Ein Theatermani-Fest

von Eva Maria Klinger

Wien, 4. September 2009. Mit einem Aplomb wolle er seine Ära beginnen, verkündete Matthias Hartmann in unzähligen Interviews. Das Statement der Selbstsicherheit hat er nun mit der Bewältigung dieser Mammutaufgabe eingelöst. Keiner hat das an diesem Ort seit einem Vierteljahrhundert fertig gebracht. Claus Peymann versprach 13 Jahre lang einen Faust, Klaus Bachler hatte für den Abschluss seines 10jährigen Wirkens ebenfalls ein Faust-Projekt angesetzt – mit Joachim Meyerhoff als Faust und Michael Maertens als Mephisto. Der Plan musste mit dem Tod des Regisseurs Jürgen Gosch begraben werden.

Nur Katharina Lorenz als Gretchen blieb – welch Glück! – von diesem Plan erhalten. Sie ist jetzt bei Hartmann ein modernes, selbstbewusstes Mädchen, das sich dennoch voll Naivität und Reinheit ihrer ersten, tragischen Liebeserfahrung hingibt. Bedingungslos, forsch und niemals larmoyant nimmt sie ihr Schicksal an. Sie entzückt in anfänglicher Unbekümmertheit, erschüttert später in Schmerz und Verzweiflung. Katharina Lorenz, eine unvergleichliche Darstellerin und die Entdeckung dieses Abends.

Das Gemurmel des großen Monologs

Mephisto, die "Spottgeburt", ist Gert Voss. Ein abgeklärter, verschmitzter Schelm, der sich den Spaß vergönnt, der Welt noch einmal zu zeigen, wohin die Reise wirklich geht, nämlich nicht entlang des "rechten Weges". Dass der Doktor Faustus vermutlich Mephistos letzter Fall ist, stört nicht. Dass dieser Faust in Tobias Morettis zerknitterter Gestalt zum älplerischen Gymnasiallehrer mutiert, schon eher. Kahlköpfig, mit Nickelbrille spricht er mit belegter Stimme all die klugen Worte des Denkers, des verzweifelt Suchenden, des an seiner Sehnsucht Scheiternden. Allein man kann nicht glauben, dass dieser Mann wirklich ein existentielles Problem hat.

Zu Beginn dringt aus der schwarzen Bühnentiefe das Gemurmel des großen Monologs. Faust sitzt am Laptop und trägt sich mit dem Gedanken sein Leben aus gescheiterter Sinnsuche zu beenden. Den Laptop wirft er in eine grellgelbe Müllmaschine, die ihn zu Staub atomisiert. Da weiß man schon, dass man die Sache nicht so ernst zu nehmen hat. Bereits im kabarettistisch angelegten "Prolog im Himmel" wippten über den Glatzen der älteren Herren absturzgefährdete Heiligenscheine.

Das Mysterienspiel, das "Faust" auch darstellt, hat Matthias Hartmann entsorgt. Vier Leichen hat Faust am Ende des ersten Teils auf dem Gewissen, da ist auch die Apotheose "gerettet" unangebracht, und daher gestrichen. Die Suche nach Wahrheit und Genuss, die Sehnsucht, zum Augenblick zu sagen, "verweile doch du bist so schön", ist zwar verständlich, aber vermessen und sogar an einen Teufelspakt geknüpft und führt, wie Goethe zeigt, ins Verderben.

Gretchens bange Frage

Matthias Hartmann hat einen pragmatischen Zugang zu dieser Parabel, aber keinen unbedingten Interpretationswillen. Faust kennt schließlich jeder, der ins Burgtheater geht! Die Bühne von Volker Hintermeier bleibt im ersten Teil leer und schwarz, von schmalen LED Lichtstäben umrahmt. Das lässt Spielraum für Phantasie und verursacht keine Umbauten. Die Schauspieler schieben immer wieder einen weißen Würfel in die Bühnenmitte, mal Auerbachs Keller, mal Marthes Sperrholzzimmer, (wo sich eine großartige Maria Happel an Mephisto heran macht), oder Gretchens Stube. Gretchens bange Fragen "Er liebt mich, liebt mich nicht" wird nicht an Blütenblättern abgezählt, sondern an Wäschestücken, die sie von der Leine reißt.

