Presseschau vom 17. November 2015 – Kuratorin Stefanie Wenner diskutiert Nutzen und Freiheit der Kunst im Interview mit der Berliner Zeitung
Theater für die Bundeskanzlerin?
Theater für die Bundeskanzlerin?
Berlin, 17. November 2015. Stefanie Wenner organisiert den am Donnerstag, den 19. November 2015, an den Berliner Sophiensaelen beginnenden Veranstaltungsmarathon "Really Useful Theater“, den sie selbst "eine utopische Arena der widerstreitenden Manifeste" nennt. Im Gespräch mit Ulrich Seidler von der Berliner Zeitung (17.11.2015) umreißt die Kuratorin die Leitfrage ihres Programms, "wie nützlich Theater ist oder sein soll, und inwiefern diese Nützlichkeit widerstreitet mit der Forderung nach der Freiheit der Kunst."
Es geht in dem Interview u.a. um die traditionell identitätsbildende Rolle des Stadttheaters, um die Unerreichbarkeit von Pegida-Anhängern durch das Theater, um die Freiheit der Kurator*innen gegenüber Ensemble-Leitern und also auch um den Wechsel an der Berliner Volksbühne von Frank Castorf zu Chris Dercon.
Milo Rau gegen Theater mit Geflüchteten
Mit Zurückhaltung begegnet Wenner allen unmittelbaren politischen oder sozialen Verwertungsinteressen, die sich an die Kunst richten: "Wenn schon Milo Rau, der als Regisseur ja gerade für einen globalen Realismus eintritt und für politisches Theater steht, in der Vorbereitung auf unsere Veranstaltung den Verdacht äußert, dass jetzt alle, die Theater mit Geflüchteten machen, Theater für die Bundeskanzlerin realisieren, dann stellt sich auch die Frage nach dem kritischen Potential dieser Auftragskunst."
Wenner schließt sich dagegen dem Kunstphilosophen Christoph Menke an: Sobald "man Kunst gesellschaftlich in den Dienst nimmt, beraubt man sie ihrer Kraft. Die Kraft besteht in etwas Unbestimmbaren, Unbeschreibbaren, in etwas, das sich der Sprache und der nachprüfbaren Kausalität entzieht."
(Berliner Zeitung / chr)
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