Theaterpodcast (37) - Theaterspielen Open Air
Draußen vor den Theatertüren
8. Juni 2021. Alles muss raus! Theater, das bedeutet in diesem Sommer vor allem draußen spielen: Vor dem Schloss, dem Dom, auf dem See oder auf den eigens errichteten Open-Air-Bühnen von Stadt- und Staatstheatern. Corona-sicher und nur bedingt wettergeschützt begegnen die Schauspieler und Schauspielerinnen ihrem Publikum jetzt bei Tageslicht.
Neue Mitspieler: Hupen, Klingeln, Wind und Regen
Wie verändert sich das Spiel, wenn man auf der Bühne gegen alltägliche Hintergrundgeräusche wie Hupen, Klingeln, Wind und Regen ansprechen muss? Spielt man lieber eine Komödie, um das Publikum bei Laune zu halten? Und welche Bauformen, welche öffentlichen Räume taugen für Theater unter freiem Himmel? Darüber sprechen Susanne Burkhardt und Elena Philipp im Theaterpodcast #37 mit der Schauspielerin Regine Zimmermann vom Deutschen Theater Berlin und dem Architekten Benjamin Foerster-Baldenius von Raumlabor.
Freiluftbühne als Begegnungsraum
Shakespeares Globe Theatre – kreisrund und oben offen – hat als Vorbild eines Theaterbaus für alle Schichten und Stände den "Sommerbau" von Raumlabor inspiriert. In Frankfurt am Main soll diese temporäre Bühne für das freie Produktionshaus Mousonturm entstehen. Die Architekt*innen von Raumlabor kennen sich aus mit dem Thema "Draußen" – sie arbeiten im Stadtraum und waren auch für die Bespielung des Vorplatzes der Bochumer Jahrhunderthalle oder des ehemaligen Flughafens Tempelhof verantwortlich. Neue Aufgabe also jetzt: Nachdenken über pandemiegerechte, künstlerisch anspruchsvolle Theaterarchitektur. Mit einer Riesenbühne von 24 mal 24 Metern.
Ein Modell des in Frankfurt am Main geplanten Sommerbaus © raumlaborberlin
Was folgt aufs Draußen? Wieder drinnen?
Von der Freien Szene, die sich oftmals routiniert in den öffentlichen Raum einflicht, können die Stadt- und Staatstheater derzeit lernen. Freie Gruppen mischen sich als kleine, mobile Einheiten unter die Passantinnen und Passanten, und diese werden Teil des Geschehens. Öffnen sich jetzt auch die großen Häuser noch mehr ihrem Umfeld? "Ich habe insgesamt eine große Sehnsucht nach Aufbruch", sagt Regine Zimmermann, die als Ensembleschauspieler am Deutschen Theater Berlin im "Tartuffe" von Jan Bosse das Draußenspielen genießt und mit freien Gruppen neue Spielräume erkundet. "Ich fände es ganz toll, wenn das Theater sich in vielen Richtungen öffnen würde", so Regine Zimmermann. Bleibt die Frage: Ist Open Air-Theater nur eine Saison-Erscheinung – oder Testlauf, um Darstellende Kunst künftig verstärkt in den Stadtraum zu tragen?
Die Open-Air-Bühne auf dem Vorplatz des Deutschen Theaters Berlin © Inke Johannsen
Hinter dem Rampenlicht
Von der Freude am Proben erzählt in der Rubrik "Hinter dem Rampenlicht" die Souffleurin Barbara Poblenz vom Theater Bremen. Hauptsache Kunst, auch wenn manche Inszenierung wegen des pandemiebedingten Premierenstaus vorerst noch im Fundus bleibt. Zum Stichwort Machtmissbrauch berichtet Poblenz, mit welcher Technik es das Ensemble am Theater Bremen schafft, nach der Probe klar Schiff zu machen.
In Kooperation mit Deutschlandfunk Kultur.
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