Ode an die AfD

Hannover, 29. November 2015. Rund 40 Ensemblemitglieder und Mitarbeiter*innen des Schauspiels Hannover protestierten am heutigen Sonntagmorgen vor dem Eingang zum Hannover Congess Centrum gegen die Politik der Alternative für Deutschland (AfD), die dort ihren Bundesparteitag abhielt. Das entnehmen wir einer Presseaussendung des Schauspiels Hannover.

ode an die freude 012Theaterleute singen gegen den AfD-Parteitag in Hannover © Katrin RibbeDem unter anderem über Facebook verbreiteten Aufruf zur Spontandemo seien auch Sänger des Opernchores und "andere engagierte Bürger der Stadt" gefolgt. Auf einem Pappschild war zu lesen: "Nationalismus ist keine Alternative  Refugees welcome!" Die Demonstranten brachten den eintreffenden AfD-Mitgliedern ein halbstündiges Begrüßungsständchen und sangen gemeinsam Beethovens "Ode an die Freude". Viele der verdutzten AfD-ler seien am Eingang zum Congess Centrum stehen geblieben oder hätten Handy-Fotos gemacht, einzelne hätten sogar mitgesungen.

Die Aktion habe sich gegen die "zunehmend fremdenfeindlichen Umtriebe der AfD" gerichtet und sei zugleich eine "Geste der Solidarität mit den Kollegen vom Staatstheater Mainz" gewesen, die vor wenigen Tagen eine AfD-Kundgebung 'gestört' hatten und daraufhin von der Polizei angezeigt worden waren.

(www.staatstheater-hannover.de / jnm)

 