Die Kostüme von Johanna Lakner sind unauffällig heutig. Mephisto stakst in schwarzen 7/8-Hosen und einem schwarzen Adidas-Blousson über die Bretter. Am grauen Lockenhaar trägt er ein schwarzes Filzkäppchen, auf das er auch schnell, wenn der Pudel angesagt ist, eine Quaste zaubert. Solche Gags, die dem hehren Spiel das Pathos austreiben, liefert Matthias Hartmann zu Hauf. Es wird viel gelacht in diesem "Faust" und das mag nur jene stören, die das größte philosophische Drama der deutschen Literatur als Bildungsgut durch die Jahrhunderte tragen wollen. Die anderen erfreut die ironische Betrachtung.

Die Welt als technisches Zauberspiel

Teil zwei ist ein neues Theaterstück, in anderer Besetzung und völlig anderer Ästhetik, wird später auch getrennt aufgeführt. Die Reise durch die Welt ist ein technisches Zauberspiel auf vier riesigen Videowänden, die von mehreren Kameras bespielt werden. Auf zwei Stunden verknappt, spricht Hartmann alle Themen an, die Goethe als ewige Menschheitsthemen erkannt hat. Die Erfindung des Geldes, die Korruption und Inflation mit sich bringt und im übrigen ein Werk des Teufels ist. Das Verhältnis von Kirche und Staat, die Geburt des neuen Menschen im Labor, die Vergänglichkeit von Glück und Schönheit, die Welt als Krisenherd zwischen Kriegen und Finanzdebakel.

Matthias Hartmann lässt Regieanweisungen und Inhaltsangaben zwischen mehrstimmig vorgetragenen Goethe-Versen sprechen, begleitet von Livemusik. Sehr eindrucksvoll. Zu den acht SchauspielerInnen, die alle Rollen des zweiten Teils übernehmen, gehören der wunderbare Joachim Meyerhoff, die famose Caroline Peters und ein nachdenklicher Tilo Nest als "Manager" Faust, der den magischen Moment, den ersehnten Augenblick vor sich sieht, aber nicht erreicht: Menschen, die Land kolonisieren. Auf der Schaukel sitzend, schwebt er – das ewig Weibliche zieht uns hinan – in den Bühnenhimmel. Ein Theatermani-Fest. Im Anfang war die Tat. Matthias Hartmann hat sie gesetzt, von einem laut und lange jubelnden Publikum bedankt.



Faust – der Tragödie erster und zweiter Teil
von Johann Wolfgang von Goethe
Regie: Matthias Hartmann, Bühne: Volker Hintermeier, Kostüme: Johanna Lakner, Musik: Arno Waschk, Jörg Gollasch, Live-Kameras: Stephan Komitsch, Moritz Grewenig.
Mit: Gert Voss, Tobias Moretti, Katharina Lorenz, Maria Happel, Yohanna Schwertfeger, Franz Csencsits, Ignaz Kirchner, Simon Kirsch, Dietmar König, Peter Matic, Hermann Scheidleder, Stefan Wieland, Simon Kirsch, Peter Knaack, Joachim Meyerhoff, Tilo Nest, Caroline Peters.

www.burgtheater.at


Mehr lesen? Matthias Hartmann verabschiedete sich im Februar 2009 als Intendant des Zürcher Schauspielhauses mit seiner Inszenierung von Jon Fosses Ich bin der Wind. Im April 2009 stellte Hartmann in Wien seine Burgtheaterpläne vor.

