Theatromanie in Thessaloniki

11. Dezember 2012. Krise ja, aber künstlerische Depression nein! Eine regelrechte "Theatromanie" sei in Griechenland ausgebrochen, berichtet heute Marianthi Milona im Tagesspiegel (11.12.2012). Ob "auf der Bühne oder als Zuschauer im Saal" seien die Griechen derzeit von "einer ungeheuren Sehnsucht nach Schauspiel und Unterhaltung" beseelt. Von einer Hausse im Kindertheater ist die Rede: "So viele Kinderaufführungen wie in diesem Jahr gab es in Griechenland noch nie." Auch niedrige Gagen hielten Akteure nicht von ihren Auftritten ab: "Das letzte Mal war eine solche Schauspiellust während der griechischen Militärdiktatur (1967–74) zu spüren. Auch damals half das Theater den Menschen, auf bessere Zeiten zu hoffen, zu warten, nicht zu resignieren."

Eine Erklärung dafür gibt Nikos Sakaladis, der Gründer des Kellertheaters Aktis Aeliou in Thessaloniki, wo u.a. Theaterkurse angeboten würden und sämtlich "ausgebucht" seien: Er "erklärt den Boom als Neurose, die von der Bevölkerung auf die Theaterszene übergreife". Es sei, als wollten professionelle Schauspieler wie Amateure "die gesellschaftliche Ausnahmesituation, diese Krise durch das Theater psychisch ausgleichen." Denn im "Theater würden Selbstzweifel und Selbsttäuschung einer ganzen Gesellschaft deutlich", glaube Sakaladis. Wobei er einschränkt, dass es besser wäre, "würde die griechische Gesellschaft nun auch in eine Periode der Selbstkritik eintreten."

(Tagesspiegel / chr)

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Presseschau Griechenland: Link
http://www.guardian.co.uk/stage/2012/dec/10/women-in-theatre-glass-ceiling
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