19. März 2024. Die Mülheimer Theatertage "stücke" haben auf einer live gestreamten Pressekonferenz ihre Nominierungen für den 49. Mülheimer Dramatikpreis bekanntgegeben. Das Festival findet in diesem Jahr vom 4. bis 25. Mai statt. 

Nominiert sind folgende Stücke:

Nora oder Wie man das Herrenhaus kompostiert
von Sivan Ben Yishai
Regie: Marie Bues
Schauspiel Hannover

Juices
von Ewe Benbenek
Regie: Kamila Polívková
Nationaltheater Mannheim

Baracke
von Rainald Goetz 
Regie: Claudia Bossard
Deutsches Theater Berlin

forecast:ödipus
von Thomas Köck
Regie: Stefan Pucher
Schauspiel Stuttgart

The Silence
von Falk Richter
Regie: Falk Richter
Schaubühne Berlin

Laios
von Roland Schimmelpfenning
Regie: Karin Beier
Deutsches Schauspielhaus Hamburg

Antrag auf größtmögliche Entfernung von Gewalt
von Felicia Zeller
Regie: Eike Weinreich
Theater Oberhausen

Der Kritiker:innen-Auswahljury der Mülheimer Theatertage gehören an: Christine Dössel (Süddeutsche Zeitung), Wolfgang Kralicek (Falter, Süddeutsche Zeitung), Stephan Reuter (Basler Zeitung), Christine Wahl (nachtkritik.de, Tagesspiegel) und Franz Wille (Theater heute, in diesem Jahr Sprecher des Auswahlgremiums).

In den Wettbewerb um den Mülheimer KinderStückePreis 2024 gehen:

Winterkind und Herr Jemineh
von Marion Brasch
Regie: Ania Michaelis
tjg. theater junge generation, Dresden

Dunkelschwarz
von Iona Daniel
Regie: Gerben Vaillant
Junges Theater Münster

Geschichten vom Aufstehen
von Thomas Freyer
Regie: Jan Gehler
tjg. theater junge generation, Dresden

Troja! Blinde Passagiere im trojanischen Pferd
von Henner Kallmeyer
Regie: Frank Hörner
theaterkohlenpott Herne

südpol.windstill
von Armela Madreiter
Regie: Yvonne Kespohl
Junges Theater Heidelberg

Die Kinderstücke-Auswahl verantworten Björn Hayer (Kritiker), Dora Schneider (Regisseurin) und Theresia Walser (Dramatikerin).

Die Preisjurys, die während der Mülheimer Theatertage die jeweils mit 15.000 Euro dotierten Auszeichnungen unter den nominierten Erwachsenen- und Kinderstücken vergeben, werden später bekanntgegeben.

(Mülheimer Theatertage / geka)

Kommentare  
Auswahl Mülheim: Kein Pollesch?
Keine Nominierung für Pollesch ??? Wie schade :-(
Auswahl Mülheim: Rotation?
Mir kommt es unseriös vor, dass Franz Wille von der Theaterheute nun seit dreißig Jahren (mit zwei extrem kurzen Unterbrechungen) in der Auswahljury sitzt. Eine wirkliche Rotation ist in solchen Gremien, zumal solchen wichtigen, eigentlich selbstverständlich. Und alle wissen, wenn jemand so lange in so einer Jury sitzt, dass er in den Sitzungen gegenüber den Neuen eine andere Autorität hat, er eigentlich in Entscheidungen von den anderen nicht übergangen werden kann. Und andersherum dürfte das heißen: Wen Franz Wille partout nicht dabei haben will, der dürfte es seit dreißig Jahren schwer bis sehr schwer haben bei diesem Preis. Wieso das alles? Kommt nur mir das extrem unseriös vor? In diesem Jahr ist Franz Wille nicht nur in der Auswahljury, sondern auch noch in der Preisjury. Ich bitte um andere Meinungen. Vielleicht sehe ich das zu eng, aber es ist doch ein wichtiger Preis, oder etwa nicht?
Auswahl Mülheim: Strukturproblem?
Die Beobachtung von Frank Willi ist wichtig. Frappierend ist, wie sich die nominierten Stücke der Mülheimer Theatertage mit den in Theater heute abgedruckten Stücken deckt: Von 7 nominierten Stücken wurden 5 in den vergangenen Monaten in Theater heute abgedruckt, eine weitere nominierte Autorin wurde zuletzt mit einem anderen Stück in der Zeitschrift vorgestellt. Bei den letzten Jahrgängen sieht es ähnlich aus. Theater heute liefert praktisch die Shortlist der Mülheimer Theatertage. Diese Art von Auswahlprozess wirkt anachronistisch und läuft wichtigen Impulsen der letzten Jahre zuwider, die für die bewusste Brechung von Kontinuitäten und die Einbindung möglichst heterogener Perspektiven plädieren – genau dort, wo entschieden wird, wer Zugang in die Systeme von Theater, Kunst etc. erhält. Dieses Strukturproblem untergräbt das Renommee des Festivals leider massiv.
Preisjury Mülheim: Zeit für Neuanfang
Die (Theater) Welt als Wille und Vorstellung ... Aber genau so ist es (#2 und #3): ein vom Bund geförderter Wettbewerb findet nach dem persönlichen Geschmack eines Jurors statt: bevor die Shortlist entstand, waren 5/7 der Stücke bereits in TH veröffentlicht oder dazu ausgewählt. Wir sehen, dass die narrative (als konservativ oder well made diffamierte) Theaterliteratur weitgehend verschwunden ist … Zeit für einen Neuanfang in Mülheim an der Ruhr …
Auswahl Mülheim: Erwartbar + bieder
Meiner Meinung ist die Auswahl sehr erwartbar und bieder. Man muss sich tatsächlich nur ansehen, welche Stücke zuletzt in Theater heute abgedruckt worden sind. Dazu noch auf die Websites von Suhrkamp Theater und S. Fischer Theater klicken. Dann kommt man gut hin. Es fehlt Überraschendes, Neues, Ungewöhnliches. Aber hey, vielleicht könnte mehr Wechsel im Auswahlgremium und in der Jury sinnvoll sein?
Auswahl Mülheim: Liste?
Gibt es eine Liste der Stücke [und der Bühnen, wo sie gespielt wurden], die von der Jury berücksichtigt wurden, ähnlich wie die Liste der Oscar Academy? Ich würde mich auf eine Veröffentlichung sehr freuen.
Auswahl Mülheim: Guter Riecher
Von 7 nominierten Stücken waren 5 bereits in Theater heute abgedruckt? Aha. Und die wurden dann nominiert für Mülheim. Soso. Aber erst waren sie abgedruckt in Theater heute. Jaja.
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