 

Kritikenrundschau

"Etwas Mätzchenhaftes" haftet der Inszenierung Matthias Hartmanns aus Sicht von Roland Pohl vom Wiener Standard (5.9.) an. In dessen "kohlrabenschwarzem Klassikerland" herrschten immer nur die einfachsten Verhältnisse. "Vor Überraschungen bleibt man während dreier, recht genügsamer Stunden verlässlich gefeit." Denn an "unterirdische Gehalte, an das Erz der Interpretation, das es vielleicht zu schürfen gäbe", wolle Hartmann wohl nicht rühren. Stattdessen wolle er "kindlich und verbindlich" bleiben, wo er doch anfangen müsste, "in Goethes herrlichen Papierfluten umzurühren". Er zitiere, "wenn er sich nicht gerade auf Voss' Eingebungen verlässt, Skizzen eines Kleinbürgertums: hübsch in der Schachtel verräumt, mit Katzenkratzbaum, mit der Billig-Couch aus dem Einrichtungsmöbelhaus".


Auch Sophie Felbermair vom Radio des ORF (4.9.) drängt sich bereits in den ersten Szenen der Verdacht auf, "dass es dem Regisseur für das Stück an einer zündenden Idee gemangelt hat". Ein Konzept lasse sich nicht erahnen, die Handlung plätschere, musikalisch untermalt durch einen Männerchor, ohne wirkliche Schwer- und Höhepunkte vor sich hin. Es vermittelt sich der Kritikerin nicht, "was Hartmann dem Publikum durch seine Inszenierung eigentlich erzählen will". In der Personenführung fehlt ihr ebenso eine Regiehandschrift. Dass die darstellerischen Leistungen trotzdem teilweise sehr stark sind, liegt aus ihrer Sicht daran, "dass das Ensemble bis in kleine Rollen mit großen Schauspielern besetzt ist". Trotzdem zeigt der Abend ihr vor allem eins: "Selbst wenn Text und Darsteller den Abend tragen, reicht es nicht, sich ohne Vision an diesen Stoff zu wagen, um ihm gerecht zu werden. Auch nicht für einen Burgtheater-Direktor". Eine völlig andere Herangehensweise allerdings habe Hartmann für die zweite Premiere des Abends gewählt, die Felbermair "modern, ironisch und oft witzig" fand.

Einen "Suppenwürfel-'Faust' mit seinen Instant-Zugaben aus dem Kochbuch des Regietheaters" beklagt Dirk Schümer in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (6.9.). Die "größten Meriten" des Abends bestehen für ihn noch "im unverbauten Blick auf Goethes Text und im Genuss des eigentlichen Titelhelden Mephisto". Tobias Morettials Faust bleibt für ihn blass. Hartmann hätte Moretti gegen den "teuflisch guten Konterpart" Gert Voss aufrüsten, hätte ihm einen wilden Trieb, eine Besessenheit, wenigstens einen charakterlichen Tick – und nicht nur eine Glatze – mitgeben müssen, findet Schümer. "So stemmt der nette Moretti, wahrlich kein blasser Anfänger, keinen grauenerregenden Heinrich, sondern einen Mann ohne Eigenschaften. Keinen hirnzermarternden Titanen, sondern ein Fäustchen, in das sich Mephisto mit wachsendem Vergnügen lacht. Der Tragödie zweiter Teil sei dann eine "gnädig zusammengestrichene Version, beliebig wie der Workshop einer Theaterklasse". Als kurz vor Mitternacht dem gesamten Ensemble sein Faustblock endlich vom Herzen gefallen sei, "und sich der neue Chef, den die milde gewordenen Wiener nicht gleich verschrecken wollen, seinen wohlwollenden Applaus abholen kommt, ist das Bürgertum schon lange von seinen besseren Plätzen zum Tafelspitz aufgebrochen".

"Kein großer Abend, aber ein massiver", schreibt Norbert Mayer in der Wiener Tageszeitung Die Presse (6.9.). Und: "Der traut sich was, der Hartmann!" In einem wesentlichen Punkt jedoch hat Hartmann aus seiner Sicht versagt: "Morettis Faust wurde im ersten Teil zu langatmig angelegt. Da gibt es keine magischen Momente, kein Verzweifeln an universalen Fragen, sondern Biederkeit, als ob das Stück im Zürcher Lehrermilieu spielte. Aus einem glatzköpfigen alten Gelehrten, der von allerlei technischen Mätzchen umgeben ist, der den ersten Monolog wie im Diktat in einen Laptop hackt, um diesen dann tatsächlich zu zerhacken, wird in der Hexenküche ein hölzerner junger Faust, der im Vergleich zu Mephisto, aber auch zu Gretchen farblos bleibt."

