Experte fürs Kampagnentheater

Berlin, 24. März 2015. Der Theaterpädagoge, Projektentwickler und Regisseur Philipp Harpain wird ab August 2016 die Künstlerische Leitung des Berliner Grips Theaters übernehmen, das teilte das Haus heute mit. Harpain leitet seit 12 Jahren die theaterpädagogische Abteilung des Kinder- und Jugendtheaters, die er zu einer der größten und profiliertesten Deutschlands auf- und ausgebaut hat, so die Presseaussendung. Er sei Experte fürs Kampagnentheater ("Hier geblieben!" und "SOS for Human Rights") und für die Vermittlung von Kinder-­ und Menschenrechten im theatralen Kontext,
und er initiierte und entwickelte zahlreiche partizipative Theater-­Projekte mit Kindern und Jugendlichen. Seine Projekte wurden mehrfach ausgezeichnet.

Philipp Harpain 280 Katrin Kraemer uPhilipp Harpain © Katrin Krämer Für Volker Ludwig war es wichtig, heißt es weiter, "eine integrative Persönlichkeit als Nachfolger
zu finden". In Harpains politischer Haltung und seiner besonderen Fähigkeit, zuzuhören und
auf Menschen zuzugehen, sieht Volker Ludwig einen Garant für den Fortbestand des Profils des Grips Theaters "als ein realistisches Gegenwartstheater, in dem sich das Publikum wiedererkennt".

Harpain, 48 Jahre alt, in Kiel geboren, lebt seit 1999 in Berlin. Nach seiner Ausbildung zum Theaterpädagogen in Ulm arbeitete er als Schauspieler und Theaterpädagoge am Landestheater Neustrelitz, im Moks‐Theater Bremen und am Carrousel-­Theater an der Parkaue (unter Manuel Schöbel), bevor er 2003 ans Grips wechselte.

Harpain löst Stefan Fischer‐Fels ab, der nach künstlerischen Meinungsverschiedenheiten mit Volker Ludwig, dem Gründer und Geschäftsführer der Grips Theater gGmbH, das Haus vorzeitig verlassen wird und unter Leitung des neuen Intendanten Wilfried Schulz die künstlerische Leitung des Kinder- und Jugendtheaters des Düsseldorfer Schauspielhauses übernehmen wird. 

(www.grips-theater.de / sik)

 

Mehr zu:

Grips Theater Berlin: Gründer und künstlerischer Leiter beenden vorzeitig Zusammenarbeit - Meldung vom 12. März 2015

Stefan Fischer-Fels wechselt vom Grips Theater nach Düsseldorf - Meldung vom 16. März 2015

 

 

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Kommentare  
Harpain ans Grips Theater: ratlos
Diese Nachfolge macht so ratlos, dass hier noch nicht mal Kommentare dazu einfallen!
Harpain ans Grips Theater: ein "anderes" Theater
Endlich mal jemand, bei dem man nicht schon im Vorhinein weiß, dass er dem Theater um jeden Preis „seinen“ Stempel aufdrücken muss. Die Haltung „Ich bin das Theater“ ist zwar an deutschen Häusern bei Intendanten weit verbreitet, aber kein Grund, dem auch am GRIPS nachzueifern. Denn das GRIPS steht für ein „anderes“ Theater, bei dem sowohl die Inhalte nicht gleichgültig als auch interne Strukturen demokratischer sind. Nur nachvollziehbar, das Volker Ludwig der Umwandlung „seines“ Hauses in ein weiteres Sonnenkönigreich nicht tatenlos zusehen wollte. Dass ihm dabei quasi-diktatorisches Verhalten vorgeworfen wird, ist eine Verkehrung der Tatsachen. Anders als der jetzt scheidende künstlerische Leiter hat Volker Ludwig sein Ego nie zum Dreh- und Angelpunkt seines Handelns gemacht, es ging immer um das Theater und dessen Inhalte. Dass in der Zeit von Stefan Fischer-Fels auch die eine oder andere gelungene Inszenierung herausgekommen ist und sich das GRIPS in der Vergangenheit ästhetisch etwas mehr hätte trauen könnte - klar, ist geschenkt. Und zugegeben: Machtstreben und Egomanie als Kunst zu verkaufen, ist auch eine Kunst ... aber keine, die mich interessiert.
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