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Presseschau vom 16. Februar 2014 – Der Tagesspiegel über die Folgen des Mikroport-Einsatzes auf deutschen Bühnen

Gesichtsspangen zerstören die Illusion

16. Februar 2014. Unter dem Titel "Terror der Intimität" betrachtet Udo Badelt für den Tagesspiegel (16.2.2014), welche Folgen der zunehmende Mikroport-Einsatz auf deutschen Bühnen hat. Auch wenn Inszenierungen "von der Tiefe des Raums" lebten, wie etwa Andreas Kriegenburgs Aus der Zeit fallen, vermittelten die Stimmen davon nichts: "Alle kommen mit gleicher Dynamik aus dem gleichen Lautsprecher, unterschiedslos, nivellierend. Ein Theater, das freiwillig auf eine entscheidende Dimension verzichtet, sich flach macht, verflacht."

Presseschau vom 10. Februar 2014 – Neues aus den Kassastuben des Burgtheaters

Schenk mir doch ein kleines bisschen Kohle, Kohle ....

10. Februar 2014. Die österreichische Nachrichtenagentur apa meldet am 10.2.2014 (16:26 Uhr) auf ihrer Website erste Ergebnisse der Aufsichtsratssitzung des Burgtheaters, die zu diesem Zeitpunkt noch im Gang ist. Demnach soll der Zwischenbericht zur wirtschaftlichen Lage einen "voraussichtlichen" Verlust von 8,3 Mio. Euro voraussagen [darin enthalten die von Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann als Begründung für einen möglichen Verlust genannte geänderte Abschreibungsmethodik mit 5,6 Mio. Euro]. Außerdem stünden Steuernachzahlungen in Höhe von bis zu 5 Millionen Euro wegen "formaler Versäumnisse der kaufmännischen Direktion im Raum".

Chronik der Krise des Burgtheaters

 

Doloses System

3. Januar 2014 – Die Entlassung der Vizedirektorin

Die Vizedirektorin des Burgtheaters Silvia Stantejsky wird wegen Unregelmäßigkeiten in der Buchführung im Dezember 2013 entlassen. Sie hatte im Frühjahr 2013 die kaufmännische Direktion des Burgtheaters niedergelegt, da sie die budgetäre Situation des Hauses nicht mehr verantworten wollte und war danach zur Vizedirektorin avanciert. Silvia Stantejsky selbst äußert sich zu der Angelegenheit nicht. Das Burgtheaterensemble solidarisiert sich umgehend mit der Geschassten.
(Meldung vom 3. Januar 2014:
Burgtheater-Vizedirektorin entlassen)

 

11. Januar 2014 – Stantejsky streckte Behörde Tausende Euro vor

Im österreichische Nachrichtenmagazin Profil schreibt Karin Cerny, Silvia Stantejsky sei entlassen worden, "weil sich ein fünfstelliger Euro-Betrag aus dem Burgtheater-Budget auf ihrem Privatkonto gefunden" habe, den die Ex-Geschäftsführerin "angeblich nicht zufriedenstellend" habe "erklären" können. Stantejskys Anwältin gibt an, es habe sich dabei um die "Rückzahlung von Beträgen" gehandelt, die Stantejsky aus "ihrem Privatvermögen dem Burgtheater vorgestreckt hat". Dies sei dem Burgtheater bekannt. Wieso, fragt Das Profil, hat Matthias Hartmann, "der als künstlerischer Geschäftsführer jede Zahlung über 10.000 Euro mitunterzeichnen muss, nichts von diesen Unregelmäßigkeiten gewusst"?

Matthias Hartmann sagt in einem Interview mit dem Profil, diese Entlassung sei "hoffentlich eine Zwischenmaßnahme, bis man die Dinge nachvollziehen kann. Und dann ist alles wieder gut." Gefragt, ob er den fünfstelligen Betrag, der auf das Konto seiner Vizedirektorin überwiesen worden sei, mitunterschrieben habe, antwortet Hartmann: "Das hätte ich ganz bestimmt nicht getan."
(Presseschau vom 12. Januar 2014: Das Nachrichtenmagazin Profil mit neuen Recherchen zur Causa der entlassenen Burgtheater-Vizedirektorin)

In einem in einem Gespräch mit der Wiener Tageszeitung Die Presse gibt Hartmann zu Protokoll: "Ich schätze Frau Stantejsky, ich wurde angewiesen sie unverzüglich zu entlassen, ich würde gerne, konnte aber nicht anders". Er konstatiert im Weiteren "eine bluthundartige Lust an der Zerstörung bei den Kulturjournalisten".
(Presseschau vom 15. Januar 2014: Entlassung und Defizit am Burgtheater im Spiegel der Wiener Tageszeitung Die Presse)

 

13. Januar 2014 – Defizit am Burgtheater?

Der Standard beschäftigt sich eingehend mit dem angeblich drohenden Defizit des Burgtheaters. Die Verbindlichkeiten seien von 4,8 Millionen Euro (2006) auf 16,16 Millionen Euro (2012) gestiegen. Als Grund gibt Matthias Hartmann eine veränderte Abschreibungspraxis auf immaterielle Werte an. Die Erlöse der Burg, schreibt Der Standard, seien unter der Ägide Hartmanns von acht auf zehn Millionen Euro gesteigert worden.
(Presseschau vom 13. Januar 2014: Die Tageszeitung Der Standard zur Causa Stantejsky und zur finanziellen Schieflage des Burgtheaters)

 

14. Januar 2014 – Der Rechnungshof soll prüfen

Der österreichische Rechnungshof überlegt, ob er das Burgtheater einer besonderen Prüfung unterziehen soll, schreibt Die Presse. Der Chef der Bundestheater-Holding Georg Springer findet die Idee ausgesprochen gut. Schließlich habe er ja schon Anfang Jänner auf die schwierige Lage der Burg hingewiesen.

Wer ist also schuld am Defizit an der Burg?, fragt Barbara Petsch in der Presse ganz unschuldig. Der amtierende Burgtheater-Direktor Hartmann gibt an, er habe schon ein Defizit vom vorherigen Direktor geerbt. Außerdem würden dauernd die Gagen erhöht, nicht aber die Subventionen. Er habe schon mehr eingespielt als sein Vorgänger, auch Schauspieler entlassen, das reiche aber nicht aus.

Darauf schäumt der vorherige Burgtheater-Direktor Nikolaus (Klaus) Bachler: "Dass Herr Hartmann ein Defizit geerbt hat, das muss er mir erstmal beweisen, das wird ein böses Nachspiel haben."
(Presseschau vom 15. Januar 2014: Entlassung und Defizit am Burgtheater im Spiegel der Wiener Tageszeitung Die Presse)

 

18. Januar 2014 – Zum Teil in bar

Im österreichischen Nachrichtenmagazin Profil schreibt Karin Cerny über ihre neuesten Recherche-Ergebnisse: "Je hartnäckiger sich Burg-Chef Matthias Hartmann als Künstler inszeniert, der von keinerlei finanziellen Problemen gewusst haben will und kann, umso mehr Widersprüche tauchen auf."

Unter der Ägide der entlassenen Vizedirektorin Silvia Stantejsky "als kaufmännische Geschäftsführerin" seien KünstlerInnen "ohne Wissen des Direktors" und "ohne vertragliche Grundlage" immer wieder "höhere Summen ausgehändigt worden – zum Teil im niederen fünfstelligen Bereich, zum Teil sogar in bar". Allerdings sei es an Theatern üblich, mitunter Geld bar auszubezahlen.
(Presseschau vom 20. Januar 2014: Das Nachrichtenmagazin Profil präsentiert neue Details aus den Kassastuben des Burgtheaters)

 

23. Januar 2014 – "Doloses System"

In der Nachrichtensendung des ORF Zeit im Bild 2 sagt Georg Springer, Geschäftsführer der Bundestheater-Holding, die Kündigung der Vizedirektorin Silvia Stantejsky sei arbeitsrechtlich motiviert gewesen. Gründe für eine Strafverfolgung sehe er nicht. Aber: "Matthias Hartmann wurde vorgegaukelt, dieses Wort verwende ich jetzt ganz bewusst, dass das alles finanzierbar sei und zwar durch ein doloses System, das nicht nachvollziehbar war." Springer zeigt sich "überzeugt", dass das Defizit am Burgtheater "nicht zweistellig" ausfallen werde.
(Presseschau vom 23. Januar 2014: Georg Springer im ORF und Peter Turrini im Standard über die Finanz- und Personalkrise des Wiener Burgtheaters)

 

29. Januar 2014 – "Alle wussten alles"

Jetzt wehrt sich Silvia Stantejsky. Die fristlos entlassene Vizedirektorin will den Chef der Bundestheaterholding Georg Springer verklagen. Auf Springers Vorwurf, sie habe ein buchhalterisches Parallelsystem etabliert, entgegnet sie: "Parallel kann gar nichts geschehen." Springer sowie der Aufsichtsrat seien von der finanziellen Lage sowie von allen Entscheidungen informiert gewesen. Die Überweisungen auf ihr Konto seien nachweislich Rückzahlungen gewesen für Honorare und Gagen, die Stantejsky während der Theaterferien (mit geschlossenen Kassen) aus ihrem Privatvermögen vorgestreckt hätte.
(Meldung vom 29. Januar 2014: Entlassene Burgtheater-Vizedirektorin wehrt sich)

 

31. Januar 2014 – Burgtheater-Stars werden entlassen

Die Tageszeitung Die Presse berichtet, auf einer spontan anberaumten Vollversammlung am Vorabend habe Matthias Hartmann einen Sparkurs verkündet. "Die Jahresverträge von Therese Affolter, Corinna Kirchhoff, Liliane Amuat, Udo Samel und Michael Masula werden nicht verlängert", weiß die Zeitung. Hinfort solle auf Gäste verzichtet werden. Das Theater habe heute 13 Millionen Euro weniger an Subventionen zur Verfügung als vor 15 Jahren.
(Meldung vom 31. Januar 2014: Burgtheater kündigt umfangreiche Sparmaßnahmen an)

 

11. Februar 2014Gefälschte Unterschriften und acht Millionen Miese?

Erste Ergebnisse der Wirtschaftsprüfung werden öffentlich: Unterschriften könnten gefälscht worden sein. Die Tageszeitung "Die Presse" berichtet, dass beispielsweise im August 2012 kurzfristig rund 175.000 Euro aufs Burgtheater-Konto eingezahlt und kurz darauf wieder abgehoben wurden. Die Mitarbeiter, die die Einzahlungen getätigt haben sollen, bestreiten ein Mitwirken und die Echtheit ihrer Unterschriften; wem das Geld gehörte, ist noch unklar.

Weitere Vorwürfe lauten: Rund 130.000 Euro an Honorare sollen zu viel ausbezahlt worden sein; Stantejsky habe kaum Informationen über die Finanzlage herausgegeben, sondern immer nur so viel, "wie für die Erfüllung des anstehenden Auftrages notwendig war".

Stantejsky antwortet auf die Vorwürfe: "Ich habe weder Belege gefälscht, noch habe ich irgendjemanden Informationen über die finanzielle Situation des Burgtheaters vorenthalten, sondern habe sämtlichen Kontrollinstanzen immer vollständig und wahrheitsgemäß Auskunft erteilt. Die schwierige budgetäre Situation des Burgtheaters war allen verantwortlichen Personen bekannt."

Inzwischen werden auch Details zum Defizit bekannt: 8,3 Mio. Euro Minus sollen zur Spielzeit 2012/2013 aufgelaufen sein, darin enthalten die von Matthias Hartmann als Grund für das Defizit genannten 5,6 Millionen Euro aufgrund veränderter Abschreibungsmethodik. Die rechtliche Prüfung solle bis Februar abgeschlossen sein.
(Presseschau vom 10. Februar 2014: Neues aus den Kassastuben des Burgtheaters)


14. Februar 2014Wie kam es zur Steuerschuld?

Die Wiener Tageszeitung Die Presse erläutert, wie es zu den Steuerschulden des Burgtheaters kommen konnte. Informationen der Zeitung zufolge "wurde es immer wieder verabsäumt, die Honorare von Mitarbeitern, etwa Schauspielern und Regisseuren, korrekt zu versteuern. Und zwar von jenen, die ihren Wohnsitz oder ihren gewöhnlichen Aufenthalt im Ausland haben und deshalb nur beschränkt steuerpflichtig sind." In vielen Fällen "dürfte" der kaufmännischen Direktion die "Ansässigkeitsbescheinigung" nicht vorgelegen haben, so die Presse. Durch diese Bescheinigung wird der Honorar zahlenden Stelle (hier dem Burgtheater) garantiert, dass der Honorarempfänger seiner Steuerpflicht an seinem Wohnsitz nachkommen wird. "In anderen Fällen wiederum dürfte ein bestimmter Betrag vom Honorar abgezogen worden sein, bloß beim Fiskus soll das Geld dennoch nicht gelandet sein", schreibt die Zeitung weiter. "Eine haarige Sache: Nach dem Einkommensteuergesetz haftet nämlich die auszahlende Stelle, also die Burg, dafür, dass der Steuerabzug auch tatsächlich vorgenommen wird."

