Weimar: Intendanz-Trio leitet ab 2025 das Nationaltheater
22. April 2024. Valentin Schwarz, Dorian Dreher und Timon Jansen übernehmen gemeinsam ab der Spielzeit 2025/26 die künstlerische Geschäftsführung am Deutschen Nationaltheater Weimar. Das gibt die Thüringer Staatskanzlei in einer Medieninformation bekannt.
Erstmals wird das Deutsche Nationaltheater Weimar (DNT) damit von einer Team-Intendanz geleitet. Die Aufgabenverteilung sieht vor, dass Valentin Schwarz die Funktion des Chefregisseurs und künstlerischen Geschäftsführers übernimmt; er wird zwei Inszenierungen im Musiktheater pro Spielzeit erarbeiten. Dorian Dreher amtiert als Spartenleiter Oper ausüben und Timon Jansen als Spartenleiter Schauspiel. Sabine Rühl nimmt weiterhin die kaufmännische Geschäftsführung der DNT GmbH wahr und komplettiert damit das Leitungsteam, das dem derzeitigen Intendanten Hasko Weber nachfolgt, der sein Amt vorzeitig niederlegt.
Die Entscheidung ist Ergebnis eines fünfmonatigen Auswahlprozesses, in dem die Findungskommission 32 Bewerbungen sichtete. Aus Sicht der Findungskommission legte das Team ein "ambitioniertes und zugleich inhaltlich wie strategisch sehr durchdachtes Strategiepapier" vor, insbesondere für die künstlerische Entwicklung des DNT in der Zeit der geplanten Generalsanierung.
Der österreichische Bühnen- und Filmregisseur Valentin Schwarz, geboren 1989, studierte Musiktheater-Regie, Volkswirtschaftslehre und Philosophie in Wien. 2017 gewann er beim internationalen Regiewettbewerb „RingAward" den ersten Preis. Daraufhin inszenierte er erfolgreich unter anderem an der Oper Köln, der Staatsoper Stuttgart, der Opéra Montpellier und zuletzt bei den Bayreuther Festspielen den neuen "Ring des Nibelungen", den die „New York Times“ laut Thüringer Staatskanzlei als eine der "Best Classical Music Performances of 2022" bezeichnete.
Der 1985 in Berlin geborene Regisseur Dorian Dreher studierte an der Freien Universität Berlin Theaterwissenschaft sowie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Musiktheater-Regie. Er inszenierte an Bühnen im In- und Ausland, darunter die Opera Vlaanderen, die Opéra du Rhin Strasbourg, die Komische Oper Berlin sowie das Slowakische Nationaltheater Bratislava. Die Medieninformation erwähnt von seinen Regiearbeiten die mit dem Studiopreis der Götz-Friedrich-Stiftung ausgezeichnete Inszenierung von "Schwanengesang" am Nationaltheater Mannheim, "Tristan und Isolde" an der Deutschen Oper am Rhein sowie "Rodelinda" anlässlich des 100jährigen Bestehens der „Internationalen Händelfestspiele Göttingen".
Timon Jansen, 1990 am Niederrhein geboren, studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und Theaterregie in Zürich. Seine Abschlussinszenierung "Sommergäste" nach Maxim Gorki war zum Körber Studio Junge Regie sowie zum Schauspielschultreffen eingeladen. Als Stipendiat des Nürnberger Autorenstipendiums und in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk schrieb er sein erstes Drehbuch. Seit 2022 arbeitete er als Dramaturg am Theater Basel, unter anderem bei "Ein Sommernachtstraum" von Antú Romero Nunes oder "Abteilung Leben" von Christoph Marthaler.
Die Berufung der Team-Intendanz am DNT Weimar erfolgt zunächst für fünf Jahre.
(Thüringer Staatskanzlei / eph)
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So kann man befürchten, dass die BrandMAUERN, die ja in aller Munde sind (da braucht man auch Rosi Teufel nicht anzukreiden @Adam Riese), nur höher gezogen werden und am Ende noch mehr zur AfD rennen. Es geht doch wohl darum, dass wir alle gemeinsam unsere Demokratie retten und Leute, die an derer zweifeln zur Vernunft bringen.
Natürlich wünsche ich den dreien Glück und ein schönes Programm und vielleicht geht auch alles gut.
