Vom Wandel des Autors und seiner Förderung

von Sascha Krieger

Berlin, 12. November 2013. Ganz neu ist die Debatte nicht, die jetzt aus Anlass der Entscheidung der Berliner Festspiele, den Stückemarkt des Theatertreffens grundlegend neu auszurichten, wieder aufgeflammt ist. Spätestens seit der Verleihung des Mülheimer Dramatikerpreises 2007 an Rimini Protokoll tobt in der deutschsprachigen Theaterszene die Diskussion über Autorschaft und Autorenförderung in Zeiten von Theaterkollektiven, Dokumentartheater, Stückentwicklungen.

Eine Debatte, in der die Berliner Festspiele ein neues Signal gesetzt haben: Beginnend mit dem Stückemarkt 2014 werden künftig jeweils "drei internationale Theater-Nachwuchskünstler/-gruppen, die neue Formen von theatraler Sprache und außergewöhnliche performative Erzählweisen entwickeln", eingeladen. Ausgewählt durch drei Paten, eine Ausschreibung findet nicht mehr statt, und an Stelle von Stückelesungen werden fertige Arbeiten präsentiert, auch wenn die genaue Form noch nicht feststeht.

buedenhoelzer 140 martin kaufhold uYvonne Büdenhoelzer,
Theatertreffen-Leiterin
© Martin Kaufhold

Inklusion verschiedener Theaterformen

So mancher sieht dadurch das Ende der Autorenförderung gekommen. Dem widerspricht Yvonne Büdenhölzer, Leiterin des Theatertreffens und zuvor von 2005 bis 2011 künstlerische Leiterin des Stückemarkts, energisch: Die Neuausrichtung sei keinesfalls eine Entscheidung gegen den Autor, betont sie, vielmehr handele es sich um eine Erweiterung, die ja bereits vor zwei Jahren mit der Öffnung des Stückemarkts für Theaterkollektive begonnen habe. Eine Öffnung, in der ausdrücklich der Stückeschreiber nach wie vor seinen Platz finden soll: "Das neue Konzept schließt keine Autoren aus", sagt Büdenhölzer und fügt hinzu: "Die Personalie Simon Stephens ist genau so gemeint." Stephens ist neben dem Theaterkollektiv Signa und der Regisseurin Katie Mitchell einer der drei Paten für 2014. Bei der Entscheidung, erläutert Büdenhölzer, gehe es um eine Inklusion verschiedener Formen des Theatermachens, bei der Kollektive und Regiepositionen ebenso berücksichtigt würden wie der "klassische" Theaterautor, ein Dreiklang, der eben auch die Auswahl der Paten bestimme.

Auch wenn unklar bleibt, wie der Fokus auf fertigen Arbeiten mit der Autorenförderung im traditionellen Sinne zusammenpasst – wie etwa ist die Umsetzung des Texts gedacht? Wird diese durch den Stückemarkt ermöglicht oder geht es dann eben doch um bereits entstandene Inszenierungen? – ist Offenheit das Grundprinzip: "Wir schaffen den Stückemarkt nicht ab. Die Veränderung trägt der Tatsache Rechnung, dass es unterschiedliche Formen von Autorenschaft und Stückentwicklung gibt."

Und was sagen die anderen?

Eine Absage an die traditionelle Autorenförderung, wie sie der bisherige Stückemarkt mit seinen Lesungen und Werkaufträgen praktiziert hat, sieht sie darin nicht: "Es gibt nach wie vor herausragende Förderprogramme für Autoren." Und tatsächlich offenbart ein Blick über den Berliner Tellerrand hinaus, dass die Autorenförderung nach einer vorübergehenden Krise – man denke an die Kontroverse um die Aussetzung der Wiener Werkstatttage 2009 oder um die Preisverteilung an keinen/alle Eingeladenen beim Heidelberger Stückemarkt 2010 – wieder regelrecht boomt: Große Festivals wie der Heidelberger Stückemarkt mit seinem Schwerpunkt auf neuen dramatischen Texten, die Mülheimer Theatertage als renommiertes Festival für Inszenierungen neuer Stücke oder auch die Autorentheatertage am Deutschen Theater in Berlin erfreuen sich weiter großer Popularität.

udo balze reher 210 andreas doehring uUdo Balzer-Reher, Chef in Mülheim
© Andreas Döhring
Und sie haben Zuwachs bekommen: So wurden erst vor zwei Jahren die Autorentheatertage in Essen aus der Taufe gehoben, die ein sehr ähnliches Konzept wie der bisherige Berliner Stückemarkt verfolgen, und in diesem Jahr kam der Osnabrücker Dramatikerpreis hinzu, eine Mischung aus Stückeplattform, Autorenpreis und Begleitung bei der Stückentstehung. Neben zahlreichen Dramatikerpreisen gibt es inzwischen eine Vielfalt von Plattformen, die neue Stücke ebenso wie bereits inszenierte Texte präsentieren und Autoren fördern, wobei zunehmend – eine Forderung vieler Autoren – auch Nachhaltigkeit im Mittelpunkt steht: Das Heidelberger Festival etwa vergibt mittlerweile auch einen Preis für die beste Zweit- oder Drittinszenierung und versucht, dem oft beklagten Trend zur "Eintagsfliege" entgegenzuwirken.