 

15. Februar 2014Burgtheater-Mitarbeiter sprechen Intendanten Misstrauen aus

In einem offenen Brief schreiben die Burgtheater-Mitarbeiter, sie wären nicht in der Lage, den Schuldzuweisungen des Intendanten Hartmann Glauben zu schenken. "Anstatt die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass finanzielle Misswirtschaft von allen Verantwortlichen stattgefunden hat, wird stattdessen uns MitarbeiterInnen des technischen und künstlerischen Personals seit Amtsantritt von Matthias Hartmann die jederzeitige Kündigung als Sparmaßnahmen-Rute ins Fenster gestellt, was einer unwürdigen und unproduktiven Angstpolitik entspricht." Hartmann entgegnet, er habe Verständnis dafür, dass nicht jeder die Geschäftsordnung kenne, die künstlerische und wirtschaftliche Verantwortung trenne.
(Meldung vom 15. Februar 2014: Burgtheater-Ensemble spricht Intendanten Hartmann Misstrauen aus)

 

16. Februar 2014Nationaltheater Budapest sagt Gastspiel am Burgtheater ab

Der Intendant des Ungarischen Nationaltheaters Attila Vidnyánszky hat das geplante Gastspiel seines Hauses beim bevorstehenden Ungarn-Festival des Wiener Burgtheaters abgesagt. Angesichts der "beunruhigenden Nachrichten" über das Burgtheater, so Vidnyánszky am 13. Februar 2014 in einem Schreiben an Burg-Intendant Matthias Hartmann, das nachtkritik.de vorliegt, scheine ihm und seinen Mitarbeitern, "dass das Burgtheater nicht diejenige Institution ist, die für eine Vermittlerrolle der Angelegenheiten eines anderen Landes infrage kommen könnte. – Solange es seine eigene finanzielle Lage und seine eigenen moralischen Angelegenheiten nicht in Ordnung bringt."
(Meldung vom 16. Februar 2014: Nationaltheater Budapest sagt Gastspiel am Burgtheater ab)


17. Februar 2014Fälschungs-Vorwürfe gegen Stantejsky und Hartmann

Die österreichischen Medien berichten weiter über die Finanz-Affäre am Wiener Burgtheater, wo sich immer neue Ungereimtheiten abzeichnen. So belaste ein Zwischenbericht der Wirtschaftsprüfer die entlassene kaufmännische Direktion Silvia Stantejsky schwer, wie der Standard und Profil berichten: Die Rede ist von gefälschten Unterschriften und Einzahlungen von Christoph Schlingensief, der zu dem Zeitpunkt bereits seit Jahren verstorben war. Aber auch gegen Burgchef Matthias Hartmann gibt es neue Vorwürfe: So sagt Jean-Pierre Hoby, der ehemalige Direktor der Kulturabteilung der Stadt Zürich, laut Profil: "Die Behauptung Hartmanns, er habe Zürich als Sanierungsfall übernommen, sei eine mutwillige Beleidigung nicht nur seines Vorgängers Andreas Spillmann, sondern auch der Stadt Zürich. 'Sie hat nur ein Ziel: andere zu erniedrigen, um sich selber zu erhöhen!'"

 

20. Februar 2014Wie kann die Burg sparen?

Wie kann das Defizit am Burgtheater ausgeglichen werden? Während der Burgtheater-Direktor den Weg des Verkaufs von bundestheatereigenen Immobilien favorisiert und es ablehnt, sein Ensemble (nach der Nicht-Verlängerung der Verträge von Therese Affolter, Corinna Kirchhoff und Udo Samel) weiter zu verkleinern (keine "Menschenopfer"), erklärt der zuständige Immobilien-Chef der Holding, es sei "ökonomischer Unsinn" in Zeiten niedriger Zinsen Häuser zu verkaufen, wenn diese Mieteinnahmen bringen. 

Neben Ensemble-Verkleinerung und Häuserverkauf gilt die Schließung von Spielstätten als dritte Variante, Geld zu sparen. Auch hier sperrt sich Matthias Hartmann – noch. Das Kasino als Spielstätte, "wo Theater in den zeitgenössischen Diskurs eintritt", ist ihm unverzichtbar. Worauf Die Presse ihm entgegnet: Es sei nicht die Aufgabe des Burgtheaters, sämtliche Formen des Theaters abzudecken. Dafür gäbe es andere, geeignetere Häuser in Wien.
(Presseschau vom 20. Februar 2014: Wie soll das Burgtheater sparen)

 

20. Februar 2014 –Hartmann hatte bereits 2011 Zweifel an der Buchhaltung

Nebenher erscheint eine weitere Ungereimtheit. Bekanntlich will Matthias Hartmann als Direktor und damit einer der beiden Geschäftsführer des Burgtheaters bis Dezember 2013 nichts davon bemerkt haben, dass seine Ko-Geschäftsführerin Stantejsky "ein buchhalterisches 'Parallelsystem' etabliert" habe, mit dubiosen Ein- und Auszahlungen und all den anderen "Malversationen". Dennoch hatte Hartmann, wie Die Presse (20.2.2014) berichtet, bereits 2011 den bekannten Theaterökonomen Peter F. Raddatz (derzeit kaufmännischer Geschäftsführer des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg) beauftragt, "einmal über die Bücher der Burg zu sehen". Und im Jänner 2012, so Die Presse, sei Raddatz beauftragt worden, an der Burg "die Kommunikation zwischen kaufmännischer und künstlerischer Direktion gelenkiger und transparenter zu machen", wie dem Aufsichtsrat mitgeteilt wurde, so Die Presse. Matthias Hartmann habe sich zu dem Sachverhalt nicht äußern wollen.

 

26. Febuar 2014Interview mit Wirtschaftsprüfer Martin Wagner

Am Abend bevor in Wien der Prüfbericht der KPMG übergeben wird, erscheint auf der Online-Seite der Wiener Tageszeitung Die Presse ein Interview mit dem obersten KPMG-Prüfer Martin Wagner. "Jedem hätte auffallen können, dass etwas nicht zusammenpasst", sagt der.

 

28. Februar 2014Matthias Hartmann schließt eine Kürzung seines Gehalts nicht aus und wehrt sich gegen Vorwürfe aus Zürich

Auf die Frage, ob er, um das Burgtheater aus der Krise zu führen, auch Abstriche bei seinem eigenen Intendanten-Gehalt machen würde – immerhin betrage das mehr als 220.000 Euro im Jahr (ohne die Honorare, wenn Hartmann selbt inszeniert) – antwortet Hartmann dem ORF-Radiosender Ö1 (28.2.2014): "Also, ich glaube, wir müssen alle Abstriche machen, das bin nicht ich alleine, sondern das sind alle, und wenn ich einen Beitrag leisten kann von meiner Seite, dann werde ich das sicherlich auch in Erwägung ziehen."

In der Neuen Zürcher Zeitung (28.2.2014) antwortet Hartmann außerdem auf eine Kritik an der Finanzsituation des Zürcher Schauspielhauses unter seiner Leitung. Jean-Pierre Hoby, ehemaliger Direktor der Kulturabteilung der Stadt Zürich, hatte Hartmann seine Verluste in seiner ersten Spielzeit in Höhe von 229.181 Franken vorgeworfen (siehe Presseschau zum Artikel im Profil vom 17.2.2014). Darauf Hartmann in der NZZ: "Die negativen Geschäftsergebnisse in den ersten beiden Jahren erklären sich durch den Aufbau eines neuen Repertoires und die nicht budgetierten Mehrkosten von 1,6 Millionen Franken für das Personal im technischen Bereich. Mit diesen wurde ein Konflikt aus dem Jahr 2002 gelöst, der also vor meiner Zeit gelegen hatte." In den folgenden beiden Spielzeiten habe das Haus positive finanzielle Effekte erzielt. "Durch einen konsequenten Sparkurs und die Erhöhung der Karteneinnahmen schlossen die beiden Geschäftsjahre mit Mehreinnahmen von 74.012 Franken (07/08) bzw. 291.167 Franken (08/09) ab."

 

3. März 2014Kulturminister Ostermayer entzieht Hartmann das Vertrauen

Nachdem er Burgintendant Matthias Hartmann wiederholt sein Vertrauen ausgesprochen hatte, hat Österreichs Kultusminister Josef Ostermayer am vergangenen Sonnabend nun doch angekündigt, ein Rechtsgutachten in Auftrag zu geben, das "eine mögliche Mitschuld Hartmanns an der Burgtheater-Krise klären" solle. Das sagte Ostermayers Sprecher der Wiener Tageszeitung Die Presse am Sonntag, und: "Wenn es die gibt, muss sichergestellt sein, dass das Gutachten auch vor dem Arbeitsgericht hält. Sonst müsste man den Vertrag auszahlen."
(Meldung vom 3. März 2014: "Mögliche Mitschuld")

 

3. März 2014 – Burgtheater-Holding-Chef Springer hat nichts gegen "zulässige Bilanztricks"

Das Nachrichtenmagazin Profil (1.3.2014) porträtiert den Burgtheater-Holding-Chef Georg Springer im Licht der Krise: "Hinter den Fassaden des Mutterkonzerns der Bundestheater herrscht ein Klima der Unklarheit, der Verdrängung und Geheimhaltung", schreibt Stefan Grissemann. Evaluationen blieben unveröffentlicht, weil die Öffentlichkeit sie angeblich nicht verstehen könnte. "Und der Geschäftsführer selbst ist meist unerreichbar." Springer hätte großartig in den Wiener Kongress gepasst, er sei eine durch und durch höfische Figur, zitiert Grissemann einen Branchen-Intimus. 

Es falle auf, dass man in Hintergrundgesprächen zwar viel über Springer erfahren könne, aber kaum jemand offen über den Holding-Boss berichten wolle. Anders als Burg-Intendant Hartmann habe Springer keine Lust auf Provokation, er sei eher ein um Verbindlichkeit bemühter Manager, der Kontrahenten kraft seiner rhetorischen Qualitäten lieber in die Erschöpfung rede als sich mit Gegnern offen anzulegen. Der 67-Jährige, stets theaterschwarze Designer-Anzüge tragende Opernliebhaber umgebe sich gern mit Künstlern, sehe sich als Vermittler, "obwohl die Holding eine Steuerungs- und Kontrollinstanz sein müsste". Springer sage ganz offen: An strategischen Bilanzverschiebungen habe er auch im Licht der gegenwärtigen Eklats nichts auszusetzen, mit "zulässigen Bilanztricks" arbeite man in Betrieben wie seinem eben.

4. März 2014 – Prüfbericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG online zugänglich

Auf Druck des österreichischen Kulturministers hat die Bundestheaterholding den forensischen Prüfbericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG zu den Unregelmäßigkeiten in der Buchführung des Burgtheaters online gestellt.

(Meldung vom 4. März 2014 – Prüfbericht der KPMG zur Burgtheater-Buchhaltung online)

5. März 2014Parlament wird Burgtheater-Causa prüfen und über die Zukunft von Intendant Matthias Hartmann befinden

Für den 12. März 2014 ist eine Sitzung des Kulturausschusses im österreichischen Parlament zur Finanzaffäre des Wiener Burgtheaters angesetzt. Wie Norbert Mappes-Niediek für die Badische Zeitung (5.3.2014) berichtet, werde dort auch über die Zukunft des Intendanten Matthias Hartmann am Burgtheater entschieden. Kulturminister Josef Ostermayer wolle zwar keine Köpfe rollen lassen, wie die Zeitung aus einem ORF-Interview zititert. Doch habe Ostermayer "scheinbar beiläufig" hinzugefügt: "Wenn es geboten ist aufgrund der rechtlichen Beurteilung, müsste ich es natürlich tun." Anders als der Chef der Bundestheater-Holding Georg Springer, der für seine "Mitschuld an dem Skandal" bereits "von politischer Seite Absolution" erhalten habe, stehe Hartmann unter Druck, auch von Seiten der Opposition, so die Badische.

 

5. März 2014Zürichs ehemaliger Direktor der Dienstabteilung Kultur widerspricht Matthias Hartmanns Behauptung, das Zürcher Schauspielhaus saniert zu haben

Hartmanns Zürcher Vorgänger Andreas Spillmann habe, so Jean-Pierre Hoby in der Neuen Zürcher Zeitung (5.3.2014), Hartmann das Theater mit Rückstellungen in der Höhe von rund 8,452 Millionen Franken übergeben. Hartmann wiederum habe seinerseits das Theater an Barbara Frey mit 6,309 Millionen Franken Rückstellungen hinterlassen. "Diese waren während seiner Spielzeit also um mehr als 2,1 Millionen Franken geschrumpft. Mittlerweile hat Barbara Frey die Rückstellungen wieder auf 8,202 Millionen aufgestockt. Die von Matthias Hartmann behaupteten Mehrkosten von 1,6 Millionen Franken für das technische Personal treffen nicht zu. Unter seinem Vorgänger belief sich der Aufwand für das technische Personal auf 12,311 Millionen, bei Matthias Hartmann betrugen sie vier Jahre später 12,678 Millionen, also nur gerade 0,367 Millionen Franken mehr." Auch mit Blick auf andere Behauptungen Hartmanns über seine Zürcher Intendanz besteht für Hoby "im Interesse der Redlichkeit Erklärungsbedarf".

 

7. März 2014 - Was die Intendanten-KollegInnen über die Burgtheater-Krise sagen

Auf der Website der Wiener Tageszeitung Die Presse (1.3.2014) wird die Intendantin des Deutschen Schauspielhauses Hamburg Karin Beier in Sachen Wien befragt. Unübersehbar die Absicht, die noch gar nicht wirklich zur Debatte stehende Nachfolgefrage an der Burg ein wenig anzuheizen. Karin Beier sagt, ihr sei schon vor den aktuellen Problemen aufgefallen, dass es in Wien eine "geballte Illoyalität der Schauspieler gegenüber der Leitung" gebe. Das wundere sie, und sie hoffe, dass in Hamburg niemand so über sie spreche: "Wenn jemand unzufrieden ist, soll er gehen. Schimpfen und bleiben – das scheint irgendwie ein Wiener Markenzeichen zu sein." Gefragt, ob sie selbst Wien denn reize, antwortet Karin Beier: "Natürlich, Wien ist eine tolle Stadt!" Ihre Tochter sei ja in der Stadt geboren und nachdem sie sich an den "Mentalitätsunterschied" gewöhnt habe, habe sie Wien sehr gemocht.

Die Wiener Zeitung (5.3.2014) kolportiert ein Gespräch, das die Stadtzeitung Falter mit dem früheren Intendanten des Deutschen Schauspielhauses Hamburg und der Münchner Kammerspiele Frank Baumbauer geführt hat. Baumbauer moniert, dass Matthias Hartmann es sich zu einfach mache, wenn er finde, seine Aufgabe als Intendant bestünde darin, einen Spielplan zu erstellen. Jeder Intendant müsse "das Gesamte im Auge haben. Das nur auf die kaufmännische Direktion abzuschieben, ist nicht sehr elegant und auch nicht sehr verantwortungsvoll". Er, Baumbauer, habe "schon aus der Ferne" gesehen, dass es bei der Anzahl von Produktionen am Burgtheater und bei dem Aufwand "möglicherweise ein Problem" gebe.

