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Freie Szene Hamburg: Protest-Aktion zur Spielzeiteröffnung
12. September 2024. In Hamburg macht die freie Szene mit einer piratischen Aktion auf ihre finanzielle Notlage aufmerksam: "Theater in Hamburg sagen Spielzeiteröffnung ab" heißt es in einer Presseaussendung.
Dazu wurden Plakate mit der Botschaft "Abgesagt" im Look des Hamburger Thalia Theaters im Stadtraum aufgeklebt. Die Pressemitteilung ziert ein gefälschtes Statement des Thalia-Intendanten Joachim Lux: "Wir sind uns als renommiertes Hamburger Haus unserer Verantwortung für die darstellenden Künste sehr bewusst und haben daher entschlossen, uns gemeinsam mit anderen großen Hamburger Kulturinstitutionen für die Rücknahme der Kürzung einsetzen [sic!]. (…) Gerade in Zeiten, wo rechtsradikale Parteien wieder in Landesparlamente einziehen und sich die Grenze des Unsagbaren deutlich verschoben hat, brauchen wir die Heterogenität und Diversität der Freien Szene, um auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen zu reagieren und die Diskurshoheit nicht den ewig Gestrigen zu überlassen."
Hinter der Aktion steht ein Bündnis der freien darstellenden Künste namens "Live Art Hamburg", das die Koalitionsparteien des Bundes und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien auffordert, "eine dringend notwendige Korrektur des Haushalts 2025 vorzunehmen". Man bezieht sich auf die angekündigten Kürzungen der Bundesmittel für die Freien darstellenden Künste.
Die Presseabteilung des Thalia Theaters bestätigt gegenüber nachtkritik.de, dass die Spielzeiteröffnung des Hauses am kommenden Sonntag wie geplant stattfindet.
Update 14. September 2024: Jochaim Lux, Intendant des Thalia Theaters, bekundet in einem Statement seinen Respekt für die Aktion. "Für spontaneistischen Guerilla-Aktivismus dieser Art habe ich viel Sympathie: einfach das Thalia Theater kapern, die Spielzeit absagen und erfundene Zitate von Joachim Lux unautorisiert an die Medien durchreichen! Chapeau! Ich autorisiere hiermit ausdrücklich das von Live Art Hamburg verwendete Fake-Zitat. Es könnte von mir stammen. Es ist in der Tat schwer erträglich, das ausgerechnet der Freien Szene, die die Coronazeit nur mit Müh und Not (und Hilfe) überlebt hat, jetzt mit den Kürzungen der Bundesregierung der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Warum sollen eigentlich alle leiden, nur weil ein Finanzminister immer verzweifelter um sein politisches Überleben kämpft? Der Schwanz darf nicht länger mit dem ganzen Hund wedeln." Weiter heißt es: "Unsere Spielzeiteröffnung am kommenden Sonntag findet natürlich statt. Theater aus Protest abzusagen war, bei aller Sympathie für die Freie Szene, noch nie eine gute Idee. Aber wir werden Vertreterinnen und Vertreter der Freien Szene gern zur Spielzeiteröffnung einladen. Melden Sie sich doch bitte gern im Vorfeld, vielleicht fällt uns gemeinsam etwas ein, wie wir Ihnen eine Stimme geben können.“
(chr / miwo)
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