Bereicherung

Also kein Grund zur Besorgnis? In Mülheim und Heidelberg zumindest will man davon nichts wissen. Udo Balzer-Reher, Leiter der Mülheimer Theatertage, befürchtet durch die Berliner Entscheidung keinerlei negative Auswirkungen auf die Autorenförderung im deutschsprachigen Raum. Holger Schultze, Intendant des Theaters Heidelberg und Künstlerischer Leiter des dortigen Stückemarktes, begrüßt die Berliner Pläne sogar: "Ich halte das für eine wunderbare Entscheidung, die die Vielfalt des deutschsprachigen Theaters widerspiegelt und fördert. Dass verschiedene theatrale Formen nebeneinander stehen, ist eine Bereicherung für das deutschsprachige Theater. Die derzeit geführte Entweder-oder-Diskussion halte ich für vollkommen unsinnig."

holger-schultze philip-ottendorferHolger Schultze,
Intendant in Heidelberg
© Philip Ottendorfer
Dass die Neuausrichtung eine Lücke reißt, erwarten beide Festivalmacher nicht. Schultze sieht gar die Möglichkeit, das Profil der eigenen Veranstaltung zu schärfen, und macht deutlich: "Wir setzen weiterhin auf Stücke." Das gilt auch für Mülheim, wobei beide Veranstaltungen auch neue Formen nicht ausschließen: "Die Mülheimer Theatertage haben sich seinerzeit mit der Nominierung von Rimini Protokoll für die Integration solcher Formen entschieden", so Balzer-Reher. "Diese Entscheidung fand in der Öffentlichkeit ein geteiltes Echo, beförderte aber die Diskussion über den Autorenbegriff."

Veränderung des Autorenbegriffs

Das bringt uns zur entscheidenden Frage: Was ist Autorenförderung heute und welcher Autorenbegriff ist überhaupt noch zeitgemäß? Thomas Oberender, Intendant der Berliner Festspiele, der für eine Stellungnahme leider nicht zur Verfügung stand, hat im Mai dieses Jahres im Deutschlandradio die deutsche Theaterszene mit folgenden Worten beschrieben: "Heute sind diese Institutionen Orte, in denen Autoren arbeiten und diese Autoren nennen sich Regisseure." Auch wenn in dieser Aussage eine Ausschließlichkeit anklingt, die sich in der Entscheidung seines Hauses nicht wiederfindet, reflektiert sie doch eine Veränderung des Theatermachens, die längst schon stattgefunden hat.

Der Intendant des Hamburger Thalia Theaters Joachim Lux sprach diese Veränderung schon vor fünf Jahren in seiner Rede zur Stückemarkt-Eröffnung 2008 an. Theatertexte entstehen schon heute auf unterschiedlichste Weise: im Arbeitszimmer von Autoren oder im Kollektiv auf der Bühne. Oder sie sind längst schon in der Welt, wie im Dokumentartheater von Rimini Protokoll oder den Reenactments eines Milo Rau. Das neue Konzept für den Stückemarkt des Theatertreffens tut nicht mehr, als dieser sich ausdifferenzierenden Realität Rechnung zu tragen. Es bietet eine Plattform an für diese verschiedenen Entstehungs-Formen von Theatertexten – in einem Sinn, der so weitgefasst ist wie die Theaterrealität es längst schon ist.

Dabei sollte man auch nicht vergessen, dass Autorenförderung nicht nur Sache spezieller Veranstaltungen wie Festivals und Preisausschreibungen ist, sondern vor allem an einen Ort gehört: ans Theater, in die Spielpläne. Und auch hier hat sich vieles getan: An immer mehr deutschsprachigen Häuser gibt es neben dem Hausregisseur auch einen Hausautor, immer öfter landen Uraufführungen auf der großen Bühne, auch die Zahl der Werkaufträge sowie der Anteil neuer Dramatik auf den Spielplänen nehmen nicht ab – ganz im Gegenteil. Das alles gehört zu den Forderungen, die Autoren seit Jahren stellen. Ohne Zweifel steckt vieles noch in den Kinderschuhen, doch die Entwicklung scheint in eine für Autoren positive Richtung zu gehen.

Subjektiver Blick

Bleibt schließlich das Prozedere des neuen Berliner Modells. Statt wie bisher in einer offenen Ausschreibung präsentiert sich der Stückemarkt zukünftig als geschlossene Veranstaltung. Auch wenn die Auswahl der Paten, übrigens allesamt in den vergangenen Jahren zum Theatertreffen eingeladen, auf eine möglichst große Vielfalt abzielt, bleibt abzuwarten, wie offen gegenüber neuen Ideen dieser Ansatz sein kann. "Was halten zum Beispiel Künstler wie Katie Mitchell für inspirierend und ästhetisch mutig?" Auch solche Fragen solle und wolle der neue Stückemarkt beantworten, so Yvonne Büdenhölzer. Der subjektive Blick ist also gewünscht. Wird dieser Blick den Horizont weiten? Oder führt er zu einer Einengung, wird die vermeintliche Öffnung des Raums eine Multiplikation des Immergleichen zur Folge haben? Wie viel Offenheit kann man dem neuen Konzept tatsächlich zutrauen? Man darf gespannt sein.