Für den "Standard" interviewt Ronald Pohl den Intendanten der Berliner Volksbühne, Frank Castorf, der an der Burg gerade Hans Henny Jahnns "Die Krönung Richards III." inszeniert. Zahlen würden doch überall manipuliert, an den "großen Bankhäusern" etwa, und dann ausgerechnet "am Theater sein Mütchen zu kühlen" - dafür fehlt dem Chef der Berliner Volksbühne jedes Verständnis. Natürlich müsse die öffentliche Hand für das Defizit einspringen. Überhaupt all diese Kleingeistigkeit. "Stellen Sie sich vor, Peter Zadek, ... was diese Leute für die Sozialhygiene der Gesellschaft geleistet haben. Das war die Maßlosigkeit. Jetzt kommen die Erbsenzähler."
(Presseschau vom 8. März 2014: "Jetzt kommen die Erbsenzähler")

 

8. März 2014 - Matthias Hartmann gibt eine Pressekonferenz und versucht Klarheit ins Zwielicht zu bringen

Eigentlich, so Matthias Hartmann auf einer zu Aufklärungszwecken einberufenen Pressekonferenz, wäre es ja so, dass er die Burg mit einem fast genauso großen Bilanzverlust übernommen habe, wie der in diesem Jahr festgestellte - wenn man 2009 mit derselben Methode bilanziert hätte wie heute. Die damalige Abschreibungspraxis sei ihm schon immer sehr merkwürdig vorgekommen, aber die seinerzeit zuständigen Wirtschaftsprüfer und der Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer hätten alles für korrekt erklärt. Erst die neue Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hätte die Abschreibungspraxis für Bühnenbilder als unhaltbar bezeichnet.

Auf Nachfrage bestätigte der Burg-Chef auch, dass er ihm zustehende Honorare aus der Übernahme von Inszenierungen und aus der Vorbereitungszeit seiner Burgtheater-Intendanz bei der suspendierten Silvia Stantejsky in Verwahrung und sich später über drei Jahre gestaffelt in bar habe ausbezahlen lassen. Er habe damals noch kein Konto in Österreich gehabt.
(Presseschau vom 8. März 2014: Schulden und Geld in Bar)

 

8. März 2014 - Der Standard versucht die Finanzkrise zu rekonstruieren

In einem großen Artikel versucht der Standard (8.3.2014) den Finanzskandals am Burgtheater zu rekonstruieren. Der Stand: die entlassene Silvia Stantejsky "soll für ein Defizit von 2,7 Millionen Euro verantwortlich sein. Es drohen bis zu fünf Millionen Euro Steuernachzahlungen. Zudem ergebe sich aufgrund einer geänderten Abschreibungspraxis ein Minus von 5,6 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten betrugen im Herbst 2012 rund 6,74 Millionen Euro". Trenkler fragt: Wusste jemand über die "dolosen Handlungen" von Stantejsky Bescheid, schließlich war sie viele Jahre die Stellvertreterin von Thomas Drozda, dem Geschäftsführer bis zum Sommer 2008? Warum hat niemand zeitgerecht reagiert? Und wer trägt eigentlich die Verantwortung?

Schon vor Hartmanns Amtsantritt sei klar gewesen, dass das Defizit der Burg rasant ansteigen würde. Hartmanns Eröffnungssaison habe die Kosten noch einmal getrieben. Allerdings sei für diese Eröffnungssaison eine besondere Förderung gegeben worden und auch für die folgenden Jahre sei die Förderung durch den Staat höher gewesen als zu den Zeiten des Hartmann-Vorgängers Klaus Bachler.

Hartmann habe darauf bestanden, dass Stantejsky am Haus bleibe, als 2010 ihre Vertragsverlängerung zur Debatte stand. Stantejsky habe auch von sich aus noch vor Hartmanns Amtsantritt dessen Regiegagen erhöht, von den im Vertrag von 2006 vorgesehenen 40.000 Euro auf 52.500 Euro. Zudem habe sie Hartmann Honorare in bar ausgezahlt und seine Gagen verwahrt, solange er noch kein Konto in Österreich gehabt habe.

Die Praxis, Bühnenbilder und Kostüme über fünf Jahre abzuschreiben, dh. über fünf Jahre als Vermögen in der Bilanz zu halten, sei bereits unter Bachler begonnen worden. Die Wirtschaftsprüfer hätten keine Einwände erhoben. Erst die neue Wirtschaftsprüfgesellschaft KPMG habe das nicht mehr akzeptiert. Worauf sich der Bilanzverlust der Burg 2010 / 2011 schlagartig erhöht habe, was Stantejsky wiederum durch geschönte Berechnungen zu verschleiern versucht habe.

(Presseschau vom 9. März 2014: Der Standard zieht eine Zwischenbilanz ...)

 

10. März 2014Matthias Hartmann bietet Teil-Rücktritt als Geschäftsführer an

Matthias Hartmann gibt am Montag mittag bekannt, seine Funktion als Geschäftsführer "bis zur Klärung aller Sachverhalte ruhen zu lassen". Das Burgtheater verschickt eine Pressemitteilung mit dem Wortlaut seiner Erklärung, in der es u.a. heißt: "Tief betroffen von den öffentlichen Anfeindungen und Kampagnen möchte ich den Weg für die Versachlichung der Diskussion ermöglichen." Die aktuelle Diskussion über das Burgtheater, "die in einem aufgeheizten Klima, belastet von Halbwahrheiten, sogar Lügen und Intrigen, sowie gefälschten Belegen, stattfindet", mache eine Versachlichung der Diskussion über Buchungsvorgänge im Burgtheater unmöglich. Der österreichische Kulturminister Ostermayer äußert sich verwundet über das Angebot, das nicht abgesprochen gewesen sei, und nimmt es nicht an.
(Meldung vom 10. März 2014: Matthias Hartmann tritt als Geschäftsführer des Burgtheaters zurück)

 

11. März 2014 Hartmann als Intendant entlassen, Springer tritt zurück

Der österreichische Kulturminister Josef Ostermayer entlässt Matthias Hartmann als Burgtheaterdirektor fristlos. Ein Akt, den es in der Geschichte des Hauses noch nie gegeben hat. Auch Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer will alle Aufsichtsrats-Funktionen in der Holding niederlegen.
(Meldung vom 11. März 2014: Burgdirektor Matthias Hartmann entlassen)

 

11. März 2014 – Hartmann will gegen seine Entlassung klagen

Hartmann akzeptiert die Entlassung nicht und will gerichtlich gegen sie vorgehen. Der Sachverhalt sei nicht einmal ansatzweise aufgearbeitet. Auch komme es für die Berechtigung der Entlassung ausschließlich auf den Kenntnisstand des Alleineigentümervertreters, Bundestheaterholdingchef Georg Springer, an, der mindestens dem von Matthias Hartmann entsprochen habe. "Man möchte meinen, dass sich der künstlerische Geschäftsführer auf die kaufmännische Direktion, die Kontrollfunktion der Holding und die Wirtschaftsprüfer verlassen könnte".
(Meldung vom 11. März 2014: "Völlig im Stich gelassen")

 

11./12. März 2014 Pressereaktionen auf Hartmanns Entlassung

Nikolaus Merck war auf nachtkritik.de (11.3.2014) einer der ersten, der Hartmanns Entlassung kommentiert: "Das hartmanneske Gebaren ist vor allem Ausweis einer Hybris, wie sie im deutschsprachigen Theatersystem prachtvoll gedeiht." Ähnlich schnell und ins Große gedacht, aber mit anderer Stoßrichtung Gerhard Stadelmaier in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (online 11.3.2014): "Der Fall Hartmann ist dergestalt auch der Fall eines Theaters, das im Grunde nicht mehr weiß, was es eigentlich will - und nur vor sich hin wurstelt. Es ist daraus zu lernen." Karin Cerny nennt in der Welt (online 11.3.2014) einen wesentlichen Stolperstein: "Dass Hartmann allein Kraft seines Amtes auf jeden Fall eine Mitverantwortung an der Finanzmisere des Burgtheater zu tragen habe, wollte er partout nicht einsehen." Deutlicher wird Wolfgang Kralicek in der Süddeutschen Zeitung (12.3.2014): "Tatsächlich steht Hartmann für die Generation Gier, der die eigene Karriere im Zweifelsfall wichtiger ist als das Wohl ihrer Mitarbeiter." Andrea Schurian nimmt Hartmann im Wiener Standard allerdings auch in Schutz: "Hartmann, ein Mann mit Hang zu Megalomanie, hat gewiss Fehler gemacht. Zuletzt beauftragte Theaterdirektor Hartmann Regisseur Hartmann mit der Inszenierung eines Hartmann-Stückes. Dass ihm der Vertrag neben seiner Fixgage auch Regiehonorare garantierte, ist aber weniger ihm als den zuständigen Politikern anzulasten."

 

13. März 2014 - Hartmanns Anwälte: Hauptverantwortlich war Georg Springer

Die Wiener Tageszeitungen sprechen mit den Anwälten Hartmanns. Die Presse berichtet, Hartmann wolle seinen Ruf wiederhergestellt und wegen der ungerechtfertigten Entlassung sein Gehalt bis 2019 ausbezahlt bekommen.

Die Anwälte schießen vor allem gegen Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer: "Noch mehr als Hartmanns Entlassung wundert uns Springers Verbleib", er habe die Arbeitsweise von Stantejsky am besten gekannt. Im Gegensatz zu dem, was Springer "wahrheitswidrig" behaupte, sei er "aus dem Aufsichtsrat und von Hartmann mehrfach bekniet" worden, sich von Silvia Stantejsky [wegen ihrer Abschreibungspraxis, fügt Der standard hinzu] zu trennen. "Jetzt stellt er es anscheinend so dar, als hätte er darauf hingewirkt, sie rauszuschmeißen."

Bei der Ausschreibung zur kaufmännischen Geschäftsführung 2008 habe es eine ausdrückliche Empfehlung der beigezogenen Personalberatung gegeben, Stantejsky nicht zu nehmen. Damals war Hartmann noch gar nicht in Wien. Georg Springer habe sich gegen die objektive Empfehlung der Fachleute für Stantejsky entschieden, "obwohl er ihre Arbeitsweise gekannt hat. Er hat ja jahrelang mit ihrem schlampigen System gelebt, das mitunter auch gar nicht so unerwünscht war."Springers Rückzug aus den Aufsichtsräten der Holding sei reine Augenauswischerei. Die Fäden halte er als Chef der Bundestheater-Holding weiterhin in Händen.

Der Standard schreibt dazu: Die Anwälte wiesen darauf hin, neben Stantejsky habe auch Springer einen Zusatzvertrag vom 12. März 2009 unterschrieben, "der die Erhöhung von Hartmanns Regiehonoraren auf 52.500 Euro regelt". Auch das Vieraugenprinzip sei schon in der Vor-Hartmann-Zeit immer wieder nicht eingehalten worden. Die Anwälte: "Das war allgemein bekannt. Es liegt am alleinigen Gesellschafter, das zu ändern."

Ein Portrait von Georg Springer veröffentlicht Der Standard unter der Überschrift: Der Mann ohne Riecher für das Burg-Debakel

 

13. März 2014 - Leserdiskussion

Auf derStandard.at, der Website des Standard, diskutieren LeserInnen mit der Kulturressort-Leiterin Andrea Schurian über den Fianzkandal m Burgtheater und die Entlassung von Matthias Hartmann (wer nachlesen will, muss auf Seite 2 des Forums auf derStandard.at beginnen).

 

13. März 2014 - Gerüchte: Wird Karin Bergmann Interims-Direktorin an der Burg?

Immer häufiger wird der Namen von Karin Bergmann als Übergangslösung für die Burgtheaterdirektion genannt. Die aus dem Ruhrpott stammende Theaterfrau, schreibt Der Standard, wäre eine "kluge Wahl". Bergmann war 18 Jahre an der Burg, zunächst als Pressesprecherin, zwischen 1999 und 2010 als Ko-Direktorin. Bis zur Aufsichtsrat-Sitzung am 19. März soll die Nachfolge geklärt sein.

 

14. März 2014Faktencheck: Die Ära Hartmann in Zahlen

DiePresse.com untersucht, ob Hartmanns Behauptung zutrifft, er habe die "besten Besucherzahlen und die höchsten Einnahmen in der Geschichte des Hauses" erreicht.

Von der letzten Spielzeit des Direktors Klaus Bachler 2008/09 bis zur letzten abgerechneten Spielzeit Hartmanns 2011/12 stiegen die Zuschauerzahlen auf 439.000 Menschen, um fast 15 Prozent. Inkludiert man die internationalen Gastspiele, kamen 2011/12 477.000 Zuschauer (22 Prozent mehr als 2008/2009 bei Bachler). Die Anzahl der Vorstellungen insgesamt stieg dabei nur leicht.

Unter Matthias Hartmann stieg die Auslastung der Sitzplätze im Haupthaus auf zuletzt 89,4 Prozent. "Das ist", schreibt DiePresse.com, "im Vergleich mit anderen großen Bühnen im deutschsprachigen Bereich herausragend. Theater wie das Schauspielhaus Zürich, das bayerische Staatsschauspiel und das Deutsche Theater Berlin verzeichnen eine Sitzplatzauslastung zwischen 60 und 73 Prozent, wie die 'Theaterstatistik 2011/12' des Deutschen Bühnenvereins zeigt."

Die Umsatzerlöse des Burgtheaters bewegen sich seit der Spielzeit 2004/05 "stets im Bereich zwischen 7,2 und 8,6 Millionen Euro". Ein Ausreißer nach oben war nur die Spielzeit 2011/12 mit über 10 Millionen Euro Erlösen. Aber "vor allem zwei Zahlen schossen seit Hartmanns Amtsantritt in die Höhe: die Erlöse durch Gastspiele und der Kartenvertrieb. 7,4 Millionen Euro für Theatertickets flossen zuletzt in die Kassen des Burgtheaters."

Die Aufwendungen für Personal und Material betrugen zuletzt insgesamt 40,6 Millionen Euro und sind seit Hartmanns zweiter Spielzeit sogar gesunken.

 

14. März 2014 - Kulturausschuss des Nationalrats diskutiert die Causa Burgtheater

Der Kulturausschuss des österreichischen Nationalrates habe besonders die Bundestheater-Holding kritisiert, schreibt Die Presse.com. Die Holding sei keiner ihrer Aufgaben – Controlling, Revision, finanzielle Absicherung und strategische Führung der Bühnengesellschaften – ausreichend nachgekommen. Ob es so gesehen überhaupt einer Holding bedürfe? Kulturminister Josef Ostermayer habe sich bereit gezeigt, über den künftigen Sinn einer Holding zu diskutieren. Auf die Frage von FPÖ und Grünen, ob er denn nicht eigentlich als Holdingchef zurücktreten müsste, habe Georg Springer erklärt, er habe "offenbar eine andere Vorstellung von Verantwortung, als einen Rücktritt anzubieten".