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Kommentare  
Anti-AfD-Protest Hannover: wir sind die Guten
"Das entnehmen wir einer Presseaussendung des Hauses." Schön, dass die Presseabteilung des Theaters gleich eine Meldung rausschickt. Wir sind die Guten! Und künstlerisch ist halt mau in Hannover...
Anti-AfD-Protest Hannover: das Gegenteil von mau
@1. Das wird gern so hingeworfen "künstlerisch ist halt mau in Hannover", als sei's das Selbstverständlichste von der Welt. Ich war zuletzt bei "Maria Stuart" und "Der Auftrag" in Hannover, beides außergewöhnliche, inspirierende Abende (nicht nur in meiner Wahrnehmung, wenn ich mir die Kritikenrundschau ansehe). Dann gab's auf den führenden Best-Of-Festivals der Theaterszene zuletzt einiges aus Hannover zu sehen: "Atlas der abgelegenenen Inseln" beim Theatertreffen 2015; "Von den Beinen zu kurz" und "Tod und Auferstehung der Welt meiner Eltern in mir" bei den Mülheimer Theatertagen 2013, "Fatima" bei den Jugendstücken in Heidelberg 2012. Man kann sicher über jede dieser Arbeiten und ihre Auszeichnungen streiten. Aber auch "streitbar" scheint mir doch das Gegenteil von "mau".
Anti-AfD-Protest Hannover: Demo-Verbot für Beethoven
Ich stimme #1 zu! Die sollten sich lieber darauf konzentrieren gutes Theater zu machen, statt mit ihrem Theater Wind gegen demokratische Parteien zu machen und für ihre private Meinung als Plattform zu missbrauchen! Und wer bezahlt das?? Letztlich der Steuerzahler! Das geht nicht!! Und warum ausgerechnet ein so wunderbares Stück wie Beethovens/Schillers Ode an die Freude?! Ich liebe es und das hat nun überhaupt nichts auf einer Demo zu suchen! Der Bogen ist so langsam überspannt!
MfG Hans Wolther
Anti-AfD-Protest Hannover: zeigen, wo man steht
ach so, menschen vom theater dürfen also nicht demonstrieren und somit keine eigene meinung vertreten, weil sie damit steuergelder verschwenden? was soll denn der quatsch! ...und auch ansonsten bin ich bei #2: die geschmäcker sind eben verschieden - mag ja sein das #1s und #3s geschmack nicht so oft getroffen wurde, dafür vielleicht der von x und y- ich selbst sehe (auf grund großer entfernung) nicht so häufig sachen in hannover, aber ich hatte schon alles dabei - sachen die mir sehr gut gefallen haben und solche bei denen ich dachte, naja...es wird halt überall nur mit wasser gekocht...aber "künstlerisch mau" find ich viel zu pauschal und ob der vielstimmigkeit an stimmen und meinungen schlicht unsinn. zudem: meiner meinung nach muss sich theater sogar politisch engagieren und zeigen wo es steht!
Anti-AfD-Protest Hannover: unsachliche Argumentation
lieber hans wolther,
wenn mitarbeiter des theaters in ihrer freizeit auf eine demonstration gehen und ein lied singen, werden damit wo genau wie viele steuergelder verschwendet?
es ist eben auch diese art von unsachlicher argumentation, die die afd für viele zum roten tuch macht.
Anti-AfD-Protest Hannover: in der Tradition Schillers
Einige Anmerkungen
1. Viele Theater in Deutschland spielen Stücke von Lessing, Schiller und Goethe, also Stücke, in denen es um Aufklärung, Vernunft und Humanität geht.Es ehrt die Künstler und Künstlerinnen und verleiht ihnen Glaubwürdigkeit, wenn sie offensichtlich auch in ihrer Freizeit für diese Werte eintreten.
2.Einige scheinen sich ja gerade persönlich beleidigt zu fühlen, dass die "Ode an die Freude" der Dumpfheit öffentlichen entgegengesetzt wird. Sie sollten vielleicht einmal versuchen, den Text zu verstehen, und darüber nachdenken, dass es dem Dichter Schiller um öffentliche, politische Wirkung ging. Er glaubte tatsächlich, dass Kunst den Menschen verbessern könne. In dieser Tradition stehen die heutigen Künstler und Künstlerinnen.
3. Ein konstruktiver Vorschlag zum Schluss: Damit diese Sensibelchen nicht wieder durch den öffentlichen Gebrauch der Kunst beleidigt, gekränkt werden, könnten Künstler ja vorher eine Umfrage in Auftrag geben, welches Lied denn genehm wäre, oder die Empfindsamen machen Vorschläge, was gesungen werden darf - inklusive der Tonart, damit auch nichts schiefgeht
Anti-AfD-Protest Hannover: neue Europa-Hymne
Die "Ode an die Freude" ist eine Ode an die Freude. Und ihre - man traut es Betthoven zu! - Vertonung als Schlusschor, also Teil, einer Sinfonie ist kein Lied. Ohne Beethoven könnte sie also chorisch einstudiert sehr schön gesprochen bis skandiert werden - dann wäre der Text auch weniger sensiblen Geistern eventuell leichter eingängig und er könnte sie begeistern, was immerhin die Gestimmtheit ihres Verfassers vor und beim Verfassen und Betiteln des Verfassten nahe kommen könnte. Schiller für Alle! - Als Schlusschor, sollte die Vertonung der Ode entweder am Stück genossen werden, also anngestückt an ein komplexes Musikwerk oder hymnisiert zumindest von einem professionell einstudierten Chor. Ansonsten solle man vielleicht eher versuchen dem individuell begeistert empfangenen göttlichen Funken der Freude anders Ausdruck verleihen: nach der einen Seele, die man sich getraute sein zu nennen auf dem Erdenrund, Ausschau halten und ihr etwas Gutes tun z.B., oder sich mit seinem echten Bruder treffen, oder einen unechten zu einem irgendwie echten erklären, Freude an der Tochter haben, könnte, wenns nach Schiller geht, ja direkt aus Elysium auf einen gekommen sein... Bitte eine neue, passende Europa-Hymne für alle Sensibelchen, von denen die Künstschler sich so gern beleidigt fühlen, sie darf auch von Künstlern gemacht sein! Und von den Spatzen auf dem Dach gezwitschert werden solange Europa sich halbwegs als Europa zu beschreiben imstande ist. - Danke! - Ach ja - A- oder Es- Dur wär schön, muss aber nicht...
Anti-AfD-Protest Hannover: nicht genug
Herr Wolther,
ich finde solch eine Auseinandersetzung ist begrüßenswert und sie gehört gerade ins Theater, weil Theater nicht nur Kunst um der Kunst willen ist, sondern auch politische Bühne. Sie mögen das nicht? Weil Sie vor einer Auseinandersetzung nicht den Mut haben. Sie wollen nur Kunst genießen. So eine Einstellung kann uns zum Verhängnis werden. Nicht zum ersten Mal. Ihren letzen Satz empfinde ich als eine Zumutung. Einen Bogen der aufrechten Demokraten gegen Pauschalurteile, Rassismus und Menschenverachtung kann man nicht genug überspannen. Dank an alle Theater dieses Landes, die sich widersetzen.
Anti-AfD-Protest Hannover: Rechtsstaat verteidigen
Ich lese und staune: Da meldet man sich als Theaterinteressierter in diesem Forum mit ein paar kritischen Gedanken zu Wort, die hier offenbar nicht geteilt werden und erntet reflexartig Beleidigungen aus dem linken Theater-Establishment. Ich bin weder ein "Sensibelchen", noch mutlos und schon gar nicht unsachlich! (Vielleicht höchstens ein bisschen freigeistiger, als so mancher Ideologe hier). Sachlich wäre es, zu sagen, dass diese Aktion vom Theater Hannover offenkundig "eine Geste der Solidarität mit den Kollegen vom Staatstheater Mainz" war. Und sachlich ist es einfach ein Fakt, dass das Theater Mainz für seine Aktion angezeigt wurde, sich also ausserhalb des legalen Rahmens bewegt hat. Und das ist dann schon eine gewisse Arroganz von manchen Künstlern, die dann meinen, sie könnten einfach alle Gesetze und damit letztlich den Rechtsstaat in Frage stellen, den es doch gerade in diesen Zeiten zu verteidigen gilt, wo das Chaos und die Gewalt in der Welt immer beängstigender wird. Und das muss man auch benennen dürfen, und eine solche, in diesem Forum vielleicht ungewohnt sachliche Ansicht, sollten auch Kulturschaffende akzeptieren. Auch wenn es ihnen nicht passt!
MfG
Anti-AfD-Protest Hannover: Frage
lieber hans wolther,
ich wiederhole meine in #5 gestellte frage und freue mich auf ihre antwort.
mfg
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