Ein Großer weniger

27. September 2016. Der Schauspieler Michael Altmann ist am vergangen Sonntag im Alter von 73 Jahren verstorben.

Altmann wurde 1943 in Breslau geboren, wuchs in Bad Reichenhall/Saalach und Oppenau/Rench auf und "fuhr als Ing.-Assistent zur See", wie seine Homepage "McAltmann" vermerkt. Er studierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt/Main. Anschließend folgten Engagements an führenden Schauspielhäusern im deutschsprachigen Raum, u. a. am Schauspiel Frankfurt, am Berliner Schillertheater,  am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und am Thalia Theater Hamburg. Altmann arbeitete mit so unterschiedlichen Regisseuren wie Hans Neuenfels, Klaus Michael Grüber, Peter Palitzsch, B.K. Tragelehn, Jürgen Kruse oder Jürgen Flimm zusammen.

hausmeister2 560 saschakreklau uMichael Altmann 2015 in Harold Pinters "Der Hausmeister" am Theater Duisburg © Sascha Kreklau

Gemeinsam mit seinem kongenialen Bühnen-Partner Hans Werner Kraehkamp spielte Altmann in Frankfurt F. K. Waechters "Kiebich & Dutz". Das Duo kreierte auch das Label "Hartmann & Braun", das bis heute ein Begriff für kabarettistisches Schauspieltheater ist. Mehr als 500 Mal traten Altmann und Kraehkamp zusammen in Sean O'Caseys "Das Ende vom Anfang" auf, das 1986 im Münchner Residenztheater Premiere hatte. Neben seiner Bühnentätigkeit wirkte Altmann in verschiedenen Film- und Fernsehproduktionen mit. So spielte er u. a. in "Molle mit Korn", "Nie wieder schlafen", "Wolffs Revier", "Sie ist meine Mutter" und "Anja & Anton". Zudem stand er für den Kinofilm "Schläft ein Lied in allen Dingen" von Andreas Struck vor der Kamera.

Den Flüssen verbunden

"Michael Altmann hat immer in Städten an Flüssen Theater gespielt. Er fühlt sich mit den Flüssen der Natur verbunden. In seinen Theater- und Filmarbeiten begegnet er den Texten wie den Flüssen. Er liest jedes Stück zig mal bis zur ersten Probe. Er besorgt sich Literatur, geht in Bibliotheken, schaut sich Fotobände an und bereitet sich so auf das Kommende vor", so wird Altmann auf seiner Homepage von seiner Frau Hedda Altmann vorgestellt.

(Komödie Berlin / mcaltmann.de / miwo)

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Kommentare  
Michael Altmann gestorben: unvergesslich
Unvergessen: sein Zusammenspiel mit Heinz Werner Kraehkamp in Tragelehns Inszenierung von O'Caseys "Das Ende vom Anfang".
Michael Altmann gestorben: wie ein altes Ehepaar
Die Duos mit Kraehkamp waren in der Tat großartig. Die Beckett'schen Paare in "Warten auf Godot" und "Endspiel" haben die beiden auf anrührend komische Weise verkörpert, was ihnen nicht zuletzt gelang, weil sie durch die jahrelange Arbeit miteinander so vertraut waren wie ein altes Ehepaar. Altmann hat die beiden Stücke übrigens damals an der Freien Volksbühne mit einer auch nicht ganz unkomischen Version vom "Letzten Band" zur Beckett-Trilogie ergänzt.

Noch diesen Sommer stand Altmann in der "Der verkaufte Großvater" bei den Luisenburgfestspielen auf der Bühne, konnte allerdigs krankheitshalber nicht mehr alle Vorstellungen spielen. Ursprünglich hatte ich geplant, mir die Inszenierung anzusehen - es kam nicht dazu. Das macht mich nun doppelt traurig. Hoffentlich bekommt ihr beiden, Altmann und Kraehkamp, eine lustige Abteilung in der Theaterhölle zugeteilt. Ihr hättet es mehr als verdient!
Michael Altmann: ein Rat
Lieber Michael
Du hattest mir während der Mitbestimmung geraten, nie über jemanden zu sprechen, wenn derjenige nicht dabei ist. Das hat mir sehr geholfen. Aber was mich jetzt, wenn ich über Dich sprechen wollte? Es gibt viele Geschichten. Noch sind sie in der Erinnerung!
Michael Altmann: war wunderbar
er war wunderbar
Michael Altmann: in wunderbaren Stücken
Lieber Herr Behrens - wir kennen uns wahrscheinlich nicht persönlich,aber ich - als Michaels Frau - frage: warum wird sich meist nur an das Duo Altmann/ Kraehkamp erinnert ? Sie haben sicherlich viel zusammen ausgelöst - in der damaligen Zeit. Aber - alles hat seine Zeit.
Auch in den letzten Jahren hat Michael hervorragende und teilweise noch prägendere Rollen gespielt, in wunderbaren Stücken.
Und was Wunsiedel betrifft, so spielte er lediglich nur 3 Vorstellungen nicht ( die 4./5. und 6. ) alle anderen hat er mit Bravour gespielt und ich kann Ihnen sagen : extrem schade, dass Sie das nicht gesehen haben.
Michael Altmann: als Orest bei Neuenfels
Ja, Michael Altmann war ein Besonderer. Als Orest beispielsweise in Hans Neuenfels' Inszenierung von Goethes "Iphigenie" in Frankfurt 1980. Wo er sich immer seine durch Gürtel nicht halten wollende Hose hochzog, ganz unheldisch "die ehrnen Tore" des Tartaros "fernabdonnernd zuschlagen" liess und dem Barbaren Thoas gütig die Zigarette im Mund umdrehte, die dieser sich irrtümlich verkehrt angesteckt hatte. Und in B.K. Tragelehns "Tartuffe" mit Sepp Bierbichler, auch in Frankfurt, wo er vehement seine Bürgerlichkeit gegen den Anarcho verteidigte, am Tisch eine Schwarzwälder-Kirsch-Torte essend. Sowas hatte ich damals noch nie auf einer Bühne gesehen. Seine Stimme war kehlig, rauh, sehr erotisch und äußerst faszinierend. Ich glaube, er war subversiv. Unzugänglich. Fremd. Genau das, was auf eine Theaterbühne gehört.
Michael Altmann: anarchische Bürgerlichkeit
Lieber Michael,
mit Dir zu spielen war ein Abenteuer und mit Dir zu diskutieren auch. Radikal ehrlich nahmst Du auch keine Rücksicht auf Rang und Namen, wenn ein Mangel/Fehler aufzudecken war. Das war glaubhaft, weil Du Dich auch nicht schontest. Deinem langsamen bis behäbigen Sprachduktus und dem wunderbar rollenden rrrr konnte man sich nicht entziehen. Das waren Erlebnisse aus der Frankfurter Theaterzeit. Obwohl ich dich später nur noch einmal mit Esel zufällig traf haben mich Deine anarchische Bürgerlichkeit und Dein zarter Humor immer wieder an Dich denken lassen. Ich freue mich, dass Du in Deinen letzten Jahren so glücklich warst. Ade! Rotraut de Neve
Michael Altmann: Erinnerungsspeicher
Liebe Frau Altmann,