Auch Vertreter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG seien gehört worden. Sie hätten sich die Aufdeckung der Missstände als Verdienst zugeschrieben. "Die Prüfer hätten bei der ersten Prüfung zum Jahresabschluss 2011/12 nämlich festgestellt, dass Vermögenswerte, die Bühnenproduktionen, massiv überbewertet waren." Außerdem habe KPMG einen "Management Letter" verfasst, in dem ausdrücklich auf die nicht nachvollziehbare, mangelhafte Dokumentation und die Liquiditätsprobleme der Burg hingewiesen worden sei.
Dennoch erhielten Georg Springer und Josef Ostermayer ihren Vorwurf aufrecht, dass die KPMG den letzten Jahresabschluss angesichts ihrer Erkenntnisse niemals mit einem "uneingeschränkten Bestätigungsvermerk" hätte versehen dürfen.

Absolut kein Verständnis habe die ÖVP dafür gezeigt, dass man im Burgtheater nicht in der Lage gewesen sei, die Steuern für Gäste aus dem Ausland richtig abzuführen. Dem Theater droht deshalb eine Steuernachzahlung von bis zu fünf Millionen Euro. "Ich erwarte mir von einem Konzern, dass er Lohnverrechnen kann!"

14. März 2014Korruptionsstaatsanwalt in der Burg

Wie der ORF berichtet, wird in der Finanzaffäre um das Burgtheater mittlerweile auch die Korruptionsstaatsanwaltschaft aktiv. Ein auf Wirtschaftskriminalität spezialisierter Staatsanwalt wird die Buchhaltung des Burgtheaters auf strafrechtliche Vergehen durchleuchten. Basis sind Anzeigen bzw. Sachverhaltsdarstellungen, die ursprünglich bei der Staatsanwaltschaft Wien eingegangen sind.

 

15. März 2014Hermann Beil wird Interims-Nachfolger?

Hermann Beil soll Interimsdirektor des Wiener Burgtheaters werden. Das meldet das österreichische Nachrichtenmagazin News auf seiner Internetseite. Das Ministerium für Kultur habe die Meldung allerdings noch nicht bestätigen wollen. Nach der fristlosen Entlassung des bisherigen Direktors Matthias Hartmann wegen der Finanzaffäre am vergangenen Dienstag hatte sich eine Interimslösung für die Besetzung der Burgtheaterintendanz abgezeichnet. Hermann Beil, 1941 in Wien geboren, und seit 2009 Präsident der Akademie der Darstellenden Künste, ist mit dem Haus an der Wiener Ringstraße eng verbunden. Er war bei Intendant Claus Peymann von 1986 an Chefdramaturg und Co-Direktor des Burgtheaters und wechselte anschließend 1999 mit Peymann ans Berliner Ensemble.

 

16. März 2014Künstler können halt nicht mit Geld umgehen, so wie Ihr Normalmenschen nicht mit Künstlern, schreibt Leander Haußmann in der "Welt"

Der Film- und Theaterregisseur Leander Haußmann (dem Matthias Hartmann 2000 als Intendant des Bochumer Schauspielhauses nachfolgte) schreibt in der Welt (16.3.2014), dass er in das "plötzliche Geheul nicht mehr mit einstimmen mag". Denn es sei ihm zu laut, und es klinge falsch, und viel zu viele reihten sich ein, die nicht in diesen Chor gehörten, "sondern auf die andere Seite, da, wo Stantejsky, Hartmann und Springer bereits stünden: "auf dem Marktplatz, am Pranger". "Denn eines haben die Ösis und die Piefkes wohl gemeinsam, wenn einer am Boden liegt, wird solange auf ihn eingetreten, bis er nicht mehr aufstehen kann."

"Die Sache mit dem Geld" gehe ihm "gehörig auf den Sack". "Wir alle, wirklich wir alle, sind keine Waisenknaben, wenn es ums Geld geht." Und zwar aus "genetisch festgelegter Angst", die den Künstler im besten Fall ins Laufen bringe und ihn manchmal sogar besser werden lasse. Künstler könnten eben in der Regel nicht mit Geld umgehen. "Wenn ich höre, dass es da ein Theater gibt, in dem Künstlern unkompliziert finanziell unter die Arme gegriffen wird, und so war es ja wohl, ist mir das erst mal sympathisch", schreibt Haußmann. "Sympathisch, weil mir eben das Unkomplizierte, das Direkte, dieses Oben und Unten in friedlicher künstlerischer Vereinbarkeit, sehr fehlt im heutigen Theater-, Film- und Kulturgeschäft."

Ab jetzt werde es nicht nur dem Hartmann an den Kragen gehen, "sondern uns allen". "Die Theater trudeln wie Kreisel in ihren Städten, sie trudeln und trudeln und es wird einem ganz schwindlig dabei. Man möchte sie anhalten, zur Ruhe bringen, man möchte ihnen etwas sagen, das ihnen hilft, aber ich weiß nichts wirklich Aufbauendes. Warum gibt es sie eigentlich noch? Die Theater in den Städten?"

 

18. März 2014Matthias Hartmann gibt Steuerschulden bekannt

Matthias Hartmann gibt bei den Steuerbehörden in der Schweiz und in Österreich Steuerschulden bekannt, nachdem verschiedene Medien bereits die Frage nach möglicher Steuerhinterziehung gestellt hatten. Eine sechsstellige Summe, die der vormalige Chef des Zürcher Schauspielhauses 2009 als Vorschusshonorar für die Vorbereitung seiner Intendanz an der Wiener Burg erhalten hatte, soll mindestens teilweise noch nicht versteuert sein. Dieses Geld soll die ehemalige Burg-Geschäftsführerin Silvia Stantejsky Hartmann bar ausgezahlt und jahrelang für ihn aufbewahrt haben. Hartmann bezeichnete die Nicht-Versteuerung als "Versehen" aufgrund einer "Fehleinschätzung".

19. März 2014 – Karin Bergmann wird Interimsintendantin am Wiener Burgtheater

Das hat Kulturminister Josef Ostermayer heute auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben. Dramaturg Hermann Beil, der in Presseberichten vom Wochenende als Allein-Kandidat für die Interimsintendanz gehandelt wurde, werde ihr "als Berater zur Seite stehen. Er verzichtet auf ein Honorar", berichtet der Standard. Und wie der Kurier schreibt, soll das Interregnum vorerst bis Ende der Spielzeit 2015/2016 dauern, eine Entscheidung über die fixe Leitung nach dieser Zeit soll dann im Herbst fallen.

 

21. März 2014Schüsse auf Matthias Hartmanns Auto

"Wie jetzt bekanntwurde, haben unbekannte Täter in der vergangenen Woche auf das Auto des entlassenen Burgtheater-Direktors Matthias Hartmann geschossen", meldet der ORF. Der Porsche sei vor Hartmanns Haus in Wien-Hietzing geparkt gewesen. Im Magazin "News" bringt der Burgschauspieler Oliver Masucci, dem Hartmann von dem Vorfall erzählt haben soll, bevor er ihn erst jetzt zur Anzeige brachte, die Schüsse in Zusammenhang mit Hartmanns Entlassung aus der Burg: "Dahin führt es, wenn man so hetzt. Es wird jetzt gefährlich. Diese Schmierkampagne muss endlich aufhören", zitiert "News" Masucci.

 

21. März 2014Burgtheater-Anwalt: kein Gehalt mehr für Hartmann

Der Anwalt des Burgtheaters, Bernhard Hainz, hat am heutigen Freitag dem ORF zufolge ausgeschlossen, "dass man sich mit Hartmann außergerichtlich auf die Auszahlung von ein oder zwei Jahresgagen einigen könnte". Im Zuge einer Schadenersatzforderung für die im Raum stehenden Steuernachzahlungen könne er sich allenfalls vorstellen, dass es zu einer Pauschale kommen könne, die letztlich ein Nullsummenspiel ergebe, zitiert das ORF Hainz, und: "Hartmann müsste dann froh sein, wenn er nicht noch etwas zu zahlen hätte." Hainz vertritt mit seiner Kanzlei CMS Reich Rohrwig Hainz die Bundestheater-Holding sowie das Burgtheater in den Rechtsstreitigkeiten gegen Hartmann und die im Januar von Hartmann entlassene Vizedirektorin Silvia Stantejsky. Am 13. März hatte Hartmann über seine Anwälte bekannt gegeben, dass er "seinen Ruf wiederhergestellt und wegen der ungerechtfertigten Entlassung sein Gehalt bis 2019 ausbezahlt bekommen" wolle. Im gleichen Interview stellen Hartmanns Anwälte die Frage nach der Schuld von Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer an der Finanz- und Vertrauenskrise des Burgtheaters.

 

24. März 2014 – Interims-Direktorin Bergmann nimmt geringere Gage

Karin Bergmann, Interims-Nachfolgerin von Matthias Hartmann als Intendantin des Burgtheaters Wien, setzt ein Zeichen. In den Gagenverhandlungen verzichtet sie auf einen Teil des Gehalts ihres Vorgängers: "Dass ich jetzt eine deutlich reduzierte Gage habe, ist nicht, weil man mich runtergehandelt hat. In Zeiten, wo alle rechnen und sparen müssen, wollte ich ein Zeichen setzen."

 

29. März 2014 – Geplante Hartmann-Premiere vorerst abgesetzt

Matthias Hartmanns Stück "Der falsche Film" wird in dieser Spielzeit nicht am Wiener Burgtheater zur Uraufführung gelangen. Das meldet u.a. die Presse. Ursprünglich hatte Karin Bergmann, die Interimsintendantin der Burg, an Hartmanns Inszenierung festhalten wollen, zieht nun aber die Bremse. "Solange die juristische Klärung andauert, ist ein unbelastetes künstlerisches Arbeiten im Probenalltag des Hauses nicht vorstellbar, die Situation für die daran beteiligten Schauspieler und Schauspielerinnen nicht tragbar", zitiert die Presse sie laut einer Vorabmeldung eines "Standard"-Interviews vom Montag. Sie hoffe dennoch für die Zukunft weiter auf eine gute Lösung für das Projekt.

 

31. März 2014Claus Peymann im Spiegel-Interview über die Burgtheater-Krise

Hartmann sei ein katastrophaler Krisenmanager gewesen, das ging bis zur Jämmerlichkeit, sagt Claus Peymann im Interview mit Spiegel-Redakteur Wolfgang Höbel. Er rufe ihm zu: "Ich hoffe, du lernst aus diesem Sturz." Er, Peymann, wisse, wovon er rede, auch er habe einen schweren Sturz erlebt bei seinem Abschied von der Schaubühne 1971. Aber Hartmann könne seine Lehren daraus ziehen, und "natürlich ist Hartmann auch ein Beispiel für die Verführbarkeit durch Geld und durch Macht". Hier die ganze Zusammenfassung.


2. April 2014Gemauschele am Burgtheater bereits vor der Ära Hartmann?

Über finanzielles "Gemauschele" am Burgtheater bereits vor der Ära von Matthias Hartmann berichtet Andrea Schurian im Standard (2.4.2014). Intendant Klaus Bachler, der schon ein Jahr vor Ende seiner Burg-Direktion in München an der Staatsoper arbeitete, habe seiner damaligen Vizedirektorin Karin Bergmann ein Geldgeschenk gemacht, "weil sie ihn arbeitsmäßig entlastet hatte". Die Höhe dieser Zuwendung sei noch ungeklärt. Bergmann, die nunmehr auf Hartmann folgende Interimsintendantin, wolle sich in einer schriftlichen Stellungnahme äußern. "Warum", fragt Schurian, "hat die Holding nicht hochoffiziell die Gagen umgeschichtet – und dem mehrheitlich absenten Bachler, wenn schon nicht den Vertrag gekündigt, so doch weniger und der Vielarbeiterin Bergmann mehr überwiesen? Es ist das Gemauschle und Unter-der-Hand-Getauschle, das einen unguten Beigeschmack hat."

 

6. April 2014Matthias Hartmann gibt dem Spiegel das erste große Interview seit seiner Entlassung vom Burgtheater

Der Eindruck, er weise alle Verantwortung von sich, sei falsch, sagt Matthias Hartmann im sechsseitigen Spiegel-Interview (Hier die ganze Zusammenfassung). "Diese Geschichte mit der absoluten Verantwortung auch eines künstlerischen Geschäftsführers" könne im Ernst nur heißen, "dass auf der Stelle alle Theaterdirektoren entlassen werden (…), weil die gar nicht in der Lage sein können, diese Verantwortung zu erfüllen." Ein Regiebetrieb funktioniere nicht wie ein normales Unternehmen. "Und wird es auch nie."

Außerdem geht Hartmann zum Angriff auf Burgtheater-Holding-Chef Georg Springer über: "Nehmen wir mal an, Springer hätte von der ganzen Sache in dieser Form nichts gewusst, nehmen wir also das beste an, dann muss er genauso konzedieren, dass ich es auch nicht hätte wissen können, und mich in Schutz nehmen. Nehmen wir aber an, dass er es gewusst hat, dann trifft ihn die doppelte Schuld. Er gibt mich als Bauernopfer preis."

Reaktion von Burgtheater-Holding-Chef Georg Springer
"Seine Anwürfe sind derart absurd, dass ich dazu keine Stellungnahme abgeben möchte", zitiert der ORF Springer am Montag, den 7. April 2014: "Herr Hartmann agiert nach dem Motto: Mir ist jedes Mittel recht." Außerdem bringt der Sender in seinem Bericht Teile einer Stellungnahme zu Hartmanns Spiegel-Interview von Bernhard Hainz, Rechtsanwalt der Burgtheater GmbH: "Matthias Hartmann sagt richtiger Weise im Nachrichtenmagazin 'Der Spiegel', er sei kein Buchhalter. Aber man muss kein Buchhalter sein, um zu wissen, dass Bargeldannahmen und Steuerhinterziehung nicht Bestandteil einer ordentlichen Geschäftsführung sind." Matthias Hartmann habe entgegen seinen Beteuerungen sehr wohl und schon seit Juli 2009 Kenntnis von der Schwarzgeldpraxis der früheren Burgtheater-Geschäftsführung gehabt und sei "aktiver Teil dieses Systems" gewesen, schreibe Hainz, so der ORF.