 

s kriegerSascha Krieger, geboren 1973 in Berlin. Studierte Englische Philologie sowie Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in Berlin und Dublin / Irland. Betreibt seit 2010 das Theater-, Film- und Musikblog Stage and Screen, in dem er eigene Kritiken veröffentlicht.

http://stagescreen.wordpress.com

 

 

Mehr über die Stückemarkt-Neuerung beim Theatertreffen: Ulf Schmidt reflektiert den dahintersteckenden Autorbegriff und schlägt vor, an jedem Theater einen Writers' Room mit zehn festangestellten Schreibern zu installieren.

Mehr über die Debatte um Neue Dramatik im Lexikon-Eintrag.

mehr debatten

Kommentare  
TT-Stückemarkt: Freier Meinung bemächtigen
Die so genannte Autorenförderung ist nichts anderes, als ein weiterer Versuch der Administration, sich der Unabhängigkeit und also der freien Meinung der Autoren zu bemächtigen. Der Ablauf dieses Versuches musste nun erst einmal verschoben werden. Jede Begründung dazu, ist bereits Teil des Spiels. Die Einladungen der Inszenierungen zum Theatertreffen, als eine Folge der Reihe, haben sich als wohlschmeckend, zuckersüß und weglutschbar erwiesen. Das gesamte Haus soll künftig Teil der Schau werden. Die Inszenierung Theatertreffen als Entdeckung des Jahres. Die Kulturfunktionäre Büdenhölzer und Oberender, nominiert für Schauspiel und Regie. Die Schlussdiskussion, die feierliche Übergabe der Preise, das Gespräch.
TT-Stückemarkt: Nachfragen
Dann ist ja alles in bester Ordnung, lieber Sascha Krieger, und man kann die Akte Autorenförderung wieder schließen. Oder doch nicht? - Ich höre immer nur Autorenförderung. Geht es ihnen also um die Sicherstellung von Autorenförderung?

Mir nicht.

In der Tat gibt es einige Stückemärkte. Sie nennen hier so ca. sechs, die noch nach einer ungefähr klassischen Ausrichtung arbeiten, zählt man mal den Berliner Stückemarkt heraus, was nach der neuen Sachlage sinnvoll erscheint.

Sechs, das ist nicht viel für den gesamten deutschsprachigen Theaterraum, aber auch nicht zwingend beklagenswert. Nur, was ist das für eine Debatte, die sie da anschieben oder beenden wollen, durch eine scheinbar ausgewogene Haltung, die alles berücksichtig, nur eben nicht den Beruf "Autor".

Sie befragen also tatsächlich Intendanten und Leiter von Stückemärkten, um die Situation von Autoren zu hinterfragen?

Ich kann das kaum glauben. Wenn sie die Arbeitssituation von Angestellten und Arbeitern bei Opel hinterfragen wollen, gehen sie dann auch zu den Eigentümern und Personalleitern und fragen sie, wie es ihren Mitarbeitern so geht?

Und wenn sie: Gut! antworten, ist für sie alles im Reinen?

Es geht eben nicht um Autorenförderung! Es geht um den Beruf Autor in allen seinen klassischen und modernen Formen. Und ehrlich gesagt, kenne ich keinen Beruf, der sich nur auf Förderung stützen möchten, auch nicht am Theater.

Stellen sie sich einmal vor es gäbe für Schauspieler nur Schauspielerförderung, die man auf Schauspielmärkten zur Geltung brächte, und ebenso das Gleiche für Regisseure, Ausstatter, Beleuchter.

Ich freue mich schon auf die nächste Dramaturgenförderung auf dem Dramaturgenmarkt in Itzehoe.

Nein, Herr Krieger, sie haben etwas Grundsätzliches nicht begriffen: Es geht um den Berufsstand "Autor".

Nicht um seine Förderung.

Und weil sie das nicht begriffen haben, haben sie wahrscheinlich auch keinen einzigen Autor in diesem Zusammenhang befragt.

Und das ist mehr als seltsam und fragwürdig.

Wieviele sozialversicherungspflichtige Festanstellungen von Autoren an deutschsprachigen Theatern stehen denn wieviel Festanstellungen von Regisseuren entgegen?

Nein, besser noch: Wieviele solcher Festanstellungen gibt es denn, gemmessen an der Beufsgruppe der Dramaturgen?

Zahlen, Herr Krieger! Liefern sie uns überprüfbare und belastbare Zahlen! Und überprüfen sie zugleich, wenn sie damit anfangen, was im deutschsprachigen Raum alles als "Uraufführung" gezählt wird.

Sicherlich, die Debatte ist nicht neu. Aber sie erneuert sich stets wieder, auch durch die Entscheidung von Oberender und Büdenhoelzer.

Und zuletzt noch einmal die Frage: Was ist aus der Gewinnerin der letzten Mühlheimer Dramatikertage bis heute geworden?

Immerhin eine Autorin, die sich gegen Jelinek, Rinke, Kroetz und andere durchgesetzt hat.

Sollte eine solche Autorin nicht Star der Theaterszene sein und mindestens an einem halben Dutzend großen Häusern gespielt werden?
Ein neuer Stern am Theaterhimmel sein, um den sich alle reißen? Und der man gerne eine Festanstellung, zu welchen Konditionen auch immer anbieten möchte? Falls sie es möchte?!

Wäre sie Schauspielerin oder Regisseurin mit einem solchen Erfolg, würden die verschiedenen Netzwerker, die sie hier ja auch befragen, sie durch die gesamte Republik reichen.

