noah Sow zu lesen. Das können Sie auf dem Heimweg von der Bibliothek in der U-Bahn oder im Bus tun.
Wenn Sie jetzt nicht komplett entnervt sind, dann schnappen Sie sich Ihre Kinder (und die Ihrer weißen erwachsenen Verwandten, Freund_innen und Kolleg_innen gleich mit) und teilen Sie Ihr neuerworbenes Wissen. Wenn diese Kinder nach dreißig Minuten den Faden verloren haben und Sie entweder mitleidig anschauen oder sich bereits unterhaltsameren Spielen zugewandt haben, dann überlegen Sie, wie Sie Ihr neuerworbenes Wissen auf einen Notizzettel von der Größe einer Visitenkarte bringen und eine_n Autor_in und/oder eine_e Verleger_in überzeugen können das in eine „Klammer ()“ oder in einer „Fußnote“ unterzubringen.
Wenn Sie das geschafft haben, dann haben wir tatsächlich EINE GEMEINSAME Geschichte und ich bin überzeugt, daß wir uns dann wesentlich unterhaltsameren Dingen zuwenden können – vorausgesetzt, Sie sind nicht schon jetzt (wegen dieses kurzen Textes hier) wütend und entnervt.
ich schliesse mich kolja an, würde ihnen aber empfehlen, bei noah sow anzufangen. schon mal davon gehört? nein? na sehen sie.
@ kolja: Klingt überzeugend. Ich würde aber gern noch eine Frage dazu stellen. Es ist sicher wichtig, auf die Geschichte des Kolonialismus hinzuweisen bzw. diese Geschichts-Schicht nicht aus dem Gedächtnis zu verlieren. Aber, wollen Sie damit auch behaupten, dass alle heute in Europa lebenden Schwarzen sich immer noch in der Perspektive dieses "kolonialistischen Opferrahmens" betrachten? Vielleicht müsste man diese Frage auch besser mit den Betroffenen selbst diskutieren. Denn es gibt doch sicher auch da - ebenso wie in der Geschichte der Juden - einen Generationenwandel. Auch wenn Jean Amery und Frantz Fanon natürlich immer noch lesenswerte und wichtige Texte zu diesem Thema sind.
1. Ich unterhielt mich heute mit einem stark Hörgeschädigten, der Mitglied einer entsprechenden Gruppe ist. Er erzählte mir, dass in ihren Kreisen das für mich bisher wertfrei Prädikat "taubstumm" verpönt sei, da "stumm" impliziere, sie könnten nicht kommunizieren. Sie würden aber lebhaft kommunizieren, nur eben nicht durch Laute, sondern durch Gebärden. Das Prädikat "stumm" suggeriere, dass Gehörlose "dumm" seien. Deswegen sei die Bezeichnung "taubstumm" politisch nicht korrekt. Ich war so perplex, dass ich dummerweise vergessen habe, wie diese Menschen sich selbst bezeichnen.
Warum ich das erzähle?
Mich erfasst ein Grauen, dass als nächstes das Wort "taubstumm" aus allen Büchern ausgemerzt werden muss.
2. Was ist eigentlich zu Quentin Tarantinos "Django Unchained" zu sagen, wo ein Farbiger sich die Sprache der Rassisten aneignet, um sich zu rächen. Ist das keine legitime Strategie?
3. Ich erinnere mich an einen Fall, wo ein Musikwissenschaftler für das Magazin der Berliner Philharmoniker einen Aufsatz über Franz Liszt und die Einflüsse der Zigeunermusik auf sein Schaffen schrieb. Der politisch korrekte Redakteur ersetzte die in der Musikwissenschaft etablierten Komposita mit "Zigeuner" (Zigeunermoll, Zigeunerrhythmik etc.) durch "Moll der Sinti und Roma", "Rhythmik der Sinti und Roma" usw., wodurch natürlich ein dadaistischer Nonsens entsteht, da die Modelle, auf die sich Liszt berief, überhaupt keine Sinti und Roma waren, sondern die Nomadenvölker der ungarischen Puszta.