 

10. April 2014 – Dubiose Rolle der Bundestheaterholding in der Ära Bachler

Ist die "Schenkung" von 32.400 Euro, die der frühere Burgtheaterdirektor Klaus Bachler 2009 seiner damaligen Stellvertreterin Karin Bergmann gemacht hat (siehe Chronik-Eintrag 2.4.), wirklich juristisch einwandfrei, fragt das österreichische Nachrichtenmagazin News. Bachler hatte angegeben, er habe zwar damals bereits viel Zeit in München verbracht und Bergmann habe die Burg gehütet, doch sei sein Geldgeschenk an sie natürlich keinesfalls als Entlohnung für ihre Dienste anzusehen. Auch die für das Burgtheater tätige Anwalts-Kanzlei hatte erklärt, juristisch gebe es mit dieser Schenkung kein Problem. Ein von News in Auftrag gegebenes juristisches Gutachten sagt dazu: Eine "ordentliche Vorgangsweise" hätte darin bestehen sollen: erstens Bachlers Gehalt zu reduzieren entsprechend seinem geringeren Arbeitsausmaß. Zweitens Bergmanns Gehalt entsprechen zu erhöhen, was dann natürlich steuerlich ins Gewicht gefallen wäre.

Das sind bei Licht besehen Vorwürfe an Bachlers und Bergmanns Arbeitgeber, also Georg Springer und die Bundestheaterholdung. Falls die Holding überdies Bachler das volle Gehalt weiter gezahlt habe, im Wissen, dass er nicht mehr full time an der Burg gearbeitet habe, könne es sich "eventuell um Untreue" handeln. Sagt das News-Gutachten. Untreue verübt von der Holding wohlgemerkt.


28. Mai 2014Theaterökonom Peter F. Raddatz erhebt Vorwürfe gegen Georg Springer und die Bundestheater-Holding

Im Nachrichtenmagazin News entlastet Peter F. Raddatz, Geschäftsführer des Hamburger Schauspielhauses und von Matthias Hartmann Anfang 2011 wegen der "undurchschaubaren Finanzsituation" am Burgtheater 2011 hinzugezogen, schwere Vorwürfe gegen Georg Springer und die Bundestheater-Holding (hier die ausführlichere Zusammenfassung). Die Finanzprobleme hätten 2007/08, in der letzten Spielzeit Klaus Bachlers, begonnen. "Als Hartmann das Haus 2009 übernahm, war es de facto mit 13,6 Millionen überschuldet. Man hatte die Schulden in die Ära Hartmann verschoben, mit einem Abschreibungsverfahren, das es sonst an keinem deutschsprachigen Haus gibt", so Raddatz. Springer sei über die Situation informiert worden, doch habe er "die Situation für problemlos erklärt, kein Interesse an Aufklärung der Vorgänge gezeigt und die Vorgänge heruntergespielt, um sie von der Öffentlichkeit fernzuhalten".

 

6. Juni 2014 - Publikumsdienst soll neu ausgeschrieben werden

Im Namen des Sektionschefs Franz schreibt der Magister Christoph Brenner aus dem österreichischen Bundeskanzleramt, Abteilung Kultur, an den Kulturrat Österreich, man stehe dem Insourcing des Publikumsdienstes grundsätzlich positiv gegenüber, im Herbst wolle man mit der Gewerkschaft verhandeln, ob man den Dienst mit angestellten Kräften der Bundestheater-Holding genauso billig betreiben könne wie die GS4 mit ihren Leuten. Falls nicht, werde der Auftrag neu ausgeschrieben.
Man erinnere sich: vor der Causa Stantejsky war die Verweisung des Billeteurs Christian Diaz, der auf der Burgtheaterbühne gegen die GS4 protestieren wollte, durch Karin Bergmann so etwas wie ein Wetterleuchten des heraufziehenden Sturmes.

 

12. Juni 2014Hartmanns Anwälte zeigen Gutachter Thomas Angermair an

Die Anwälte von Matthias Hartmann bringen eine Anzeige gegen Rechtsanwalt Thomas Angermair ein, der Anfang März von Kulturminister Josef Ostermayer damit beauftragt worden war zu prüfen, ob den Burg-Chef "eine arbeits-, schadenersatz- und gesellschaftsrechtliche Verantwortung" treffe, so ein Bericht in der Presse (11.6.2014). Angermair empfahl damals Hartmanns Entlassung – Ostermayer war dem Rat gefolgt. "Angermair hätte diesen Auftrag niemals annehmen dürfen", so Hartmann-Anwalt Georg Schima. Die Begründung: Angermair sei nur wenige Monate zuvor, Ende November 2013, bereits von Hartmann "um rechtliche Hilfe gebeten" worden und hatte diesem im Vertrauen auf die anwaltliche Schweigepflicht u.a. anvertraut, "dass er draufgekommen sei, dass es ein ungelöstes steuerliches Thema im Zusammenhang mit seinen Vorbereitungshonoraren gebe".

(Presseschau vom 12. Juni 2014 – Matthias Hartmanns Anwälte zeigen Gutachter Thomas Angermair an)

 

13. Juni 2014Alte Burgtheater-Revisionsberichte setzen Holding-Chef Springer und am Burgtheater beschäftigte Künstler unter Druck

Burgtheater-Holding-Chef Georg Springer hätte das gigantische Defizit des Hauses, das im Zuge der Burgtheater-Krise ans Licht gekommen ist, "womöglich verhindern können". Das schreibt Ashwien Sankholkar im österreichischen Wirtschaftsmagazin "Format" und beruft sich auf "FORMAT exklusiv vorliegende Berichte der Internen Revision der Bundestheater-Holding aus 2011 und 2013". Als Künstler, die von Stantejskys Cash-System profitiert hätten und deshalb ins Visier der Steuerfahnder geraten dürften, nennt Sankholkar in seinem Porträt des Burgtheaters als mafiöses System die Schauspieler Michael Maertens, Christiane von Poelnitz und Gert Voss sowie den Regisseur Jan Bosse.

(Meldung vom 13. Juni 2014 – Alte Burgtheater-Revisionsberichte setzen Holding-Chef Springer unter Druck)

 

18. Juni 2014 - Rechtsgutachten belastet den Holding-Chef Georg Springer

Wie die Wiener Tageszeitung Die Presse schreibt, belastet das Rechtsgutachten, das im April die Grundlage für Matthias Hartmanns Entlassung als Burgtheater-Direktor abgegeben hatte, auch den Chef der Österreichischen Bundetheaterholding Georg Springer. In der "Letztfassung" des Gutachtens vom 30. Mai 2014 heiße es: "Aus den uns vorliegenden Unterlagen erscheint es naheliegend, dass Springer – in seiner Funktion als Geschäftsführer der Bundestheater-Holding – über Wissen hinsichtlich der Lage des Burgtheaters verfügte ..., welches die übrigen Mitglieder des Aufsichtsrats der Burg nicht besaßen." Das Gutachten halte außerdem fest: "Die im Zuge des Rechnungshof-Berichts bekannt gewordenen Umstände über das Verhalten von Springer sind grundsätzlich geeignet, eine Vertrauensunwürdigkeit zu begründen." Allerdings könne noch nicht abschließend beurteilt werden, ob und welche Verantwortung Springer treffe und ob man ihn entlassen müsse. Dieses könne erst beurteilt werden, wenn der Endbericht des Rechnungshofes vorliege.

Die jetzt bekannt gewordenen Passagen stünden, so Die Presse, im Gegensatz zur Behauptung von Minister Josef Ostermayer, der mehrfach betont hatte, Springer werde im Gutachten entlastet.

(Meldung vom 18. Juni 2014 – Rechtsgutachten belastet den Bundestheater-Chef Georg Springer)

 

21. Juni 2014 - Matthias Hartmann und Peter Raddatz nennen den Chef der Bundestheaterholding Georg Springer den eigentlich Verantwortlichen für die Krise

In einem Gespräch der Wiener Zeitung Die Presse (21.6.2014) mit Matthias Hartmann und Peter Raddatz erhebt Matthias Hartmann abermals schwere Vorwürfe gegen den Geschäftsführer der Bundestheater-Holding Georg Springer und verdächtigt Kulturminister Josef Ostermayer den Schuldigen zu decken.

Presseschau vom 21. Juni 2014 – Matthias Hartmann und Peter Raddatz fragen ob Kulturminister Josef Ostermayer den Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer schützt 

 

21. Juni 2014 - Karin Bergmann beriet nach ihrem Ausscheiden als Vizedirektorin des Burgtheaters Silvia Stantejsky

Renate Graber berichtet in der Wiener Tageszeitung Der Standard (21.6.2014), die aktuelle Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann habe nach ihrem Ausscheiden als Vizedirektorin der Burg 2010 noch acht Monate weitergearbeitet und dabei die kaufmännische Geschäftsführerin der Burg Silvia Stantejsky "in künstlerischen Belangen" beraten. Ihre Abfertigung von rund 35.000 Euro habe Bergmann nach einer Abmachung mit Stantejsky in acht Monatsgehalter aufgeteilt bis Mai 2011 von der Burg bezogen. Am 1. April 2012 sei Karin Bergmann in Pension gegangen. Sie hat bisher angegeben, sie habe vom Schwarzgeldsystem von Silvia Stantejsky nichts gewusst.

 

23. Juni 2014 - Georg Springer geht nicht gleich aber früher in Pension

Georg Springer tritt als Geschäftsführer der österreichischen Bundestheater-Holding zum Ende der Spielzeit am 30. Juni, zurück. Das berichtet der Wiener Standard auf seiner Internetseite. Der 67jährige Springer habe sich zu diesem Schritt entschlossen, "um eine Versachlichung der Diskussion um die Bundestheater-Holding zu ermöglichen", zitiert die Wiener Tageszeitung aus einer heute veröffentlichten Erklärung Springers. Der Geschäftsführervertrag werde mit 30. Juni 2014 "einvernehmlich aufgelöst", und er, Springer, werde "anschließend in den Ruhestand treten". Der ursprüngliche Pensionsantritt wäre der 31. Dezember dieses Jahres gewesen. Kulturminister Josef Ostermayer schreibt in einer Aussendung, die Entscheidung, die Funktion des Geschäftsführers vorzeitig zurückzulegen, sei "ein großer Schritt von Dr. Springer. Ich danke ihm für seine Arbeit in den letzten Monaten, die zur Beseitigung der vergangenen Krise im Burgtheater beigetragen hat".

Meldung vom 23. Juni 2014: Chef der österreichischen Bundestheater-Holding Georg Springer zieht sich zurück

 

24. Juni 2014 - Prozess Matthias Hartmann gegen Burgtheater beginnt

Vor dem Wiener Arbeits- und Sozialgericht startet der Arbeitsgerichtsprozess, den der entlassene Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann gegen sein ehemaliges Haus angestrengt hat. Hartmann bestreitet die Rechtmäßigkeit seiner Kündigung und klagt auf Entschädigung.

 

23. Juli 2014 – Österreichischer Rechnungshof bringt Bericht zur Burgtheaterkrise heraus

Der österreichische Rechnungshof übt in seinem heute erschienenen 160 Seiten umfassenden, die Geschäftsjahre 2009/2010 bis 2011/12 behandelnden Bericht zu den Finanzen der Bundestheater-Holding scharfe Kritik sowohl an der Holding und den Verantwortlichen der einzelnen Häuser als auch an der Politik. Das berichtet Die Presse. Konstatiert werden der Zeitung zufolge "nicht genehmigungsfähige Dreijahrespläne, 'keine realistischen' Finanzierungskonzepte und teure Evaluierungen ohne Konsequenzen". Die Holding habe laut Bericht "ihre strategische Führungsrolle im Hinblick auf Darlegung des mehrjährigen Finanzbedarfs für den Bundestheater-Konzern unzureichend" erfüllt.

Meldung vom 23. Juli 2014: Österreichischer Rechnungshof bringt Bericht zur Burgtheaterkrise heraus

 

8. August 2014 - Die Zeitschrift Format interviewt Kulturminister Ostermayer

Bundesminister Josef Ostermayer: "Ich plane eine Neuordnung des Bundestheater-Konzerns, wo die Kontrollmechanismen offenbar nicht funktionierten. Ich habe diesbezüglich Angebote bei mehreren Organisationsberatern einholen lassen. ... Dass die Holding in ihrer jetzigen Form aufgelöst wird, ist übrigens nicht ausgeschlossen. Auch wenn ich glaube, dass es sinnvoll ist, eine Organisationsstruktur zu finden, die eine zentrale Steuerung erlaubt."
Auf die Frage von Format: "Wenn die Aufsichtsräte korrekt agiert haben, wem ist das Kontrollversagen an der Burg eigentlich vorzuwerfen?", antwortet der Minister:
"Die Unternehmensführung, der Aufsichtsrat und die Eigentümer müssen sich auf Testate verlassen können. Ich kann doch nicht vom Aufsichtsrat erwarten, dass er sich jeden einzelnen Beleg anschaut. Das ist nicht seine Aufgabe. Darum klagt die Bundestheater-Holding jetzt auch den Wirtschaftsprüfer PwC."

Das österreichische Bundeskanzleramt veröffentlicht den Wortlaut des Interviews auf seiner Website.

 

22. August 2014 - Tonbänder von Sitzungen des Burgtheater-Aufsichtsrates werden dem Standard und der Wochenzeitung Die Zeit zugespielt

Der Standard (und zeitgleich auch Die Zeit) schreibt über eine Aufsichtsratsitzung des Burgtheaters vom 13. Juni 2008: Deutlich sei auf dem Tonband zu hören, wie Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer fordert, das 4,41 Mio-Defizit müsse aus der Bilanz verschwinden. Später legt die neue kaufmännische Geschäftsführerin Stantejsky eine ausgeglichene Bilanz vor. Sie hat, weisungsgemäß, Rücklagen in Höhe von 2,5 Mio Euro aufgelöst und den Wert von Bühnenbildern kurzerhand erhöht, indem sie ihre Abschreibung auf fünf Jahre verlängert hat, obwohl das Zeug nach Abspielen einer Produktion nicht mehr zu brauchen ist. "Bravourös gemeistert" nennt das Springer in der Sitzung am 31. Oktober.
 

8. September 2014 – Ex-Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann nimmt abermals Stellung

Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erhebt Ex-Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann abermals Vorwürfe. Zur Seite steht ihm in dem Gespräch Theater-Finanzexperte Peter F. Raddatz, der sagt, dass alle Jahresabschlüsse seit der Ausgründung des Burgtheaters 1999 im Grunde komplett neu gemacht werden müssten. Bereits 2011 hatte Hartmann bei Raddatz angerufen, weil er meinte, dass mit den Finanzen  etwas nicht stimmen könne. Raddatz fand heraus, dass "zu dem Zeitpunkt, als Hartmann angefangen hat, das Burgtheater schon komplett überschuldet war" und Schulden von 13 Millionen mit sich herumgeschleppt habe. Das Burgtheater habe sich reicher gerechnet, so Raddatz, zum Beispiel weil es ungeheuerlicherweise Bühnenbilder in der Bilanz habe stehen lassen.

