Sieben Millionen weniger

Magdeburg, 12. Juni 2013. Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh hat die neuen Theater- und Orchesterverträge vorgestellt, die ab 2014 gelten sollen. Wie das Ministerium mitteilt, geht die Förderung des Landes für die Theater und Orchester im Land von derzeit 36 Millionen auf 29 Millionen Euro zurück. "Wenn der Gesamtetat für Bildung und Kultur sinkt, hat das auch Folgen für die Theaterförderung", erklärte Dorgerloh.

Pläne: Aus für Eisleben, krasse Reduktion in Dessau

Im Einzelnen sehen die neuen Theater- und Orchesterverträge eine Gleichbehandlung der Theater in Magdeburg und Halle vor. Beide sollen künftig einen Zuschuss in Höhe von 9,05 Millionen Euro erhalten. Bislang hatte Halle 11,9 Millionen Euro pro Jahr vom Land bekommen. Der Zuschuss für das Anhaltische Theater Dessau sinkt von 8,13 Millionen auf 5,2 Millionen Euro. Das Theater in Eisleben wird demnach künftig nicht mehr vom Land gefördert (das bedeutet ein Minus von rund 1,28 Millionen Euro).

dessauÜbt sich schon mal in Protest: das Anhaltische Theater in DessauDas Theater der Altmark (1,48 Millionen Euro), das Nordharzer Städtebundtheater (3,38 Millionen Euro) und das Theater in Naumburg (141.000 Euro) bleiben dagegen von den Kürzungen unberührt. Ähnliches gilt für die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie Schönebeck, und das Philharmonische Kammerorchester, die weiterhin mit jeweils 341.000 Euro gefördert werden.

Keine Kürzung bei den freien Theatern

Während andere Bereiche der Kultur zuletzt bereits stark gekürzt worden seien, konnten Einschnitte bei den Theatern lange vermieden werden, begründet das Ministerium die Einschnitte. Die Förderquote von 43 Prozent des Kulturhaushaltes (nun noch etwa 36 Prozent) allein für Theater und Orchester "wäre auf Kosten anderer Kulturfelder gegangen", so Dogerloh. Dagegen wird es in den Kulturbereichen wie z. B. bei Museen, Bibliotheken, der Musikförderung und bei den freien Theatern sowie in der Soziokultur keine Kürzungen geben. "Hier steht das Land auch künftig in der Pflicht, die Förderung zu sichern.

Das Paket, das nur die Höhe der Subventionskürzungen festlegt, die praktische Umsetzung in Strukturveränderungen jedoch den Rechtsträgern, sprich den Kommunen überlässt, muss noch vom Landtag beschlossen werden – mitten in der Theatersommerpause, wenn die Mitarbeiter der Bühnen im Urlaub sind. André Bücker, Intendant in Dessau, hält das für ebenso unfair wie eine Mehrheit für unwahrscheinlich. "Die Verträge sollen in einem halben Jahr gelten. Dann müsste ich ja bis dahin das Orchester abwickeln oder zwei Sparten schließen", sagt Bücker, dessen Theater am stärksten von den Kürzungen betroffen ist. "Aber dieses Theater ist nur in dieser Struktur sinnvoll!" Die Theater hätten längst nachgewiesen, dass sie wandlungsfähig sind, Bildungsarbeit leisteten, flexibler geworden sind. Seit der Wende seien hunderte Stellen abgebaut worden, in Dessau etwa trügen die Mitarbeiter per Haustarifvertrag mit Einkommensverzichten jährlich 1,8 Millionen zum Sparen bei. Bücker: "Das das nicht gewürdigt wird, finde ich zynisch." Kultusminister Dorgerloh hatte zurm Fall Dessau lediglich angemerkt, das Anhaltische Theater müsse sich gut überlegen, ob es mehr eine Sprech- oder Musikbühne sein wolle.

Auch der Bühnenverein kritisiert den Vorstoß. "Man kann nicht jahrelang tatenlos bleiben und dann Theaterpolitik mit der Brechstange betreiben", so der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Klaus Zehelein. Das Vorgehen der Landesregierung sei umso unverständlicher, als gerade ein von ihr selbst berufener Kulturkonvent eine Unterfinanzierung der Kultureinrichtungen durch das Land Sachsen-Anhalt bestätigt habe und eine erhebliche Aufstockung des Kulturetats verlangt hätte. Die Sparmaßnahmen seien in dem Umfang und in der kurzen Zeitspanne unmöglich zu machen. "Die Landesregierung weiß offenkundig selbst nicht, wie ihr Kürzungspaket umgesetzt werden soll."

(Kultusministerium Sachsen-Anhalt / geka / mw)

 

Protestseite des Theaters: Unter http://www.theater-eisleben.de/de/Protest gibt es Möglichkeiten der Beteiligung

 

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