"An Faust kann man nur Scheitern, die Frage ist nur, wie: kläglich, in Würde oder grandios", schreibt Thomas Götz in der Kleinen Zeitung (6.9.), der größten Tageszeitung in der Steiermark. Matthias Hartmann ist aus seiner Sicht eine Mischung aus grandiosem und würdevollem Scheitern gelungen. "Das ist schon viel, angesichts der Fallhöhe." Besonders groß sei die Neugier gewesen, ob das Besetzungskalkül aufgehen würde. Ein junger Faust, ein alter Mephisto: Tobias Moretti gegen Gert Voss. "Ein ungleiches Kräftemessen, das übel endet: Mephisto fährt mit des Doktors Seele ab." Tobias Moretti wirkt auf den Kritiker indisponiert. "Vielleicht ist der sympathische Mann das aber habituell. Den intellektuell überheblichen, egomanischen Widerling zu geben, muss man wohl ein Stück davon in der Brust tragen. (...) Anders Gert Voss. Der Mann kann alles und muss es nicht mehr beweisen. Lässig streunt er über die Bühne, mit dem schwankenden Gang, den der Filmschauspieler Heath Ledger als Joker geprägt hat. Auch der rot geschminkte Mund und die ungewaschenen Haare erinnern an den Psychopathen aus dem Batman-Film 'The Dark Knight'. Es ist unmöglich, den Blick von diesem Teufel zu wenden. (...) Das Publikum lacht wie sonst nie bei 'Faust'. Matthias Hartmann, der neue Burgtheater-Direktor, habe hoch gepokert, sein Plan sei jedoch aufgegangen: "das nach sechseinhalb Stunden erschöpfte Publikum war begeistert."

Es sei, "als hätte der Zahn der Zeit, den ihre moderne Kostümierung nahelegt, diese Aufführung bis auf die ödesten Banalknochen geist- und sinnfrei abgenagt", schreibt Gerhard Stadelmaier in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (7.9.). Man sehe "keine Gedankenlüstlinge und Fühlungsnehmer, nur lauter Leerläufer, die ihren schnöde zusammengekürzten Versen verzweifelt hinterherklappern. Sieben Stunden lang. Diese dehnen sich in der Tragödie zweitem Teil trotz purem Videoschnipselreigen und dümmlichster Szeneninhaltsangabe statt Szenenspielen ('Der Kaiser beklagt ein investitionsfeindliches Klima', 'Faust steht auf seinem Balkon') endlos lange." Hier werde, so Stadelmaier, "vor Goethes allegorischer Phantasie und Fülle aufs kläglichste kapituliert." Auch Gert Voss findet keine Gnade vor seinen Augen. Denn für Stadelmaier "wurstelt" Voss sich durch die Teufelsrolle derart virtuos selbstgenügsam, "als beule er launisch nölend einen alten, längst abgetragenen Narrenanzug noch einmal aus, an dem aber außer ihm ringsum keiner ein Interesse zeigt."

Als "Chaos in progress, anders gesagt: Augenwischerei", bewertet Barbara Villiger-Heilig in der Neuen Zürcher Zeitung (7.9.) Matthias Hartmanns Eröffnungsinszenierung, in der für sie "das Unzulängliche auf der Bühne Ereignis wurde". Denn "Faust I" verkommt aus Sicht der Kritikerin unter Hartmanns Regie "zu einer in Kästchen verpackten Folge von Häppchen und Gags", der es an einer "wirklichen Idee" fehle. "Hartmann spielt den Text ab Blatt, ohne ihm durch irgendeinen Deutungsansatz inneren Zusammenhang zu geben. So fällt fatalerweise dahin, was das Theater zum Theater machen würde: die Interaktion zwischen den Schauspielern. Jeder spielt hier für sich." "Faust II" sei eine "virtuelle Ausstattungsorgie", und zwar "unter Aufbietung all jener Mittel, die Hartmann anderweitig schon ausführlich zelebriert hat". "Ist er nicht noch etwas zu jung, um sich schon selber zu zitieren?"