@Thomas Rothschild: #Marlies sprach von Intendanzpositionen und nicht von "allgemeinen" Arbeiter:innen. Ich fände es wünschenswert, dass Sie selbst nicht in Polemik verfallen, derer sie andere bezichtigen.
@6: War das ein Eigentor? Denn: Andersherum wird ein Schuh draus! Wenn wir davon ausgehen, dass die im Grundgesetz genannten Eigenschaften (meinetwegen ergänzt um Dimensionen wie: Piefke, Ossi, Jungspund, ... soweit nach äußerem Anschein ersichtlich), nach denen NICHT diskriminiert werden soll, keine Rollen spielen würden bei der insgesamten Verteilung, dann dürfte nicht schwer zu verstehen sein, dass die von #4 beschriebene statistische(!) Schieflage auffällig ist, selbst wenn man sie auf den gesamten deutschsprachigen Raum erweitert. (Sie können ja auch gern weiter erweitern auf Hochschulspitzen, auf oberste Bundesgerichte, auf Ministerialspitzenbeamte, auf DAX-Vorstände, wenn Sie mögen.) Die von Ihnen erwähnte statistische Schieflage ist hingegen *keine*, sondern Ausdruck von guter kultureller Vermengung und Begegnung. Die findet in Bezug auf die von #4 erwähnte Eigenschaft erkennbar gehemmt statt, wie man schwerlich bestreiten wird.
@7: Wenn ich mir erlauben darf, Ihr Bild Weise aufzugreifen: Wenn sowohl wenn man sehr sehr nach vor einer Mauer steht oder sehr sehr weit entfernt von ihr, besteht gute Aussicht, dass man die Mauer selbst nicht sieht, die man anderen angedeihen lassen möchte. Oder man steht gar teichoskopisch, und ebenso den Kern der Sache für nichtexistent haltend, auf ihr drauf. In allen drei Fällen gälte für mich in Bezug auf Vermutungen über das Innenleben anderer Menschen: Maß halten.
@2: Wer einen einmaligen Sachfehler dazu verwendet, eine/n Argumentierenden parteipolitisch zu verorten, der versteht sicherlich mehr von der heutzutagigen Kunst der politischen Kommunikation als von der Etikette aufrichtigen Umgangs, oder nicht?
Hilfreich ist hingegen #3, weil hier der Kern berührt wird: Die Frage nach individueller Erfahrung, der Bereitschaft, der Zurückhaltung, der Vermögen zum Gedanken und zur Tat. Diese sind künstlerisch wesentlich und grund-legened. Und auch: Sind diese natürlich und unvermeidlich durch Herkunft und äußere Merkmale mitgeprägt. Andersherum: Genauso, wie es für die Besetzung der Leitung eines Hauses egal sein muss, ob Penis oder Vagina oder was anderes unten dran sind, genauso darf es nicht egal sein, wenn das, was da unten dran ist, dazu führt, dass schlecht geleitet wird. Und da gibt es eben schlechte Erfahrungswerte in der Vergangenheit.
Deswegen: Ja, Empatie und Kunst sind zentral. Leider sind wir noch nicht da, dass das, was unten dran ist, gänzlich irrelevant dafür ist bzw. die Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit keinen Vorbehalt entstehen zu lassen. Hoffen wir (und arbeiten wir daran), dass das möglichst zügig der Fall ist.*
Mögen die drei Jungs einen Beitrag dazu stiften. Das ist Chance und Bürde. Ihre Verantwortung ist besonders hoch. Inhaltlich kann ich sie nicht einschätzen, da ich sie nicht kenne. Aber warum sollte sowas im deutschsprachigen Raum (mit Dutzenden von Dutzenden von öffentlichen Theatern, #immaterielleskulturerbe) nicht auch möglich sein? (Ähnlich Diskussion Spuhler-in-Heidelberg letztes oder vorletztes Jahr: Kontrolliert Raum geben zu zeigen, dass der Mensch ein lebendes Wesen in Veränderung ist.) Warum sollten die drei Herren in Weimar ausschließlich Ihnen aufgrund äußerer Merkmale zugeschriebene Inkompetenzen und Boshaftigkeiten an den Tag legen. Das scheint mir eine reichlich durchtriebene Herangehensweise.