Tatsächlich alles in bester Ordnung Herr Krieger?!
TT-Stückemarkt: was Autorenförderung (nicht) kann
Lieber Martin Baucks,

Sie haben vollkommen recht, wenn Sie sagen, dass das Theama Autorenförderung eingebettet ist - und sein muss - in eine sehr viel breitere Diskussion über die Situation von Theaterautoren, um Arbeitsmöglichkeiten, um die Zusammenarbeit mit Theatern und das, was nötig ist, damit Autoren in Deutschland auch von ihrem Beruf leben können.

Das ist alles völlig richtig - nur ist es eben nicht das Thema meines Beitrags. Darin geht es ausschließlich darum, welche Auswirkungen die Entscheidung der Berliner Festspiele auf die Autorenförderung - und auch nur auf diese - im deutschsprachigen Raum hat. Das ist ohne Zweifel ein Teilaspekt - ich halte jedoch sehr viel davon Teilaspekte zu diskutieren. Meiner Erfahrung zufolge kommt man damit weiter, als gleich das ganz große Rad zu drehen, aber das ist Ansichtssache.

Ich habe auch, wie ich finde, recht deutlich gemacht, dass die langfristige und nachhaltige Förderung von und Arbeit mit Autoren vor allem an die Theater gehört und es hier zwar gute Ansätze gibt - am Wochenende eröffnet ein großes Berliner Theater seine neue Intendanz mit einer Hausautorin - aber vielen noch in den Kinderschuhen steckt. Hier gilt es, weiterhin draufzuschauen und auch in Zeiten knapper Kassen darauf zu achten, dass Dramaturgen ud Regisseure eben recht alt aussehen, wenn sie keinen "Stoff" bekommen. Hier sind die Theater gefragt.

Autorenförderung dagegen kann Autoren und Texte sichtbar machen, Impulse geben - aber sie kann die tägliche Theaterarbeit nicht ersetzen. Die Tatsache, dass Katja Brunner auch 5 Monate nach dem Mülheimer Preis nicht landauf landab gespielt wird, lässt sich schwer Mülheim anlasten. Wie gesagt, Autorenförderung ist ein (wichtiger) erster Schritt und ein Puzzleteil - ohne die restlichen Teile bleibt das Bild aber doch sehr unvollständig.

Natürlich können sie meinem Beitrag anlasten, dass er dieses Gesamtbild nicht erfasst - und erfassen will - aber wie gesagt: Ich glaube, dass wer sich auf einzelne Aspekte fokussiert eher dazu beiträgt, das große Ganz in den Blick zu bekommen.
TT-Stückemarkt: Spagat im Tigerkäfig
Da hat Herr Baucks ja nicht ganz Unrecht, wenn ich das mal so feststellen darf. Machen wir das ganze mal an Berlin fest, da gibt es ja ein paar Theater. Aber wo gibt es denn da tatsächliche feste Hausautoren? Ich kenne nur Marius von Mayenburg. Wobei ich gar nicht genau weiß, ob der als Dramaturg, Regisseur, oder Hausautor beschäftigt ist. Das neue Gorki leistet sich jetzt mit Hilfe der Euros, die Kultursenator und Dutzkumpel Klaus Wowereit der Intendantin Langhoff jetzt zusätzlich spendiert hat, tatsächlich so etwas wie eine Hausautorin. Die konnte sich Ex-Intendant Petras nicht leisten und musste das Studio sogar zeitweilig schließen. Das kostet nämlich Geld, so eine Stelle, die Marianna Salzmann jetzt am Gorki hat. Und das leistet sich nicht einmal das DT. Da gibt es aber zumindest hin und wieder mal in der Box was Neues. Aber ein Jahr später hat man es vermutlich schon wieder vergessen.

Was soll das eigentlich auch für eine Stelle sein, Hausautor? Wie viele Stücke schreibt der denn pro Jahr für das Haus? Ein, maximal zwei, mehr geht gar nicht. Das ist nichts weiter als eine andere Bezeichnung für ein Stipendium oder eine sogenannte Stadtschreiberstelle. Ein weiteres Beispiel für diese Berufsgruppe wäre der allbekannte Dramatiker Nis-Momme Stockmann. Ein sogenannter Artist in Residence. Erst Frankfurt, jetzt Hannover und dann sonst wo. Das klingt eher nach Spagat im Tigerkäfig. Wie viele dieser sogenannten Hausautoren gibt es denn tatsächlich? Was bringt das den Theatern und dem Publikum? Was dem Autor? Und wer will und kann sich das auf Dauer leisten? Schön, als befristete Förderung ist das ja nicht schlecht gedacht. Aber als Wärmestube auf Dauer für Jungdramatiker? Es braucht also tatsächlich mal alternative Konzepte zur Autorenförderung. Und da hätte Kollege Krieger doch mal bei den Theatern genauer nachfragen können, wie die sich das so auf längere Sicht vorstellen. Es ist einfach jetzt zu sagen, da gäbe es so etwas wie Autorenförderung an den Theatern. Aber wie sieht die denn genau aus? Man braucht doch nur mal wirklich in die Spielpläne zu sehen. So viele neue Stücke, wie behauptet, gibt es da doch gar nicht. Vielleicht ist Berlin da auch einfach ein schlechtes Beispiel, aber an anderen Häusern sieht es doch auch nicht viel anders aus.