Zu der Interviewpassage, dass Karin Bergmann ihren Vorgänger Klaus Bachler auf der Aufsichtsratssitzung 2008 vertreten und damit impliziert die Geschäftsführung innegehabt hätte, hat das Burgtheater mittlerweile eine Richtigstellung verschickt, in der es von Bergmann heißt:

"Ich habe Klaus Bachler zu keinem Zeitpunkt als Geschäftsführer vertreten. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Prokura, sondern war als Stellvertreterin der künstlerischen Direktion konkret damit betraut, die operative Abwicklung der geplanten Spielzeit 2008/09 durchzuführen. In der Aufsichtsratssitzung im Juni 2008, in der ich den ausnahmsweise entschuldigten künstlerischen Geschäftsführer Klaus Bachler vertreten habe, hat Matthias Hartmann, der seit 13. Juni 2006 designiert war, die Prokura für die Geschäfte des Burgtheaters erhalten. Daher hat auch Matthias Hartmann die Bilanz am Ende der Spielzeit 2008/09 anstelle von Klaus Bachler unterzeichnet."

Presseschau vom 8. September 2014: Ex-Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann wehrt sich im Interview mit der Süddeutschen Zeitung gegen die Vorwürfe der Misswirtschaft

 

12. September 2014 – Die Wiener Presse nennt Kandidaten für die Burgtheaterintendanz

Sechs Bewerber sollen laut Wiener Presserecherchen in der kommenden Woche vor der Findungskommission des Wiener Burgtheaters für den Intendanzposten ab September 2016 vorsprechen: Frank Baumbauer (Ex-Schauspielchef der Salzburger Festspiele und zuletzt 2001 bis 2009 Intendant der Münchner Kammerspiele), Ulrich Khuon (derzeit Intendant des Deutschen Theates Berlin), Martin Kušej (derzeit Intendant des Residenztheaters München), Wilfried Schulz (derzeit Intendant des Staatsschauspiels Dresden), Michael Thalheimer (Regisseur) sowie die aktuelle Interims-Direktorin Karin Bergmann. Das meldet der Standard auf seiner Internetseite unter Berufung auf das Nachrichtenmagazin News.

Meldung vom 12. September 2014: KandidatInnen für Burgtheater-Intendant/Khuon dementiert

Meldung vom 13. September 2014: Auch Martin Kusej will nicht ans Burgtheater

Meldung vom 13. September 2014: Frank Baumbauer geht nicht ans Burgtheater

 

19. September 2014Karin Bergmann meldet Interesse an Burgtheaterintendanz an

Im Interview mit dem österreichischen Nachrichtenmagazin Format dementiert Burgtheater-Interimsintendantin Karin Bergmann nicht, dass sie Interesse daran hat, das Burgtheater ab 2016 weiterzuleiten. Außerdem erklärt sie, was das Theater ihrer Ansicht nach leisten muss und welche Teile des Hauses sie als Werbeflächen vermieten würde.

Presseschau vom 19. September 2014: Das österreichische Nachrichtenmagazin Format interviewt Burgtheater-Interimsintendantin Karin Bergmann

 

21. September 2014 – Burgtheaterchronik im Standard

Der Standard veröffentlicht seine eigene Burgtheaterchronik, mit wundervollen Fotos und Info-Grafiken. Der Sumpf wirft immer weitere Blasen, könnte man als Fazit sagen. Was wusste etwa der Minister Josef Ostermayer wann? Was konnte er wissen? Was will er überhaupt wissen? Und was ist mit dem Aufsichtsrat?

 

28. September 2014 – Ex-Burgtheatervizedirektorin Sivia Stantesjsky wehrt sich

"Ich möchte mich zur Wehr setzen", begründet Silvia Stantejsky ihre späte, aber umso größere Bereitschaft, ihre Sicht der Dinge im Interview mit Karin Cerny und Stefan Grissemann vom österreichischen Nachrichtenmagazin Profil für die Öffentlichkeit auszubreiten. In dem langen Gespräch sagt sie unter anderem: "Es gab bei mir keine Kassa-Auszahlung ohne Beleg – nichts, was heimlich über den Tisch geschoben wurde." Und Unterschriften habe sie "natürlich überhaupt nie" gefälscht; "dagegen wehre ich mich vehement."

Presseschau vom 28. September 2014: Die ehemalige Burgtheater-Vizedirektorin Silvia Stantejsky meldet sich zum ersten Mal seit ihrer Entlassung ausführlich zu Wort


14./15. Oktober 2014Karin Bergmann als Burgtheaterdirektorin bis 2019 berufen

Der österreichische Kulturminister Josef Ostermayer hat, beraten von einer Findungskommission, die Interimsdirektorin Karin Bergmann als Burgtheater-Direktorin bis 2019 berufen (siehe Meldung). Für nachtkritik.de kommentiert Dirk Pilz die Entscheidung: Es wird weiter gemistet.

Im Standard nennt Andrea Schurian die Berufung von Karin Bergmann eine "mutige Idealbesetzung". Zu etwaigen Unregelmäßigkeiten in den Bezügen der ehemaligen Vizechefin des Hauses in der Ära Bachler und der ungeklärte Frage, was Karin Bergmann von den Vorgängen um Stantejsky wusste, schreibt Schurian: "Sicher, die neue Burgherrin gehörte auch schon dem 'alten' System an. Doch man sollte ihr bis auf weiteres Glauben schenken, dass sie die intransparenten buchhalterischen Extravaganzen ebenso wenig zu durchblicken vermochte, wie dies offenbar der Bundestheatergeneral, die Aufsichtsräte, Wirtschaftsprüfer oder ihre Vorgänger Nikolaus Bachler und Matthias Hartmann taten. Ausschlaggebend wird jedenfalls sein, ob und wie sie zur Aufklärung der skandalösen Vorgänge beiträgt - auch wenn es ihrer Ex-Kollegin und Freundin Silvia Stantejsky zum Nachteil gereichen sollte."

Katharina Körber-Risak, die Anwältin von Matthias Hartmann, überrascht die Berufung von Karin Bergmann nicht. Der Standard zitiert sie am 14. Oktober gemäß einer APA-Meldung: "Aufgrund der bisherigen Vorgehensweise der Politik war klar, dass nur jemand, der tief im alten System verwurzelt ist wie die Frau Bergmann, das Interesse der Politik, weitere Transparenz zu verhindern, bestmöglich erfüllen kann."

Oktober 2014 - Feierstunde für das neue Ehrenmitglied des Burgtheaters Elisabeth Orth

Im Oktober, behauptet ein Kommentator auf nachtkritik.de, wird bei einer Feierstunde für Elisabeth Orth, die zum Ehrenmitglied der Burg ernannt wird, Frau Stantejsky in einem Atemzug mit dem Kulturminister Ostermayer vom Ensemblesprecher begrüßt. Kommentator "Reinrad" schreibt auf nachtkritik.de am 4. Februar 2015 auf nachtkritik
"Jedenfalls erschien mir das, auch gemessen an wienerischen Gepflogenheiten, der protokollarischen Ehren doch viel für eine Dame, die mit dem Burgtheater gerade in einem nicht unerheblichen Rechtsstreit liegt".

19. November 2014 - Gab es bereits früher Kommunikationsstörungen zwischen Hartmann und Stantejsky?

Beim von Silvia Stantejsky angestrengten Arbeitsgerichtsprozess gegen ihre Entlassung sagt Georg Springer, Ex-Chef der Bundestheater-Holding, vor Gericht als Zeuge aus. Eine neuerliche Bewerbung Stantejskys um die Position einer kaufmännischen Geschäftsführerin habe er zum Jahreswechsel 2012 / 2013 nicht unterstützen können, da im Aufsichtsrat immer mehr Gegenwind und auch zunehmende Distanz des künstlerischen Geschäftsführers Matthas Hartmann spürbar gewesen sei, die sogar Richtung Mobbing gegangen seien. "Ich war aber der festen Überzeugung, dass es schädlich ist für das Burgtheater, wenn zwei nicht mehr kommunikationsfähige Personen in der Geschäftsführung zusammenarbeiten." Daher habe er ihr im Jänner 2013 vorgeschlagen, brieflich auf eine solche Bewerbung zu verzichten. Ab 1. September 2013 sei sie als stellvertretende künstlerische Geschäftsführerin tätig gewesen.

 

21. November 2014 - Prozess Hartmann gegen Burgtheater wird unterbrochen

Im November wird der Prozess, den Matthias Hartmann gegen seine Entlassung angestrengt hat, für zunächst neun Monate aus "verfahrensökonomischen Gründen" unterbrochen. Es sollen zunächst die Ergebnisse der strafrechtlichen Ermittlungen gegen Hartmann, Stantejsky und andere abgewartet werden.

 

27. November 2014 - Die Aufsichtsräte des Burgtheaters bleiben trotz Krise und Finanzdesaster

Während das Das Beratungsunternehmen ICG noch die gesamte Organisation der Bundestheater prüft, müssen neue Aufsichtsräte berufen werden, die Amtsperiode des bisherigen Rates läuft aus. Trotz dessen Unwissenheit in Sachen Finanzchaos verändert der Minister den Aufsichtsrat des Burgtheaters nicht. Am 27. November erklärt er der Presse: In der Krisenphase hätten die Räte "extrem gut mitgearbeitet", und er glaube, in schwierigen Zeiten sei "Kontinuität besonders wichtig". Außerdem sei nach Stand der Erkenntnisse dem Aufsichtsrat gar nichts vorzuwerfen.

Den Ex-Bundestheater-General Georg Springer ist die Republik Österreich, laut dem Minister, auch noch nicht losgeworden. Der ehemalige Chef der Bundestheater-Holding habe zwar im Juni sein Amt "zurückgelegt", aber eine Auflösungsvereinbarung mit ihm stehe aus. Springer weigere sich anzuerkennen, dass er schadensersatzpflichtig sei für die Vergangenheit - im Falle, dass ihm etwas nachgewiesen werden könne.

1. Dezember 2014 - Fortsetzung Prozeß Stantejsky gegen Burgtheater

Was bei diesem Arbeitsprozess im Laufe der Zeit herauskam, klingt wie Nachrichten aus einem Tollhaus.
Wurde Silvia Stantejsky am Tag ihrer Entlassung wegen einer unerklärlichen Überweisung vom Burgtheaterkonto auf ihr Privatkonto versprochen, dass sie einen anderen Job im Theater bekäme? Etwa den einer Referentin von Matthias Hartmann, der aber bereits eine Referentin hatte, und mit Stantejsky, laut Georg Springer, ja im Dauerclinch lag, nach außen aber Krokodilstränen vergoss, als er sie dann feuern musste?

Wurde Silvia Stantejsky zwar offiziell von ihrem Amte suspendiert im November 2013, aber inoffiziell weiterbeschäftigt, um den Jahresabschluss zu machen, in einem anderen Zimmer des Theaters? Nahm sie etwa, obschon suspendiert, auch weiterhin an Direktoriumssitzungen teil?
Hartmann kann sich nicht erinnern.

Judith Hecht kommentiert in der Presse: "Die Frage, ob es ein Jobangebot für Stantejsky nach ihrer Entlassung gegeben hat, ist zentral. Eine Entlassung setzt eine krasse Vertrauensunwürdigkeit voraus, die einer Weiterbeschäftigung unzumutbar macht."

Hat Karin Bergmann zusätzliche "illegale" Pensionsverträge abgeschlossen gehabt, wie Stantejsky und andere? Und stimmt es, dass sich Bergmann dauernd mit der Prozessgegnerin Stantejsky in der Öffentlichkeit zeigt, wie der Kommentator "stropek" am 1. Dezember schreibt.

 

12. Jänner 2015 - Bundestheater-Holding verbietet Wirtschaftsprüfer Aussage vor Parlamentsauschuss 

Vor dem Unterausschuß des Rechnungshofausschusses, der versucht, sich mit den Vorgängen am Burgtheater parlamentarisch auseinanderzusetzen, soll am 12. Jänner Martin Wagner, Seniorpartner der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG aussagen. Wagner hatte die Bücher des Burgtheaters nach Bekanntwerden des Skandales geprüft. Aber die Bundestheater-Holding verbietet Wagner die Aussage. Auch Minister Ostermayer weigert sich, Wagner von der Verschwiegenheitspflicht zu entbinden. Ostermayer begründet seinen Schritt in der Parlamentssitzung vom 25. Februar 2015 mit dem Argument, "dies könnte sich negativ auf den Ausgang des anhängigen Prozesses auswirken. Er werde bei Anfragebeantwortungen oder Weisungen selbstverständlich nicht in einer Art und Weise vorgehen, die einen Schaden für das Unternehmen verursachen könnte." Die Oppostionsparteien FPÖ, Grüne und NEOS protestieren erfolglos.

 

25. Februar 2015 - Der Nationalrat diskutiert über die Causa Burgtheater

Die Grünen drängen weiter auf die Vorlage der Protokolle der Sitzungen des Burgtheater-Aufsichtsrates. In einer Kurzdebatte im Nationalrat über die Beantwortung einer insgesamt 196 Punkte umfassenden Anfrage der Grünen durch Josef Ostermayer wirft der Kultursprecher der Grünen Wolfgang Zinggl dem Minister vor, durch seine Berufung auf die Vertraulichkeit die Aufklärung des Burgtheater-Skandals zu behindern. Ostermayer bekennt sich zu "Transparenz und Aufklärung", gibt aber zu bedenken, es gelte auch, auf datenschutzrechtliche Interessen Bedacht zu nehmen und darüber hinaus wirtschaftlichen Schaden für das Unternehmen zu vermeiden. Der "parlamentarische Rechts- und Legislativdiensts" sowie der Verfassungsdienst im Bundeskanzleramt hätten ihm "eine Rücksichtnahme auf Datenschutzinteressen empfohlen".

 

2. März 2015 - Der Prozess Stantejsky gegen Burgtheater geht weiter

In der "6. Tagsatzung im arbeitsrechtlichen Prozess um die Entlassung von Silvia Stantejsky" sagt am 2. März 2015 auch Peter Stransky, Leiter der internen Revision der Bundestheater, vor dem Arbeits- und Sozialgericht Wien aus. Der Standard schreibt: "Stransky berichtete von einem System, das er 'Bank Burgtheater' nannte. Demnach habe die Burgtheater GmbH es ihren Mitarbeitern ermöglicht, private Überweisungen über ein Burg-Konto zu tätigen. Als Beispiel nannte Stransky den Fall, dass man einen Strafzettel nicht von seinem Privatkonto zahlen wollte. Dass Akontobelege nicht der Buchhaltung vorgelegt wurden, 'aus meiner Sicht ein Verstoß gegen die buchhalterischen Grundsätze', unterstrich der Revisor." (Siehe dazu auch den Bericht der Presse).