ich kann Ihnen da leider nichts anderes antworten, als dass ich nur auf meinen persönlichen Erinnerungsspeicher zurückgreifen kann. Mit Ausnahme des "Letzten Bandes" habe ich Ihren Mann nur in der Kombination mit Kraehkamp erlebt. Danach spielte er eher an Theatern, die ich in der jeweiligen Zeit weniger im Blick hatte. In Wunsiedel habe ich ihn sogar zweimal knapp verpasst - er hat dort ja auch schon den Jean Paul in einem Stück von Werner Fritsch gespielt. Ich hoffe, demnächst wenigstens einmal das Hörspiel "Magma", ebenfalls von Fritsch, hören zu können, um Michael Altmann so eine letzte Reverenz zu erweisen.
Michael Altmann: Stern am Horizont
Nein, ich bin auch traurig :( Ich gehöre der jüngeren Generation an, habe ihn damals in der Produktion "Anja u. Anton" gesehen und fand ihn toll. Später dann mehrmals in "Blütenträume", da fand ich ihn am Besten (männlich) und dann noch in "Die Studentin und Monsieur Henri". Ich hoffe ihm geht es gut, da wo er jetzt ist... es funkelt ein Stern am Horizont!
Alles Liebe von Herzen
Mary
Michael Altmann: nicht zu vergessen
Traurig! Er war ganz eigen... Auch bei den Proben. Nach einmal sehen, nicht mehr zu vergessen. "Alles, was lange währt, ist leise..."
Michael Altmann: ein ganz Großer
michael altmann war ein ganz großer mensch und spieler seines menschseins, so wie er die welt sah, so waren seine rollen, er war nicht einmal ein schauspieler, er war viel mehr, er war immer er selbst, auch in den proben, niemand hat so erbarmungslos seine eigenen texte gestrichen wie er selbst, er war ein seefahrer durch seine welten, wenn man folgen konnte, wollte, konnte man einiges erleben, das ewige SIE in der anrede, selbst als man schon befreundet war, konnte echt nerven, die familie war immer DIE KÜCHE, ich verdanke ihm viel, muss oft an ihn denken, zur zeit täglich, und es kommt immer mehr dazu, was haben wir gemacht zusammen, weinernte, muschelessen, geschwiegen, texte gestrichen, holz betrachtet, ich durfte ihm zuschauen , als er manders in GESPENSTER war, Tartuffe, Hoederer in SCHMUTZIGE HÄNDE, zuletzt den Zauberkönig im WIENERWALD - das alles in köeln in den jahren 2003 bis 2006, im kontakt geblieben, fast bis zuletzt, neulich noch der hausmeister in duisburg, danach sogar zwei alt mit der lieben hedda. mann, er fehlt, er hat viel gegeben, danke, michael!
Michael Altmann: Erinnerungen
Michel -hab Texte mit Dir gelernt (Edgar in König Lear /Resi M), hab Flüsse mit Dir gepaddelt, Berge erklimmt.Meine ersten Versuche begleitet. Kommentiert.Scharf, aber liebevol-wissend. Meinen "persönlichen Jesuiten" nannte ich Dich.Hast über mir gewacht.
Manchmal unbequem.Zuverlässiger Begleiter.Hab Dich mit "Winterreise" gesehen, auf dem Ku'damm mit Boulevard, in Kiebich & Duzt ,und , und..(war eure WG-Mitbewohnerein -welch Ehre ).Wirst NIE vergessen sein !
Michael Altmann: Vorbote
..der Ruck, der uns durchfuhr als wir hörten, er sei in den kalten Rhein gestürzt zu Beginn diesen Jahres, wirkt nachträglich wie ein Vorbote. Danke, Michael, für die steten Grüße an die Küche.
Michael Altmann: vergesst ihn nicht!
Als Laie aber Bewunderer und Fan darf ich vielleicht noch hinzufügen: Vergesst ihn auch nicht als einen der beiden ZAREN, die die Leute von der neuen Frankfurter Schule (Pardon/Titanic) so wunderbar in der "Hau-Schau" präsentierten. (Herr Ober! Zaren!)
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