Vielleicht ist das, was die Berliner Festspiele jetzt machen, ja so eine Art Versuch eines neuen Konzepts. Genau weiß man das aber auch nicht. Da ist man schnell mal vorgeprescht und jetzt reden sich alle den Kopf heiß. Klassischer Stückemarkt hin, Projektkonzepte für neues Erzählen her. Es wird immer erst mal gemeckert, wenn was Neues kommt. Das ist normal. „Man darf gespannt sein“ ist dann aber auch so eine Floskel, wenn man eigentlich nicht weiß, was da genau kommen wird. Performancekünstler voran! hieß es ja 2012 auch schon mal beim Stückemarkt. Ein neuer Trend, der auch nicht immer wirklich Neues und Innovatives verheißt. Das Konzept hat sich nämlich selbst schon bei einigen der alteingesessenen Performern ein wenig abgenutzt. Und dafür sind die beauftragten Paten bestes Beispiel. Man versucht sich immer mal wieder neu zu erfinden. Genau wie ein Autor auch nicht immer des gleiche Stück immer wieder neu schreiben kann. Regisseure können das. Das ist ihr Job. Aber ob sie die Autoren der Zukunft sind? Zumindest werden die immer irgendwas zum Inszenieren finden, mit oder ohne Autoren. Also wo Sascha Krieger da den Optimismus hernimmt, für die Sicht auf eine Entwicklung in die positive Richtung für den klassischen Theaterautoren, das weiß wohl nur er allein. Oder, Sascha?

Das große Ganze in den Blick bekommen? So groß brauchen wir das vielleicht gar nicht. Es geht auch eine Nummer kleiner. Und klassisches Theater mit Autoren ist eben genau so ein Puzzle-Teilchen, aber eben auch ein ganz entscheidendes. Und ohne das würde uns sicher was fehlen, auch wenn ein Performer das natürlich wieder aus einer ganz anderen Perspektive sieht. Autorenförderung oder Konzeptförderung, beides hat seine Berechtigung und brauch seinen Ort. Das sollte man nicht gegeneinander ausspielen, sondern die Verantwortlichen in Politik und Kulturinstitutionen, wozu eben auch Theater gehören, in die Pflicht nehmen.
TT-Stückemarkt: Anerkennungs-Transfer
Lieber Sascha Krieger,

wer die Regisseure als die neuen Autoren ansieht, setzt sich zwar einen dreißig Jahre alten Hut auf, aber er dreht eben zugleich am ganz großen Rad und bekommt eine entsprechende Kritik.

Mir wäre es auch lieber Oberender würde mehrere kleine Fässer aufmachen. Aber trotzdem vielen Dank von Herzen für ihre angemessene Antwort.

Bleibt noch zu sagen, dass, wenn sich eine junge Autorin gegen eine Nobelpreisträgerin durchsetzt, sie keiner Förderung mehr bedarf, sondern Anerkennung und Respekt und gute Kritik verdient hat.

Sie sollte für die nächsten Jahre ausgesorgt haben.

Und hier hängt es eben.

Der Anerkennungstransfer zwischen den Stückemärkten und den Theatern funktioniert noch lange nicht, und dies in der Tat nicht dem Mühlheimer Dramatikerpreis anzulasten, sondern dem Blick und den Wertungen, die dem Stadttheatersystem und seiner Struktur inne wohnen.

Gruss

Baucks
TT-Stückemarkt: passabel bestellt
Lieber Stefan, lieber Martin Baucks,

ob der Hausautor oder die Hausautorin der Weisheit letzter Schluss ist, weiß ich auch nicht. Dass sich in den vergangenen Jahren etwas getan hat, ist aber nicht zu übersehen, zumindest hat man begonnen zu sehen, dass hier Handlungsbedarf besteht, dass es den Autor gibt und man ihn irgendwie einbinden muss. Dass das oft noch nicht passiert, ist eine andere Frage.

Ich habe im Übrigen auch nicht versucht, eine Bestandsaufnahme der Autorenförderung an deutschen Theatern zu machen, der Fokus lag klar auf den Stückemärkten etc. und ob hier jetzt eine Lücke gerissen wird. Mein Eindruck ist, dass es um diesen Teil der Autorenförderung - und ja es ist nur ein Teil - passabel bestellt ist.

Und Martin Baucks hat natürlich recht, wenn er sagt, dass das, was er Transfer nennt, also die Übersetzung in den Theateralltag vielerorts (noch?) nicht so richtig funktioniert.

Um es noch einmal klar zu sagen: Was die Rolle des Autors in der deutschsprachigen Theaterlandschaft betrifft, gibt es zweifellos noch eine Menge Baustellen. Die Autorenförderungsplattformen weisen hier jedoch die wenigsten auf.
TT-Stückemarkt: Gegen den klassischen Autor
Und gerade weil die Übersetzung in den Theateralltag noch nicht wirklich funktioniert, empfinde ich es als eine falsche Entscheidung, und gar nicht wunderbar, dass Oberender und Büdenhoelzer den Stückemarkt nicht als Autorenplattform fortsetzen wollen. Wohlgemerkt, als eine Autorenplattform, die alle Wandel des Autoren Daseins in sich aufnimmt.

Ganz besonders bedenklich ist in diesem Zusammenhang, dass es keine öffentliche Ausschreibung mehr gibt, sondern Kuratoren bestellt werden.

