Thüringen beschließt Strukturreform
Die Zukunft ist eingeplant
Erfurt, 16. Juni 2016. Laut Berichten mehrerer Medien will das Land Thüringen bis 2021 seine Förderung für Theater und Orchester um zehn Millionen auf knapp 77 Millionen Euro im Jahr aufstocken. Schließungen von Theatern oder Orchestern seien nicht vorgesehen. Die Finanzierungsvereinbarungen würden bis Ende 2024 gelten, müssten aber 2021 auf ihre Machbarkeit überprüft werden. Außerdem gebe das Land von 2017 bis 2024 aus dem Gesamthaushalt knapp 22 Millionen Euro für Theaterkooperationen, Investitionen oder Abfindungen.
"Solche langfristigen Vereinbarungen gebe es derzeit in keinem anderen Bundesland", zitiert die Ostthüringer Zeitung Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff. Auch Jörg Löwer, Präsident der Genossenschaft Deutsche Bühnen-Angehöriger, zeigt sich zufrieden: "Im Unterschied etwa zu Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt zeigt Thüringen mit diesen Plänen, dass auch in Zeiten angespannter Finanzsituationen eine konstruktive Kulturpolitik möglich ist, wenn der politische Wille dafür vorhanden ist." Dem Strukturplan ging eine lange Debatte über den Bestand mehrerer Theater und Orchester voraus. Hier eine ausführliche Darstellung.
Entscheidungen im Detail:
– Die größten Veränderungen stehen den Orchestern Gotha und Eisenach bevor, die sich 2017 zu einer Philharmonie zusammenschließen sollen.
– Erfurt und Weimar bekommen 30.000 Euro zusätzlich pro Jahr für den Ausbau ihrer Kooperation.
Eine Fusion schließt Hasko Weber, Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters Weimar, jedoch aus. Alle Debatten dazu schadeten nur und müssten beendet werden.
– Die Theater Eisenach, Rudolstadt, Nordhausen und Meiningen und das fusionierte Orchester werden künftig Produktionen in Schauspiel, Musiktheater und Ballett austauschen.
– Die Jenaer Philharmonie erhält Extramittel, mit denen sie die Geraer Musiker verstärken soll. Wie viele Stellen künftig im Philharmonischen Orchester Altenburg-Gera durch Nichtwiederbesetzung wegfallen, sei nach wie vor unklar. Das hänge laut Geras Intendant Kay Kuntze vom Ausgang der anstehenden Haustarif-Verhandlungen ab.
– Das Staatsballett des Theater Altenburg-Gera soll künftig vierwöchige Gastspiele im Theater Erfurt geben. Geplant ist außerdem in Zusammenarbeit mit Ballettschulen eine junge Balletttruppe bestehend in Gera aufzubauen.
– Wegen knapper Kassen werde entgegen der Zielsetzung der Landesregierung auch weiterhin nicht in allen Häusern nach Tarif bezahlt werden können.
Die kommunalen Parlamente müssen den Verträgen noch zustimmen. Viel Zeit bleibt ihnen nicht. Ende 2016 laufen die derzeitigen Landesförderungen aus.
(Ostthüringer Zeitung / GDBA / miwo)
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