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Akademie der Künste erwirbt Teilnachlass von Tilla Durieux

Tilla Durieux (1880–1971), im Jahr 1905, fotografiert von Jacob Hilsdorf © Wikimedia Commons

8. Mai 2023. Die Akademie der Künste hat laut eigener Pressemitteilung mit großzügiger Unterstützung der Kulturstiftung der Länder unbekannte Teile aus dem Nachlass der Schauspielerin Tilla Durieux (1880–1971) erworben. Der Ankauf aus Auktionshäusern in Berlin und Wien ergänzt den Berliner Archivbestand der Akademie der Künste zu Tilla Durieux.

Die Neuerwerbung umfasst vor allem vor 1945 entstandene Briefe, Manuskripte und Fotos. Die Objekte verdeutlichen, wie stark Durieux mit der künstlerischen Avantgarde ihrer Zeit verbunden war. Zu den Briefpartnern gehören unter anderen Ernst Barlach, Alfred Döblin, Walter Hasenclever, Gerhart Hauptmann, Heinrich Mann und Franz Werfel. Von besonderer Bedeutung für die Akademie sind das Manuskript von Durieux' Memoiren "Eine Tür steht offen", das stark von der Druckfassung abweiche, und Briefe der Dichterin Else Lasker-Schüler, darunter ein Gedicht über die Schauspielerin. Unter den Fotografien befindet sich ein Bild von 1914, das den Maler Auguste Renoir bei der Betrachtung des von ihm geschaffenen Porträts von Tilla Durieux zeigt. Das bereits in der Akademie der Künste bestehende Durieux-Archiv mit einem Umfang von 3,3 Regalmetern ist erschlossen und online recherchierbar.

Tilla Durieux, 1880 in Wien geboren, zählt zu den bedeutendsten Schauspielerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum. Sie spielte ab 1905 bei Max Reinhardt, später bei Leopold Jessner und Erwin Piscator. Gleichzeitig förderte sie zusammen mit ihrem zweiten Ehemann, dem Verleger und Kunsthändler Paul Cassirer, die Künste und Künstler*innen und zusammen mit ihrem dritten Ehemann, dem Brauereidirektor Ludwig Katzenellenbogen, auch die Theater in Berlin. Ihre herausragende Wirkung spiegelt sich auch in der bildenden Kunst. Barlach, Corinth, Kokoschka, Renoir und Slevogt porträtierten sie.

Durch die Nationalsozialisten zur Emigration gezwungen, ließ sich Tilla Durieux in Zagreb, heute Kroatien, nieder, wo sie während der deutschen Besatzung als Kostümgestalterin eines Puppentheaters arbeitete. 1952 kehrte sie nach Deutschland zurück, wo sie in West-Berlin und der Bundesrepublik mit 72 Jahren eine aufsehenerregende Alterskarriere begann.

Ab 1961 war Tilla Durieux Mitglied der Akademie der Künste (Berlin-West). Die Akademie der Künste verwaltet den Tilla-Durieux-Schmuck, ein Collier mit 34 in Platin gefassten Zirkonen, das gemäß der Verfügung der Schauspielerin alle zehn Jahre von einer "hervorragenden Vertreterin der deutschen Schauspielkunst" an die nächste weitergegeben wird.Ihre erste, eigene Wahl fiel auf Maria Wimmer. Zuletzt wurde Gabriela Maria Schmeide mit dem Tilla-Durieux-Schmuck geehrt.

Die Exponate aus beiden Nachlassteilen sind demnächst in der Ausstellung "Tilla Durieux. Eine Jahrhundertzeugin und ihre Rollen" zu sehen, die das Berliner Georg Kolbe Museum als Übernahme vom Wiener Leopold Museum zeigt. Die Ausstellung wird am 12. Mai 2023 eröffnet. In einer Veranstaltung am 6. Juli 2023 wird der Teilnachlass im Georg Kolbe Museum der Öffentlichkeit vorgestellt.

(Akademie der Künste / chr)

 

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