"Auf denkwürdige Weise leer" findet Stephan Hilpold im Zürcher Tagesanzeiger (7.9.) die Inszenierung, der er gleichzeitig "Großmannssucht" bescheinigt. Dabei erweise sich der Regisseur allenfalls als Arrangeur. Schön brav reihe er "Bild an Bild: Das karge Studierzimmer. Auerbachs Keller als Pandoras Wunderbox. Die Hexenküche als Zaubermaschine. Die Walpurgisnacht als Schattenspiel." Die besten Momente gehen nach Ansicht Hilpolds auf das Konto der Schauspieler. Im zweiten, auf zwei Stunden gekürzten Teil erweise sich Hartmann dagegen als "Bilderjongleur, der Goethes Text aus dem Geist der Kamera erschafft". Auch hier reihe er Bild an Bild, "doch wo im ersten Teil die Schauspieler in der Nahaufnahme zu sehen waren, geht er jetzt in die Totale. Szenendramaturgie und Figurenidentität sind keine Kategorien mehr, die ihn interessieren."

"Erstaunlich vor allem in seiner absoluten Unbelecktheit von jedes Regie- oder sonstigen Gedankens Befruchtung", ist der Wiener Faust aus Sicht von Peter Michalzik von Frankfurter Rundschau (7.9.). Denn da findet sich seiner Ansicht nach, "auch bei bereitwilliger Suche, keine Idee in diesem Philosophendrama, diesem Weltstück, diesem Gedankenturm." Tobias Morettis Faust sei eine Leerstelle, Hartmanns "Faust" somit ein "Faust" ohne Faust. Katharina Lorenz als Gretchen dagegen sei eine Sensation. "Wahrscheinlich ist das die zugleich zeitgemäßeste und textnaheste Interpretation des Gretchens seit langem." Dass Hartmann sie sich nackt ausziehen läßt, nimmt Michalzik übel, denn das sei "wegen absoluter Sinnfreiheit und definitiver Fleischbeschau bei gleichzeitiger Kunsthuberei so schmierig wie die nackten Weibchen auf der Bild-Zeitung".

"Konzeptuell und intellektuell ist dieser 'Faust I' ein Armutszeugnis," stellt Christine Dössel in der Süddeutschen Zeitung (7.9.) fest. Lediglich Katharina Lorenz rage "aus der interpretatorischen Nichtigkeit des Abends funkelnd heraus". "Faust II" mache mehr her, habe Hartmann für dieses kaum spielbare Werk hier doch zumindest eine Grundidee und setze dafür "seine in Bochum und Zürich erarbeiteten Multimedia-Fertigkeiten als technisch raffiniertes Erzählprinzip ein." Fazit der Kritikerin: Der Kontinent 'Faust' werde im zweiten Teil zwar nicht urbar gemacht, "aber immerhin: ein Ufer erreicht".

"Einfällchen folgt auf Einfällchen, manchmal bloß Einfallslosigkeit", schimpft Ulrich Weinzierl in der Berliner Tageszeitung Die Welt (7.9.). "Peinlich lästig sind die Mikroports. Derlei ist auf der Bregenzer Seebühne erlaubt, wo man zumindest die Technik des Aussteuerns beherrscht. Mühsal bereitet auf Dauer auch Volker Hintermeiers ansonsten schwarzer, leerer Raum mit den weißen Würfeln jeglicher Größe, die Mephistos Trickkiste symbolisieren und zu Szenenschauplätzen werden. Kubus hin, Incubus her – es nervt, verschärft durch Männerchorgesang, der vergeblich versucht, über das grundsätzlich Unmusikalische der Regie hinwegzutäuschen. Der absolute Tiefpunkt: die Walpurgisnacht in einer Mischung aus Schwimmbecken und Darkroom. Weit hat es das Orgiastische gebracht: Es wird gefurzt und scharf geschissen. Matthias Hartmanns Inszenierung verärgert nicht zuletzt in ihrer intellektuellen Dürftigkeit: Wir finden nicht die Spur von einem Geist, und alles ist Dressur."

 

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