Diversität(!) in einer Landschaft(!) kann ja auch bedeuten: Mehrere Modelle zuzulassen, parallel. Genau wie das Theatertreffen mit der Frauenquote einen Weg beschritten hat, den man nach 10 Jahren gegen einen anderen Quotenfaktor tauschen könnte. Es gibt nicht DIE EINE Lösung, hier wie dort. Mehrere Pfade gibt's. (Eine rein nichtostdeutsche Triumvirat-Intendanz in der Goetheschillerbuchenwalddemokratierepublikstadt macht noch keinen Sommer/Winter.) Mal den einen. Mal den anderen. Kurzum: Mehr Mehrdeutigkeit wagen!
In diesem Falle: Dem DNT viel Erfolg. Wir freuen uns derweil auf die nächsten drei Ossis an deutschsprachigen Stadttheatern.
* Übrigens hat die Castorfvolksbühne mit ihren Hegemanns und Rois' und Spenglers und Polleschs schon vor Jahrzehnten ziemlich monströs gezeigt, was Hochzeit von Herkunft, Werdegang im AUSTAUSCH hervorzubringen vermag. Kunst sucht sich selbst Diversität. (Wenn man sie nicht einhegt oder "neu erfinden" oder "weltberühmt" machen möchte.) Da braucht's keine Quote. Das mag für den politischen Raum (#proporz) anders sein. Leider berührt die eine Sphäre die andere in der Regel, wie im Weimarer Fall. Bei den Berliner Philharmonikern ist es anders. Apropos: Möge Joe Chialo seiner Aufgabe würdevoll gerecht werden, indem er die Volksbühne selbst ermächtigt, ihre Leitung zu finden.
Danke für die Aufzählung. Nun muss man hinzufügen, dass Österreich und Deutschland eine andere Geschichte verbindet als Ost- und Westdeutschland, insofern finde ich es kompliziert, beide Sachverhalte zu vermengen.
Können Sie mir - nur aus Interesse - noch sagen, wie viele Indentant_innen es in Österreich gibt, die aus der ehemaligen DDR kommen oder ost-sozialisiert sind?
Skizze: Selbstidentifiziert und/oder als solche/r gelesen. Entwederoder bzw. sowohlalsauch
Wie immer gibt es wenig Schwarz und Weiß und viele viele Grautöne. Beispielsweise kann, aber muss der Ton des Graus nicht mit der Lebenslänge vor 1990 zusammenhängen oder mit der Anzahl von Kilometern in irgendeiner Himmelsrichtung. Aber wahrscheinlich wird jemand, der 1980 in Saarlouis in einem friesischen Elternhaus geboren, aufgewachsen und geblieben ist, sich selbst und von anderen weniger Ost-Sozialisation zuschreiben bzw. zugeschrieben bekommen und/oder in sich sehen als jemand, der in der Lausitz Familie, Arbeitgeber und Hab und Gut hat und die ersten Lebensjahre in Suhl verbracht hat. Es sind freilch jegliche Mischformen denkbar und auch vorhanden.
Es gibt sicherlich keine mathematische, eineindeutige, widerspruchsfreie Definition wo Ost-Sozialisation anfängt bzw. aufhört. Das ist sicher keine Überraschung. (Für den "Osten" als solchen gilt übrigens Selbiges. In Hannover ist der Osten hinter der Elbe. In Berlin Richtung Oder. An der Oder in Polen. In Polen Moskau. Und in Moskau ist er dann auch wieder nicht. - Oder eben doch.)
Aber das Einfachste ist einfach: Die Menschen sprechen und fragen und zuhören! Es wird welche geben, die werden "Ost-Sozialisation" für sich klar bejahen, andere werden es klar für sich verneinen, und es wird hybridere Antworten geben. Insofern wiederhole ich mich von gestern: Mehr Mehrdeutigkeit wagen!
Hilft Ihnen diese Skizze?
Eine der einflussreichsten Weimarer Intendanzen der letzten Jahre war die von Stephan Märki – einem Schweizer.
Vielleicht erinnern sich die ganzen "ost-sozialisierten" Poster:innen, dass das Musiktheater in Weimar 2002 aufgrund der Fusionierung mit dem Theater Erfurt abgeschafft werden sollte. Nur durch das Engagement von Märki, seinem Team und der Weimarer Bevölkerung konnte das verhindert werden.