4. März 2015 - Bundestheater-Holding untersagt auch Peter Raddatz Aussage vor dem Untersuchungsausschuss

Nachdem die Bundestheater-Holding auch dem 2012 von Matthias Hartmann zu Rate gezogenen derzeitigen Geschäftsführer des Hamburger Schauspielhauses Peter Raddatz eine Aussage vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss untersagt hat, schreibt Andrea Schurian am 4. März im Standard: "Günter Rhomberg, interimistischer Geschäftsführer der Bundestheaterholding, verpasste Raddatz – wie auch dem Wirtschaftsprüfer Martin Wagner – einen Maulkorb. Warum die Mauschelei? Welches (politische) Kalkül steckt dahinter? Seit Ausbruch des Finanzdebakels ranken sich Gerüchte und Schuldzuweisungen bis in die obersten Theater- und Holding-Etagen. Auf den Untersuchungstisch gehören daher auch jene Aufsichtsratsprotokolle, wonach Stantejsky von Ex-Holdingchef Georg Springer (und im Beisein der aktuellen Burg-Direktorin) angeblich gebeten wurde, rote Zahlen in schwarze Nullen umzufärben."

Zur selben Angelegenheit schreibt der Kommentator H. Appelt am 5. März 2015 auf nachtkritik.de: "Wichtig an dem Kommentar von Andrea Schurian (...) ist die Schlusspassage:  (...) Und zwar die Stelle, an der vom "Beisein der aktuellen Burgdirektorin" die Rede ist: nach besagter Aufsichtsratssitzung gefragt gab Frau Bergmann nämlich bisher immer die folgende Doppelantwort: 1. Sie sei damals nicht Direktorin gewesen. (Das heißt: was immer sie getan oder gewusst hat, sie trug nicht die juristische Verantwortung eines Direktors, an der sie sich heute messen lassen muss.) 2. Matthias Hartmann sei im entsprechenden Abrechnungsjahr Prokurist des Burgtheaters gewesen. Will heißen: juristisch gesehen trägt er für die Ergebnisse besagter Aufsichtsratssitzung mehr Verantwortung als Bergmann. Was Frau Bergmann dabei unterschlägt: sie war auf der Sitzung anwesend, Hartmann nicht. Die von Bergmann hervorgehobene Prokura für das Burgtheater wurde Hartmann auf besagter Sitzung überhaupt erst erteilt (in seiner Abwesenheit)."

 

4. März 2015 - Interview mit Matthias Hartmann im Standard

In Anbetracht der Mauertaktik der Bundestheater-Holding und des Ministers Ostermayer die volle Transparenz versprechen, aber die entscheidenden Leute nicht vor dem Parlament sprechen lassen wollen, kippt ganz allmählich die Stimmung. Vielleicht ist Matthias Hartmann ja doch hereingelegt worden und ihn trifft, trotz aller Großsprecherei und aller Selbststilisierung noch die geringste Schuld? Hartmann selber dazu in einem Interview mit dem Standard, in dem er sich wie üblich ausgiebig beschwert: "Der damalige Bundestheater-Holdingchef Georg Springer wollte mich in dem Moment loswerden, als ich beweisen wollte, dass die Schulden schon vor meiner Zeit da waren. Dass dies tatsächlich so war, wurde mir auch in einer Aufstellung von den Wirtschaftsprüfern bestätigt. Ich habe einen Prozess angestrengt, um die Wahrheit ans Licht zu bringen."

 

5. März 2015 - Spielbetrieb der Bundestheater ab Sommer 2016 gefährdet!

Der interimistische Chef der Bundestheater-Holding Günter Rhomberg gibt auf einer Pressekonferenz bekannt: "Das Finanzloch bei den Bundestheatern vergrößerte sich in der abgelaufenen Spielzeit um sechs Mio. Euro. Nach einem Bilanzverlust von 22,3 Mio. Euro für 2012/13 beträgt das negative Ergebnis in der Konzern-Bilanz 2013/14 bereits 28,4 Mio Euro. Ein Verlust, mit dem man aber gerechnet habe". Wenn indes die "Basisabgeltung" (Förderung) der Bundestheater durch den Bund nicht signifikant erhöht werde, werde die Lage "existenzbedrohend". Grund dafür sei, dass die Basisabgeltung seit 1999, der Ausgliederung der Bundestheater in die Holding, ohne Inflationsausgleich geblieben wäre. Um den laufenden Betrieb bis zur nächsten Spielzeit zu sichern, seien Immobilien verkauft worden. Weitere "nicht betriebsnotwendige" Immobilien hätten die Bundestheater nicht. "Bis 31. 8. 2016 wird es sich ausgehen", zitiert die Presse Günther Rhomberg, "danach könne der Spielbetrieb aus heutiger Sicht nicht mehr aufrechterhalten werden".

8. März 2015 - Kulturminister Josef Ostermayer will sich beim Finanzminister für eine Erhöhung der Basisabgeltung einsetzen

Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) will sich angesichts der Finanzprobleme der Bundestheater beim Finanzminister für eine Erhöhung der Basisabgeltung einsetzen, schreibt der Standard. Das entspreche der Forderung des interimistischen Holding-Chefs Günter Rhomberg nach mehr Geld. Dieser habe zuletzt auf Ö1 überdies die Notwendigkeit der Holding als Controlling-Instanz betont.

 

27. August 2015 - Burgtheater wird Theater des Jahres 2015

In der Jahresumfrage unter Kritiker*innen, die das Fachblatt Theater Heute veranstaltet, erhält das Burgtheater die meisten Stimmen und wird Theater des Jahres. Die Krise gilt als überstanden.  

 

14. November 2015 - Silvia Stantejsky gesteht Veruntreuung

Die ehemalige kaufmännische Direktorin des Burgtheaters, Silvia Stantejsky, soll vor der Wirtschafts-und Korruptionsstaatsanwaltschaft Wien ein Geständnis abgelegt haben. Das berichtet das österreichische Nachrichtenmagazin profil (47/2015). Laut einem dem Magazin vorliegenden Vernehmungsprotokoll soll Stantejsky zugegeben haben, 293.000 Euro von Matthias Hartmann sowie 185.000 Euro von David Bösch veruntreut zu haben. Sie habe die Gelder für Einzahlungen auf die Kasse bzw. Konten des Burgtheaters sowie für private Ausgaben verwendet.

 

20. Februar 2016 - Hat Silvia Stantejsky private Schulden aus der Burgtheaterkasse beglichen?

Das Wochenmagazin News schreibt, es lägen ihm Unterlagen vor, die "den Verdacht" nährten, "dass die Burgtheater-Finanzchefin privat Liquiditätsprobleme gehabt haben könnte". Mehrfach habe "eine Bank im Weinviertel auf Engpässe auf Stantejskys Konto hingewiesen". Stantejsky hatte in dieser Angelegenheiten immer behauptet, "sie habe für das Burgtheater Zahlungen geleistet und später wieder entnommen. Oder umgekehrt: entnommen und wieder rückgeführt".
Es sei eine "Tatsache", schreibt News, "dass in einer Ein- und Auszahlungsliste des Burgtheaters" Zahlungen "privater Strafmandate der Finanzdirektorin", das "Schulgeld für das Wiener Theresianum" und die Zahlung von "Stantejskys Kirchenbeitrag" verzeichnet seien.
Das Magazin fragt, wie "ausgeklügelt" das System Stantejsky gewesen sein müsse, "wenn es weder vom Controlling der Holding, noch von Wirtschaftsprüfern und Aufsichtsräten entdeckt wurde?" Offensichtlich sei jedenfalls, dass am Burgtheater "Jahr für Jahr hunderttausende Euro in bar ausbezahlt und verbucht" worden seien. "Auch ohne vorliegende Belege." Die "fehlenden Belege, Rechnungen, Honorarnoten und Quittungen" seien von Stantejsky "angeblich erst nachgereicht" worden, "wenn die Wirtschaftsprüfer im Haus am Ring vor der Tür standen". 

 

11. März 2016 - Gutachten der Staatsanwaltschaft sieht Steuerhinterziehung und Bilanzfälschung seit mindestens 2004 als erwiesen an

Das Nachrichtenmagazin News erweist sich immer mehr als Speerspitze bei der Aufklärung des Burgheater-Finanzskandals. In seiner Ausgabe vom 14. März 2016 (und vorab als Zusammenfassung auf der Website) berichtet es über die Ergebnisse eines Gutachtens, das  die Wiener Steuer- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in Auftrag gegeben hatte.

Laut News sei der Gutachter zu dem Ergebnis gekommen, dass am Burgtheater mindestens seit 2004 – also noch während der Intendanz von Klaus Bachler – Gagen an in- und ausländische Künstler*innen "und Dienstnehmer" bar ausgezahlt und dabei Steuern nicht abgeführt worden seien. Außerdem sei die Bilanz des Burgtheaters gefälscht worden, indem Bühnenbilder und Ausstattungsteile von Inszenierungen als Werte eingestellt worden seien, obwohl diese Ausstattungen bereits vernichtet worden waren.

 

15.-17. März 2016 - Rohbericht des österreichischen Rechnungshofs bestätigt Versäumnisse und Missstände

Auch der Rohbericht des österreichischen Rechnungshofes zeichnet laut der ihn zusammenfassenden Presse ein "desaströses Bild": "Millionenauszahlungen ohne Belege; millionenteure Produktionen trotz akuter Finanzprobleme; schwere Versäumnisse bei der Bilanzierung der Personalrückstellungen; offenkundige Missstände bei der internen Kontrolle". Besonders Ex-Geschäftsführerin Silvia Stantejsky und Ex-Intendant Matthias Hartmann werden in dem Bericht belastet – sie hätten keine "ordnungsgemäße Buchführung" praktiziert, "unrichtige Daten zur Berechnung der Personalrückstellungen" an den Gutachter übermittelt und in den Jahresabschlüssen ein falsches Bild der wirtschaftlichen Verhältnisse gezeichnet. Kulturminister Josef Ostermayer kündigt dem Standard zufolge an, innerhalb der nächsten zwei Wochen zum dem Bericht Stellung zu nehmen, sieht aber viele der Anregungen schon im Stadium der Umsetzung.

nachtkritik.de fasst die Hintergründe, den aktuellen Stand und die möglichen kulturpolitischen Auswirkungen im nachtkritik.de-Podcast zusammen.

 

23. März 2016 - "Die Presse" fordert Prüfung von Schadensersatz gegen Georg Springer

Einem Gastbeitrag des langjährigen Wiener Anwalts Nikolaus Lehner in der Wiener Presse (23.3.2016) zufolge, sei das Fehlverhalten Stantejskys sowie Hartmanns überhaupt nur möglich gewesen, weil der damalige Bundestheater-Holdingchef Georg Springer seiner Aufgabenstellung nicht gerecht geworden sei. Das ergebe sich aus dem Rohbericht des Rechnungshofes.

"Es beginnt schon damit, dass Springer der damaligen Kulturministerin, Claudia Schmied, Matthias Hartmann als Direktor eingeredet hat, obwohl bekannt war, welches Chaos er zuvor in Zürich und Bochum hinterlassen hat." Hartmann sei zwar ein ausgezeichneter Regisseur, aber als Direktor eines großen Theaters überfordert. Auch die "Bestellung der sehr fleißigen und sehr beliebten Frau Stantejsky zur kaufmännischen Führung des Theaters" sei, von Springer "eingefädelt" worden, "obwohl sie nur die Drittgereihte war".

Gravierendes Beispiel dafür, wie "selbstherrlich" Springer dem Aufsichtsrat der Holding vorgestanden sei, "ist die Feststellung des Rechnungshofs, dass bereits 2014 Bedenken angesichts der Ansiedelung der internen Revision bei der Bundestheaterholding zur Sprache gekommen sind". Springer sei dafür verantwortlich gewesen, dass die interne Revision nicht ausgelagert worden sei.

Mit Hinweis darauf, dass Springer am Anfang der Affäre jede Verantwortung abgelehnt habe, fordert der Autor, "dass noch vor der Verjährung Schadenersatzansprüche gegen Dr. Georg Springer zumindest geprüft werden".

 

Presseschau vom 8. April 2016Jetzt ermittelt die Korruptionsstaatsanwaltschaft

Dem Nachrichtenportal News.at liegt eigenem Bekunden zufolge die Selbstanzeige des Burgtheaters bei der Finanz vor, "die neben Hauptfigur Stantejsky auch alle ehemaligen kaufmännischen und künstlerischen Geschäftsführer der letzten Dekade umfasst". Aus dieser Unterlage geht laut news.at hervor, "dass das Burgtheater selbst davon ausging, dass bereits 'vor dem Jahr 2004 Zahlungen' an Mitarbeiter geleistet wurden, für die keine Steuern und Abgaben entrichtet wurden. Detailliert dokumentiert ist systematische Steuerhinterziehung ab dem Jahr 2004."

Auch zum Steuergebaren von Ex-Burgtheaterdirektor Klaus Bachler und der jetzigen Direktorin Karin Bergmann gebe es offene Fragen, so News.at. Doch könne das Finanzdebakel am Burgtheater nicht nur wegen der vorherrschenden Handgeldpraxis programmiert gewesen sein. Für News.at entsteht dieser Eindruck auch bei der näheren Betrachtung der Umstände, die zur Bestellung der Prokuristin Silvia Stantejsky zur Finanzdirektorin des Burgtheaters führten. So habe der künstlerische Direktor der Burg Klaus Bachler schon am 11. März 2008, und obwohl bereits in München designiert, einen Brief an die damalige Ministerin Schmied geschrieben, in dem er sich massiv für eine Beförderung von Stantejsky einsetzte.

News-Recherchen deuten darauf hin, dass das Vergabewesen des Burgtheaters ebenfalls untersuchenswert sein könnte: "Im Zentrum steht ein mittlerweile 76-jähriger Lieferant, der über Jahrzehnte textile Revisionsarbeiten für das Burgtheater und andere Bühnen durchführte. Vorliegende Rechnungen nähren den Verdacht, dass darin verzeichnete Leistungen gar nicht oder zumindest nicht in vollem Ausmaß erbracht wurden. Und: Das Geld floss auch nicht jenen Firmen zu, auf deren Briefpapier die Rechnungen geschrieben waren. Der eigentliche Aussteller war der ältere Herr, ein persönlicher Freund maßgeblicher Theatergranden; die Verleihung des Titels Kommerzialrat an den hervorragend vernetzten Burglieferanten hatte einst sogar in den Räumlichkeiten der Bundestheater-Holding stattgefunden."

