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Hamburg: Sonja Anders wird 2025 Intendantin am Thalia

18. Januar 2022. Sonja Anders wird zum 1. August 2025 Intendantin des Thalia Theaters Hamburg. Das teilt die Behörde für Kultur und Medien Hamburg in einer Presseaussendung mit. Anders – derzeit Intendantin des Schauspiels Hannover – folgt in dieser Position auf Joachim Lux, der das Thalia seit 2009 leitet.
Gemeinsam mit dem kaufmännischen Geschäftsführer Tom Till wird Anders demnach ab der Saison 2025/26 die Doppelspitze am Haus bilden. Mit ihr kommen unter anderem die Regisseurin Anne Lenk und die Dramaturgin Nora Khuon im künstlerischen Leitungsteam nach Hamburg.
Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda stellte die künftige Intendantin heute im Rahmen eines Pressegesprächs vor Ort im Thalia Theater vor. "Sonja Anders hat die Findungskommission mit kreativen Ideen für ein sinnliches Theater der Zukunft überzeugt", begründete er die Berufung. Die künftige Intendantin stehe für "ein relevantes Theater", das uns "neue Welten" öffne – mit "starken Handschriften, klaren ästhetischen Setzungen und mutigen dramaturgischen Anstößen".
Zusammen mit dem neuen Leitungsteam und dem "großartigen Ensemble" werde Anders das Thalia Theater nicht nur "weiter als einen Ort ausbauen, an dem gesellschaftlich relevante Themen auf die Bühne kommen und das in der Stadt vernehmbar ist", so Brosda weiter, sondern es auch "nach innen als ein offenes, vielfältiges und kreatives Haus weiterentwickeln". Sie könne auf die "hervorragende Arbeit" ihres Vorgängers Joachim Lux aufbauen.
Sonja Anders, die in Hamburg geboren wurde und die auch speziell mit dem Thalia Theater bereits eine lange Berufsgeschichte verbindet, bedankte sich zunächst für das ihr entgegengebrachte Vertrauen und betonte, sie freue sich "auf die Herausforderung" sowie auf die Rückkehr in ihre Heimatstadt und an ein Haus, mit dem sie "viele gute Erinnerungen" verbinde.
Zu ihren Plänen sagte sie: "Mein Team und ich stehen für ein solidarisches, offenes Theater, eines, das konkret Menschen spürbar macht und sich energetisch seinem Publikum zuwendet. Eine sinnliche und kraftvolle Kunst, intuitiv erfahrbar und zugänglich, ist unsere Suchbewegung. Dabei liegt uns ein kooperatives Miteinander, geprägt von Interesse, Respekt und Dialog, am Herzen. Denn gute Arbeitszusammenhänge strahlen über die Kunst hinaus."
Zudem würdigte Anders die Verdienste ihres Vorgängers Joachim Lux, der "mit markanten Regiehandschriften und einem herausragenden Ensemble große Erzählungen unserer Gegenwart auf die Bühne gebracht" sowie "mit den Lessingtagen und Diskursformaten eine Tradition der politischen Auseinandersetzung gepflegt" habe, die sie mit ihrem Team "weiterführen und ergänzen" wolle, "auch in der internationalen Ausrichtung des Hauses".
1965 geboren, sammelte Sonja Anders nach ihrem Germanistik-Studium erste Theatererfahrungen auf Kampnagel in Hamburg. Ab 1990 arbeitete sie erst als Dramaturgieassistentin, dann als Dramaturgin am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und war von 1993 bis 2000 in gleicher Funktion am Staatstheater Stuttgart tätig. Im Jahr 2000 wechselte Anders ans Thalia Theater Hamburg, wo sie mit der Spielzeit 2005/06 Chefdramaturgin wurde. Von 2009 bis 2019 war Anders dann als Chefdramaturgin und stellvertretende Intendantin am Deutschen Theater Berlin unter Ulrich Khuon tätig. Seit der Saison 2019/20 ist sie Intendantin des Schauspiels Hannover, das unter ihrer Leitung zu renommierten Festivals wie dem Berliner Theatertreffen und den Mülheimer Theatertagen eingeladen wurde.
Der Aufsichtsrat des Thalia Theaters folgte mit seiner einstimmigen Entscheidung für Sonja Anders der Empfehlung einer Findungskommission, der neben dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Kultursenator Dr. Carsten Brosda, dem stellvertretenden Vorsitzenden, Hans Heinrich Bethge sowie den Aufsichtsratsmitgliedern Ute Pape, Esra Küçük und Julian Greis die Intendantin der Münchener Kammerspiele Barbara Mundel sowie Wilfried Schulz, Intendant des Düsseldorfer Schauspielhauses, angehörten.
