Siegreich und schiffbrüchig

28. September 2018. Nach nur einem Amtsjahr fristlos gekündigt wurde im Juli 2018 die Intendantin des Tanztheaters Wuppertal, Adolphe Binder. Warum? Was war passiert, das die international strahlkräftige Institution der 2009 verstorbenen Tanztheater-Erfinderin Pina Bausch derart in die Krise stürzen konnte? Letztlich unklar sind die Kündigungsgründe; auch der Vorfall als Ganzes ist bislang nur vage nachvollziehbar. Mit der Tanzkritikerin Dorion Weickmann sprechen Susanne Burkhardt und Elena Philipp in Folge 8 des Theaterpodcasts über die Leitungsquerelen in Wuppertal. Außerdem geht es in der September-Ausgabe 2018 um Machtmissbrauchsvorwürfe gegenüber dem Choreographen und Regisseur Jan Fabre – und um das (Schauspiel-)Theater von Jürgen Gosch, der dieses Jahr 75 Jahre alt geworden wäre.

Elena Susanne 560 AnjaSchaefer uElena Philipp (nachtkritik.de) und Susanne Burkhardt (Deutschlandfunk Kultur) © Anja Schäfer

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Folge 8 – die Themen:

Von den "Wuppertaler Wirren" schrieb Dorion Weickmann, als die angestrebte Kündigung Adolphe Binders öffentlich wurde. Zeitgleich mit der Beiratssitzung des Tanztheaters war, offenbar aus der Geschäftsführung, einzelnen Zeitungen die Liste mit Vorwürfen gegenüber Adolphe Binder zugespielt worden. Die Intendantin habe keinen Spielplan für die kommende Saison vorgelegt und immer wieder eigenmächtig gehandelt, sogar von Mobbing war zu lesen. Öffentlich wurde ein länger schwelendes Zerwürfnis, das die Lokalpresse zuspitzt auf das Kürzel "Binder vs. Stadt". Hintergründe zum Vorfall trägt der September-Podcast zusammen. In Wuppertal geht die Auseinandersetzung in die nächste Runde: das Arbeitsgericht wird sich mit den Umständen von Adolphe Binders Entlassung befassen.

Auch der Fall Jan Fabre wird gerichtlich verhandelt. Dem belgischen Multikünstler und seiner Kompanie Troubleyn warfen 20 Tänzerinnen und Tänzer in einem Offenen Brief Einschüchterung, öffentliche Erniedrigung und sexuelle Übergriffigkeit vor. "No sex, no solo", sei eine gängige Besetzungspraxis des Choreographen, Regisseurs und bildenden Künstlers Fabre gewesen. Im Offenen Brief und Troubleyns Antwort darauf zeichnet sich das bisweilen noch gängige (Zerr-)Bild des geniehaften, grenzüberschreitenden Künstlers ab. Er kündet aber auch von einem neuen Selbstbewusstsein der Ausführenden, die sich nicht mehr zu bloßen Instrumenten des Choreographen machen möchten. Sind diese Emanzipationsbestrebungen tragfähig? Wie wären sie nachhaltig zu verankern? Darüber diskutieren Susanne Burkhardt und Elena Philipp mit ihrem Studiogast Dorion Weickmann.

Dass großartiges Theater auch im arbeitsrechtlichen Rahmen entstehen kann, bewies Jürgen Gosch. Der 2009 verstorbene Regisseur ermutigte Schauspielerinnen und Schauspieler zu wahrhaftigen Darstellungen, forderte dabei auch viel, wahrte aber Respekt vor den privat-persönlichen Grenzen. Ansichtig wird das in Probenmitschnitten eines Dokumentarfilms, der Gosch anlässlich seines 75. Geburtstags würdigt. Was machte Gosch als Regisseur einzigartig? Worin liegt der Kern seiner Kunst? Ikonischen Inszenierungen aus den letzten fünf Jahren seines Schaffens wie "Macbeth", Onkel Wanja oder Idomeneus widmet sich Folge 8 des Theaterpodcasts.

 

Ein Podcast in Zusammenarbeit mit Deutschlandfunk Kultur

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