Wenn das der neue Trend sein soll, bin ich nicht amüsiert und heiter. Denn hier wurde sehr wohl ein Entscheidung gegen den klassischen Autor gefällt. Er steht nun als jemand da, der sich überholt hat. Ein Rückständiger.

Solche Eingriffe in die Kultur sind etwas sehr Deutsches. Hier muss immer einer wissen, wo es lang geht, den Hut auf haben und entscheiden. Und diese Entscheider dominieren dann.

Glücklicherweise wird auch Herr Oberender nicht eine Fähigkeit aufhalten können, die dem Menschen nun schon seit mindesten zweitausend Jahren zugefallen ist, und die ihn vom Tier unterscheidet, die Fähigkeit zu Denken und seine Gedanken in Form von Schrift niederzulegen.

Schön ist diese Entscheidung trotzdem nicht. Es bleibt ein bitterer Geschmack. Etwas Unkultiviertes liegt darin. Für mich ein Moment, wo ich erst einmal inne halte und ins Nachdenken gerate.
TT-Stückemarkt: schließt Lücke
Lieber Martin Baucks,

Sie kritisieren, "dass Oberender und Büdenhoelzer den Stückemarkt nicht als Autorenplattform fortsetzen wollen." und fügen hinzu: "Wohlgemerkt, als eine Autorenplattform, die alle Wandel des Autoren Daseins in sich aufnimmt." Da muss ich Ihnen widersprechen: Exakt das tut doch die Neuausrichtung des Stückemarkts! Sie bietet eine Plattform für unterschiedlichste Arten von Autoren: "klassische" Dramatiker, nicht interpretierende Regisseure (hier sind Leute wie Pollesch, vielleicht auch Stemann gemeint, also solche, bei denen der Fokus auf der Kreation liegt), Kollektive. Exakt das ist der Ansatz des neuen Stückemarkts.

Ob die spezifische Ausgestaltung (Kuratoren-/Patenmodell, Fokus auf fertige Produktionen) der Weisheit letzter Schluss ist, darüber lässt sich tatsächlich streiten. Das wesentliche ist aber, dass es darum geht eine Lücke (Förderung alternativer Formen des Theatermachens bzw. Berücksichtigung des gesamten Spektrums von Autorenschaft) zu schließen, ohne eine andere zu reißen.
TT-Stückemarkt: Abschied vom klassischen Autor
Lieber Sascha Krieger,

das ist ein gut gemeinter Rettungsversuch. Nimmt man aber Oberenders Haltung gegenüber Autoren hinzu, ist es tatsächlich eine Entscheidung gegen den "reinen" Dramatiker, der nichts macht als Dramen und Theaterstücke zu verfassen und der von nichts und niemanden abgelöst werden kann und wird, unabhängig davon, ob er nun einen Geniekult um sich aufbaut oder eben nicht. Von daher wird hier keine Lücke geschlossen, sondern der Abschied vom klassischen Autor vollzogen. Und diesen Vollzug halte ich für einen schwerwiegenden Fehler, weil er nicht die Realität der Theater abbildet, wo die Mehrzahl der Aufführungen auf eine originäre Leistung eines Autors zurückzuführen sind.
TT-Stückemarkt: dekretierte Versuchsballons
Stimme Herrn Baucks da ausdrücklich zu; im Grunde leben wir in einer Gesellschaft mit einem riesigen Konformismusproblem, und alles, was Herrn Oberender dazu einfällt offenbar, ist es, das immer unerträglichere "Kuratieren" von allem und von nichts auch noch zu pushen (das im übrigen äußerst kostenintensiv ist !), den Leuchttürmebetrieb auf neuesten Stand zu bringen, Marken zu
vertreiben. Flache Hierarchien und keine Verantwortlichen, ewiges Gezeter und unterschwelliges Rivalisieren um die BRECHT-Rolle quasi -siehe Urheberrecht- vorprogrammiert immer wieder: Prozesse hier, Prozesse dort, immense Kosten , immenser Verschleiß und hektischer Kommunikationszwang in all den so schnell auf die Öffentlichkeit losgelassenen Versuchsballons. Es geht die Rede vom Internet und neuen Kommunikationsformen, und da läßt man sich keine Zeit, ein wenig länger in die Landschaft zu horchen und läßt nun so ein "Dekret" aufs Volk niederrasseln und ist dann offensichtlich dann mal weg und nicht ansprechbar.
Man spricht vom "Geniebegriff", der eigentlich keine Rolle bei alledem spielt, baut einen Popanz auf: wenn soetwas geschieht, ist zumeist Flickschusterei am Werk,
oder ? Keine Sorge, das Genie wird gewiß weiterschreiben, und es wird auch kaum so ungenial sein, hier irgendjemandem zu widersprechen, auch mit den Genies lebt es sich so heute angenehmer, aber Spaß beiseite. Gab an Stückemärkten der Vergangenheit genug auszusetzen, nicht zuletzt auch die Altersbeschränkungen für Einreichungen; dabei kommen immer mehr Leute aus anderen Ländern in dieses Land und sind gelegentlich Ü-35 und mögen Deutschland sogar als Ort der "Stückeschreiber" ausgewählt haben: fällt jetzt alles unter den Tisch Herrn Oberenders, wer seine Füße drunterstellt, stützt auch sein neues "System"..
TT-Stückemarkt: nicht der Hof des Sonnenkönigs
Liebe Gemeinde,
es ist wohl offensichtlich geworden, dass die Entscheidung zur Reform des Stückemarkts interessante Wellen geschlagen hat - zumindest im kleinen Teich dieser website - und anscheinend der Finger in die Wunde gelegt wurde. Was ist das denn Autorenschaft im zeitgenössischen Theater? Ich bin beeindruckt wie viel hier mehr oder weniger fundiert apodiktisch vor sich hin gewahrheitet wird. Stattdessen erscheint doch, die sich jetzt mal hier und hoffentlich bald auch im real-life anbahnende Problematisierung, Thematisierung und vor allem interessierte Diskussion dieser Frage wertvoll und lohnend, wenn nicht gar virulent zu sein.