(BKM Hamburg / cwa)
Mehr dazu: Kommenar zur Ernennung von Sonja Anders von Falk Schreiber
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ich weiß nicht, ob sie der Pressesprecher von Frau Anders sind, aber ich finde es unangemessen jede Kritik an der Leitung des Schauspiel Hannover durch Sonja Anders als misogyn zu brandmarken. Das hilft dem Feminismus nicht wirklich weiter! Wenn Frauen* langweiliges, Richtigmach-Theater verantworten, muß Kritik daran natürlich erlaubt sein, NICHT daran dass es Frauen* machen natürlich, aber was sie machen - und das aus der maximalen Machtposition im Theaterbetrieb notabene und sicherlich nicht als hilflose Opfer der Umstände, um einen weiteren patriarchalen disempowerment-Quatsch einmal abzuräumen. Ich finde J.A. vergallopiert sich in Bereiche, die misogyn gelesen werden können, da bin ich bei Ihnen, aber der Tenor seiner Kritik deckt sich auch mit anderen kritischen Kommentaren hier. Es war wohl eher gut-informiertes Theater auf Höhe der zeitgenössischen tick-boxes, dass anscheinend viele kalt gelassen hat. Das ist ja wohl ok, dass zu konstatieren. Und Lust auf Abenteuerlicheres darf ja auch sein. Unangenehm wird es aber vor allem wenn die drei weißen Frauen Anders, Khuon, Lenk anfangen über mehr Diversität zu dozieren. (...) Und da kommt auch Hybris und Karen-haftigkeit rein, ähnlich wie an den Münchener Kammerspielen, die Inklusion behinderter Spieler*innen anscheinend glauben "erfunden" zu haben. Streber*innen mochte niemand, weil sie nie einer Ethik der Appropriation gefolgt sind, sondern alles, was sie sich "erarbeitet" aka "angeeignet" hatten, einfach nur für sich wollten. Just sayin...
ich versuche mir gerade vorzustellen, wie Falk Schreiber, der die Wahl ja auch kritisiert, sich früher auf dem Schulhof in der Raucherecke herum drückte und ungehemmt seine sexuellen Abenteuer zum besten gab. Wer ihn nur ein wenig kennt, weiß wie amüsant diese Vorstellung sein könnte, wenn sie nicht so abwegig wäre. Und wer sagt Ihnen überhaupt, dass sich diese Jungs je für Theater interessiert hätten und Intendanten werden wollten? - Pardon, aber vielleicht kämpfen Sie ja vielmehr mit einer Männerfeindlichkeit, als die Kritiker dieses Vorgangs mit Misogynie.
Auch finde ich die Vorstellung von Frau Anders als eingeschüchtertes Mäuschen recht amüsant. Haben Sie da bei ihr tatsächlich näher nachgefragt in diese Richtung.
Man ist so satt hier ständig über Menschen Gerüchte zu vernehmen, die man persönlich alle gar nicht kennt. Lassen Sie das doch einfach.
es erschreckt mich sehr, wie viel Frust und Sh*t hier über Sonja Anders abgeladen wird. Wie kleinkariert und frustriert muss man sein, unter Pseudonym eine Theaterleiterin schlecht zu machen, die a) Jahrzehnte an Erfahrung in leitenden Positionen an Theatern mitbringt, die b) regelmässig zu grossen Festivals eingeladen ist, die c) regelmässig über Autor:innen, Stücke und Regisseur:innen geschrieben hat und durch all diese Dinge d) einen Betrieb mit mehreren hundert Mitarbeitenden führen kann (und das Schauspiel Hannover, ich durfte es selbst erleben, sehr verantwortungsvoll und umsichtig, zusammen mit ihrer leitenden Dramaturgin und dem Verwaltungsdirektor, durch eine globale Pandemie geführt hat) und zusammen mit ihrer Dramaturgie, dem Ensemble, den Gewerken und den Regisseur:innen einen Spielplan verwirklicht hat, der nicht das Haus leer gespielt hat?
Und ihr wundert euch, wenn die Politik oder die Öffentlichkeit mit Verwunderung auf die hochgeförderten Theaterbetriebe schaut, die sich (auf nachtkritik.de) sich gegenseitig fertig machen?
Murat Dikenci, der Leiter der Universen in Hannover, hat vor einigen Wochen in einem taz-Interview gesagt "Holt euch eure Steuergelder zurück!" und er hat Recht. Was nützt ein Theater, das vor leeren Sälen spielt? Welche Bedeutung hat "Kunst", die keiner schauen geht? Vor allem nicht die, die mit ihren Steuergeldern diese Kunst bezahlen?
Sonja Anders und Nora Khuon wurden schon zu Beginn in Hannover als "Streber*innen" diffamiert. Wie falsch kann es sein, den Versuch zu wagen, möglichst alle Menschen einer Stadt mitzunehmen? Und wie richtig, als Theaterschaffende aufs Publikum zu sch****n?
Ich freue mich übrigens über die Spielplankritik, die hier gemacht wird, denn wenn alle alles immer nur toll fänden, macht mich das skeptisch und wenn alle alles nur scheisse fänden, auch. Aber über eine Person hier einfach nur Schmutz auszukippen, finde ich widerlich.
Zeigen Sie mir ein Theater an dem jede Inszenierung ein "grosser Theaterabend" ist? Ausprobieren, scheitern, gelingen, all das gehört dazu. Wir machen am Theater ständig Prototypen. Wenn jemand wüsste, wie es gelingt, dann wäre er oder sie sehr reich. Es weiss aber niemand. Und die, die es momentan wissen, wissen es irgendwann auch nicht mehr. Yolo!
Ich will aber versöhnlich enden, sonst macht mich das krank. Man schreibt Robert Musil das Bonmot zu: "Was bleibt von Kunst? - Wir, als Veränderte!" Jeder Theaterabend, der das schafft, in Zustimmung wie in Abwehr, ist aus meiner Sicht ein gelungener Abend, an jedem Theater, in jeder Stadt mit den Menschen, die schauen kommen.
Ach, übrigens, ich hab drei Jahre als Dramaturg am Schauspiel Hannover gearbeitet und zwei Jahre als Dramaturgieassistent bei Ulrich Khuon und Sonja Anders. Seit letztem Jahr mache ich kein Theater mehr, es gibt auch noch anderes, wenn es auch für einige überraschend klingt.