Genaue Diagnosen eines verhinderten Lebens

Mainz, 10. Juni 2016. Sibylle Berg – deutsch-schweizerische Dramatikerin, Roman-Autorin und Dauergast in der Nachtkritik-Twitterschau – wird der Else-Lasker-Schüler-Preis verliehen, meldet unter anderen 3sat.

Bekanntgegeben wurde die Entscheidung am heutigen Freitag durch einen Sprecher der rheinland-pfälzischen Landesregierung, der Berg für ihre "grotesk-sehnsüchtigen Normalitätsspezialisten" lobte. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird vom Pfalztheater Kaiserslautern im Auftrag der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur vergeben.

Zuletzt ging der Else-Lasker-Schüler-Preis an Peter Handke, René Pollesch und Roland Schimmelpfennig. Die Preisverleihung findet am 27. November im Pfalztheater Kaiserslautern statt. Der aktuellen Jury des Preises gehören an: Esther Boldt (Autorin und Theaterkritikerin, u.a. für nachtkritik), Meike Klingenberg (ZDFkultur/3sat), Prof. Dr. Franziska Schößler (Professorin für Neuere deutsche Literatur-Schwerpunkt Theaterwissenschaft, Universität Trier), Ulrich Khuon (Intendant Deutsches Theater Berlin) und Urs Häberli (Intendant Pfalztheater und Vorsitzender der Jury).

Außerdem vergab die Jury die Else-Lasker-Schüler-Stückepreise: Maria Milisavljevic erhält für "Beben" den mit 5.000 Euro dotierten und mit der Uraufführung am Pfalztheater Kaiserslautern verbundenen ersten Stückepreis. Die Autorin entwerfe eine Welt auf der Schwelle: zwischen Gestern und Morgen, zwischen Frieden und Krieg, Virtuellem und Realem, so die Begründung. "Beben" sei eine sprachgewaltige Textfläche, heiter bis burlesk, mit verstörenden, apokalyptischen, dystopischen Momenten.

Der mit 3.000 Euro ausgestattete zweite Stückepreis, der auf Wunsch auch als dreimonatiges Aufenthaltsstipendium am Pfalztheater Kaiserslautern ausgegeben werden kann, geht an Nina Ender für ihr Stück "Polyboskomplex". Mit einem großen Gespür für die Komik wie für die Tragik der Situation entwickele Ender sprachwitzige Szenen von toller Absurdität, die immer alles zugleich seien: heiter und schmerzlich, witzig, tragisch und zutiefst menschlich, ja existenziell – werde hier doch eigentlich Intimes, Privates ins grelle Licht der Öffentlichkeit gezerrt.

Ein weiterer Stückepreis dortiert mit 2.000 Euro geht an Stephan Roiss ffür "Hektora 4 3 4". "Hektora 4 3 4" werde spielerisch, klug und sprachschön zu einem Stück über das Aufgeben und sich Hingeben, loslassen und gehenlassen, über den Ordnungs- und Kontrollverlust.

(3sat/ www.pfalztheater.de / sae)

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