Salzburger Sich-Wundern
1. September 2010. In der Süddeutschen Zeitung schreibt Christine Dössel über den Abschied Jürgen Flimms von den Salzburger Festspielen und vor allem über den aus diesem Anlass erschienenen Interview-Band "Das Salzburger Kapitel 1987-2010". "Schwer dürfte ihm der Abschied nicht fallen nach all den Beliebigkeits-Vorwürfen und bitteren Resümees, die ihm in den österreichischen Zeitungen statt einer Träne hinterhergeschickt wurden." Er scheide von Salzburg "als glückloser Intendant, als Frühabgänger nach nur vier Jahren".
In den Interviews erzähle Flimm "Anekdoten, Schnurren, Festspielgeschichten" und stelle nicht nur "seine Vorstellungen und Pläne als Intendant", sondern auch "sein Wollen und Wirken und ein bisschen auch sein Sich-Wundern über gewisse Gegebenheiten" dar. Die Texte ließen Flimm "im Sinne der Selbstdarstellung nicht nur zu Wort, sondern auch zu Ehren kommen". Freilich merke man ihnen an, "dass es beim Autorisieren um Schärfen, Kanten und heikle Stellen bereinigt wurde. Tacheles wird da nicht geredet." Etwa was das "nicht unbeschwertes Verhältnis zur Festspielpräsidentin" Helga Rabl-Stadler angehe. "Dass im Salzburger Kuratorium starke Widerstände gegen Neues bestehen, das wird aus seinen Worten dann aber schon irgendwie klar".
Schade findet Dössel allerdings, "dass Flimm nicht die Gelegenheit nutzt, Vorfälle wie den später wieder rückgängig gemachten Rausschmiss seines Schauspielchefs Thomas Oberender mal in aller Klarheit darzustellen. Die Sache bleibt weiterhin kryptisch und hinterlässt einen faden Nachgeschmack."
Lesen Sie auch die Presseschau zu dem Interview, das Christina Weiss kurz vor Beginn der diesjährigen Salzburger Festspiele mit Jürgen Flimm führte.
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