Ob eine Abarbeitung an einem Zitat von Thomas Oberender, welches einem vor geraumer Zeit gegebenen Interview entstammt, sinnvoll oder überhaupt interessant ist, erscheint mir zweifelhaft. Da wird jetzt gerade wieder viel hineingeheimnist in das Wirken des großen Mannes, dessen Worte von Exegeten ausgelegt werden. Frau Büdenhölzer spricht dann im Jargon hier nur noch Marketingdeutsch und wer leitet eigentlich den Stückemarkt? People, geht's noch??? Ihr kritisiert den Geniebegriff und schaut auf die Worte des Pharao ohne dass ihr anscheinend glauben könnt, dass da ein Team am Werke sein könnte.

Bei der Blackfacing-Debatte hat sich gezeigt, dass die Festspiele ein guter Ort der Diskussion sein können. Ein Ort und nicht ein Hof vom Sonnenkönig o.Ä. - dieser Geist könnte doch auch in der Reform stecken und wäre somit etwas, nämlich sehr viel wert.
TT-Stückemarkt: gedimmtes Licht
Lieber Christoph Viel,

wollen sie gerade das Licht runterdimmen, um die Crowd ein wenig milde zu stimmen? (...)

Meinetwegen.

Wenn es den Festspielintendanten unter seinen Kronleuchtern zum reden bringt.
TT-Stückemarkt: Ausgießung des Reformgeistes
Lieber Herr Pfarrer Viel,
jetzt haben Sie sich die Mühe gemacht, uns nach Offenbarung Dürstenden von der Kanzel herab in mittelvielen Worten zu sagen, wofür doch ein Wort gereicht hätte: Nichts. Dass es nicht die königliche Sonne allein, sondern zusätzlich einige Teamplaneten waren, die mitkreißend diese Entscheidung gebaren, ist nicht nur keine gute Nachricht. Es ist, mit Verlaub, gar keine Nachricht. Uns Wellenschlägern bleibt deshalb nicht viel anderes übrig, als vor uns hin zu wahrheiten und Vorhandenes auszugraben. Dass das nun also vielleicht Geschwätz von gestern sein soll, das man doch nicht so ernst nehmen möge – woher sollen wir das wissen? Vielleicht markieren Sie zukünftig ernst gemeinte Äußerungen mit einem „E“, nicht ernstgemeinte mit einem „W“? Wir jedenfalls würden uns nicht anmaßen, entscheiden zu wollen, welche Worte des Nichtsonnenkönigs und nichtgroßen Mannes interessant sind. Oder vielleicht sogar virulent. Verzeihung: Pharao wollte ich sagen.
Was allerdings der Rede, Schreibe und Nachricht wert wäre, ist anderes. Auch wenn es bei Entscheidungsträgern gang und gäbe ist, anzunehmen, mit einem „Wir haben uns was bei gedacht“ könnten Debatten beendet werden, wagen wir zu fragen: Ja, in Gottes Namen, was denn? Uns bleibt nur zu rätseln – solange Sie nicht Substanz bringen. Diese kleine Webseite hat bestimmt Platz für einen Beitrag von Ihnen oder dem Pharao zum Thema. Dann können wir uns informationsgesättigt zurückziehen und nachdenken. Oder Sie führen ein wenig aus, was denn da zu diskutieren sein soll – und wir strömen nächstes Jahr in Scharen zur Speisung der geistig Armen mit Ausgießung des Reformgeistes. Im real-life oder im Theater. Solange Sie aber nichts zu sagen haben, tun Sie das doch vielleicht auch lieber, statt Indigniertheit zur Schau zu stellen.
Derweil planschen wir hier noch ein wenig im Teich und schauen, welche unvorsichtigen Passanten sich klamme Füße von den Wellen holen. Und vielleicht finden wir in den Schlammgründen des Webs noch ein paar Zitate, deren Relevanz und Interessanz sie uns dann erklären können.
TT-Stückemarkt: nicht so bierernst
@ Christoph Viel: Och nö, jetzt nicht wieder diese unsägliche Blackfacing-Debatte. So manch eine/r könnte ja sogar in ein Schattenspieltheater sowas reinprojizieren: Schwarze Umrisse auf weissem Grund. Ach, Mensch, ich versteh es doch, dass es um grundsätzlich andere Erfahrungen geht, aber es ist Theater, es ist Spiel! Ich sag mal so: "Der Mann in sonnengebräunter Kleidung und karierter Haut." (Wolfgang Herrndorf) Nehmt doch bitte mal nicht immer alles so bierernst.
TT-Stückemarkt: Duchamp-Reminiszenz
Lustig! Milo Rau ist der neue Autorentyp! Bald kommt einer und stellt ein Pissoir oder einen Flaschentrockner auf die Bühne, und Herr Krieger behauptet, dass sei ein neues Theaterstück!
TT-Stückemarkt: Querverweis zu "Gift"
@Marcel
Hat er schon. Siehe Gift. Da ist es ein Kaffeeautomat.
TT-Stückemarkt: Gesprächsbedarf seit Rimini Protokoll in Mülheim
Liebe Gemeinde,
es tut mir leid, wenn ich die Gefühle derer verletzt habe, die selbst nicht zimperlich zu sein scheinen.