 

Presseschau vom 20. Mai 2016 – Der Wiener Standard kommentiert die Berufung des ehemaligen Burg-Geschäftsführers Thomas Drozda zum neuen österreichischen Kulturminister

In Wien gibt es einen neuen Kulturminister: Thomas Drozda war Generaldirektor der Vereinigten Bühnen Wiens und davor kaufmännischer Burgtheater-Direktor, also der Vorgänger von Silvia Stantejsky. Im Wiener Standard schreibt Andrea Schurian in einem Kommentar auf, was es zu dieser pikanten Personalie zu sagen gibt.

 

Presseschau vom 25. Mai 2016 – Die Wiener Zeitungen über den Rechnungshof-Endbericht zur Causa Burgtheater

Der österreichische Rechnungshof hat gestern seinen Abschlussbericht zur Causa Burgtheater Wien präsentiert, jetzt reagieren die Zeitungen. Viele Erkenntnisse hatten sich bereits abgezeichnet, werden jetzt aber bestätigt: Die Vorbilanztricks der 2013 fristlos gekündigten kaufmännischen Direktorin Silvia Stanejsky, eklatante Produktionsbudget-Überschreitungen 2009/10 dank des Premierenfeuerwerks, das der 2014 entlassene Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann in seiner ersten Saison zündete, so fasst es der Standard zusammen.

In dieser Deutlichkeit neu sei, dass das Organversagen weitaus multipler war – "und die 'kreative' Finanzgebarung allen, von Kulturministerin Claudia Schmied über die Bundestheaterholding bis zum Aufsichtsrat, offenbar ziemlich egal", schreibt Andrea Schurian im Standard in einem Kommentar. "Das ist der eigentliche Skandal – und ein eklatanter Widerspruch zu einem von Ex-Kulturminister Josef Ostermayer 2014 in Auftrag gegebenen juristischen Gutachten, wonach es außer Stantejsky und Hartmann keine Schuldigen gebe."

Laut Rechnungshof-Bericht hätten aber sowohl die Ministerin ebenso wie der damalige Holdingchef und Aufsichtsratsvorsitzende auf Fehlentwicklungen und Kostenentgleisungen gar nicht oder zu spät reagiert. Der Bericht kritisiert u.a. die Besetzungspolitik an der Burg. So sei nicht nachvollziehbar, dass Silvia Stantejsky 2008 zur kaufmännischen Leiterin bestellt wurde – ein Personalberatungsunternehmen hatte sie auf den dritten Platz gesetzt, die Kommission wählte dennoch sie. Katrin Nussmayr schreibt in der "Presse": "2012 verlängerte die damalige Kulturministerin, Claudia Schmied (SPÖ), Hartmanns Vertrag ohne Ausschreibung vorzeitig – obwohl sie über die finanzielle Talfahrt an der Burg informiert worden sei." Pikant: In der Kommission saß u. a. der damalige Burg-Geschäftsführer und heutige Kulturminister Thomas Drozda, der jetzt laut "Presse" offenbar versicherte: "Die Empfehlung des RH an die Kulturpolitik, künftig alle Bestellungen auszuschreiben und Mitglieder der Geschäftsführung nicht mehr vorzeitig wiederzubestellen, wurde schon umgesetzt, und das werde auch künftig so gehandhabt.

 

Meldung vom 15. März 2017Weitere Ermittlungen eingestellt

Im juristischen Nachspiel des Finanzskandals am Wiener Burgtheater werden weitere Ermittlungen gegen dessen früheren Intendanten Matthias Hartmann, Ex-Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer und die ehemalige kaufmännische Direktorin Silvia Stantejsky fallen gelassen.

Wie die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegenüber dem Wiener Standard bestätigte, werden die Ermittlungen wegen des Verdachts von "grob fahrlässiger Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen" gegen alle drei eingestellt. Bereits im Dezember wurden die Beschuldigten in einigen Punkten entlastet.

Weiterhin sieht sich Silvia Stantejsky dem Vorwurf der Untreue und Bilanzfälschung ausgesetzt.

Meldung vom 2. Dezember 2017Verfahren gegen Ex-Burgtheater-Chef Matthias Hartmann großteils eingestellt

Die Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftstrafsachen und Korruption hat einen Großteil ihrer Vorwürfe gegenüber Matthias Hartmann fallen gelassen. Gegen den ehemaligen Intendanten des Wiener Burgtheaters wird nicht mehr wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung, Untreue und Bilanzfälschung ermittelt. Das meldet unter anderem der Kurier.

Die Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) habe vor allem keine Bestätigung für den Verdacht gefunden, Hartmann könnte sich der Untreue schuldig gemacht und von vorsätzlichen Bilanz-Manipulationen der kaufmännischen Geschäftsführerin Silvia Stantejsky gewusst haben, schreibt die Wiener Zeitung. Hartmann als Künstlerischer Leiter habe darauf vertrauen dürfen, dass die Bilanzen der kaufmännischen Geschäftsführerin Silvia Stantejsky stimmen, so der Anwalt des Burgtheaters Bernhard Hainz unter Bezugnahme auf den auch dem Burgtheater zugestellten Einstellungsbeschluss: "Die WKStA geht davon aus, dass er – was die Zahlen betrifft – nicht gescheiter sein musste als seine kaufmännische Geschäftsführerin".

Nun steht nur noch der Vorwurf "Grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen" im Raum. Im Fokus stehen hier Stantejsky und Springer. Da jedoch Hartmann zur Zeit der Vorfälle als künstlerischer Direktor im Firmenbuch der Burgtheater GmbH eingetragen war, wird auch gegen ihn ermittelt.

Meldung vom 6. November 2018Alle Ermittlungen gegen Matthias Hartmann eingestellt

Auch die letzten Ermittlungen der Wiener Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen den 2014 entlassenen Direktor des Burgtheaters Matthias Hartmann sind nun eingestellt worden. Einen Großteil der Ermittlungen hatte die Staatsanwaltschafts bereits im Dezember 2017 eingestellt. Weiter ermittelt wird jedoch gegen die frühere kaufmännische Geschäftsführerin Silvia Stantejsky, unter anderem wegen des Verdachts der Untreue und der Bilanzfälschung.

Für Matthias Hartmann ist das strafrechtliche Kapitel der Affäre, die ihn 2014 das Amt kostete, nun abgeschlossen. Offen sind allerdings noch zivilrechtliche Ansprüche Hartmanns gegen das Burgtheater und umgekehrt. So hatte Hartmann gegen seine Entlassung vor Vertragsende im Jahr 2019 beim Arbeits- und Sozialgericht geklagt. Neben Gagen für nicht mehr zustande gekommene Inszenierungen verlangte er von der Bundestheater-Holding als Eigentümerin des Burgtheaters eine Kündigungsentschädigung.

Umgekehrt hatte das Burgtheater bei Hartmanns Managerhaftpflicht-Versicherung Schadenersatzansprüche angemeldet. Diese Versicherung hat laut der Wiener Tageszeitung Die Presse Prozesskosten, aber auch "allfällige Schadenersatzansprüche" gegen die versicherten Personen zu zahlen, "allerdings nur dann, wenn sie nicht mit einem konkreten Vorsatz gehandelt haben". Nachdem nun aber amtlich sei, dass Hartmann nicht vorsätzlich gehandelt hat, muss sich die Burg nur mit seiner Versicherung einigen, so der Bericht der Zeitung weiter. Doch werden die Chancen Wiener Zeitungsberichten zufolge positiv eingeschätzt, dass auch diese Rechtsstreitigkeiten zügig ihr Ende finden.

 

Meldung vom 9. November 2018 Burgtheater und Ex-Intendant Hartmann einigen sich auf Vergleich

Die gerichtliche Auseinandersetzung zwischen Ex-Intendant Matthias Hartmann und dem Wiener Burgtheater wurde im beiderseitigen Einverständnis beendet. Wie die FAZ und die Presse berichten, haben sich beide Parteien vor dem Arbeits- und Sozialgericht auf einen Vergleich geeinigt.

Teil der Vereinbarung ist die folgende Stellungnahme:

"Nach Einstellung des Strafverfahrens gegen Matthias Hartmann haben die Burgtheater GmbH und Matthias Hartmann einen Schlussstrich unter ihre Rechtsstreitigkeiten gezogen. Die Erhebungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft haben ergeben, dass gegen Matthias Hartmann in seiner früheren Tätigkeit als künstlerischer Leiter des Burgtheaters in Wien keine strafrechtlichen Vorwürfe bestehen. Die Parteien haben sich deshalb darauf verständigt, ihre gegenseitigen Rechtsstreitigkeiten zu beenden und die im März 2014 ausgesprochene fristlose Entlassung in eine einvernehmliche Beendigung umzuwandeln. Mit heutigem Wissensstand hätten die Parteien anders gehandelt. Durch das lange Ermittlungsverfahren entstanden auf beiden Seiten finanzielle, zeitliche und persönliche Belastungen, was beide Parteien bedauern."

Schadensersatzzahlungen zwischen den Parteien sind nicht vorgesehen. Allerdings müsse die Haftpflichtversicherung des Burgtheater-Trägers 450.000 Euro an das Burgtheater und 355.000 Euro an Matthias Hartmann zahlen. "Grundlage ist die Annahme, dass aus dem Versichertenkreis der Holding heraus den beiden Parteien Schäden zugefügt wurden, welche die Assekuranz nun ersetzt", so die FAZ.

Ferner sei man laut Presse übereingekommen, die fristlose Kündigung Hartmanns im März 2014 in eine einvernehmliche Beendigung des Dienstverhältnisses zum 31. August 2014 umzuwandeln. Damit wird Hartmanns Vertragsverlängerung bis 2019 rückwirkend gegenstandslos. Hartmann stünden außerdem noch von der Burg für ihn geleistete Pensionsansprüche in Höhe von 150.000 Euro zu, sowie eine Gagenzahlung von 70.000 Euro.

Für Matthias Hartmann ist das juristische Nachspiel des Finanzskandals am Burgtheater damit beendet. Erst Anfang der Woche wurden alle strafrechtlichen Ermittlungen gegen ihn eingestellt. Nicht so im Falle der Ex-Geschäftsführerin Silvia Stantejsky. Sie muss sich wegen Untreue und Bilanzfälschung vor Gericht verantworten.

 

 

Presseschau vom 7. Februar 2014 – Die taz über die drohende Schließung des Leipziger Instituts für Theaterwissenschaft

Theatergeschichtsforschung

7. Februar 2014. In der taz schreibt Esther Slevogt über die Entscheidung, die Theaterwissenschaften in Leipzig wegzusparen – gegen die heute um 15 Uhr mit einer Solidaritätsveranstaltung im Schauspiel Leipzig protestiert wird. Der Schritt werde mit "sinkenden Studentenzahlen" begründet, obwohl die Tendenz der Bewerbungen steigend sei. "Einen Kriterienkatalog, nach dem eine Bewertung des Instituts stattgefunden hätte, das die Maßnahmen rechtfertigen würde", gebe es laut Institutsmitarbeiter Micha Braun ebenfalls nicht. Überdies sei das wissenschaftliche Profil des Instituts, so Slevogt, "in diesem Land ziemlich einmalig", indem es nämlich als "eines der letzten theaterwissenschaftlichen Institute" das Theater "als kulturelle Praxis noch von ihrer Geschichtlichkeit denkt und erforscht". Andernorts sei "Theatergeschichte als Medien- und Öffentlichkeitsgeschichte und nicht zuletzt auch politische Geschichte längst marginalisiert oder ganz abgeschafft". Nicht zuletzt werde in Leipzig die Geschichte des DDR-Theaters erforscht und gute Netzwerke zu osteuropäischen Theaterkulturen und Institutionen gepflegt, "auch das ein Leipziger Alleinstellungsmerkmal".

Presseschau vom 29. Januar 2014 – taz-Interview mit dem Co-Leiter Jens Hillje vom Gorki Theater Berlin

Wütend und liebevoll

29. Januar 2014. Fast drei Monate nach dem Neustart am Berliner Gorki Theater hat Barbara Behrendt für die tageszeitung (29.1.2014) mit Co-Leiter Jens Hillje gesprochen. Für ihn findet sich "etwas von der Heterogenität der Stadt im Publikum" wieder: "Alt, jung und wild gemischt in Haarfarben und Haartrachten." Es gehe nicht darum, "dass jetzt nur noch 'die Anderen' im Publikum sitzen". Die hohen Auslastungszahlen (ca. 98% auf der großen Bühne) seien auch keinem "Anfangshype geschuldet". "Das Publikum merkt: Hier wird etwas verhandelt, was es interessiert." "Unsere Schauspieler sind so wie diese Stadt und die ist mit jedem Jahr mehr eine Ansammlung von sehr unterschiedlichen Minderheiten", beschreibt er das Ensemble, in dem die meisten Schauspieler einen Migrationshintergrund haben. "In der Minderheitserfahrung steckt auch die Fähigkeit, von Konflikten zu erzählen, die mit Identitäten und ihren Zuschreibungen zu tun haben, mit Macht und Ohnmacht."

Presseschau vom 23. Januar 2014 – Georg Springer im ORF und Peter Turrini im Standard über die Finanz- und Personalkrise des Wiener Burgtheaters

Ein doloses System

23. Januar 2014. In der Nachrichtensendung des ORF ZIB 2 (22.1.2014) äußert sich Dr. Georg Springer, Geschäftsführer der Bundestheater-Holding, zur Demission der Burgtheater-Vizedirektorin und zur finanziellen Krise des Burgtheaters (hier zur Mediathek des ORF). Die Kündigung der Vizedirektorin Silvia Stantejsky sei arbeitsrechtlich motiviert gewesen. Gründe für eine Strafverfolgung sieht er nicht. Mit dem Krisenmanagement von Matthias Hartmann sei er "nicht zufrieden", sagt Springer. Gleichwohl wolle er Hartmann keine Vorwürfe machen, da das eingerichtete bilanztechnische "System" der Vizedirektorin ohne seine Kenntnis und ohne die Kenntnis des Aufsichtsrats und der externen Wirtschaftsprüfer bestanden habe.

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