Mehr dazu hier: https://www.nationaltheater-weimar.de/de/ueber-uns/geschichte.php
Vielleicht half gerade damals, dass es eben kein "Ostdeutscher" war. Ich bin erschüttert, dass hier die viel wichtigeren Fragen nicht gestellt werden. Zum Beispiel, was der Grund für Hasko Webers Abgang war (einem Ostdeutschen). Ihnen allen wird vielleicht bekannt sein, dass dem Dreier-Team praktisch über die gesamte Vertragslaufzeit, das Haus als Spielort nicht zur Verfügung stehen wird. Ist Ihnen bewusst, was das bedeutet? Gab es hier von anderen (erfahreneren?) Bewerber:innen womöglich Forderungen? Vielleicht liessen sich die drei auf Gegebenheiten ein, die andere als eine Zumutung erachten, einfach weil sie den Mut dazu haben, oder vielleicht einfach naiv sind. Erst mal ist es doch toll, dass in Deutschland endlich JUNGEN Menschen eine Chance gegeben wird. Und nicht 40-Jährige mit 30 Jahren Berufserfahrung und 20 Inszenierungen gesucht werden. Ich sehe hier eher die Gefahr, dass die sich nach drei Jahren wieder irgendwo anders hin wegbewerben, dank der Dummheit der Kulturpolitiker:innen. Dass es nun wieder nur Männer und Regisseure sind, finde ich genauso bedauerlich. Aber die Fragen, die Sie Poster:innen und dieses Portal stellen müssten, wären die nach der Realisierbarkeit und den Bedingungen dieser Unternehmung. In den ersten Jahren könnte das wahrscheinlich einem Himmelfahrtskommando gleichen. Aber nein, Bühne frei für deutschen Neid, Missgunst und Arroganz! Es macht echt keinen Unterschied, ob Sie aus Nord-, Süd-, Ost- oder Westdeutschland stammen – darin sind sich nämlich alle gleich.
Also lassen Sie doch ihr Identitäts- und Herkunftsgeschwafel links liegen – das führt nur zu den immergleichen dünnen Befindlichkeitsdiskussionen.
Wo ist in Deutschland bloss die argumentationsbasierte Debattenkultur geblieben? Wahrscheinlich dahin ausgewandert, wo sie noch gelebt wird.
Aber die 3 Dudes werden es schon richten, wie immer alle Männer es gerichtet haben und richten werden.
Dass Hasko Weber seinen Intendantenposten vor der Wahl einer womöglich AFD geführten Regierung niederlegt finde ich heroisch, vor allem weil er ein wunderbarer, programmatisch herausragender Intendant war. (...)
Aber dass Westdeutsche die Chefetagen im Osten besetzen, ist doch ein veritabler, durch nichts zu begründender Skandal. Gerade im Theater, wo das Kollektiv die Wurzel dieser Existenzform ist, müsste die Vielfalt der geburtlichen und sozialen Herkunft stärker repräsentiert werden. Dies alles bedenkend, ist die Aussicht, sich miteinander zu verbinden, die zukunftsträchtigste! Es gilt den Dialog zwischen ost-oder westsozialisierten Theatermachern robust zu forcieren, um einen Vielklang an Haltungen zu generieren, wovon das Theater als künstlerischer Diskursraum neue und authentische Dinge verhandeln kann, die in die Mitte der bundesdeutschen Gesellschaft eindringt. Nur so können die regionalen und sozialen Herkünfte wieder universell werden. Das als Plädoyer für die Mühe, unsere äußerlichen Merkmale abzulegen, und die Auseinandersetzung unserer heutigen Wirklichkeit in den gemeinsamen Fokus zu nehmen!
Das ist nicht zeitgemäß.
Dann kann gerne inhaltlich diskutiert und hinterfragt werden. Aber wenn ich hier Sätze lese, wie „Aber dass Westdeutsche die Chefetagen im Osten besetzen, ist doch ein veritabler, durch nichts zu begründender Skandal.“ fürchte ich, dass selbst dann nicht inhaltlich gesprochen wird. Und will einfach nur schlafen.