Es ist für mich ein Hinweis wert gewesen, dass die Strukturreform des Stückemarkts schon jetzt zu einer Reflektion über den Autorenbegriff geführt hat, wie die eloquenten Beiträge von Sascha Krieger und Ulf Schmidt mal gezeigt haben.
Seit der Rimini-Entscheidung von Mülheim gibt es Gesprächsbedarf. Und in diesem Zusammenhang habe ich vielleicht wirklich sehr wenig zu sagen. Ich glaube es gibt eine ganz interessante Entwicklung in dem was Textualität auf Bühnen bedeutet, die berufenere Geister beschreiben und bitte tastend und nicht hämmernd deuten mögen.
AAAAAAAAAAber vor allem bedarf es dafür Rahmen und Anregungen. Diese Leistung wollte ich herausstreichen, dass jetzt potentiell einen Rahmen gibt für diese Auseinandersetzung. Die implizierte Abwertung des bisherigen Modells kann ich nicht erkennen und der Anspruch, dass der Berg Festspiele/T.O. bitte schön kreißen möge und Klarheit über die strittigen Fragen schaffen solle.
Dieses hierarchische Denken widerspricht meinen Überzeugungen und geht auch krass vorbei an allem was die Erkenntnistheorie durch systemisches Denken und radikalen Konstruktivismus erreicht hat. In diesem Forum tummeln sich m.E. noch ganz viele, die Foucault für den letzten Schrei halten. Das hat mitunter blöde Auswüchse in Richtung Sender-Empfänger-Denke. Alles ziemlich sauber abgelegtes Gedankengut; würde man meinen.
Also Freunde, freut Euch doch über die Irritation, die Euer Denken und Handeln anregt und spekuliert weiter. Es ist wohl nötig und schön. Klagt Euch doch ein für eine Podiumsdiskussion o.Ä. zur Eröffnung des neuen Stückemarkts. Oder eröffnet eine online Plattform zur Frage des Autors, oder, oder...
ps ich markiere nicht was ernst oder ironisch intendiert ist und vertraue darauf, dass die Interpretation eines jeden wertvoller ist als meine ziemlich eitle Zurechtweisung wie es denn jetzt aber wirklich, wirklich gemeint war.
TT-Stückemarkt: Gesprächsbedarf
Werter Herr Viel,
nichts für Ungut, es geht nicht um Schienbeintreterei. Aber sie deuten an, dass Sie etwas zu sagen hätten und das wäre als Beitrag für die Diskussion hier hoch willkommen. Dass Beiträge und Kommentare hier im Teich gelegentlich heftig flügelschlagend auftreten, muss der sachlichen Auseinandersetzung ja nicht abträglich sein. Sofern sie Debatte und Positionierungen vielleicht auslöst, vielleicht sichtbar werden lässt. Einen weiteren kleinen Netztümpel für solche Diskussionen braucht es sicherlich gar nicht. Die Diskussion hier findet doch statt. Und die Einladung lautet: machen Sie und/oder Thomas Oberender doch mit. Per eigenem Beitrag. In den Kommentaren. Die kontroversen Ansichten hier und im Nachbarthread zeigen Bedarf für ein Gespräch, an dem Sie teilnehmen sollten.
TT-Stückemarkt: Konvention der Ignoranz
Frau Büdenhölzer irrt, es gibt nicht verschiedene Formen der Autorenschaft (bzw. natürlich gibt es sie, aber sie spielen nicht die geringste Rolle), sondern eine große Konvention (innerhalb des sich als modern verstehenden Theaters) der Autorenignoranz, da es ja als urpeinlich und völlig undenkbar gilt, ein Stück eines Autors so zu spielen, wie er es aufgeschrieben hat. Und gleichzeitig hält natürlich kein (sagen wir, kaum ein) Regisseur oder Dramaturg den Schädel dafür hin, dass er - mit großem Umschreiben oder Umkonzipieren - ein neues Stück kreiert hat, das er somit als Autor, und nach den daraus zu resultierenden Maßstäben zu verantworten hat. Die Buhrufe werden dann natürlich an den ursprünglichen Autor durchgereicht. Aber auch gerade wenn jetzt der Einwand kommt, es mangele an guten Vorlagen, so müsste ein Stückemarkt, oder alles was sich als dessen Weiterentwicklung begreifen könnte, darum kümmern, Vorlagen zu motivieren, die sogar werkresistente Regisseure dazu verleiten könnte, mal einfach, und mit Lust(!) einem Stück zu folgen und dieses darzustellen. Schließlich wäre das heutzutage die einzige Avantgarde, wo jetzt Konzeptionitis und Adapteritis zwar gelegentlich spannende Blüten treiben, aber vielfach schon längst zum verstaubt konservativen Handwerk verkommen sind. Und - vor allem - genau das nicht begreift.
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